Hochdeutsch schreiben

[Gurke1]

Hallo zusammen

Meine Tochter, 3. Klasse, hat mit dem Hochdeutsch schreiben noch recht Mühe, dass heisst, sie schreibt noch etliche Wörter in Mundart. Laut Lehrerin sollte das jetzt nicht mehr vorkommen.

Haben eure schon gut Schriftdeutsch in diesem Alter geschrieben?

Wie kann ich sie unterstützen?

Vielen Dank

Gurke

[masu]

Viel lesen oder vorlesen. So hört das Kind die richtigen hochdeutschen Wörter und auch die Satzstrukturen.

[Malaga1]

Meine Tochter ist auch in der 3. Klasse und schreibt/spricht gut Hochdeutsch. Sie verwendet hin und wieder Mundartausdrücke bei besonders schwierigen Wörtern, zB zügeln. Was noch öfters vorkommt, sind schweizerdeutsche Satzstellungen und falsche Zeitformen (Vorvergangenheit anstatt Vergangenheit). Lesen tut sie sehr viel. Wenn ich die vielen Kauderwelsch-Dialekt-Beiträge in diesem Forum sehe, ist sie auf einem guten Weg.... Ich behaupte jetzt mal frech, die haben alle nie richtig Deutsch gelernt.

Um das Deutsch zu verbessern, ist sicher lesen eine gute Idee oder vielleicht Kärtchen mit Dialektausdruck und korrektem Hochdeutschen Ausdruck.

[Gurke1]

Lesen tut sie gerne. Sie liest auch gut und flüssig. Dort hat sie gar keine Probleme, das erstaunt auch die Lehrerin.

[Malaga1]

Gurke: Wie spricht sie denn Hochdeutsch? Was schlägt die Lehrerin vor? „Das sollte nicht mehr vorkommen“ bringt deine Tochter ja nicht wirklich weiter.

Noch eine Idee: Die Lehrerin meiner Tochter hat den Kindern kleine, laminierte „Spickzettel“ verteilt, wie sie Texte durchlesen müssen. Den dürfen/müssen sie immer brauchen. Da steht drauf „Satzanfang gross“, „Nomen gross“, „Dopplungen“ und noch irgendwas. Vielleicht hilft eine solche Checkliste deiner Tochter? Da steht dann halt einfach „Mundartausdrücke“ drauf. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie dem bis jetzt einfach nicht gross Beachtung geschenkt hat.

[Sternli05]

Unsere braucht in der Oberstufe noch Mundart Ausdrücke. Kommt halt davon das sie hier bis zur 4. schreiben dürfen wie sie wollen.

[mael]

Wenn ich die vielen Kauderwelsch-Dialekt-Beiträge in diesem Forum sehe, ist sie auf einem guten Weg.... Ich behaupte jetzt mal frech, die haben alle nie richtig Deutsch gelernt.

Das denke ich immer wieder....das kommt von der doofen SMS-Mundart Kultur...ich gehöre ja nachwievor zur Generation die hochdeutsche SMS schreibt.Es geht so viel an Schreibkultur verloren, Wörter werden abgekürzt, viele können kaum noch einen Satz anständig schreiben. Ich beharre zB bei meiner Tochter darauf, dass sie wenigstens mit mir die SMS hochdeutsch schreibt...ansonsten geht ja alles nur noch in Mundart.

Gurke kannst du ein Beispiel machen, was deine Tochter in mundart schreibt? Ich finde da gibt es "schlimmeres" und weniger schilmmes...braucht sie zB immer die gleichen "falschen" Wörter? Verben?

... schwierigen Wörtern, zB zügeln.

ich würde mal behaupten mindestens 60 Prozent der erwachsenen Schweizer schreibt das so!
Unsere jüngere hört seit klein wie vergiftet Hörspiele auf Hochdeutsch, sie hat deshalb keine Mühe, die richtigen Satzstellungen und Wörter zu benutzen und hat sogar einen echt deutschen "Slang " wenn sie "in hochdeutsch" spielen
Ich finde es bei uns eher schon befremdlich, dass die Kinder zu Hause im breitesten Berndeutsch hochdeutsche Wörter einbauen so gehen wir nicht mehr "ga schaffe" sondern "ga arbeite"..und ähnliches..da korrigere ich dann jeweils ins Berndeutsche

[stella]

Nur kurz... Achtung! Wörter wie "zügeln", "parkieren" und "Portmonee" sind im schweizerischen Duden als korrekt angegeben. Ersteres habe ich gar im deutschen Duden gefunden... Die anderen habe ich wegen Zeitmangel nicht gesucht...

Das war nun off topic, sorry.

Zum Thema:
Die Lehrerin soll doch Vorschläge machen, wie dein Kind das verbessern kann.
Vom Schiff aus gesehen hilft wohl häufiges Lesen...

[Nuuneli]

Parkieren (D: parken) und grillieren (D: grillen) sind der Klassiker...

Ich finde es etwas befremdlich, dass das in der 3. Primarklasse überhaupt ein Thema ist. Und auch die Art der Aussage finde ich nicht "nett" gewählt. Bei uns haben die Kinder ein Wortheft: die Wörter, die sie noch falsch schreiben, werden aufgeschrieben. Dann weiss man, was zu üben wäre. Könnte man auch als CH-D/D-Voci so handhaben. Übrigens: sprechen sie in der Schule konsequent Schriftsprache? Bei uns praktisch nur die LP. Die Kinder geben meistens auf CH-D eine Antwort. Die LP sagt nichts.

[Moreen]

Mein Ex-Freund ist Deutscher; er hat sich oft amüsiert über die Helvetismen der Schweizer (nicht belächelt, er fand es eher "herzig"). Was ihn jedes Mal erstaunte, war, dass selbst Journalisten Helvetismen gebrauchen. So sei z.B. die Floskel "...er musste hospitalisiert werden" (was man ja oft in Zeitungen liest) nicht richtig; hier wäre "...er musste ins Krankenhaus eingeliefert werden" der korrekte Deutsche Satz.

Zur Forumssprache: ab und zu benutze ich bewusst ein Mundartwort, wie z.B. "ämigs" - dies einfach, weil ich finde, in einem CH-Forum sollte sowas auch Platz haben. Dass dieses Wort so nicht korrekt ist, dessen bin ich mir bewusst . Was mich hingegen stört, ist, wenn ganze Beiträge in CH-Deutsch verfasst werden

Zum Eingangsposting: ich finde auch, dass hier der Ball bei der Lehrerin liegt. Sie müsste darauf bestehen, dass die Schulkinder ausschliesslich in Standardsprache sprechen; nicht nur schreiben. Falsch bzw. in Mundart geschriebene Wörter sollten mit den Schülern besprochen und gleich dazu ein paar Übungsaufgaben gemacht werden.

[stella]

Moreen
Noch einmal: Helvetismen sind vom Duden her ganz klar zugelassen. Auch bei Journalisten. Und ich finde das nicht einmal zum Amüsieren. Es pflegt einfach auch unsere Standardsprache, die ganz klar anders ist, als die der Österreicher und der Deutschen.

Helvetismen sind auch in der Schule zugelassen. Und ein Kind in der 3. Klasse braucht davon wohl noch mehr als ältere Kinder. Die Lehrerin hat einfach wohl darauf hingewiesen.
Ich bin der Meinung, dass solche Erscheinungen mit der Beschäftigung der deutschen Sprache mit dem Reifen des Kindes von selber verschwinden werden.

Edit
Für das Standardsprachselbstbewusstsein finde ich es wichtig, dass wir unseren schweizerischen Touch behalten. Es ist nicht falsch und nicht schlecht.

[F. Scarpi]

Genau, Helvetismen sind nicht falsch, so wie auch österreichisches Deutsch nicht falsch ist. Es sind Varianten und zu 100% innerhalb des entsprechenden Sprachraums korrekt. Selbstverständlich schreiben Journalisten so. Es ist nicht Dialekt. Zu fordern, dass ein Journalist statt "hospitalisieren" z.B. schreiben sollte, "in's Krankenhaus einweisen" ist, böse gesagt, mangelnde Bildung. Denn ersteres ist in der Schweiz "richtiger" als letzteres.

Ich finde es bei uns eher schon befremdlich, dass die Kinder zu Hause im breitesten Berndeutsch hochdeutsche Wörter einbauen so gehen wir nicht mehr "ga schaffe" sondern "ga arbeite"..und ähnliches..da korrigere ich dann jeweils ins Berndeutsche

Bei uns das Gleiche, insbesondere bei meiner Tochter. Bei ihr hat das Phänomen bereits die Grammatik erfasst, was nochmals ein Quantensprung ist
Bei ihr ist es schon fast so weit, dass das Hochdeutsch korrekter ist als der Dialekt.

Gurke1
Dass ein Kind in der 3. Klasse noch nicht perfektes Standarddeutsch schreibt, ist völlig normal. Oder kannst du ein Beispiel geben von einem Text von ihr, der gemäss Lehrerin zuviel Mundart (nicht Helvetismen) enthält?

[Gurke1]

Viele Dank für eure Antworten.

Hier sind paar Beispiele, die mir gerade in den Sinn kommen:
Hani für habe ich
Mis für meins
Hüt für heute
Hung für Hund

Ich muss nochmals mit der Lehrerin sprechen, wie sie nun genau sieht.

Lg

[Papa68]

Meine Kinder sind zur Hälfte Deutsche und hören und sprechen zu Hause beides. Ihr gesprochenes Deutsch mag wohl besser sein als das der Klassenkameraden, aber ganz ausschliessen würde ich nicht, dass ihnen nicht ein "falsches" Wort rein rutscht.
Die Kinder müssen ja auch kein ß schreiben, was ja eigentlich im Deutschen angebracht wäre. Klar, der Hung muss zum Hund werden. Aber wie schon geschrieben wurde, finde ich grillieren usw halb so wild.

[buntschatten]

@ Gurke
In der Spontansprache in der Schule spricht sie denn korrekt Hochdeutsch? Oder auch da "mis", "Hung" etc.? Falls das klappt, könnte ich mir vorstellen, dass sie noch sehr absorbiert ist vom Verschriftlichen. Ganz exakt lautiert und sich wahnsinnig Mühe gibt, dass sie ins Mundart fällt dabei. Könnte das sein?

[F. Scarpi]

Die Kinder müssen ja auch kein ß schreiben, was ja eigentlich im Deutschen angebracht wäre. Klar, der Hung muss zum Hund werden. Aber wie schon geschrieben wurde, finde ich grillieren usw halb so wild.

"Grillieren" ist ein Helvetismus (der übrigens am aussterben ist, also in Zürich ist er weg, wenn ihr mich fragt ) und korrekt. ß gibt es in der Schweiz nicht und wird also weder von Kindern noch Erwachsenen hier geschrieben, weder in der Schule noch später

Gurke

Hier sind paar Beispiele, die mir gerade in den Sinn kommen:
Hani für habe ich
Mis für meins
Hüt für heute
Hung für Hund

Ok!
Ich finde den Hinweis von Buntschatten noch gut... Warum schreibt sie so? Spricht sie auch so, WEISS sie, dass "heute" korrekt wäre und nicht "hüt" etc? Ich denke, es kann viele Gründe haben, warum sie so viel Dialekt benutzt...

[Missdaisy]

Vielleicht hilft es ihr auch, wenn sie die Wörter nicht nur sieht, also liest sondern auch viel hört. Hat sie denn deutsche Hörbücher oder schaut ihr öfters mal einen Film / TV auf Hochdeutsch?

Da mein Mann Deutscher ist, ist es für unsere Kinder sowieso kein Problem. Aber ich habe auch schon mitbekommen, dass die Kinder beim Spielen mit Gspänli oftmals hochdeutsch reden, also nicht nur meine Kinder auch die anderen. Sie schlüpfen dann im Spiel sozusagen wie in eine Rolle, die Hochdeutsch spricht, aber wenn sie sich dann ausserhalb dieser Rolle unterhalten, dann wird Dialäkt gesprochen. Ist noch witzig. Vielleicht kannst du ja auch mit ihr zwischendurch so wie ein Spiel machen, dass ihr sagt, jetzt reden wir mal 10 Min. miteinander nur auf Hochdeutsch und sie dann halt auch gleich korrigierst.

[mael]

Offenbar geht es ja vor allem auch ums Schreiben. Tagebuchschreiben wäre sicher toll, aber das machen nicht alle gern. Meine Töchter hatten/haben beide Brieffreundinnen, das finde ich so was tolles. Gerade in der schnelllebigen SMS Zeit (wo eh nichts mehr ausgeschrieben wird) die jüngere setzt sich hin und schreibt bewusst einen Brief und dann hat sie die ganze Vorfreude bis dann endlich mal eine Antwort kommt! Einen Brief per Post zu bekommen ist etwas grossartiges! Ich hatte als Jugendliche Brieffreunde auf der ganzen Welt, das hat mir enorm geholfen auch für die Fremdsprachen. Vielleicht wäre das was und natürlich wäre es dann auch gut, wenn du ein Auge drauf werfen könntest und sie etwas korrigeren, aber natürlich nicht so, dass es ihr verleidet.

[Hausdrache]

Tipp hab ich dir nicht wirklich. Habe hier vier solche Exemplare. Schwierig, kann ich da nur sagen. Unsere haben sehr viele Hörbücher und Hörspiele gehört, alle im schönsten Hochdeutsch. Sie haben auch sehr viel gelesen. Trotzdem kam von den Lehrern immer wieder der Spruch, sie sollten halt mehr lesen, dann käme die richtige Grammatik und die richtige Rechtschreibung automatisch. Aber mehr lesen, als unsere Grossen geht fast nicht. 7 Harrypotterbände in einer Woche, war so das Ferienprogramm, wenn wir Familienferien machten und sie im Womo oder am Abend lesen konnten. Sie können auch tagelang am Strand liege und lesen.
Uns wurde auch gesagt, sie sollten mehr fernsehen, das fand ich nicht so prickelnd, aber auch das haben wir versucht.

Ich habe dann angefangen mit Abschreiben lassen. Wir haben immer am Abend einen oder zwei Sätze abgeschrieben aus ihrem aktuellen Buch. Dann haben wir Besonderheiten der Rechtschreibung besprochen, Grammatikkalische Besonderheiten und überlegt, wie man den Satz verändern kann. Fragesatz draus gemacht, Satz umgestellt, oder in Vergangenheit oder Gegenwart gesetzt etc. Auch habe ich öfter mit ihnen Texte auswendig gelernt. Auch wenn das heute verpönt ist, sehe ich viele Vorteile im Auswendig lernen. Das gibt ihnen korrekte Sätze an die Hand und so können sie später eigene Sätze bauen.

Aber, es gibt Kinder, die bekommen Sprache nicht ins Gehör. Sie können nicht übers Sprachgefühl Sprache lernen. Ein Trost habe ich dir, unsere hatten wirklich lange Mühe, unsere Grosse macht diesen Sommer die Berufsmatura, Deutsch war aber bei ihr schon kritisch. Jänu, es hat gereicht. Sie kann heute viel mehr, als auch schon und mit jedem Lebensjahr kommt mehr Wissen, Können und Erfahrung dazu. Lass dich nicht zu sehr verunsichern. Ev. könnte auch eine Logopädieabklärung noch etwas bringen. Ich würde die Lehrerin fragen, was sie vorschlägt, damit das besser wird. Aber klar ist es nicht optimal, wenn das jetzt noch passiert, aber das machen noch viele Kinder.