Ab wann spricht man von mobbing?

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

Antworten
Gurke1
Junior Member
Beiträge: 79
Registriert: Sa 18. Mär 2017, 14:08

Ab wann spricht man von mobbing?

Beitrag von Gurke1 »

Kann mir da jemand weiter helfen?

Mitschüler ignorieren Kind.
Spechen nicht mit ihm.
Grüssen nicht, auch wenn Kind grüsst.
Bei Gruppenaebeiten: nein, mit dir wollen wir nicht zusammen sein.
Pause: ein Kind spielt manchmal noch mit ihm
Ins Turnen laufen: ebenfalls nur ein Kind.
Plötzich gar keine Einladungen zu Geburtstagsfeste. ( von einem Jahr war es noch anders)
Das gleiche mit abmachen.

Es ist einfach ein rigoroses Ausgeschlossen sein.

Ich muss sagen, vom Charakter her, ist sie sehr zurückhaltend und scheu. Wenn sie sich aber in der Gruppe wohl fühlt blüht sie richtig auf . Bei ihren beiden Hobbys ist dies der Fall, und dirt ist sie gar kein Aussenseiter.

Anfangs Woche musste ich kurz am Morgen mit in die Schule etwas bringen. Ich war erschrocken, als ich gesehen habe, wie sie sich auf dem Schulweg verändert hat, vom fröhlichen Kind zum Kind mit gesenktem Kopf. In der Garderobe huschte sie nur gedückt umher.

Selber sagt sie nicht so viel, einfach immer wieder, dass niemand mit ihr zusammen sein will.

Mit der Lehrperson haben wir schon mal gesprochen, damals meinte sie nur, ach, das ust mir gar nicht aufgefallen, so sind Kinder halt mal.


Langsam beginnen bei mir die Alarmglocken zu leuten, für mich ist dies nicht mehr normal

wolke7
Member
Beiträge: 375
Registriert: Mi 28. Mai 2014, 19:32
Geschlecht: weiblich

Re: Ab wann spricht man von mobbing?

Beitrag von wolke7 »

Ach das tut mir grad in herzen weh wenn ich das lese :( ich denke du solltest nochmals das gespräch mit der legrerin suchen und auch mit deiner tochter darüber reden, dass sie merkt das sie so wie sie ist ok ist! Was hat sich denn verändert in dieser zeit? Könntet ihr mal ein gspändli einladen um evtl das ganze wieder in eine andere bahn zu lenken?

Benutzeravatar
Berlin
Vielschreiberin
Beiträge: 1066
Registriert: Fr 30. Jul 2004, 10:13
Wohnort: Region Zürich

Re: Ab wann spricht man von mobbing?

Beitrag von Berlin »

Ich würde auf jeden Fall auch nochmals mit der Lehrperson sprechen. Gibt es in Eurer Schule eine Schulsozialarbeiter/In? Diese können in solchen Fällen sehr gut weiterhelfen. Mit Gesprächen mit dem betroffenen Schüler, aber auch mit der ganzen Klasse.
Berlin mit Sohn (März 04) und Tochter (Nov 05)

muffin
Member
Beiträge: 106
Registriert: Do 1. Feb 2007, 12:22

Re: Ab wann spricht man von mobbing?

Beitrag von muffin »

Würde dir auch raten, das Gespräch zu suchen. Und am besten, du verlangst einen Termin und nicht nach der Schule zwischen Tür und Angel. Im Sinne von "Ich stelle fest", "Ich beobachte", was können wir tun? (auch mit Schulsozialarbeit).
Ist ja eigentlich egal, ob der Begriff "Mobbing" ist oder nicht, deine Tochter verhielt sich vor 1 Jahr noch ganz anders und du als Mutter kennst sie am besten. Das mit dem Abmachen fällt dann eher in deinen Bereich, wo du evt. noch Einfluss haben kannst, das wird für die Schule schwieriger. Vielleicht wieder mal gezielt ein Gspänli zum Zmittag einladen? Natürlich nur, wenn deine Tochter das überhaupt will.
Viel Glück!

Caipi16
Senior Member
Beiträge: 736
Registriert: Do 15. Sep 2016, 19:24
Geschlecht: weiblich

Re: Ab wann spricht man von mobbing?

Beitrag von Caipi16 »

Also mit dem Wort "Mobbing" wäre ich da auch etwas zurückhaltend. Grundsätzlich ist Mobbing ein bewusstes Ausgrenzen und Plagen - bei Schulkindern kann man davon noch nicht reden. Die reagieren einfach aufeinander und wenn jemand komisch ist (oder sie zumindest komisch dünkt) distanzieren sie sich halt von dem Kind - das hat aber nichts mit bewusstem Plagen oder Ausgrenzen zu tun. Dass sie sich dem Verhalten bewusst sind (und es auch bewusst steuern können), ist erst ab ca. Oberstufe der Fall.

Aber ich finde auch, dass man sowas ernst nehmen sollte bzw. die LP evtl. mit professioneller Hilfe mal abklären sollte, weshalb die anderen Kinder mit Deiner Tochter ein Problem haben. Bei der Tochter einer Freundin war mal ein sehr ähnliches Problem. Meine Freundin war am Anfang der Meinung, dass halt einfach alle Schulgspändli gemein und fies sind. Aber bei den Gesprächen kam dann halt heraus, dass sich die Tochter meiner Freundin teilweise wirklich "schräg" verhält bzw. auf eine Art und Weise, die halt die anderen Kinder nicht verstanden haben und die die Gspändli irritiert hat - deshalb haben sie sich von ihr zurückgezogen und sie somit halt auch ausgegrenzt (aber eben: Das war kein bewusstes und böswilliges Verhalten - auf beiden Seiten nicht).

Es geht hier auch überhaupt nicht um "Schuld" - sondern wirklich darum herauszufinden, was der Grund ist, warum sich die anderen Kinder von Deiner Tochter distanzieren und sie ausgrenzen. Und dass man dann - wenn man den Grund kennt - auch mit allen Kindern daran arbeiten kann, dass sich solche Strukturen wieder auflösen.

Viel Glück!

Würmlimami
Newbie
Beiträge: 3
Registriert: Do 28. Sep 2017, 20:18

Re: Ab wann spricht man von mobbing?

Beitrag von Würmlimami »

Das ist meiner Meinung als Lehrerin nach tatsächlich Mobbing, jedoch nehmen es die Mitschüler höchstwahrscheinlich nicht als solches wahr und machen es auch nicht mit böser Absicht. V.a. wenn es Unterstüfler sind. Da deine Tochter zurückhaltend und scheu zu sein scheint, ist es für die Mitschüler nicht aussergewöhnlich, dass sie halt Dinge mit denen machen möchten, die auch selbst ‚Initiative‘ zeigen. Die ruhigen Kinder gehen leider sehr schnell unter. Schildere deine Beobachtungen und Sorgen, Ängste nochmal in aller Ruhe der Lehrperson. Und: Vereinbart bei dem Gespräch unbedingt, wer von jetzt an was unternimmt, um die momentane Situation zu ändern. Ausserdem macht es Sinn, wenn ihr vereinbart, wann ihr euch das nächste Mal trefft und erneut darüber sprecht, ob und was sich verändert hat, ob noch weitere Massnahmen nötig sind etc.
Ich wünsche euch alles Gute und hoffe, dass sich die Situation bald verbessert und deine Tochter sich wieder wohl und integriert fühlt!

Manana
Senior Member
Beiträge: 741
Registriert: Mo 9. Jan 2012, 12:58
Geschlecht: weiblich

Re: Ab wann spricht man von mobbing?

Beitrag von Manana »

Ich erlebe oft schon jüngere Schüler, die gezielt ein Kind ausgrenzen. Dass stimmt meiner Meinung nach überhaupt nicht, das Mobbing erst in der Oberstufe stattfindet.
Ob es hier in diesem Fall ein gezieltes Ausgrenzen ist, weiss ich nicht.
Ich würde mal einen Schulbesuch machen und die Situation dort etwas beobachten, sowie nochmal mit der Lehrerin sprechen.
Allenfalls wäre es hilfreich einen Schulsozialarbeiter zu Rate zu ziehen, oder falls nicht möglich einen Psychologen, der deine Tochter stärken kann in ihrem Selbstbewusstsein.

Caipi16
Senior Member
Beiträge: 736
Registriert: Do 15. Sep 2016, 19:24
Geschlecht: weiblich

Re: Ab wann spricht man von mobbing?

Beitrag von Caipi16 »

@Manana
Ich habe nicht geschrieben, dass es das bei jüngeren Kindern nicht gibt - ich habe nur geschrieben, dass man bei jüngeren Kindern noch nicht von klassischem Mobbing sprechen kann. Erwachsene wissen (oder sollten wissen) wie man sich zu verhalten hat. Wir wissen, dass es anderen weh tut, wenn wir sie ausgrenzen... wir sind uns manipulativer Spiele bewusst (oder sollten es sein). Das ist bei Kindern anders. Das Verhalten ist vielleicht ähnlich, aber sie sind sich der Konsequenzen dessen und wie es für andere ist, noch nicht bewusst. Und eben: Wenn Primarkinder andere ausgrenzen, dann ist es oft einfach eine Reaktion - und kein bewusstes und willentliches Verletzten, Ausgrenzen, etc. Ich finde es sehr kontraproduktiv, wenn man so eine Geschichte schon damit angeht, dass man den anderen Kindern "Mobbing" vorwirft - weil das Wort "Mobbing" eben schon ein Reizwort ist und damit ja schon ganz klar Schuldige gefunden wurden (andere Kinder mobben ein armes Opfer - manchmal eine zu einfache Wahrheit). Muss nicht sein - bringt nichts. So eine Situation sollte möglichst sachlich und fair angegangen werden - mit dem Vorwurf "Mobbing" als Grundlage, ist dem nicht gedient. Deshalb rate ich hier, das Wort "Mobbing" aussen vor zu lassen.

Benutzeravatar
Hausdrache
Vielschreiberin
Beiträge: 1093
Registriert: Mo 22. Aug 2005, 10:04
Wohnort: Zentralschweiz

Re: Ab wann spricht man von mobbing?

Beitrag von Hausdrache »

Ob es Mobbing im klassischen Sinne ist, oder nicht ist doch eigentlich egal. Ich finde auch, das kannst du gut ansprechen und mit der Lehrerin in einem Gespräch versuchen zu klären. Leider habe ich die Erfahrung machen müssen, dass viele Lehrer solche Anzeichen für Ausgrenzung nicht sehen, nicht sehen wollen und auch nichts dagegen tun. Haben das gerade zweimal erlebt bei unserer Jüngsten.
Kein Kind hat verdient, ausgegrenzt zu werden, nicht dazu zu gehören und es ist wichtig, dass ihnen geholfen wird. Das kann nämlich weitreichende Folgen haben, wenn solche Dynamiken nicht unterbrochen werden.
Bild

Pädagogik ist der organisierte Kampf der Erwachsenen gegen die Kinder.(Mark Twain)

Benutzeravatar
LadyBlue
Vielschreiberin
Beiträge: 1435
Registriert: Fr 3. Okt 2008, 12:41
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Westschweiz
Kontaktdaten:

Re: Ab wann spricht man von mobbing?

Beitrag von LadyBlue »

Caipi16 hat geschrieben: Do 3. Mai 2018, 10:59 Also mit dem Wort "Mobbing" wäre ich da auch etwas zurückhaltend. Grundsätzlich ist Mobbing ein bewusstes Ausgrenzen und Plagen - bei Schulkindern kann man davon noch nicht reden. Die reagieren einfach aufeinander und wenn jemand komisch ist (oder sie zumindest komisch dünkt) distanzieren sie sich halt von dem Kind - das hat aber nichts mit bewusstem Plagen oder Ausgrenzen zu tun. Dass sie sich dem Verhalten bewusst sind (und es auch bewusst steuern können), ist erst ab ca. Oberstufe der Fall.
Doch, auch in der Schule ist es so, dass wenn immer dasselbe (unpopuläre) Kind über längere Zeit immer von denselben anderen (populären) Kindern geplagt wird, die dadurch ihre Beliebtheit steigern können und der grosse Rest der anderen Kinder (Mitläufer) schaut entweder zu, traut sich weder zu intervenieren noch zu widersprechen noch sich mit dem schwächeren Kind zu solidarisieren, aus Angst, sonst auch "dran zu kommen" oder findet es cool, was die "Beliebten" hier tun, dann redet man auch im Schulumfeld von Mobbing. Nicht jedes Plage und Bitzeli Schikanieren ist gleich Mobbing, aber wenn ein Jahr lang immer dasselbe Kind geplagt wird, dann ist dieser Begriff schon angebracht.

Und dabei geht es nicht darum, irgend jemandem etwas vorzuwerfen. Für das gemobbte Kind ist es völlig irrelevant, ob die Mobber sich ihres Verhaltens bewusst sind oder nicht. Es braucht Hilfe. Ende. Ein Bestrafen der Mobber hilft ihm nicht, sondern verschlimmert in 99% der Fälle seine Situation noch, weil die dann erst recht die "geile Siebesieche" sind bei den Kollegen. Goldstandard ist heute die sog "No blame approach", wo vor allem mit den Opfern und den Mitläufern gearbeitet wird. Es basiert auf der Idee, dass wenn niemand mehr das Mobbingverhalten bewundert, die Mobber kein Interessen mehr daran haben, es weiter zu führen.

https://www.fritzundfraenzi.ch/erziehun ... g?page=all
"Es geht nicht darum, andere Meinungen „nicht auszuhalten“.
Es geht um „Opa, warum habt ihr damals eigentlich nichts dagegen getan?“

(@ennomane auf Twitter)

Caipi16
Senior Member
Beiträge: 736
Registriert: Do 15. Sep 2016, 19:24
Geschlecht: weiblich

Re: Ab wann spricht man von mobbing?

Beitrag von Caipi16 »

@Ladyblue
Moment! Da wird nun wieder volle Kanne interpretiert - Du sprichst von Plagen, die Userin schreibt, dass die anderen Kinder sich von ihre Kind sehr distanzieren... das ist ein grosser Unterschied :!: Genau vor diesem "Dramatisieren" warne ich. Objektiv an die Sache rangehen. Nicht be- und Verurteilen, nicht alle auf der einfachen Täter-Opfer-Schiene fahren (zu einfach!). Den Grund heraus finden, warum die anderen Kinder nicht mehr mit diesem Kind spielen wollen. Es muss auf beiden Seiten gearbeitet werden.

Benutzeravatar
LadyBlue
Vielschreiberin
Beiträge: 1435
Registriert: Fr 3. Okt 2008, 12:41
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Westschweiz
Kontaktdaten:

Re: Ab wann spricht man von mobbing?

Beitrag von LadyBlue »

Caipi16 hat geschrieben: Sa 12. Mai 2018, 11:12 @Ladyblue
Moment! Da wird nun wieder volle Kanne interpretiert - Du sprichst von Plagen, die Userin schreibt, dass die anderen Kinder sich von ihre Kind sehr distanzieren... das ist ein grosser Unterschied :!: Genau vor diesem "Dramatisieren" warne ich. Objektiv an die Sache rangehen. Nicht be- und Verurteilen, nicht alle auf der einfachen Täter-Opfer-Schiene fahren (zu einfach!). Den Grund heraus finden, warum die anderen Kinder nicht mehr mit diesem Kind spielen wollen. Es muss auf beiden Seiten gearbeitet werden.
Ich habe auf die zitierte Aussagen (in der Unter-/Mittelstufe könne es kein Mobbig geben) geantwortet. Diese Aussage ist falsch.
Isolieren / snobben / schneiden ist auch eine Sorte von Plagen und KANN ein Zeichen von Mobbing sein (muss aber nicht). Wie gesagt: Hänseln und Streitereien und "du bist nicht mehr meine Freundin, deshalb lade ich dich nicht zu meinem Geburtstag ein" sind bis zu einem gewissen Grad normal. Aber dabei geht es normalerweise hin und her, mal sind es die einen, mal die anderen Kinder, mal eine Woche so rum und eine Woche anders rum. Die Threaderöffnerin erzählt aber von einer Dauer von einem Jahr und dass immer dasselbe Kind ausgeschlossen wird. Da kommen wir der Definition von Mobbing schon verdammt nahe und meiner Erfahrung nach ist eine externe Intervention auf jeden Fall angebracht und sinnvoll.
Die erwähnte No-Blame-Approach fährt eben gerade KEINE "Täter-Opfer-Schiene". Bitte lies den verlinkten Artikel. Es wird niemand bestraft und es werden auch keine Vorwürfe gemacht. Weil die helfen dem Kind, das systematisch ausgeschlossen wird, nicht, sondern verschlimmern seine Situation dadurch, dass es ziemlich sicher Racheaktionen geben würde, sobald mal kein Erwachsener hinschaut.
Nein, es muss NICHT "auf beiden Seiten" gearbeitet werden, weil es gibt KEINE zwei Seiten. Es gibt eine ungesunde Gruppendynamik bzw. ein ungesundes Beziehungsnetz, unter dem ein oder mehrere Kinder leiden. Diese Dynamik muss durch Arbeit mit der ganzen Gruppe - möglichst mithilfe einer externen Person, weil die LP ist u.u. Teil der Dynamik - verändert werden.
"Es geht nicht darum, andere Meinungen „nicht auszuhalten“.
Es geht um „Opa, warum habt ihr damals eigentlich nichts dagegen getan?“

(@ennomane auf Twitter)

jupi2000
auf Wunsch deaktiviert
Beiträge: 7350
Registriert: So 5. Apr 2015, 00:02

Re: Ab wann spricht man von mobbing?

Beitrag von jupi2000 »

LadyBlue, bin ganz deiner Meinung!

Antworten