Homeschooling

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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katinka
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Homeschooling

Beitrag von katinka »

Hallo liebe Swissmoms
Ich brauche ein paar Anregungen/Inputs von Euch.

Aus diversen Gründen denken wir über Homeschooling nach. Unser Kind besucht zur Zeit die 5.Klasse. Die Lehrperson ist nett, aber leider lernen die Kinder dort einfach NICHTS. Es findet kaum ein geordneter Unterricht statt, die meiste Zeit können die Kinder frei arbeiten, tun aber nichts in dieser Zeit. Sie haben einen Mathewochenplan, der ist aber so klein, ich kann mir fast nicht vorstellen, dass die Themen mit der genügenden Tiefe bearbeitet werden usw.

Hausaufgaben so gut wie keine, verbessern müssen sie auch nie etwas.

So sind wir ziemlich besorgt, auch wegen des Übertritts nach der 6.Klasse. Wir haben die Sekundarschule nicht bei uns im Dorf. Die Sek geniesst einen guten Ruf, sei auch sehr anstrengend und fordernd. Und hier in der 5./6. Klasse werden die Kinder überhaupt nicht an das Bevorstehende herangeführt :roll:

Zuerst haben wir über eine Privatschule nachgedacht. Unser Kind möchte dies jedoch nicht. Geniesst es sehr, am Mittag nach Hause zu kommen usw. Zudem würde dies ja ein Klassenwechsel jetzt bedeuten und knapp ein Jahr später für die Oberstufe wieder.

Leider findet sie auch kaum Anschluss in der Klasse wegen des zurückhaltenden Charakters. Homeschooling könnte sie sich durchaus vorstellen für die 6. Klasse- aber wäre es dann in der Oberstufe umso schwieriger, wieder Anschluss zu finden? Dort werden Kinder aus mehreren Gemeinen zusammen gemischt.

Lange Rede-kurzer Sinn: Würde es aus eurer Sicht Sinn machen, ein Jahr zu Hause zu unterrichten? Vorteile / Nachteile? Was sollte man alles bedenken bei der Entscheidungsfindung?

Vielen Dank für Eure Anregungen

emu
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Re: Homeschooling

Beitrag von emu »

Allenfalls wäre Unterstützung von Schule im Koffer (www.schuleimkoffer.ch ) eine Möglichkeit? Ist ja für unterschiedliche Situationen (Reise, Abwesenheit, Support...) möglich. Alles Gute bei der Entscheidungsfindung!
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Helena
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Re: Homeschooling

Beitrag von Helena »

Bist du denn Lehrerin? Oder wollt ihr eine „Einkaufen“?
Dein Kind ist ja eines von vielen in einer Klasse. Habt ihr denn die Situation in der Schule angesprochen?

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katinka
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Re: Homeschooling

Beitrag von katinka »

Nein, ich bin nicht Lehrerin. Wenn man nicht länger als ein Jahr zu Hause unterrichtet, muss man bei uns nicht Lehrer sein.
In die Sekundarschule möchten wir das Kind wieder schicken.
Gespräche in der Schule stehen an.

Manana
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Re: Homeschooling

Beitrag von Manana »

Wir haben auch oft über Homeschooling nachgedacht, es aber schlussendlich sein lassen. Genau weils für unseren Sohn wichtig war, regelmässig unter andere Kinder zu kommen um soziales dazuzulernen. Zu Hause hätte er das nicht gekonnt.

Ich denke, dass es gerade für ein Kind, das eher zurückhaltend ist, dann schwieriger wird umzustellen auf die grosse Menge an Mitschülern in der Oberstufe. Würde dein Kind den Kontakt zu andern Kindern irgendwie behalten können, wenn du es daheim unterrichtest ?
Wie wird es in deinem Kanton geregelt mit dem Uebertritt bei Homeschooling Kindern ? Würde das Schuljahr zu Hause und deine Empfehlung anerkannt oder müsste das Kind dann eine Prüfung machen ?
Andererseits müsstet ihr ja mit eurem Kind sowieso privat noch etwas lernen, damit es dann die Oberstufe gut starten kann, wenn die Schule wirklich so ist, wie du sie siehst.

Hast du das ganze schon mal mit der Lehrperson besprochen ? Evtl. könnte dein Kind ja auch in der Schule mehr Stoff bekommen, wenn es danach fragt. Bei uns ist das aktuell grad so bei Kind 2. Die Kinder lernen soviel, wie sie verlangen. Wenn sie hingehen und sagen, etwas sei zu einfach für sie, gibts etwas Schwierigeres. Aber die starken Kinder müssen das Angebot wie selber holen.
In so einem Fall müsstest du dein Kind in seinem Selbstvertrauen stärken, damit es sich dann auch getraut hinzustehen und Forderungen zu stellen. Das können nicht alle Kinder.

fally
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Re: Homeschooling

Beitrag von fally »

Wie läuft denn bei euch der Übertritt in die Oberstufe ab?
Bei uns brauchen die Kinder die Note 4,7 (40% Mathe, 40% Deutsch und 20% NMG) für die Sekundarschule. Du müsstest dich informieren, wie das dann bei Homeschooling abläuft.

Und wie sind den die Noten deines Kindes und die Leistungen der Klasse insgesamt?
Das müsste sich ja in den Prüfungsnoten zeigen, dass sie gar nichts lernen.

Wenn das Kind nicht extrem leidet, würde ich es keinesfalls aus der Schule rausnehmen, dann eher doch Privatschule oder halt neben der Schule Zuhause mit ihr den Stoff bearbeiten. Du kannst ja z.B. mal das Schweizer Zahlenbuch 5 durchschauen, dann kannst du abschätzen, ob sie diesen Stoff bearbeiten und lernen. Wenn nein, haben sie dann tatsächlich grosse Lücken und Probleme in der Oberstufe...

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stella
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Re: Homeschooling

Beitrag von stella »

Wie gross ist der Leidensdruck deines Kindes? Wenn der klein ist, würde ich alles so belassen. Wenn dein Kind fix ist, wird es auf der Oberstufe schnell einmal checken, dass es für seine Noten arbeiten muss (vielleicht, wir wissen es ja noch nicht...) und es wird auch mit den entstandenen Lücken bestehen können.

Ich könnte mir halt auch vorstellen, dass mit den heutigen Lehrmethoden das Kind sehr viel mehr Eigeninitiative zeigen muss. Als Beispiel der Mathplan, den du erwähnst. Bei uns ist der ziemlich klein. Also die Basis. Meine Tochter hat das in einer Lektion erledigt. Ihr war nicht klar, dass sie, wenn sie das erledigt hat, bei der LP nach mehr verlangen muss. Seit dem Standortgespräch, in dem die Lehrerin ihr gesagt hat, dass sie von ihr erwarte, dass sie sich melde, wenn sie mit dem Mathplan fertig ist, hat sie viel mehr zu tun.
Das würde ich mal abchecken.

Übrigens: Beide meine Kinder hatten und haben auf dieser Stufe praktisch keine Hausaufgaben. Mit dem neuen Lehrplan wurden in unserem Kanton die Empfehlung von 60 Minuten pro Woche auf dieser Stufe ausgesprochen. Gumsi hat NIE Hausaufgaben und muss nie auf Prüfungen lernen. Da bin ich sehr froh. Sieh's doch von der praktischen Seite!
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Nice
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Re: Homeschooling

Beitrag von Nice »

Ergänzung zu Stella: Hausaufgaben in der 3.-6. Klasse im Kanton Bern höchstens 45 min pro Woche. Die 5.und 6. Klässler haben aber seit letztem Sommer auch 3 Lektionen mehr Unterricht pro Woche.

Ich würde nur Homeschoolen wenn wirklich ein Leidensdruck da ist.
Bei dem wo du schilderst erwarte ich von den Eltern meiner Schüler, dass sie sich bei mir melden um es zu besprechen. Gerade hier bekommen Eltern oft vieles nicht mit, was in der Schule läuft, weil Kinder eben weniger Hausaufgaben haben und weniger Dinge nach Hause nehmen als vorher. Vielleicht klären sich ja deine Bedenken in einem Gespräch.
Lg Nice
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stella
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Re: Homeschooling

Beitrag von stella »

Nice
Danke für die Präzisierung. Hatte die Hausaufgabenzeit nur für die OS im Kopf... Habe etwas angeglichen für die Mittelstufe...
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

fläcki
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Re: Homeschooling

Beitrag von fläcki »

Ich habe mein Kind seit mehreren Jahren im Homeschooling daheim. Unser Sohn hat spezielle Bedürfnisse, deshalb das Einzelsetting. Dennoch, auch wenn man mit einem "normalen" Kind Homeschooling ins Auge fasst, finde ich, gibt es einiges zu bedenken.

Ich bin Lehrerin und bin der Meinung, es erleichtert doch sehr, dass ich eine fundierte Basis habe. Das fällt natürlich bei einem Kind das aus dem Rahmen fällt, mehr ins Gewicht, trotzdem finde ich Homeschooling ohne pädagogische Ausbildung eher heikel. Heisst nicht, dass es nicht klappen kann. Das hängt auch sehr mit der Bereitschaft der Eltern, sich in unterschiedliche Themen einzuarbeiten, zusammen. Nicht nur bezogen auf ein Fach, sondern auch darauf wie lernen funktioniert, wie man etwas vermittelt, wie man einen Menschen erreicht und ein optimales Setting schafft, damit er sich entwickeln kann. Ist halt wie bei jedem anderen Job, der gelernt wurde. Nur weil ich einen Garten hab, bin ich noch lange kein Gärtner.

Wenn man Homeschooling in Erwägung zieht, sollte man sich bewusst sein, dass dies Auswirkungen auf die Eltern-Kind-Beziehung hat. Das kann durchaus positiv sein. Es kann aber auch zu einem Rollenkonflikt führen und eine Beziehung belasten.
Du schreibst, ihr habt das Gefühl, eure Tochter wird nicht gut vorbereitet. Da sind offenbar Erwartungen, was erreicht werden soll. Und du gehst davon aus - unterstelle ich dir mal :wink: - dass du sie besser vorbereiten und an das was kommt heranführen kannst. Kann sein, dass das problemlos klappt und ihr euch da grad sofort findet. Es kann aber auch anders sein. Dass ihr beide euch erst sehr an diese neue Situation und die neuen Rollen gewöhnen müsst. Dass Konflikte entstehen, du erst Mal eine ganze Weile entweder hinterher hinkst, was deine Planung angeht, oder aber sie nur durchboxen kannst, weil du Druck machst. Dann wirkt sich das auf die ganze Familie aus.
Homeschooling, selbst wenn du es zu fixen Zeiten, nach Stundenplan machst, nimmst Schule nachhause und das auf andere Art, als wenn das Kind auswärts, von anderen, beschult wird.
Ich finde einfach, das muss einem klar sein. Es ist kein Spaziergang. Wenn du während dem Homeschooling mit deinem Kind aneinander gerätst, und das passiert, dann zieht das weitere Kreise, als wenn du Krach wegen Hausaufgaben hast.
Es ist so, dass man, um wohl zu sein, einige Zeit braucht, um einen Weg zu finden, wie man zusammen am besten funktioniert, lernt... Ein Jahr, ist nicht sehr lange. Es kann klappen, es kann auch ein Murks sein.
Da mein Kind mit Diagnosen unterwegs ist, kann ich nicht beurteilen, ob sich der nächste Punkt bei Kindern die in der Regelschule gut mitlaufen anders verhält. Ich gehe aber davon aus, dass es es für das Kind einfacher ist, gegen die Mutter zu bocken, als gegen die Lehrperson. Wenni nid ma, de mani nid. Zuhause wirst du dein Kind in seinem Umfeld, um seine Sachen rum, dazu motivieren müssen zu lernen. Du wirst auch dich motivieren müssen. Je nach dem wie du ein Homeschooling handhabst, kann das sehr harmonisch klappen und dein Kind hat genug intrinsische Motivation, um von dem was es am liebsten tut, weg zu kommen und "Schule zu haben". Oder du bietest ein so gutes Umfeld, dass es lernen will. Kann aber auch anders sein.

In meinem Kanton bedeutet Homeschooling auch, dass ich nachweisen muss, was ich mache. Wie ich es mache. Ich werde kontrolliert. Das heisst, ich bereite nicht nur vor und vermittle, ich dokumentiere auch. Und das braucht Zeit.
Je nach dem, wie die Anforderungen deines Kantons sind, musst du eine Jahresplanung vorlegen. Du solltest den LP21 kennen und dich orientieren können. Aufzeigen können wie du welche Kompetenzen abdeckst. Der administrative Aufwand des Unterrichtens ist nicht zu unterschätzen, wenn man es gut machen will. Selbst dann nicht wenn man sehr kindgeführtes Homeschooling macht, wenn man es gut machen will, dann kostet das Zeit und Energie.
Vermutlich, ich kann mich auch irren, wird es dich mehr Zeit brauchen dich mit dem LP auseinanderzusetzen und dich darin zurechtzufinden, bzw. ihn umzusetzen, als es das bei einer Lehrperson tut. Auch der Umgang mit Lehrmitteln hat mehr Tücken als die meisten annehmen. Auch das braucht Zeit. Und Ideen.

Ich kann nur für mich reden. Für mich sollte Homeschooling gut überlegt sein. Einen guten Grund haben. So wie du schreibst, würde ich erst mit der Schule Wege suchen. Denn es ist anstrengend. Du nimmst ein Thema, das bisher ausserhalb war in deine vier Wände. Es ist ein Job. Und diesen Job, den lässt du nicht zurück wenn du Feierabend hast. Er liegt dann je nach dem in deinem Haus rum. Du siehst ihn und manchmal winkt er dir fies zu, wenn du dich nur noch vor die Glotze hauen willst und flüstert: "He, du solltest noch, du siehst mich ja hier liegen."
Du wirst dein Kind zuhause haben. Sehr viel öfters und länger als bisher. Auch das kann ans Eingemachte gehen. Dein eigenes Programm, dass du bisher hattest, bekommt einen neuen Mitbestimmer. Und wenn Schwierigkeiten kommen, schulisch, dann sind das sofort auch Schwierigkeiten die dich als Mutter treffen, wenn du dich nicht sehr, sehr gut abgrenzen kannst.
Du wirst Dinge vorbereiten, Ideen haben, und vielleicht verzieht dein Kind nur den Mund, vielleicht sagt es dir aber auch grade raus, dass es das Kacke findet und keine Lust hat und deine Idee doof ist. Das musst du schlucken können. Weil es dein Job sein wird und nichts persönliches. Es ist etwas, das dich als Mutter kalt lassen sollte, auch wenn es dich als Lehrperson tüpfen darf.


So, ein Roman. Es gibt Vorteile. Für manche Kinder und deren Familien- ich zähle uns da dazu - ist es die absolut beste Lösung. Aber es muss gut überlegt sein. Und wenn ihr euch dazu entscheidet, wäre ein Plan B vielleicht trotzdem nicht schlecht.

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stella
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Re: Homeschooling

Beitrag von stella »

fläcki
Ein sehr interessanter Einblick!

Unser Wohnkanton ist ja einer der wenigen, der Homeschooling erlaubt, wenn die Eltern keine pädagogische Ausbildung haben. Aber die bekommen dann eine Lehrperson an die Seite gestellt. Ich finde, es ist recht einfach, WAS jemand unterrichten sollte, aber das WIE... Wenn Probleme zu Grunde liegen, braucht es schon den einen oder anderen Trick und viel pädagogisches Wissen und Wissen über das Lernen.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

rose02
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Re: Homeschooling

Beitrag von rose02 »

@ fläcki: Super geschrieben! Daumen hoch!

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