Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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Melinde Flink
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Melinde Flink »

@Jazz: ja würde ich. Sei dir einfach bewusst, dass es keine Absicht ist, und nimm es nicht persönlich, das ist nicht immer einfach ich weiss.

Es hilft immer den gleichen Rythmus zu behalten, vermeide Überraschungen und kündige 15Min vorher den nächsten Schritt an.

Es ist ähnlich wie bei einem Kleinkind, da wird auch nicht nachgegeben wenn es morgens um 6 Uhr ein Eis essen möchte, und wenn es sich auf den Boden wirft und Schreit.

ADHSler haben manchmal eine extrem intensive Innenwelt, die kann so intensiv sein, dass die äusseren Eindrücke gar nicht erst aufgenommen werden. Das Kind war innerlich bereits am Fernsehen um 7 Uhr, und wenn dann das Äussere „Nein“ kommt, muss die Innere Welt angeglichen werden. Das ist echt schwierig, da die innere Vorstellung wirklich stark sein kann.
Da muss man sich erst aus der inneren Welt lösen (Das ist Anstrengend) dann umstellen auf das Nein, und dann eine Alternative Beschäftigung finden.

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stella
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von stella »

In so einem Moment konnte ich nicht weiter fahren. Die Ausbrüche haben alles lahmgelegt. Warten, bis der Anfall vorbei ist, kurze Ansage, dass ich bei meiner Meinung bleibe und dann weiterfahren.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

Tenaya
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Tenaya »

Hallo zusammen
Ich bin neu hier. Bei meinem Sohn (10) wurde Ende 2018 ADHS diagnostiziert. Wir waren auf Anraten der Schule in den ganzen Abklärungsprozess gekommen. Zuerst Erziehungsberatung 2 Jahre, dann die Abklärung beim Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst (KJPD). Seit Ende Jahr nimmt mein Sohn auch Ritalin. Jedoch nur eine kleine Dosis. 10 mg pro Tag. An intensiven Tagen mit Training abends nimmt er neu die Kapseln (20 mg). Er zeigt keine Nebenwirkungen. Ist umgänglicher mit den Medis. In der Schule läufts auch besser. Klar gibt es immernoch Situationen, bei denen er sich nicht regulieren kann und die Impulsivität durchschlägt. Zuhause können wir gut ohne Ritalin mit ihm umgehen. Wir kennen unser Kind und können früh genug handeln oder ihm die Ruhe, die er braucht, gönnen.
Beim KJPD hat mein Sohn eine Verhaltenstherapie begonnen. Die lief sehr gut. Er hatte alle 14 Tage ein Treffen mit der Therapeutin und es passte menschlich sehr gut. Nun hat sich die Therapeutin beruflich verändert und arbeitet nicht mehr beim KJPD. Die neue Therapeutin konnten wir Mitte Mai kennenlernen. Es lief recht gut. Könnte menschlich passen, was sehr wichtig ist bei meinem Sohn. Nun konnten wir aber leider erst Ende Juni einen weiteren Termin abmachen. Vorher war alles schon vergeben. Das finde ich sehr doof. So kann eine Therapie doch nicht funktionieren. Oder was sagt ihr dazu? Wo macht ihr solche Therapien? Soll ich selber für eine Therapeutin oder einen Therapeuten schauen? Übernimmt das die Krankenkasse?
Ihr seht, das Ganze ist noch recht Neuland für uns.
Freue mich auf einen regen Austausch mit euch hier und sage schon danke für alle Tipps.

Simbat
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Simbat »

Hallo zusammen
Ich schleiche mich kurz rein, habe nicht mitgelesen, deshalb weiss ich nicht, ob es hier evtl. schon mal erwähnt wurde oder Thema war. Bei mir wurde gerade HPU/KPU diagnostiziert. Ich habe mich über diese Stoffwechselstörung etwas informiert und es wird sehr oft betont, dass AD(H)S Kinder oft HPU/KPU haben und deswegen so sind wie sie sind. HPU/KPU kann man ganz einfach behandeln, man muss es einfach lebenslänglich, da nicht heilbar. Ich dachte, evtl. interessiert es die eine oder andere, einfach mal googeln. Der Test wird über den Urin gemacht, kostet +- 70.-, also keine grosse Sache. Vielleicht hilft es jemandem. Viele Ärzte kennen es leider nicht oder es wird dem wenig Beachtung geschenkt, dabei ist es so einfach zu testen und zu beheben.


Melinde Flink
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Melinde Flink »

@yogurt thx!

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stella
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von stella »

Yoghurt
Ja, Danke!


Grundsätzlich
Viele Von ADHS betroffene Menschen und Eltern von betroffenen Kindern versuchen meistens alles, um irgendwie die Situation verbessern zu können. Ich habe dazu mal die Auswertung einer Studie gelesen, in der alternative Wege untersucht wurden. Laut dieser Auswwertung gibt es nichts Wirksames aus der Alternativmedizin. Die Zeit, das Geld und die Kraft könnte man sich sparen. (Habe ich ja auch gemacht, alle müssen ihre Erfahrungen selber machen...) Vielleicht überlegt sich das jemand.

Bei ADHS erzielt man die grössten Erfolge mit Therapie, Verhaltenstherapie in Kombi mit Medis. Medikamente machen es oft überhaupt möglich, die Therapie machen zu können.
Ziel ist es, Strategien erlernen zu können, die den betroffenen Personen genau für Ihre individuellen Themen helfen, damit sie den Alltag besser bewältigen können.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

desperado
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von desperado »

Vielen Dank für eure Antworten.. Miss Mommy, Stella!

Nun Therapien... Ja wir müssten wohl mal auf die Suche nach einem Psychiater/in...

Medis würd ich ja gerne geben, hab aber einfach soooo Bammel vor den Nebenwirkungen: Essstörungen, Schlafstörungen, Zerstörung des Nucleus accumbens, was im Gehirn das Zentrum für Motivation und Belohnung ist, etc...

Allenfalls kommen Strattera, Wellbutrin, Intuniv in Frage. Kennt und verabreicht jemand eines dieser Medikamenten?

Melinde Flink
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Melinde Flink »

@desperado: Die Nebenwirkungen halten sich in Grenzen. Ja es gibt eine appetithemmende Wirkung, aber da die Nebenwirkungen auf die Wirkdauer des Methyphenidats begrenzt sind, hält sich die Dauer der Nebenwirkungen in Grenzen. Bei Ritalin sind das max 4h. Also 4 h ohne Hunger sind auszuhalten, danach wird dann mehr gegessen.
Schlafstörungen gibts vor allem bei zu später Einnahme, dann kann man nicht einschlafen.

Zerstörung vom Belohnungszentrum? Der ist mir neu, hast du wissenschaftliche Dokumente oder Veröffentlichungen? Fände ich spannend zu wissen.

Methylphenidat ist Wasserlöslich, es reichert sich nicht an, hat keine Langzeitwirkungen (medi nehmen, 30min später Wirkung bis Medi aufhört zu wirken) danach kann es noch bis 60 Min „Rebound“ geben. Kann, muss nicht.
Es gibt kein „Ausschleichen“, oder „Einschleichen“ wie bei Antidepressivas.

desperado
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von desperado »

Miss Mommy
Und, bleibt dein Sohn in der Sek?

desperado
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von desperado »

Melinda Flink
https://www.google.ch/search?client=saf ... 24&bih=729

Hoffe Link funzt...

Finde diesen Author Bombe, und ja, Amerika hat sie, die Langzeiterfahrung und auch die entsprechenden Vorfälle, quantitativ, meine ich...

Yoghurt
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Yoghurt »

Und Amerika hat auch einen ganz anderen und deutlich unkritischeren Umgang mit der Diagnose ADHS und der Verschreibung von Medikamenten. Quantität geht nicht immer mit Qualität einher...

Melinde Flink
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Melinde Flink »

@Desoerado: Hast du eine eine wissenschaftliche Publikation dazu? Am besten mit Doppelblindstudie.
Diese Erfahrungsbericht sind zwar sehr gut, aber Einzelfälle die schwer zu verallgemeinern sind.

Beachte bitte, dass jeder ein Buch zu einem Einzelfall herausgeben kann, und du wirst zu jedem Medikament, zu jeder Störung ein Buch finden, das eine kritische Meinung vertritt.

Methylphenidat (wie alle anderen Medis in der Richtung) sind Hirnaktive Substanzen, und sollten auch nur jenen Personen verschrieben werden, deren Hirn ein Mangel an Botenstoffen aufweist.
Gerade amerikanische Ärzte sind eher grosszügig mit Medikamentengabe, auch opioide, (eine riesige Anzahl an. Drogentoten lässt grüssen). Hier sind die Verschreibungsmechanismen viel strenger und Kontrollen besser.

desperado
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von desperado »

Ich möchte wirklich keine Diskussion oder gar Polemik losreissen wegen den Medis... Das war nicht meine Absicht! Ich möchte nun auch nicht in der Beweis-Bring-Schuld stecken, dazu fehlt mir Zeit und Energie! Ich werde hier nur den Brief, also Email, das ich Mr. Sax damals geschrieben habe und seine Antwort mit weiterführenden Links reinkopieren. Das Buch muss man halt lesen, ja ist Arbeit, aber da kommt man nicht drumherum um sich eine Meinung zu bilden.Es wäre natürlich sehr spannend eure Meinungen zu hören, aber ich spüre hier eine recht starke Haltung gegen kritische Stimmen/Meinungen was Medikamente anbelangt...

Hier der Brief:

On Sat, Sep 1, 2018 at 2:37 AM ................wrote:

Guten Tag Herr Sax

Since I‘m a lover of the English language and you seem to favor German, let me write this email in both languages.

Zuerst möchte ich Ihnen für die sehr interessante Lektüre ‚Boys adrift‘ danken. Sie war für mich gleichermassen spannend wie aufwühlend, zuweilen sogar ‚disturbing‘!

My son, 11 years of age is also suffering from ADHD. He‘s now in 5 th grade. This and the subsequent year is very important for his future. In Switzerland though we have a very flexibel and praxis oriented education system, it is mandatory that one’s doing well at school with good grades, but there are a lot of different alternatives in Switzerland in terms of choosing ones profession and the many ways of getting there and getting subsequently a good education.

Nevertheless, people with ADHD have challenges in addition...

As you know well, ADHD sabotages the executive skills, among others and sometimes I wonder what grades and performance he would be capable of if he took medication...! It‘s hard sometimes to resist the promises and temptation of medication..

To date we have never tried the common pills like Concerta and Co. Reading your book has initially confirmed us in our decision.

Trotzdem bleibt diese Ungewissheit ‚was wenn?‘.....

Ich frage Sie nun: Nach all den Jahren (das Buch wurde ja im 2007 geschrieben, also for über 10 Jahren), gibt es immer noch keine verlässliche Studie, die ihre These stützt? Doppelblind-Studien, die beweisen, was Sie beobachten? Research about longtime effects of all the substances on the market?! Isn’t it virtually impossible to have such a powerful drug on the market which millions of children worldwide regularly take and there exist no reliable researches on the subject ?? Worldwide!!

I would be immensely thankful to receive material, links containing results of medical researches that undermine your thesis and observations!

Herzlichen Dank! Ich lasse Sie freundlich grüssen!

Sincerely yours
............


Email von L. Sax:
Ganz liebe Gruße aus Nordamerika! Herzlich Dank für ihr Email!

You didn't mention whether you read the English-language version of Boys Adrift, or the German edition, published under the title Jungs im Abseits. In any case, I hope that you will pick up the revised and updated second edition, published (in English) in 2016. Here's a link to the newer edition: https://www.amazon.de/Boys-Adrift-Epide ... 465040829/.

For more information specifically on the decision whether to use a medication for ADHD, please see my article for TIME Magazine, "Six questions to ask before starting your child on medication for ADHD," http://time.com/4163195/6-questions-to- ... edication/.

For that article, I prepared a web page specifically with links to many of the scholarly articles which support my claims: that link is http://www.leonardsax.com/adhd.htm.
You will find a more lengthy and thorough treatment of these issues, with additional scholarly citations, in chapter 4 of the revised edition of Boys Adrift.

On my visits in die Schweiz - in Zürich, in Appenzell, und in Luzern - I have been impressed by the strong parent-child connections, insbesondere in Appenzell und in Luzern. In my book The Collapse of Parenting, I point to German-speaking Switzerland as a model for American parents to emulate.

Noch einmal Dank!

mfG


Leonard Sax MD PhD FAAFP (author of Why Gender Matters, Boys Adrift, Girls on the Edge, and the New York Times bestseller The Collapse of Parenting)
64 East Uwchlan Avenue, #259
Exton, Pennsylvania 19341
Telephone: 610 296 2821
Facsimile: 610 993 3139
www.leonardsax.com

Melinde Flink
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Melinde Flink »

@desperado: thx für den link! Es gibt eine andere Studie mit Ratten bei der festgestellt wurde, dass Methylphenidatgabe bei Ratten! Eine negative Auswirkung aufs Langzeitgedächtniss haben kann. Aber die Studie wurde mit 20 Tieren durchgeführt, was ich nicht so aussagekräftig finde.

Ich finde es gut wenn man Medis hinterfragt und sie nicht wie Bonbons verteilt, um dann zu hoffen, dass alles gut wird.

Medis alleine sind auch nicht die Lösung, es brauxjt immer auch eine Begleitung der Eltern und der Kinder. Die Kinder müssen lernen mit den Einschränkungen klarzukommen und zu kompensieren, und die Eltern müssen lernen ihre Erwartungen anzupassen und sich ein wenig umzustellen. Dazu gehört auch eine Anpassung des Erziehungsstils und Hinterfragen der eigenen Methoden.
Das kann schmerzhaft sein, und ist sehr anstrengend.

Miss_Mommy
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Miss_Mommy »

@Desperado
Nein leider nicht. Er meinte zwar die Noten wären besser geworden und zeigte mir auch nur diese. Aber viele Fächer sind einfach Fleissübungen und wenn er sich natürlich nicht bemüht, nützt auch das Ritalin nichts. Ich denke sein Schnitt liegt bei 3.71 (Zeugnis erhalten wir noch).

@Melinde Flink
Da stimme ich dir zu. Ritalin ist kein Wundermittel. Es kann helfen, es kann unterstützen, aber es löst keine Probleme. Ich sehe das ganz deutlich bei meinem Sohn. Ich habe mittlerweile sogar den Eindruck, dass es keinen Unterschied macht ob er Ritalin nimmt oder nicht. Sein Verhalten, seine Impulsivität etc. sind sehr mühsam für uns alle....

@Desperado
Betr. Nebenwirkungen. Ich kann diese nicht bestätigen. Hängt aber wohl auch stark von der Dosierung ab. Mein Sohn muss vor der ersten Einnahme frühstücken und auch Vitamine in Form von Tabletten zu sich nehmen. Abends frisst er mir meistens der Kühlschrank leer... Da er jetzt im Teenager-Alter ist, ist spätes Einschlafen ziemlich normal. Wie gesagt, was wäre die Alternative? Wenn es hilft, super. Wenn nicht, setzt ihr es einfach wieder ab.

Versteht mich nicht falsch, ich bin kein Ritalin-Fan. Ich habe mich ebenfalls sehr lange dagegen gewehrt. Wer weiss, vielleicht hätten wir einiges verhindern können, hätte ich diese Option in Betracht gezogen. Nun ist Junior 14 und seit über zwei Jahren macht er schulisch nur negatives mit. Seine Motivation sowie auch Leistung sind mehrheitlich schlecht. Er resigniert und schafft es kaum noch an seine Ressourcen zu kommen. Auch mit dem Ritalin ist es nicht viel besser geworden. Von unserer Mutter-Kind-Beziehung müssen wir gar nicht reden. Daher, am besten so schnell wie möglich nach Lösungen suchen und diese umsetzen. Auch wenn das heisst, eine gewisse Zeit Medikamente einzunehmen.

Enja
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Enja »

Hallo zusammen
Interessantes Thema.
Interessanterweise liest man häufig überall von ADHS. Gibt es eigentlich manchmal auch Kinder, bei denen ADS diagnostiziert wird?
Ich habe einen erwachsenen Sohn, der sich selber hat abklären lassen. Als Kind ist er als solches nie aufgefallen. Sehr ruhig und verträumt.Es gab aber gegen Pubertät sehr viele schwierige Momente, die aber kaum auf irgend eine Art spezifiziert werden konnten von uns. Waren schwierige Zeiten und das Selbstbewusstsein des Sohnes tief unten.
Heute nimmt er die oft besagte Substanz und der Unterschied in der Konzentrationsfähigkeit ist wie Tag und Nacht! Wie auch der Rebound Effekt. Darum hat er ein Präparat mit Depot erhalten. Er nimmt es nun einfach, wenn die Situation es dringender erfordert, um möglichen Risiken vorzubeugen.
Er blühte regelrecht auf, als er merkte, zu was er fähig war.
Denkt ihr, dass die Substanz Methylphenidat auch auf einen gesunden so extrem wirkt? Oft war ich froh, dass es die Diagnose gab.
Manchmal aber zweifle ich... kann man damit „alles „ erreichen? Die Diagnose im Erwachsenen Alter stützte sich ja lediglich auf einem spezifischeren
Intelligenztest, Fragebögen und Erfahrungsberichten. Es gibt ja nicht einen Wert in dem Sinne, der angibt: pos/eng.

Sternli05
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Sternli05 »

Enja
Unser Sohn hat ADS, er ist 13 und die Diagnose wurde vor 6 Monaten gestellt. Er ist extrem ruhig und introvertiert. Solche Kinder werden in der Regel nicht abgeklärt da sie nicht auffallen. Seit der Diagnose geht es ihm besser, er weis das er halt etwas anders ist und dies OK ist. Vorher dachte er oft das er einfach nur blöd ist weil er so viel vergisst ect.

Enja
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Enja »

@sternli: ja genau so ging es ihm! Halt der Klassen Chaot, der immer etwas nicht hat/vergisst etc.
Man wusste einfach nie, ist es Pubertät/fehlende Disziplin. Müsste er sich einfach mal zusammenreissen. Kann er nicht, will er nicht.

Yoghurt
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Yoghurt »

@desperado
Dass hier so eine starke Haltung zu Medikamenten bzw. kritischen Stimmen besteht, liegt daran, dass alle Schreiberinnen bzw. ihre Familien einen langen Leidensweg hinter sich hatten, bevor sie sich dazu durchgerungen haben, ihrem Kind ein Medikament zu geben. Es kommt immer wieder vor, dass jemand Neues hier im Thread schreibt, und die Medikamentenkritik wiederholt sich dann. Das hat für die langjährigen Schreiberinnen einen "Und täglich grüsst das Murmeltier"-Effekt.

Melinde Flink hat es gut auf den Punkt gebracht. Den Time-Artikel von Sax habe ich gelesen, auch seine Internetseite, auf die der Time-Artikel verlinkt ist. Den Time-Artikel finde ich insofern gut, als dass er Eltern vor einer vorschnellen Diagnose und Medikation warnt. Das wurde hier im Thread immer wieder betont, dass eine sorgfältige Diagnose das A und O ist und dass auch die Medikamentengabe sorgfältig angeschaut und durchgeführt werden muss. Was mich aber sehr gewundert hat, war die Internetseite von Sax, auf der er den angeblichen Hirnschaden näher beschreibt. Angeblich wird ja das Belohnungszentrum im Gehirn zerstört, so dass wegen diesem Hirnschaden keine Eigenmotivation mehr aufkommt. Nach dem Motto: Wenn man das Medikament absetzt, ist man nicht mehr in der Lage, eine Eigenmotivation aufzubauen. Nun ist es aber doch gerade ein Symptom von ADHS, seine Motivation nicht umsetzen zu können. Dazu fehlen mir Angaben bei Sax: Fehlt den Jugendlichen tatsächlich jede Motivation, wie er behauptet, oder lassen sich seine Ausführungen nicht vielmehr so lesen: Wenn man das Medikament absetzt, zeigen sich die ADHS-Symptome wieder in ihrer vollen Ausprägung. Dann wäre sein behaupteter Hirnschaden nichts weiter als heisse Luft.

Ich selbst wurde erst im Erwachsenenalter diagnostiziert, und für mich ist das Medikament ein Segen. Wer nicht selbst betroffen ist, kann nicht nachvollziehen, welche Qual es ist, rasend schnell von einem Gedanken zum anderen zu springen und nichts zuende führen zu können. Deshalb macht mich das dumme Geschwätz, mit dem die Medikamente verteufelt werden, immer wieder wütend. Das sind Menschen, die nicht begriffen haben, was ADHS eigentlich ist und was es für die Betroffenen bedeutet.

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