Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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Stella*
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Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Beitrag von Stella* »

Wir haben erfahren, dass unser Sohn eine Störung des Sozialverhaltens hat und ich bin gerade etwas überfordert mit dieser Diagnose.

Gibt es Betroffene, die sich gerne austauschen möchten?

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LadyBlue
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Re: Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Beitrag von LadyBlue »

Hoi Stella-mit-Sternchem,

"Störung des Sozialverhaltens" ist aber eine extrem allgemeine Diagnose:
http://www.icd-code.de/icd/code/F91.-.html

Wie alt ist denn dein Sohn und wie wurde die Diagnose gestellt? Wie wurde sichergestellt, dass nicht etwas anderes (ein psychiatrisches oder neurologisches Problem) das Verhalten verursacht?
"Es geht nicht darum, andere Meinungen „nicht auszuhalten“.
Es geht um „Opa, warum habt ihr damals eigentlich nichts dagegen getan?“

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Stella*
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Re: Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Beitrag von Stella* »

Liebe LadyBlue

Danke vielmals für deine Antwort.

Die Diagnose wurde vom Schulpsychologen anhand diversen Test sowie einem Fragebogen und Gesprächen mit GG und mir gestellt. Mein Sohn (8 1/2 Jahre) ist zudem seit letztem Herbst bei der SSA.

Sternli05
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Re: Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Beitrag von Sternli05 »

Unser Sohn ist 8 und hat seit einem Jahr die Diagnose Emotional/Soziale Entwicklungsstörung.
Die Diagnose wurde vom KJPD gestellt. Nach einer Familientherapie ist er nun seit 2 Wochen in einer Psychiatrischen Tagesschule. In der Regelschule hat es nicht funktioniert. In der Tagesschule gibt es neben Schule viel Spieltherapie und sozial Therapie.

frausteiner
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Re: Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Beitrag von frausteiner »

Liebe Stella
Der Schulpsychologe darf keine Diagnose stellen, nur einen Verdacht äussern. Er muss euch nun weiter verweisen an eine ärztliche Stelle, wo der Verdacht überprüft wird. Sonst wäre das sehr laienhaft und fahrlässig.

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Stella*
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Re: Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Beitrag von Stella* »

Vielen Dank euch beiden.

Gemäss Info vom Schulpsychologischen Dienst machen sie bei uns ebenfalls diagnostische Abklärungen. Deshalb bin ich davon ausgegangen, dass sie eine Diagnose stellen können.
Heisst das, unser Sohn müsste uns an einen Psychiater oder den KJPD weiterverwiesen werden, der dann nochmals Abklärungen macht?

Der Schulpsychologe machte uns übrigens einen sehr guten Eindruck, dh wir hatten überhaupt nicht das Gefühl, es sei ein Laie am Werk. Wir fühlen uns von ihm sehr ernst genommen. Zudem arbeitet er gut mit der LP und der SSA zusammen, dh er ist relativ nah dran. Auch die Zusammenarbeit mit der LP sowie der SSA sind zum Glück sehr gut.

Wir hatten ja schon wegen dem Klassenwechsel Kontakt mit dem Schulpsychologen, als mein Sohn gleich nach der Einschulung abgeklärt werden musste. Bereits da fühlten wir uns bei ihm gut aufgehoben.

Sternli, ist es mit deinem Sohn daheim auch schwierig oder vor allem in der Schule? Ich habe eben den Eindruck, dass sich mein Sohn mir gegenüber ziemlich altersgerecht verhält. Aber in der Schule inkl. Schulweg gibt es oft Probleme.

Ach, irgendwie bin ich im Moment gerade ein wenig überfordert und weiss nicht recht wie weiter. Wenn ich lese, dass die Erziehung der wichtigste Faktor bei Verhaltensproblemen ist, habe ich das Gefühl, in den letzten Jahren total versagt zu haben. :cry: :cry:

Sternli05
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Re: Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Beitrag von Sternli05 »

Stella
Was ist SSA?
Ja er ist vor allem in der Schule auffällig. Er macht nur was er will oder eben nichts. Er wird schnell ausfällig, und hat eine sehr niedrige Frustrationsgrenze. Zuhause haben wir einfach das Problem das er uns aufs übelste beschimpft wenns nicht genau so geht wie er will.

Ich fühle mich auch als Versagerin. Wenn wir alles genau so machen wie in der Therapie empfohlen klappts recht gut. Aber ich bin auch nur ein Mensch und mag manchmal nicht mehr. Ausserdem haben wir noch 2 andere Kinder.

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Hausdrache
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Re: Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Beitrag von Hausdrache »

Stella
habe leider nicht lange Zeit. Aber, zur Erziehung kann ich dir sagen, sie ist wichtig im Sinne von, sie kann Probleme verstärken, oder abschwächen. Du weisst nun erstmal nicht, ob du es verstärkt hast, oder ob er grössere Probleme hätte, hättest du anders erzogen. Also, erstmal stelle dich auf den Standpunkt, dass dein Sohn ein besonderes Kind ist, besondere Bedürfnisse hat und diese offensichtlich noch nicht gut genug erkannt wurden. Woher solltest du das auch wissen?
Nun heisst es erstmal nach vorne schauen. Du kannst nicht ändern, was vergangen ist, aber du kannst dazu lernen und dein Sohn bestimmt auch ;)

Was ich dir aber auch noch mitgeben möchte, ist einfach die Tatsasche, dass ich bei unseren Kindern immer wieder hörte, wie "gestört" sie seien, dass sie sozial schwierig seien. Wir haben sie dann beim KJPD abklären lassen und da wurde das nicht bestätigt, sondern eine ungenügende Passung der Beschulung war das Problem. Wobei ich es schon etwas anders sehe, fand unsere Kinder immer etwas auffällig. Auch heute noch ist unsere Älteste sehr eigen. Wobei sie von ihren Chefs sehr geschätzt wird und im Beruf kein Problem sei, obwohl sie da im Team arbeiten muss und sich auch unterordnen muss.

Wenn du unterstützen möchtest, wäre ev. gut, wenn ihr jemanden findet, der sich mit HB auskennt. Einfach weil diese Kinder besondere Bedürfnisse haben und anders ticken. Ich war einige Zeit auch bei der Erziehungsberatung, wobei da nichts Neues herauskam, ich sehr gestärkt wurde. Aber wenn du selber so verunsichert bist, kann das auch eine Möglichkeit sein.

Auch zu Bedenken gilt, Kinder machen oft asynchrone Entwicklungen durch. Es ist gut möglich, dass er sozial halt etwas hinkt, das kann aber noch kommen.
Was ich auch eine sehr gute Möglichkeit finde, ist die Psychomotorik. Da geht es auch um die psychische Komponente und um die Selbstregulation, Selbst und Fremdwahrnehmung etc. Unsere Kinder waren in der Ergotherapie, die hat auch in diesem Bereich gearbeitet.

Also, Kopf hoch, es liegt nicht einfach an dir. Perfekt ist niemand und du bist ja bereit, dir Gedanken zu machen und selbstkritisch hinzuschauen. Das ist doch schon sehr gut. Aber bleib unbedingt auch gelassen dabei, dein Sohn wird lernen und Schritte machen.
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LadyBlue
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Re: Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Beitrag von LadyBlue »

Stella* hat geschrieben: Di 5. Jun 2018, 14:40 Gemäss Info vom Schulpsychologischen Dienst machen sie bei uns ebenfalls diagnostische Abklärungen. Deshalb bin ich davon ausgegangen, dass sie eine Diagnose stellen können.
Heisst das, unser Sohn müsste uns an einen Psychiater oder den KJPD weiterverwiesen werden, der dann nochmals Abklärungen macht?
Ich weiss es nicht. Aber mich dünkt, wenn wir hier über eine psychiatrische Diagnose sprechen, deren Differenzialdiagnostik andere (schwerere) psychiatrische Störungen beinhaltet (Schizophrenie, bipolar Störung, Borderline,...), müsste meines Erachtens schon ein/e Psychiater/in wenigstens involviert sein. (was nicht heisst, dass euer Psychologe nicht fähig wäre!)
Aber ich bin ebenfalls Laie und ich denke, du kannst schon deinem Psychologen vertrauen. Was meint der/die Kinderärzt/in dazu?

Es ist klar, dass man erst mal völlig durch den Wind ist, wenn man solche Diagnosen für sein Kind hört. Wichtig ist für euch erst mal: es hat keine Eile. Der Kleine schwebt nicht in Lebensgefahr und ihr habt genug Zeit, um die Entscheidungen für seine Zukunft zu treffen. Ihr müsst nicht heute entscheiden, auch nicht morgen.

Mir persönlich hat es in einer ähnlichen Situation sehr geholfen, dass ich selbst ein paar Sitzungen bei der Pädopsychiaterin meines Sohnes absolvierte (das lief über seine Krankenkasse). Sie halft mir / uns Eltern, wieder die Ruhe zu finden und alles durchzudenken und das "Gnusch im Kopf" aufzulösen, so dass am Ende gute Lösungen im Raum standen und wir losgelöst von unseren Ängsten und unseren eigenen Geschichten entscheiden konnten, was zum Wohl unseres Sohnes war.
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Re: Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Beitrag von Sternli05 »

Ladyblue
Wir waren desswegen nie beim Kinderarzt, was soll der dazu sagen? Wir waren z.B. erst beim KJPD, danach, als die Therapie für die Schule nichts brachte, beim Schulpsychologischen Dienst. Da ging es vor allem um das „wie weiter“.

Wenn das Kind in der Schule nicht mehr funktioniert, dann eilt es eben schon etwas. Der Leidensdruck ist auch für die Kinder hoch. Wir mussten uns relativ rasch für das „wie weiter“ entscheiden. Da auch die Schule nicht mehr lange bereit war unseren Sohn zu beschulen. Auch die anderen Eltern wurden zum Problem und übten Druck auf die Schule aus, weil unser Sohn viel Zeit der Lehrer beanspruchte. Man ist schon sehr unter Druck finde ich. Es war eine schlimme Zeit.

Jetzt ist er in der anderen Schule und es gefällt ihm sehr. Aber er ist den ganzen Tag weg und oft aggressiv wenn er hier ist. Er muss aber spätestens in einem Jahr wieder an die Regelschule zurück. Man macht sich doch dauernd Gedanken als Eltern. Es ist total schwer. Bin mittlerweile auch selber in Behandlung.

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Hausdrache
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Re: Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Beitrag von Hausdrache »

Sternli
was war dann die Einschätzung des KJPD? Ich würde diese Meinung schon auch miteinbeziehen, da sie halt doch anders und bereiter gefächert sind, als der SPD normalerweise. Finde es noch speziell, dass ihr nach dem KJPD beim SPD wart, normalerweise läuft es eher umgekehrt.

Und wenn er jetzt an einem guten Ort ist, so warte doch mal ab. Ich habe schon Schüler aus einer psychiatrischen Tagesklinik reintegriert bekommen. Da wurden wir mit guten Tipps versorgt, was die Kinder brauchen. Auch wird da sorgfältig hingeschaut, die klären auch nochmal sogrfältig, wo es liegen könnte. Wir hatten auch ein Kind da, wenn auch intern, also nur am Wochenende zu Hause.Wir wurden als Familie auch angeschaut, es wurde überlegt, was das Kind von uns als Familie braucht, was es von der Schulseite braucht und dann wurde die weitere Beschulung gut ausgesucht. Sie kam nicht mehr zurück in das alte Schulumfeld. Ich würde da mal abwarten, die Kinder gehen nicht so einfach wieder zurück.

Ich habe bei unseren Kindern lernen müssen, sehr im Moment zu leben und zu denken und die Zukunft auf mich zukommen zu lassen. Ich weiss, als Mutter hat man ein Gefühl von Druck im Nacken. Wenn die Schule auch noch Druck macht und Eltern aktiv werden, weil sie befürchten, dass ihre Kinder zu kurz kommen, dann wirds doppelt schwierig. Aber auch da, es ist sehr einfach gedacht, zu sagen das Kind ist das Problem und das muss sich ändern. Klar muss dein Sohn dazu lernen und Schritte machen. Aber was, wenn etwas übersehen, das er nicht verändern kann? Ich hatte schon Kinder mit autismusspektrum, da musste die Schule einige Schritte auf das Kind zu machen und sich den Bedürfnissen des Kindes anpassen, damit es klappte. Die Frage ist, kann die Schule das leisten, was bräuchte sie dafür?

Ich möchte dir einfach Mut machen. Unsere Grosse war nicht tragbar, dann kam auch eine andere Schule, da ging es einige Zeit gut, dann kamen die Probleme geballt zurück. Wieder ein Schulwechsel zurück an die Regelschule und siehe da, alles kein Problem mehr. Ich weiss bis heute nicht, was dazu beigetragen hat. Sicher ein gutes Umfeld und ganz tolle Lehrer und sie war zum ersten Mal wirklich gefordert in der Schule. Jetzt ist sie Erwachsen und geht ihren Weg.

Aber als wir drin steckten bekamen wir zig Diagnosen gestellt, sogar IV-Anerkannt. Heute denke ich, dass sie ganz lange falsch angepackt und gesehen wurde.
Klar, sie hatte Ergotherapie, sie war auch einige Male bei einer tollen Psychologin, wir haben sehr mit ihr gearbeitet und Wege gesucht. Sie wurde älter, damit reifte wohl auch das Hirn nach und sie lernte auch im Beruf viel dazu.

Warte nun erstmal ab, was die neue Schule bringt. Auch da wird dein Sohn lernen.

Aggressionen
hatte wir auch, ganz schlimm nach der Schule. Bei uns hat das grosse Trampolin im Garten sehr geholfen. Boxsack kann auch ein Ventil sein, joggen, velofahren, was auch immer möglich ist. Am besten Bewegung, ich denke, nach einem Tag Schule wird das nötig sein. Unsere Grosse hat irgendwann mit Leistungssport und mehreren Disziplinen angefangen. Mehrmals pro Woche Training, Wochenende Wettkämpfe. Auch da hat sie ganz viel gelernt, es hat ihr sehr gut getan.
Aber es ist ganz schwierig, wenn das Kind so geladen kommt. Ich würde das auch mit den Fachleuten ansprechen. Vielleicht bekommt ihr ja Tipps?
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Sternli05
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Re: Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Beitrag von Sternli05 »

Hausdrache
Die Schule wollte noch die Abklärung vom SD. Die stürzten sich aber auf den Bericht des KJPD und haben einfach einen Schulbesuch gemacht. Schlussendlich ging’s auch um die Kosten wenn er den Sonderschulstatus bekommen hätte und eine Klassenassistenz.
Ich weis eben nicht was er braucht und wie ich mit ihm arbeiten muss. Klar haben wir schon was an der Hand, das ging eine Wrile sehr gut. Im Moment ist es wieder sehr schwierig. Er macht einfach nicht mit. Er hatte 1 Jahr Psychomotorik, Nutzen gleich null, er machte nicht mit. Ich setze viel Hoffnung auf die Schule.

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Stella*
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Re: Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Beitrag von Stella* »

Vielen herzlichen Dank euch allen für eure Beiträge. Ihr seid wirklich toll! Ihr wisst gar nicht, wie gut mir diese tun. :D :D

@Sternli
SSA ist Schulsozialarbeit. Weil wir bereits im letzten Schuljahr Rückmeldungen von der LP erhalten haben, dass er immer wieder aneckt, haben wir dann am Anfang von diesem Schuljahr recht schnell die SSA miteinbezogen. Ich bin der LP sehr dankbar, dass sie dies so schnell aufgegleist hat.
Was habt ihr denn für Tipps erhalten? Mein Sohn ist daheim vor allem am Mittag ganz schlecht gelaunt. Weil er fast nie Znüni isst, ist dann sein Blutzuckerspiegel total im Keller und das Drama vorprogrammiert. An Tagen, wo er etwas gegessen hat, ist er ein anderes Kind.
Traurig, dass du dich auch als Versagerin fühlst. :cry:
Bei uns ist es eben so, dass wir von Eltern angegangen wurden, weil unser Sohn ihre Kinder geplagt hat. Da fühle ich mich jeweils extrem angegrffen und ohnmächtig. Ein Kind kann man ja nicht fernsteuern. Am Schlimmsten war die Mutter, die mir vorgeworfen hat, dass ich mein Kind wegen seinem Fehlverhalten nicht geschlagen habe. :shock: :evil: Sie ist dann auch gleichentags zur Schulleitung gerannt. Glücklicherweise haben die eine gute Meinung von uns und wissen, dass wir sehr kooperativ sind und das Problem erkannt haben, resp. es zu lösen versuchen. Aber geärgert hat es mich natürlich trotzdem sehr.

@Hausdrache
Dein Beitrag ist Balsam für meine Seele – vielen herzlichen Dank!
Ich finde meinen Sohn eben auch auffällig. Einiges, was er macht oder sagt, gibt mir sehr zu denken und macht mir teilweise fast Angst. So habe ich ihm vor ein paar Tagen eine Mundart-CD gegeben. Er hat alle Lieder aufgeschrieben, die ihm gut gefallen. Bei allen ging es um Gewalt, Tod,…
Die LP von unser Sohn ist bezüglich Druck sehr gut. Sie versucht immer, diesen von uns wegzunehmen und sagt, dass es nichts bringt, sich oder das Kind unter Druck zu setzen.
Danke noch für den Hinweis wegen dem Boxsack. Das könnten wir uns überlegen. Würde ihm glaub noch Spass machen. Bis zum Ende vom Schuljahr geht mein Sohn ins Judo und er war bis im Mai im Schwimmkurs. Ins Judo möchte er nicht mehr und er geht nachher auch nicht mehr ins Schwimmen, sondern er möchte ein Instrument lernen. Ich finde es gut, wenn er nebst der Schule nicht mehr viele Termine hat, sondern auch Zeit hat, mal raus zu gehen und mit seinen Schulgspänli zu spielen. Dies hat ihm bis jetzt oft gefehlt. Ich denke allerdings, dass dies ebenfalls helfen wird, sein Sozialverhalten zu verbessern.
Mein Sohn kommt eigentlich nur dann extrem geladen heim, wenn er total unterzuckert ist. Leider ist dies in letzter Zeit häufig der fall, weil er in der Pause nichts isst. :?

@Ladyblue
Der Schulpsychologe hat uns gesagt, dass er einen guten Psychiater kennt, zu dem wir allenfalls gehen könnten. KJPD hat er gar nicht erwähnt. Mit der KiÄ haben wir nicht darüber gesprochen. Sie kennt unseren Sohn nicht gut, weil wir erst vor ca. 3 Jahren zu ihr gewechselt haben und er immer nur kurz da war. Muss aber im Juni sowieso vorbeigehen und werde dies ev. auch ansprechen.
Ich merke eben auch, dass ich selber etwas brauche, um einen Umgang damit zu finden, resp. wie du sagst, um das «Gnusch im Kopf» zu sortieren.

@wie weiter
Habe gestern lang mit meinem GG geredet. Wir haben uns nun entschieden, dass ich demnächst nochmals den Schulpsychologen anrufen werde. Möchte ihm noch ein paar Fragen stellen. Irgendwie sind diese eben erst daheim aufgetaucht. Werde ihn auch fragen, wo wir als Eltern Unterstützung bekommen.

Sternli05
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Re: Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Beitrag von Sternli05 »

Stella
Ui das glaub ich das du dich da schlecht fühlst. Unser Sohn ist eigentlich gut integriert in seiner Klasse, sie mögen ihn und sind nun traurig das er nicht mehr da ist. Die Eltern störte es das er halt im Unterricht viel Zeit von den Lehrerinnen brauchte, da er nie machte was er sollte. Sie hatten Angst ihr Kind lerne dän zu wenig. Sie gingen aber immer zum Schulleiter. Und sprach nie jeman an. Die Schule kennt uns seit 9 Jahren und unsere grossen Kinder waren kein Problem.

Tipps kann ich dir so nicht nennen. Es war jetzt ein Jahr eine ganz Komplexe Therapie. Man musste viel üben in Form von Spielen mit ihm und immer denselben Wortlauten. Schnell gesagt ist es so das positives Verhalten gelobt wurde und negatives ignoriert. Aber das ist wirklich sehr vereinfacht gesagt. Aggressiv wird er wenn etwas nicht geht wie er will, dann flippt er völlig aus. Beschimpft alle, ob das Gspänli oder Lehrer sind oder wir. Da hab ich noch kein Rezept. Bei ihm ist es auch so Wellenartig. Mal geht es eine Zeitlang super und man denkt: jetzt kommt’s, jetzt greift das alles. Und nach ein paar Wochen gehts Bergab und man ist wieder am Anfang.

Was mir grad einfällt, bei unserem Sohn geht nichts was in der Gruppe stattfindet. Da findet er sich nicht zurecht, fühlt sich nicht angesprochen wenn was gesagt wird. Er geht in den Schlagzeugunterricht, Einzelunterricht. Er liebt seinen Lehrer sehr, aber dieser lässt sich auch völlig auf meinen Sohn ein. Macht meist was mein Sohn grad möchte. Uns wurde gesagt das gerade Judo, Karate, und so Kampfsportarten super seien für solche Kinder. Leider möchte er überhaupt nicht.

Die Tagesschule, wo er jetzt ist, nimmt viel Druck von uns. Da wird er wirklich gut betreut. Übrigens wird sehr darauf geachtet das sie regelmässig Essen. Es wird auch manchmal zusammen gekocht. An den Morgen sind sie in der Schule oder in der Spieltherapie. Am Nachmittag wird sozialer Umgang geübt. Sie gehen an den See, in den Wald, auf den Bauernhof. Wir sind froh das wir einen Platz bekommen haben und erhoffen uns viel davon. Im Moment möchte er nicht mehr in seine Klasse zurück. Aber das wäre natürlich das Ziel.

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Stella*
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Re: Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Beitrag von Stella* »

@Sternli
Finde es recht schräg, dass sich niemand traute, euch direkt anzusprechen. Hast du denn viel Kontakt zu andere Eltern? Ich kenne die anderen Eltern vom Quartier (sind aber nicht alle Kinder von hier) und da werden über gewisse Probleme schon geredet. Die Mutter, die sofort zur Schulleitung rannte, hat selber zwei Kiga-Kinder.
Dass die andern der Klasse deinen Sohn mögen, ist sehr viel wert und das wird es ihm sicher auch leichter machen, wenn er wieder zurück geht.

Mein Sohn ist letztes Jahr wegen dem Überspringen der 1. Klasse in eine neue Klasse gekommen. Er hat ein paar Kinder aus unserem Quartier schon gekannt und wurde von den anderen gut aufgenommen. Gemäss LP der 3. Klasse hat es allerdings mehrere „Alpha-Tierli“, dh es ist glaub generell nicht immer einfach.

Oh, ich muss mich auch wieder mal an der Nase nehmen und mehr loben. Mache es zwar schon auch, aber plötzlich geht es wieder vergessen. Danke für den Hinweis. :D

Gerade habe ich mit meinem Sohn abgemacht, dass er heute Znüni isst und ev. auf dem Heimweg nochmals etwas. Hoffe, dass dadurch der Mittag etwas entspannter ist. Habe ihm in meiner Verzweiflung/Ärger schon mal angedroht, ich melde ihn für 5 Tage/Woche für den Mittagstisch an, wenn es so weitergeht. :oops: Das fand er dann ganz schlimm, denn er will unbedingt am Mittag daheim mit uns sein.

Mein Sohn hat auch grosse Mühe in der Gruppe. Gruppenarbeit ging im 1. Semester der 3. Klasse überhaupt nicht. Er will einfach immer alles selber machen und nur seine Meinung ist richtig. Was andere denken, zählt für ihn überhaupt nicht, resp. ist sowieso falsch.
Judo ist wirklich eine super Sportart für ein solches Kind. Mein Sohn geht zwar gern, aber er will einfach nicht mehr so viele Termine haben. Er geht noch 2h pro Woche in die Italienischschule und der Religionsunterricht findet bei uns ebenfalls ausserhalb der Schule statt (war dieses Jahr sehr viel wegen der 1. Kommunion, nächstes Jahr sind es 1.5 Stunden ca. alle 3 Wochen). Er will übrigens auch Schlagzeug lernen. :lol: Freue mich schon riesig darauf. :roll:

Die Tagesschule tönt super. Glaube schon, dass diese deinem Sohn gefällt. Und euch als Eltern nimmt es eben auch den Druck. Indem die LP und die SSA hinter uns stehen, fühlen wir uns in gewissem Sinn vor den anderen Eltern ein wenig „geschützt“. Dh wenn Reklamationen zur Schulleitung gehen, werden diese sicher anders behandelt, als wenn wir nichts machen würden oder keine Kooperation möglich wäre.

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Re: Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Beitrag von Sternli05 »

Stella
Ja das merken wir auch das wir gut geschützt sind von den LP und der Schulleitung.
Ich habe nur wenige Kontakte zu den anderen Eltern, nur zu einigen. Da hab ich dann beim abmachen schon such nachgefragt ob es ging und so. Ich habe dann ein Infoschreiben an die Eltern verfasst und von der Schulleitung absegnen lassen. Dies wurde verteilt eine Woche bevor unser Sohn die Klasse verlassen hat. Es kam auch jemand von der Tagesschule in die Klasse und die Kinder konnten Fragen stellen. Er hatte wohl Glück in einer recht sozialen Klasse zu sein.

Bei uns spielen beide Söhne Schlagzeug :)

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Hausdrache
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Re: Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Beitrag von Hausdrache »

unterzuckerung
das hat unsere Grosse heute noch. Ihre Freund sagen immer, sie sei wie in der Snickerswerbung. Ihr Ex-Freund hatte immer etwas Süsses dabei, wenn er mit ihr unterwegs war, damit er sie auffangen konnte ;) Sie selber hat sehr oft Traubenzucker dabei. Das hilft ihr sehr, vor allem auch in der Schule, wenn sie merkt, dass sie müde und gereizt wird, oder vor Prüfungen. Aber sie ist nun deutlich grösser und kennt sich besser.
Was bei uns auch hilft, das nehmen alle Kinder gerne, sind Schülerdrinks, von Naturathek. Auch Schüsselersalze haben unserer Grosse gut begleitet. Hauptproblem aber war auch bei ihr, dass sie kein Znüni ass und dann oft austickte.

Allgemein
wenn ich so lese, geht es in eine ähnliche Richtung wie bei uns. Das Problem, die Kinder sind klever, können vom Denken her mehr, als sie in der Lage sind umzusetzen. Wenn vieles gut gelingt, dann kommen sie auch mit Frustmomenten klar. Je häufiger sie aber Misserfolg haben, umso weniger kommen sie mit ihrem Leben klar. Auch sind sie oft Perfektionisten und können ihre eigenen Vorstellungen nicht umsetzen. Auch Langeweile können sie schwer aushalten.
Auch das mit der Gruppenarbeit ist eigentlich logisch. Uns wurde einmal erklärt, wir sollten uns vorstellen, wir müssten in einer Gruppenarbeit einen deutschen Text lesen. In der Gruppe sind aber alles Chinesen, die nur ganz wenige Wörter Deutsch kennen. Nun müssen wir uns diesem Können und diesem Tempo anpassen und es wird erwartet, dass wir mit viel Geduld auf die anderen warten oder ihnen gar noch erklären, was der Text heisst. Nur wir können kein Chinesisch. Auch haben wir keine Erfahrung in der Vermittlung von Wissen. Tönt für mich zum aus der Haut fahren, bin selber nicht die Geduldigste, wenn ich selber etwas lernen möchte oder vorwärtskommen. Da werde ich rasend. Ein Kind hat aber null Verständnis, es kennt ja nur sein Leben und Denken und in dem Alter ist es sehr schwierig, sich in die Situation des Anderen zu versetzen.

Schwierige Momente bearbeiten
was immer wieder eine gute Möglichkeit ist, ist eine Handpuppe. Das Tier kann für das Kind sprechen, oder aber das Kind spielt über das Tier die anderen Kinder der Klasse. So kann man gut überlegen, wie es dem Tier wohl geht, oder was es bräuchte. Manchmal ist es einfach, so zu erzählen. Unsere Grosse hat einen Affen, der uns schon viele Jahre begleitet. Mittlerweile haben wir noch andere Tiere, die dann manchmal mitdiskutieren mussten. Unsere Jüngste arbeitet mit Schleichtieren. Da kann sie Situationen nachspielen und überlegen, was sie bräuchte in einer schwierigen Situation damit es ihr gut geht.
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Re: Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Beitrag von Stella* »

@Sternli
So wie es bei euch abgelaufen ist, tönt es ja recht gut.
Schlagzeug scheint wirklich beliebt zu sein. :lol: Mein Sohn hat bereits seit mehreren Jahren eines und liebt es. Es war für mich deshalb klar, für welches Instrument er sich entscheidet, falls er eines wirklich lernen will.

@Hausdrache
Mich könnte man wohl auch für Werbezwecke verwenden, was die Unterzuckerung angeht. :roll: :mrgreen: Dürfte einfach nicht Snickers sein, denn das mag ich nicht. :wink: Aber mein GG könnte auch ein paar Geschichten dazu erzählen. :oops:
Von diesem Schülerdrink habe ich noch nichts gehört. Gibst du den fertig mit? Was ist denn da drin? Gestern Mittag ging es bedeutend besser, weil er immerhin Znüni gegessen hatte. Werde dies nun mit ihm jeden Morgen thematisieren, bis er sich daran gewöhnt hat, Znüni zu essen. Gebe ihm glaub auch mal Traubenzucker mit. Die hat er nämlich sehr gern. :D

Wow, danke für diese super Erklärung zur Gruppenarbeit. Genau so wird es sicher für ihn sein. Für mich war es früher in der Schule auch oft schwierig. Ich gehöre auch zu den «Schnelldenkern» und habe mich oft gefragt, wieso meine Schulgspänli gewisse Sachen einfach nicht verstehen. Für mich waren die einfach furchtbar dumm. Mein Denken war damals total anders. Erst im Berufsleben habe ich gemerkt, dass ich anders ticke. Ich habe eine sehr gute Auffassungsgabe und konnte mir in der Schule meistens (fast) alles merken, was erzählt wurde. Musste also nie lernen, sondern nur die Hausaufgaben lösen, wo man etwas machen musste. Lernen habe ich erst im Erwachsenenleben gelernt und das kann ich auch heute noch nicht gut.
Handpuppen sind eine coole Idee – danke für diesen Hinweis. Wir haben sogar ein paar daheim. Das könnte ich mit meinem Sohn mal ausprobieren und schauen, ob er mit Hilfe von denen besser über gewisse Themen (vor allem Gefühle) reden kann.

us: Gestern hatten wir einen richtig guten Tag. Am Nachmittag ist er sogar vor der vereinbarten Zeit nach Hause gekommen. Habe mich riesig gefreut – und es ihm natürlich auch gesagt. :D Scheinbar hat er mit der SSA vereinbart, dass er sich nicht mehr so leicht provozieren lässt und es ist ihm in der Schule bis jetzt ziemlich gut gelungen. :D Das wäre doch schon mal ein Anfang...

Sternli05
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Re: Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Beitrag von Sternli05 »

Stella
Hey super! Auch das du es ihm gesagt hast.

Bleistift79
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Re: Kinder mit Störung des Sozialverhaltens - Betroffene gesucht

Beitrag von Bleistift79 »

Liebe Stella,
auch wir kennen diese Problematik und vieles das du scvreibst war bei uns 1:1 genau so und ist es heute ein Stückweit noch.
Im Sozialverhalten hat unser Kind alles aufgeholt. Bzw. die nötigen Strategien erlernt. Dazu hatten und haben wir aber konstant fachliche Hilfe und regelmässiges Elterncoaching.

Unterzuckerung und Mittags: ich hatte lange Zeit vor dem Haus Traubenzucker deponiert. Das Kind hat sich immer einen genommen, bevor er zur Haustür herrin gekommen ist. So hat es einerseits „ kurz inne gehalten“ und andererseits dn Zuckerspiegel gesteigert.
Lg

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