Stellenwert körperliche/emotionale Reife bei Klassenüberspringen

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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sillyspider73
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Stellenwert körperliche/emotionale Reife bei Klassenüberspringen

Beitrag von sillyspider73 »

Unsere Jüngste (geboren im Februar 2013) besucht seit Mitte August die erste Klasse innerhalb einer Basisstufe. Heute kam sie nach Hause und erzählte stolz, sie sei ab sofort bei den Zweitklässlern eingeteilt. Ich fiel ein bisschen aus allen Wolken, da wir von Lehrerseite dazu keine Info erhalten haben. Ich muss dazu sagen, dass unsere Tochter kognitiv sehr weit ist und locker mit unserem Zweitklässler mithalten kann. Sie kennt natürlich auch schon alle Zweitklässler ihrer Basisstufe und ist sehr beliebt (und durchaus selbstbewusst :lol: ). Emotional ist sie altersgemäss entwickelt, aber sie ist sehr klein und zart.
Das Elterngespräch, bei welchem unsere Tochter dabeisein wird, findet in drei Wochen statt. Für den Fall, dass die Lehrerinnen tatsächlich einen Klassensprung anstreben ( kommt an dieser Schule verhältnismässig oft vor), möchte ich mich gerne vorbereiten und ein paar Meinungen/Erfahrungsberichte von betroffenen Eltern sammeln. Habt Ihr Euch unter ähnlichen Umständen für oder gegen den Klassensprung entschieden? Welchen Stellenwert hatte dabei der physische Entwicklungsstand?

kick
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Re: Stellenwert körperliche/emotionale Reife bei Klassenüberspringen

Beitrag von kick »

hallo sillyspider
das könnte unsere geschichte sein.. wir erlebten das vor einem jahr mit unserer mittleren. auch sie ist (nur körperlich) zart und klein.
wir eltern strebten bis dezember an, dass sie nicht überspringt. eine grosse heterogenität ist ja auch völlig normal. unsere tochter hat aber zunehmend gelitten und sie ging nie wirklich gerne zur schule. sie äusserte sich auch so: „wenn ich sehe, was die 2. klässler machen und ich das ja jetzt schon könnte ist es mir ja noch sooo lange langweilig in der schule...“
der wechsel hat sich rückblickend nur gelohnt. die körpergrösse ist bis anhin kein thema, im gegenteil sie hat primär kontakt (auch ausserschulisch) mit den 4. klässlern. und sie wird ab und an mal gefragt, ob sie schon ihren name schreiben könne😂 (so zuletzt beim coiffi). sie reagiert da aber schlagfertig...
ABER: wenn die lehrpersonen differenzieren und individualisieren finde ich einen klassenwechsel häufig nicht nötig..
Lg kick

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AnnaMama
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Re: Stellenwert körperliche/emotionale Reife bei Klassenüberspringen

Beitrag von AnnaMama »

Unser Jüngster ist vom Kindergarten in die 2. Klasse gesprungen. Bereits nach dem 1. Kindergartenjahr war ein Sprung ein Thema. Er war damals aber im emotionalen Bereich noch nicht so weit und die Kindergärtnerin und wir entschieden uns für ein 2. Kiga-Jahr.
Klein war er beim Sprung immer noch (ca. 109 cm). Das war aber NIE ein Thema, dass deswegen ein Klassensprung nicht sinnvoll wäre. In der 2. Klasse merkte die Lehrerin nur im Turnen ein Unterschied zu den anderen Kindern. Er wird in einem Monat 11 Jahre alt, ist in der 6. Klasse und ist immer noch der Kleinste. Das ist aber auch jetzt noch kein Problem.

Unsere Tochter wurde regulär eingeschult und war immer die Kleinste. Anfangs 1. Klasse war sie 106 cm gross. Sie ist jetzt mit 13 1/2 Jahren im 2. Gymi und gerade mal 150 cm gross. Auch bei ihr gab es wegen der Körpergrösse während der ganzen Schulzeit keine Probleme. Einzig im Turnen im Gymi ist sie ab und zu benachteiligt. Beim Hochsprung hatte sie keine Chance eine gute Note zu erzielen, da alle Schülerinnen die gleichen Anforderungen erfüllen mussten ... egal wie gross sie sind.
In der 1. Klasse war mal ein Klassensprung kurz Thema. Unsere Tochter wollte aber gar nicht springen und deshalb haben wir uns nicht näher damit auseinandergesetzt.

Wenn Deine Tochter sonst fit ist (und so wie du schreibst ist sie in der 2. Klasse ja bereits sehr gut integriert) dann würde ich mir wegen der Grösse keine Gedanken machen. Man stellt ja ein kleines, termingerecht eingeschultes Kind auch nicht wegen der Grösse zurück.

Ich wünsche euch ein gutes Grspräch!

Malaga1
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Re: Stellenwert körperliche/emotionale Reife bei Klassenüberspringen

Beitrag von Malaga1 »

Mein Sohn hat die erste Klasse übersprungen. Er hat den Stichtag um 7 Wochen verpasst, ist also nicht sehr viel jünger wie die jüngsten regulär eingeschulten Kinder. Körperlich fiel er nie auf. Er ist irgenwo im Mittelfeld. Heute besucht er eine 4./6. Mischklasse. Die Körpergrösse ist dabei KEIN sicheres Indiz, welches der Kinder in der 6. und welches in der4. Ist. Der Klassensprung war das einzig richtige in unserem Fall. Vielfach höre ich: In der Pubertät merkt man es dann und Jungs sind eh hinterdrein. Mal schauen - wenn es dann nicht mehr stimmt, müssen wir halt nochmals über die Bücher. Du kannst nur für jetzt entscheiden.
sie 2009
er 2010

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AnnaMama
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Re: Stellenwert körperliche/emotionale Reife bei Klassenüberspringen

Beitrag von AnnaMama »

Malaga1 hat geschrieben: Do 17. Okt 2019, 22:22 Du kannst nur für jetzt entscheiden.
Das finde ich ein ganz wichtiger Punkt! Es bringt nichts wenn man bereits in der Unterstufe überlegt wie es dann in der Pubertät sein könnte. Falls es später mal Probleme geben sollte kann dann wieder eine passende Lösung gesucht werden.

Wie haben die Erfahrung gemacht, dass es kleine Kinder in einigen Bereichen einfacher haben als grosse Kinder. Unsere Tochter wurde und wird oft unterschätzt. Es gab so viele Situationen wo die Leute einfach nur staunten was sie alles kann. Grosse Kinder werden oft überschätzt ... das finde ich viel schwieriger.

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sillyspider73
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Re: Stellenwert körperliche/emotionale Reife bei Klassenüberspringen

Beitrag von sillyspider73 »

@all:
Ganz herzlichen Dank für Eure Beiträge! Es freut und beruhigt mich, zu hörèn, dass das Überspringen so gut geklappt hat.
Ihr habt recht, ich sollte nicht jetzt schon darüber nachdenken, was denn in ein paar Jahren ist. Ich möchte einfach nicht eine komfortable Situation gegen eine potentiell schwierige eintauschen; deshalb versuche ich alle möglichen Faktoren miteinzubeziehen....zumal die Altersunterschiede in der Klasse beträchtlich sind. Meine Tochter wäre mehr als 2.5 Jahre jünger sls die älteste 2. Klässlerin!

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Hausdrache
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Re: Stellenwert körperliche/emotionale Reife bei Klassenüberspringen

Beitrag von Hausdrache »

Unsere Grosse wurde im KIGA schon unruhig. Sie war aber klein, fein und emotional alles andere als reif. Ich fand, sie müsse Zeit bekommen und noch reifen. Darauf kamen ganz schwierige Jahre. In der Zweiten Klasse liessen wir sie gegen den Willen der Schule springen, was nur wenig Beruhigung brachte. Sie besuchte dann eine Privatschule, da waren wir freier und sie bekam mehr Hirnfutter. Sie kam dann mit vierzehn Jahren in die Lehre als Zimmerin. Klein blieb sie 1.58m und leicht auch 42kg. Lehre mit Berufsmatura hat sie erfolgreich abgeschlossen, arbeitet im Moment auf dem Beruf und wird voraussichtlich im Sommer mit dem Studium zum Holzbauingeneur beginnen. Sie hat seit sie 17 Jahre alt ist eigene Baustellen und fühlte sich immer wohl unter den deutlich älteren Mitschülern, als einzige Frau in der Klasse. Ich hatte so viele wenn's und aber s und alles traf nicht ein. Das Bremsen war das Schlimmste und falscheste, was wir versucht haben.

Ach ja, der Altersunterschied zwischen unserer Tochter und ihren Mitschülern betrug zwischen 1.5 und 5 Jahren. Sie war wirklich die Jüngste mit Abstand.
Bild

Pädagogik ist der organisierte Kampf der Erwachsenen gegen die Kinder.(Mark Twain)

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AnnaMama
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Re: Stellenwert körperliche/emotionale Reife bei Klassenüberspringen

Beitrag von AnnaMama »

Es wird immer wieder betont, dass die Kinder gerade auch im emotionalen und sozialen Bereich weit entwickelt sein müssen für einen Klassensprung. Ich setze unterdessen sogar da meine Fragezeichen.
Gerade sehr fitte Kinder passen oftmals nicht in die Klassen. Sie sind einfach auf einem anderen Stand als die anderen Kinder, denken anders, reagieren anders. Ich denke da muss man genau herausspüren um was es genau geht ... Unterforderung, schlechte Passung im sozialen Bereich etc.

Unser Ältester hatte in der Primarschule keinen Anschluss bei seinen Klassenkameraden. Es hatte niemand in seiner Klasse mit dem er seine Interessen teilen konnte. Hier zählte unter den Jungs nur der Sport und das war gar nicht sein Ding. Wer nicht mitmachte wurde erniedrigt.
Jetzt ist er in der 4. Kanti und hat absolut keine Probleme mehr bezüglich Anschluss finden. Er hat seinen Platz in der Klasse und wird nicht ausgeschlossen. In der Freizeit Nacht er immer noch nicht gross mit Freunden ab, aber das liegt ihm einfach auch nicht so. Er hat in der 7. Klasse sogar wieder angefangen in den Pausen Fussball zu spielen. Niemand hatte es nötig einen anderen fertig zu machen weil dieser nicht so sportlich ist.

ausländerin
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Re: Stellenwert körperliche/emotionale Reife bei Klassenüberspringen

Beitrag von ausländerin »

Meine Tochter ist zwei Monate Junger als deine, und sie ist nach der Frühlingsferien letzten jahr von Kiga ins 1 Klasse gewechselt nach der Abklärung durch Psychologin einer auf begabte Kinder Spezialisierter . Der Grund waren massiven psychosomatischen Beschwerden vor und nach der Kiga die in der Ferien verschwanden und auch sofort nach der Einschulung in Frühling verschwunden sind. Die wilrklich tolle und aufmerksame Kindergartnerin hat nichts von Unterforderung gemerkt, weil meine Tochter sich sehr angepasst hat und verhalten ihren Freunden dort kopiert hat. Sie hat nur sehr rar ihre eigene Interesse gezeigt oder darauf bestanden. In Kindergruppen wirkte sie oft überfordert, und das was viele als sozial unreif oder auffällig beschreiben würden. In grossen Erwachsenen Gruppen oder mit Kindern die deutlich älter waren, hat sie sich immer sehr wohl gefühlt. Bei der Abklärung hat die Psychologin auch der Sozial-emotionale reife und verhalten getestet. Sie hat Erfahrungen gemacht dass dieses Argument gegen Quereinschulung von Seite der Schule kommen kann (was aber dann bei uns nicht der Fall war). Dabei ist aber rausgekommen dass mein sozial Auffäluges Kind ein sozial-emotionale Reife von 7-10 jahrigen Kindern im Test zeigte (damals noch mit 5).
Daraus habe ich gelernt dass niemand der nicht auf das Thema spezialisiert ist in der Lage ist angepasstes hochbegabtes Mädchen richtig einzuschätzen wenn das Mädchen nur noch "normal" und so wie andere sein will. Deine Tochter ist schon in der Gruppe integriert - ich kann vorstellen dass sie 1/2 Klasse einifach in einem Jahr macht. Wenn du und die Lehrer sehen dass sie dort kognitiv hingehört und deine Tochter es selber will, würde ich auch keinen Fall bremsen aus Angst von etwas was eventuell nie eintreten wird. Falls dann die schwierigkeiten später eintreten, kannst du immer nocht reagieren. Wir (inkl. die Tochter) haben übrigens die Abklärung als sehr spannend und hilfreich gefunden und auch sehr viel nutzliches inputs erhalten.
Meine Tochter ist auch sehr klein. Sie ist ein Kopf kleiner als der kleinste Zweitklässler. Sie ist aber recht sprotlich, kann gut schwimmen. Bis jetzt war es kein Thema. Ihr ist bewusst dass sie nicht so gut in hochsprung oder rennen sein kann, es scheint sie nicht zu stören. Wo bei uns wirklich Probleme gab und immer noch gibt, ist Akzeptanz der überspringen von anderen Kinder und manche Eltern. Manche Kinder konnten wirklich nicht einsehen warum meine Tochter jetzt überspringen darf und muss alles das nicht machen was sie machen mussten in 1 Klasse. Das hat zu unruhe und ausschliessen gesorgt, und darunter hat mein Kind zeitlange sehr gelitten. Der Verhalten meiner Tochter war dabei aber nicht ausschlaggebend. Meine Tochter hat aber sich damit abgefunnden dass sie halt nicht mit allen Kindern in der Klasse befreundet sein muss, und ihre wirliche Freunde ausserhalb der Klasse sind, und es ist ok jetzt.

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