Strafen im Kindergarten?

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

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Neonova
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Re: Strafen im Kindergarten?

Beitrag von Neonova »

Ich würde auch mal den Elternabend abwarten und schauen, ob die Lehrerin selber etwas dazu sagt. Falls nicht, würde ich die Lehrerin in einem Einzelgespräch darauf ansprechen und mir ihre Sichtweise anhören. Das was 4-5 jährige Kinder erzählen ist sicher ernst zu nehmen, aber ich würd auch nicht alles für bare Münze nehmen.

@alle, die diese Erziehungsmethode schrecklich finden: was habt ihr denn für Vorschläge, wie die Kindergärtnerinnen ganz grundsätzlich in solchen Situationen reagieren sollen? Zum Beispiel wenn ein Kind permanent den Kreis stört, so dass ein Unterrichten praktisch unmöglich ist, weil es wirklich immer dreinschwatzt? Was machen mit Kindern, die ständig gleich dreinschlagen?

Wir hatten diese Woche Elternabend und die Kindergärtnerin und auch der Schulleiter (unterrichten beide seit vielen Jahren) haben die Eltern eindringlich darum gebeten zuhause Regeln einzuführen und einzuhalten (welche, ist jeder Familie selber überlassen). Einfach, dass die Kinder grundsätzlich lernen, dass es Regeln gibt was das Zusammenleben betrifft. Ebenso haben sie eindringlich vor zu viel Medienzeit abgeraten (ist jetzt etwas off topic). Ich nehme schon an, dass sie einen Grund haben, dass sie das explizit so vor der ganzen Elternschaft erwähnen.
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stella
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Re: Strafen im Kindergarten?

Beitrag von stella »

Neonova hat geschrieben: So 1. Sep 2019, 13:45
@alle, die diese Erziehungsmethode schrecklich finden: was habt ihr denn für Vorschläge, wie die Kindergärtnerinnen ganz grundsätzlich in solchen Situationen reagieren sollen? Zum Beispiel wenn ein Kind permanent den Kreis stört, so dass ein Unterrichten praktisch unmöglich ist, weil es wirklich immer dreinschwatzt? Was machen mit Kindern, die ständig gleich dreinschlagen?
Das nimmt mich also seit drei Seiten auch wunder.
Ich habe eingangs versucht zu beschreiben und erklären, wie so etwas ablaufen könnte. Viele melden sich und finden es schrecklich, wenn es denn so ablaufen würde.

Wie soll eine Kigä eine Gruppe von Kindern führen, wenn es Kinder drin hat, die den Unterricht stören?

Es ist einfach etwas anderes, ob man zuhause eine Kindergruppe von 1- 7 Kinder, je nach je, wie viele eigene und wie viele zu Besuch, führt oder ob man unterrichtet im Kiga.

Es gibt Kigä, die können unterrichten ohne Massnahmen, Konsequenzen und Strafen. Und es gibt welche, die greifen auf verschiedene Dinge zurück. Wie so oft im Leben ist das von der Persönlichkeit abhängig.

Weiter vorne hat jemand geschrieben, dass man doch ein wenig von positiver Absicht der LP ausgehen solle und dass es sonst in Zukunft mühsam werden könne. Das fehlt mir einfach.

Jemand hat noch geschrieben, dass Kinder Dinge oft gefärbt erzählen und beim Nachfragen sei dann raus gekommen, dass es doch nicht soooo schlimm gewesen sei.

Mir fehlt einfach in der ganzen Diskussion die Gelassenheit und die Haltung, dass die Kigä bestimmt ihre Gründe hat und es schon gut kommt.
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Lotus
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Re: Strafen im Kindergarten?

Beitrag von Lotus »

Stella: ja weil alle genau begründen können, was der andere falsch macht ;)
Nein ehrlich, wir sagen unseren Kids auch, dass wir das nicht toll finden und diskutieren mit ihnen Möglichkeiten, wie sie damit umgehen können, wen es denn betrifft und warum etc...
Aber ich verstehe absolut, dass der Umgang im KiGa beim ersten Kind - wenn man dieses eben nicht so zurechtzupfen musste Zuhause und es vielleicht feinfühlig ist - ein Schock ist :!: Meine Tochter kam amels nach Hause und erklärte mir ständig, was die Grossen und die Kleinen alles NICHT können, oder eben müssen, oder was Jungs so gut machen oder Mädels nicht oder umgekehrt. Da hab ich echt viel Nerven gebraucht, solche Dinge abzufangen und ihnen zu erklären, dass NUR ihre KiGä das so findet, nicht so IST ES :?

lg
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stella
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Re: Strafen im Kindergarten?

Beitrag von stella »

Lotus
Dito hier als Mama.
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jupi2000
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Re: Strafen im Kindergarten?

Beitrag von jupi2000 »

Das interessiert mich jetzt auch sehr, wie das die Mütter regeln würden, die diese Methode der Kigä schlimm finden. Bis jetzt hat sich ja noch niemand dazu geäussert.

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Lotus
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Re: Strafen im Kindergarten?

Beitrag von Lotus »

jupi2000 hat geschrieben: Mo 2. Sep 2019, 10:40 Das interessiert mich jetzt auch sehr, wie das die Mütter regeln würden, die diese Methode der Kigä schlimm finden. Bis jetzt hat sich ja noch niemand dazu geäussert.
Also unsere KiGä macht "schhhhhhhht" und alle Kinder starren sie an! Und sie hatte wirklich auch specialneeds Kinder da! In einem Jahr waren es über 25 Kinder. Für ein Kind, da weiss ich, hat sie ein spezielles Belohnungssystem besprochen, als es nach einiger Zeit immer noch nicht ging. Da musste sie neben "schhhhhhht" noch mit dem Finger auf die Sonne zeigen, damit das andere Kind es auch einsah.

Also ja, man kann entweder sich von der ersten Minute an die Zeit nehmen, und alle Kinder im Kreis haben wollen, bis auch das letzte begriffen hat und sitzt- das geht halt am Anfang wirklich lange - oder man stellt von Anfang an klar, wer nicht passt, geht weg!
Man könnte auch einfach sagen: Setzt euch und auf 10 Zählen und wer nicht kommt der hat gehabt. Zackzack! :roll:

...Oder man lernt ein Zusammenkommenliedli (was in der Pfadi zB. wunderbar funktioniert ohne Drohungen), welches dann alle Kinder singen und die sitzenden, wartenden singen und klatschen und freuen sich, während dem andere noch Zeit brauchen. Originelle Ideen könnte man wahrscheinlich sogar Googeln :lol: Oder man erfindet ein Versli, in welchem alle Kinder vorkommen? Oder man zählt durch :) oder von mir aus, belohnt man die Kinder oder lobt sie ganz einfach und freut sich mit jedem Kind, mit dem es klappt... Im Kindergarten lernen doch die Kinder genau, wie eine Gruppe funktioniert, nicht alle Kinder waren schon in funktionierenden, gleichaltrigen Gruppen, wenn sie in den KiGa kommen.

Ja, schwierige Frage, was würden wohl Mütter tun, die Zuhause so einen dieser laissez-faire Kuschelkurse fahren ;) Diese Mütter sind ja nie damit beschäftigt, originelle Lösungen zu finden, sondern schauen ihren Kindern lächelnd zu, wie sie machen, was sie wollen. :lol: mhmmmmmmm...
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mariposa_2
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Re: Strafen im Kindergarten?

Beitrag von mariposa_2 »

jupi2000 hat geschrieben: Mo 2. Sep 2019, 10:40 Das interessiert mich jetzt auch sehr, wie das die Mütter regeln würden, die diese Methode der Kigä schlimm finden. Bis jetzt hat sich ja noch niemand dazu geäussert.
Ich bin keine Kigä und betreue auch nicht 24 Kinder. Ich betreue ab und zu ein Mädchen (2.5), welches sich sehr stark körperlich ausdrückt. Das Thema hauen löse ich z.B. so:

Mein Sohn (x) spielt mit einem Auto. Das Mädchen (y) möchte sofort auch damit spielen. Sie geht auf x zu und möchte hauen und das Auto wegreissen. Dann sage ich zu y:" du möchtest mit dem Auto spielen oder? Jetzt spielt aber x damit. Komm wir suchen uns ein anderes und tauschen" und dann zu meinem Sohn:" y möchte gerne mit dem Auto spielen. Sie hat dir hier ein anderes ausgesucht, willst du tauschen?".

Ich fasse ganz einfach in Worte was ich sehe/spüre. Die Situation entspannt sich sofort. 80% der Situationen lassen sich so ohne hauen lösen. Die Kinder sehen was man alternativ zu hauen machen kann und sie werden (selbstverständlich) nicht bestraft (was total sinnfrei wäre).

Jetzt sind die Kinder im 1. Kiga natürlich schon etwas älter. Nichtsdestotrotz ist die Impulskontrolle noch am reifen. Auch finden sie mit 4/5 Jahren nicht immer die richtigen Worte, auch wenn sie schon sprechen können.
Deshalb denke ich, es wäre sinnvoll eine (fast)hau-situation so ähnlich zu lösen.

Edit: ich habe das Durcheinander mit x und y korrigiert
Zuletzt geändert von mariposa_2 am Mo 2. Sep 2019, 14:12, insgesamt 1-mal geändert.
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jupi2000
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Re: Strafen im Kindergarten?

Beitrag von jupi2000 »

Mariposa
Das finde ich gut wie du reagierst und ich hätte es wohl so ähnlich gemacht. Nur muss die Kigä auf über 20 Kinder schauen und nicht nur auf 2. Das wird dann schon schwierig auf alle zu achten und zu reagieren, bevor geschlagen wird.


Und manchmal haben wir auch keine Ahnung, was es noch so für Kinder gibt und zu was die so fähig sind :shock: Darum würde ich der TE unbedingt Besuchsmörgen ans Herz legen, wo sie mal schauen kann, wie es so läuft.

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mariposa_2
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Re: Strafen im Kindergarten?

Beitrag von mariposa_2 »

Natürlich sind es viel mehr Kinder. Aber ich denke nicht das alle gleichzeitig hauen. Und mit der Zeit kennt man wsh. die einzelnen Kinder etwas und kann besser einschätzen was kommen könnte.

Ich erlebe übrigens nur wenige Mütter die das so lösen. I.d.R. wird bestraft, gedroht oder erpresst.

Sorry stradivari ich konnte dir nicht wirklich weiterhelfen 🙈. Ich möchte nur sagen, dass ich ganz deiner Meinung bin und dich gut verstehen kann.
Chline Buddha 2017

ausländerin
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Re: Strafen im Kindergarten?

Beitrag von ausländerin »

Jupi, in Kiga und Schule meiner Tochter werden in keiner der drei parallelklassen strafen eingesetzt. Eine neue Kiga letztes Jahr hat damit begonnen und musste nach drei Monaten probezeit gehen. Ich glaube dass es genug möglichkeiten gibt mit 25 kinder ohne strafen umzugehen, und es fehlt nicht an der info oder erfahrungen. wenn man nur will. Wen man nicht will - gibt es 1001 Rechtfertigungen, bei denen die Kinder und Eltern meistens die bösen sind. Ich finde es spannend dass Stradivari geraten wird ins private Kiga zu wechseln - die haben dort auch 15-25 kids pro Betreuer, high needs kids usw. und sollen es ohne Strafen schaffen - also es ist doch nicht so unmöglich, oder?

stradivari
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Re: Strafen im Kindergarten?

Beitrag von stradivari »

ausländerin, Mariposa und Lotus:

Doch, das hilft mir sehr weiter, danke euch vielmals! Als Mama versuche ich schwierige Situationen so ähnlich zu lösen und Standardreaktionen wie Strafe/Drohung/Erpressung/Pseudofürsorge/... zu vermeiden. Ja, es ist aufwendig. Manchmal klappts, manchmal mässig. Kreativität hilft und der Austausch guter Ideen auch!


Kuschelkurs / Privatschule / "Die Schule/Gesellschaft/Welt ist halt so":

Ich habe hier nicht um Erziehungsratschläge gebeten oder Mutmassungen zu mir oder um Tipps, wer auf welche Schule soll, sondern um Erfahrungen mit dem Thema Strafen im Kindsgi. Meine Meinung zu Strafen ist, wie sie ist, und es gibt andere. Ich glaube auch durchaus an grundsätzlich gute Absichten bei Kindergärtnerinnen und überhaupt Lehrpersonen und bewundere es, wenn sie immer wieder Energie für ihren Job aufbringen; das braucht einiges, wie ich selber weiss. Ausserdem bin ich nicht gegen Regeln; Regeln und Grenzen heissen nicht automatisch Strafen. Und "unsere" Kigä kenne ich noch kaum und kann sie deshalb gar nicht beurteilen, sie macht insgesamt einen freundlichen und kompetenten Eindruck und macht das sicher gut. Unser Sohn versteht glaubs auch bereits, dass sie ihre Art hat, mit der Gruppe umzugehen, und andere LP eine andere Art. Und obwohl er findet, sie "schimpfe viel", geht er meistens gerne hin. Und ich werde am Elternabend freundlich sein und die KiGä schon nicht vor der ganzen Runde angreifen und auch sonst nicht, macht euch keine Sorgen :))

Trotzdem nimmt mich Wunder, wie Regelverstösse gehandhabt werden und wie Kinder reagieren. Es ist super zu erfahren, wie andere Ansätze aussehen (könnten)! Dass so oft danach gefragt wurde hier, ist ja auch spannend, offenbar wird halt doch meist zur Strafe gegriffen?

Mir scheint, dass oft ein defizitorientierter, also eher negativer Blick auf Kinder vorherrschend ist: sie "sind zu allem fähig" etc... (wie jupi es formuliert). Und zack, deshalb darf man sie bestrafen, logo. Und wenn sie es schlimm finden, hat das "nur ein 4jähriges Kind gesagt" (hat oben auch jemand geschrieben, weiss nicht mehr, wer), dabei "ist das doch gar nicht so schlimm"(haben mehrere geschriebn) - wer darf das beurteilen? Nichtbetroffene Erwachsene? Wieso??? Ihr wisst nicht besser als die Kinder, was für sie schlimm ist!

Also echt - Kinder wollens doch grundsätzlich gut machen und geben sich allermeistens Mühe und verdienen es, für voll genommen zu werden. Dann machen sie erfahrungsgemäss meist auch besser mit.

liebe Grüsse, Stradivari

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stella
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Re: Strafen im Kindergarten?

Beitrag von stella »

stradivari hat geschrieben: Mo 2. Sep 2019, 15:30
Trotzdem nimmt mich Wunder, wie Regelverstösse gehandhabt werden und wie Kinder reagieren. Es ist super zu erfahren, wie andere Ansätze aussehen (könnten)! Dass so oft danach gefragt wurde hier, ist ja auch spannend, offenbar wird halt doch meist zur Strafe gegriffen?

liebe Grüsse, Stradivari
Ich habe ein sehr sensitives Kind. Selber begleite ich meine Kinder meistens ohne Strafen - ich falle doch gelegentlich in alte Muster zurück.
Unsere Kigä war super. Eigentlich hat sie auch ohne Strafen den Kiga geleitet. Sie hatte z.B. im Konfliktfall einen Friedensweg, den die Kinder am Anfang mit ihrer Hilfe gehen mussten, am Schluss konnten sie es selber.

Trotzdem empfand unsere sehr sensitive Tochter vieles als Strafe oder verstand es nicht.

Ich habe ihr immer und immer wider, bis heute, verschiedene Situationen "übersetzt" und ihr geholfen, die Dinge einzuordnen. Mein Kind ist zu sensitiv für diese Welt. Das andere Kind, bei den gleichen Eltern übrigens, schafft es gut, mit den verschiedensten Stilen zurecht zu kommen. :wink:

Mir bleibt und blieb nichts anderes übrig, als meinem Kind gut zuzuhören, Dinge mit ihm aufzulösen und in ein anderes Licht zu rücken und selber sensibel genug zu sein, zu unterscheiden, wann es meine Intervention in Kiga/Schule braucht und wann eben nicht.

Das ist meine Art als Mama, wie ich mit dem Thema umgehe.

edit: Ich musste als Mama am Anfang der Schulzeit auch lernen, wie ich nun mit dieser Wertevielfalt der Lehrpersonen umgehe. Und gerade mit einem Kind, welches eben nicht 0815 ist, ist dies ein enorm schwieriger Schritt. Viele Dinge, die ich mit ihr zuhause aufgebaut habe, hat mir, aus meiner Sicht, die Schule wieder kaputt gemacht. Es ist eine enorme Gratwanderung.

Übrigens: Das sensitive Kind ist nun in der 9. Klasse und kann es doch immer besser... Und ich bin überzeugt, dass sie mal einen Platz finden wird im Leben, in dem es für sie nicht so rau zu und her gehen wird.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

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Re: Strafen im Kindergarten?

Beitrag von tweet_1984je »

meine kinder sind auf einer montessorischule. da wird die achtsamkeit gegenüber sich selbst und anderer sehr thematisiert. verhaltensweisen werden reflektiert.
die klasse funktioniert super. die kinder sind ultrafleissig. auch kinder mit verhaltensauffälligkeiten fühlen sich wohl.
selbstreflexion wäre sicher auch ein thema für unser schulsystem.
ich finde die strafbank hat was blossstellendes für den noch kleinen menschen.
ich finde aber auch dass 24 kinder, im kindergarten viel zu viel sind. da kann ich mir nicht vorstellen dass die kleinen, dass bekommen, was sie brauchen.
die kindergärtnerin ist auch nur ein mensch der grenzen hat. 24 kinder, so könnte ich mir vorstellen, sprengen die persönlichen grenzen.
darum haben wir uns für ein anderes system entschieden. was dazu geführt hat, dass auch ich wieder arbeite:-)

Malaga1
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Re: Strafen im Kindergarten?

Beitrag von Malaga1 »

stradivari hat geschrieben: Mo 2. Sep 2019, 15:30 Mir scheint, dass oft ein defizitorientierter, also eher negativer Blick auf Kinder vorherrschend ist: sie "sind zu allem fähig" etc... (wie jupi es formuliert). Und zack, deshalb darf man sie bestrafen, logo. Und wenn sie es schlimm finden, hat das "nur ein 4jähriges Kind gesagt" (hat oben auch jemand geschrieben, weiss nicht mehr, wer), dabei "ist das doch gar nicht so schlimm"(haben mehrere geschriebn) - wer darf das beurteilen? Nichtbetroffene Erwachsene? Wieso??? Ihr wisst nicht besser als die Kinder, was für sie schlimm ist!
Ja, in der Schule und auch bereits im KiGa herrscht ein defizitorientierter Blick auf die Kinder vor - das nervt mich auch oft. Im ersten Elterngespräch in der Schule hörte ich 20 Minuten, was mein Sohn alles schlecht macht (notabene nachdem er 10 Wochen vorher von der 1. in die 2. Klasse gesprungen ist) um mir danach ein tiptopes Zeugnis zu präsentieren. Da war ich auch baff und die Lehrerin sank in meiner Sympathieskala drastisch ab. Aber auch da: Aufregen bringt nichts - ich mach mich höchstens unbeliebt worunter dann die Kinder zu leiden haben. Und sonst: Es gibt Kinder, die schaut man einmal schief an und es funktioniert und es gibt Kinder, die haben es auch nach 5 x Sofa noch nicht begriffen. Ich habe je ein Exemplar zu Hause und finde das extrem anspruchsvoll. Ich brauche 2 total unterschiedliche Erziehungsansätze. Wie soll da eine Kindergärtnerin/Lehrperson einen Ansatz finden, der immer und allen Kindern/Eltern gerecht wird? Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Und der wirkliche Systemfehler liegt doch darin, einer einzigen Kindergärtnerin die Verantwortung über 20 bis 25 vier- bis sechsjährigen Kinder zu übertragen (und sie zumindest im Kanton Zürich auch noch massiv schlechter zu bezahlen wie eine Primarlehrerin).
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Re: Strafen im Kindergarten?

Beitrag von sonrie »

stradivari hat geschrieben: Sa 31. Aug 2019, 23:25 sonrie
bisher gab es leider keine Gelegenheit dabeizusein. Am ersten Kiga-Morgen wurden die Eltern aufgefordert, wenn möglich gleich wieder zu gehen. Fand ich auch recht eigenartig. Vielleicht bin ich auch deshalb umso alarmierter wegem dem Strafthema
frag doch einfach mal nach. Bei uns wurde das extra beim Elternabend mal angesprochen, dass Eltern grundsätzlich das ganze Jahr über willkommen sind um mal vorbei zu schauen, man möge es doch einfach kurz vorher mit der LP absprechen (einfach damits auch ins Programm reinpasst.)
Ich war und bin bei weitem nicht mit allem einverstanden was die Schule angeht, muss aber auch zugeben, dass ich in den letzten 3 jahren da auch gelassener geworden bin, einfach weil es für die Allermeisten Dinge eine Erklärung oder aber zumindest eine Lösung gibt (oftmals lassen sich diese sogar zwischen Tür und Angel finden, wobei ich meine Kinder so gut wie nie in den Kiga/Schule bringe oder von dort abhole).
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Re: Strafen im Kindergarten?

Beitrag von Minchen »

Ich finde, sich 5 Minuten aufs Sofa zu setzen keine Strafe sondern eine Konsequenz. Und ich habe auch nicht das Gefühl, dass sich die LP das Kind damit blossstellen wollte (auch wenn das Kind sich dann geschämt hat).
Alle Handlungen haben Konsequenzen.
Und die 5 Minuten auf dem Sofa waren die Konsequenz darauf, dass man nicht still zuhören konnte (ist mitunter eine Regel bei uns in einer Klasse).
Ich denke, manchmal hat die LP in dem besagten Augenblick vllt nicht die nötige Zeit, um direkt 1:1 auf das betroffene Kind einzugehen sondern muss zusehen, dass sie die restlichen Kindern gemanaged kriegt. Dafür sollte sie sich aber dann für das Kind Zeit nehmen, sobald die Möglichkeit dazu besteht und mit ihm sprechen.
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Re: Strafen im Kindergarten?

Beitrag von Xera »

Also die beiden auffälligen Jungs, die mit meiner Tochter in den Kiga gehen, würden beim Sofa wohl als erstes mal die Federung testen und noch mehr stören als im Kreis (von wo sie am ersten Kiga-Tag dauernd wegrannten). Von daher hat eine Kigä, die diese Maßnahme anwenden kann, wohl alles Kinder in der Gruppe, welche die elementarsten Grundregeln begriffen haben.
Der eine der Jungs (er wohnt in der Nähe, ich kannte ihn aber vorher nicht), war in den letzten Tagen öfters hier. Seit gestern sind die Fahrzeuge unserer Kinder eingeschlossen: er nimmt aus unserer Kiste und auch sonst, was er findet - und wir müssen schauen, wo wir die Sachen wieder finden.
In unsere Wohnung kann er nur kommen, wenn ich 1:1 für ihn Zeit habe, er nimmt innert Sekunden alles auseinander. Sofa??? Null Chance! Keine Ahnung, welche Art von Sanktion bei ihm überhaupt ankommen würde.
Aber klar, bei gewissen Kindern wirkt einmal Sofa (oder die Angst vor dem Sofa) wohl für die ganze Kiga-Zeit.

Unser Grosser hatte im Kiga zweimal eine Ströfzgi. Einmal wegen eines Streits im Kreis, Grund war, dass er und das Nachbarskind sich unterschiedlich die Hand geben wollten (vorne/hinten, für ihn ist es taktil schlimm, wenn es nicht passt - da es für die meisten kein Problem ist, zeigt sich das erst, wenn ein Nachbar diesbezüglich dasselbe „Problem“ hat. Den zweiten Grund weiß ich nicht mehr.
Aber er wurde nicht per Sofa exponiert, sondern musste im Freispiel zeichnen (nicht sein Hobby). Im Nachhinein waren das seine schönsten Zeichnungen überhaupt. Gross gestresst hatte es ihn glaub nicht, aber zum Nachdenken angeregt sehr wohl, was ich dem Gespräch mit ihm entnehmen konnte. Aber eben auch hier: funktioniert erst, wenn eine gewisse Basis da ist (wobei diese unauffälligere Art auch neben „schwierigen“ Kinder möglich ist, da individuell).
Von daher denke ich, dass in sehr vielen Kindergärten Sanktionen à la Sofa gar nicht möglich wären, egal,wie sinnvoll man sie nun findet.
Fünftklässler 12/11 und Drittklässlerin 09/14

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