Kind klemmt

[Bramadas]

Hallo zusammen. Vielleicht kennt das jemand. Unser fast 4 jähriger klemmt viel und oft. Für uns ist kein Muster erkennbar. Mal scheint er Aufmerksamkeit zu fordern, mal ist er überfordert, mal einfach so. Eigentlich ist er ein geselliges Kind aber mit diesem Verhalten will bald niemand mehr mit ihm spielen. Hat das schob jemand erlebt, dieses willkürliche klemmen anderer? Wie hant ihr es in den Griff bekommen? Wir sind mit unserem Latein...

[bodega]

Unserer hat gebissen.... Alles reden, erklären, aus der Situation gehen etc. etc. hat nichts gebracht. Er hat erst damit aufgehört, als ich ihm gesagt habe, dass ich ihn jedes Mal an den Haaren "tschuppe" (zurück beissen geht ja schlecht...), wenn er die "Zähne ausfährt". Er hat dann schnell aufgehört.

[bona]

Kann dein Kind sich gut verbal ausdrücken? Bei meinem Sohn war solches Verhalten stark darauf zurück zu führen, das er sich nicht mitteilen konnte durch seine Spracherwerbsstörung. Seit er viel besser spricht ist das störende Verhalten verschwunden.

[Bramadas]

@ bona: ich würde sagen durchschnittlich jedenfalls akustisch. Ausdrücken der Befindlichkeit weiss ich nicht so genau. Müde klappt. Wann hat es bei euch gebessert?

[fläcki]

Ich hab ein Kind das das volle Programm geboten hat. Bis heute auch immer mal wieder. Allerdings hat er einige Besonderheiten und vieles geht darauf zurück. Trotzdem geht dieses Verhalten natürlich nicht. Auch er muss lernen, wie man mit anderen umgeht.
Bei ihm war und ist es so, dass er beisst, klemmt, kratzt oder haut wenn er überfordert ist, sich nicht ausdrücken kann, etwas ihn enorm stresst.
Die wenigsten Kinder verhalten sich so, weil sie es lustig finden, oder jemandem weh machen wollen. Es gibt Gründe. Und sie müssen lernen, dass es auf das eigene Befinden oder die Aktionen von anderen, angemessene Reaktionen gibt.
Wir spiegeln den möglichen Grund, oder lassen ihn uns inzwischen auch nennen und üben dann Alternativhandlungen. Am besten Strategien, dass es gar nicht soweit kommt, dass er grob werden muss. "Das ging dir nun zu schnell, du hast nicht verstanden was gemeint war, darum hast du geklemmt. Das nächste Mal kannst du sagen: 'Stop, ich verstehe nicht.' Oder 'Das ist zu schnell, ich brauche mehr Zeit'."
Zudem üben wir seit Jahren aus Situationen rauszugehen, sobald er sich gestresst oder überfordert fühlt. Sich Hilfe zu holen, sich selbst zu beruhigen. Eben präventive Strategien. Ich glaube bei der ganzen Klemm-Haus-Beiss-Sache geht es auch viel darum, dass sie sich selbst nicht spüren. Wenn sie das lernen und lernen was das, was da über sie kommt ist, dann können sie auch lernen andere Reaktionen zu zeigen. Ein guter Wortschatz hilft da. Lernen wie man die eigenen Gefühle benennt. Wo man die spürt. Wie man die an anderen erkennen kann.
Bezüglich dem Spielen mit anderen, ja, das ist so, irgendwann will niemand mehr. Ich habe das so hingenommen und auch gar nicht mehr Spielsituationen gesucht. Die Zeit hat viel gebracht.

[bona]

Wir sind halt auch in dieser Phase viel unter andere Kinder. War halt einfach für mich anstrengend, weil ich ihn permanent beobachten musste und situationen schon im vorfeld auflösen. Also aus der Situation nehmen, bevor was passiert ist. Dann hat sich das Verhalten schon etwas gebessert. Aber ganz weg ging es erst als er lernte zu sprechen. Er spricht heute noch nicht gut aber kann sich nun verbal wehren, stop sagen und sich uns mitteilen wenn er hilfe braucht. Er ist nun aber schon fast 6 Jahre alt. Bei ihm kommt noch dazu das er eine wahrnehmungsstörung hat und deshalb seine Kräfte schlecht dosieren kann. Das passiert aber jetzt auch nicht mehr oft. Er ist halt teilweise grob im Spiel, aber nicht bösartig, sondern weil er keine gute Körperwahrnehmung hat.
Grubdsätzlich kann ich bei fläcki unterschreiben.

[Bramadas]

Habt ihr das alles selbst gemacht oder habt ihr euch Externe Hilfe gesucht? Und wenn ja wen?
Ich merke einfach wie es die ganze Familienkonstelation extrem belastet und fordert und auch die Geschwister darunter leiden müssen

[fläcki]

@Bramadas
Unser Sohn bekam mit 3.5 die Diagnose Autismus. Er war sehr auffällig, dadurch hatten wir Unterstützung, primär Elterncoaching, beim KJPD. Wir haben auch heute jemanden an unserer Seite, aber eben, die Baustellen gehen weit über Klemmen hinaus. Gemacht haben wir dann schlussendlich allein. Eine Weile hatte er Ergo wegen der Selbstwahrnehmung.
Hilfe holen, wenn man selber nicht weiter kommt, finde ich grundsätzlich gut. Eine Anlaufstelle wäre die EB (Kanton Bern). Da kann man sich beraten lassen.

[bona]

Bei uns war es so das mein Sohn aufgrund der oben genannten Gründe und einem entwicklungsrückstand zusätzlich zur Logopädie auch Heilpädagogische Früherziehung hatte. Der Heilpädagoge konnte uns auch teilweise unterstützen und beraten zur seite stehen. Unseren Weg mussten wir aber selber finden. Heute geht er nich zusätzlich zu logo und psychomotorik was im Kindi stattfindet, zur spieltherapie bei einem psychologen. Dort haben wir als Eltern auch die möglichkeit für erziehungsberatung, was wir in unregelmässigen Abständen auch machen. Finde es sehr intressant und lehrreich.
Kann das Zentrum für Kind, Jugend und Familie wärmstens empfehlen. Bin mir nicht sicher ob es das nur im TG gibt. Wir wären froh gewesen, hätten wir das schon früher gekannt. Braucht aber eine Überweisung durch den Kinderarzt. Muss also auch schon eine diagnose da sein oder ein Verdacht.
Ich kann dich gut verstehen und weiss wie das eine familie belasten kann. Deshalb finde ich es gut wenn man sich unterstützung sucht. Nicht um das Kind zu verändern, aber um zu lernen wie man als Eltern einen besseren Umgang findet und dadurch entspannt sich oft scho einiges. Denn Kinder spiegeln uns sehr stark und nehmen unsere Emotionen sehr stark auf.
Wünsche euch viel Kraft und positive Gedanken.

[Bramadas]

Vielen Dank. Dann mach ich mich mal schlau was bei uns so gibt. Weil ein Problem ist halt witklich auch die Familiendynamik die arg strapaziert ist.

[bona]

Mach das umbedingt, damit ihr einen Weg aus dieser Dynamik rausfinden könnt.
Habe noch nachgeschaut, das Zentrum was ich geschrieben habe gibts wirklich nur im TG. Aber Mütterberatung oder Kinderarzt kann euch da sicher weiter helfen.

[kick]

@bramadas:
Kenne das auch. Tochter (jetzt 9, Diagnose Autismusspektrum), machte das in diesem Alter auch. Auch heute wehrt sie sich rasch körperlich wenn sie überfordert ist, aber nicht mehr so heftig. Jüngster (knapp 4J) macht es leider auch ansatzweise. Sehe aber auch sonst Parallelen zur Wahrnehmung der ältesten Schwester.
Kann bona nur unterstreichen..
Aussagen wie “dann strubble ich dich” lassen mich zusammen zucken... was wird da nur kaputt gemacht in der Mutter Kind Beziehung das tönt einfach nach Überforderung seitens Mutter (was ich natürlich auch kenne), aber absolut kein brauchbarer Ratschlag..
LG, kick