Es ist Sonntagmorgen gegen 6h und ich verspüre so ein unbekanntes, konstantes Spannen tief unten im Bauch. Ganz anders wie ich Wehen von den andern beiden Kindern her kenne. Auch ist heute der eigentliche Entbindungstermin, von daher scheint es mir mehr als unwahrscheinlich, dass das ernst zu nehmend ist.
Den Tag beginne ich wie immer, obwohl ich doch etwas mehr Ruhe für den Muttertag gewünscht habe. Schliesslich gehts ja nicht mehr lange, bis da so ein kleines Wesen bei mir sein wird, welches praktisch ständig von mir betreut werden will. Und dazu auch noch die andern beiden, die ja mit knapp vier und gerade mal zwei auch nicht pflegeleicht sind.
Frühstücken tu ich normal..mit Kaffee, Joghurt und Forümle wie fast jeden Tag.
Die Beschwerden gehen nicht weg...meine innere Unruhe wird immer etwas stärker.
Gegen 08.00Uhr beschliesse ich der "Ersatz" Hebamme anzurufen und mal nachzufragen wie wir jetzt vorgehen sollen, da meine „richtige“ Hebamme bis in der Nacht noch im Ausland ist. Sie ist sehr freundlich und sagt, dass sie in ca. 2Stunden bei mir vorbeischauen wird.
Sie kommt vorbei gegen 10.30h. Wehen hab ich nur ab und zu welche. Da ich die ganze SS über ständig heftige wilde Wehen hatte, kann ich die auch nicht weiter ernst nehmen.
Die Hebamme meint zu mir, dass der Bauch am "schaffe" wäre und wir doch gegen Nachmittag ins Geburtshaus Terra Alta kommen sollen.
Um ca. 11.15Uhr sind wir wieder alleine. Nach einem kurzen Moment der Besinnung, kommen wir so langsam in die Gänge. Ich rufe meine Mutter an, die sich dann auf halb zwei anmeldet...recht wenig enthusiastisch, was mich etwas verletzt. Schliesslich hat sie sich mit dem Hüete einverstanden erklärt ohne Vorbehalte. Ich kann nichts dafür, dass heute der letzte Tag ihres Urlaubs ist.
Dann richten wir das Mittagsessen und bringen unsere zwei Kinder ins Bett.
Pünktlich um halb zwei treffen meine Mutter und meine Schwester ein.
Meine Mutter wiederholt mehrfach, dass sie morgens früh um 5Uhr los müsse, da sie die letzten 2 Wochen Urlaub aufarbeiten müsse. Als könne ich selber bestimmen, wie lange die Geburt dauere...das Ganze hat mich sehr belastet und verletzt. Und dann noch dankbar sein...fällt etwas schwer. Aber sie direkt darauf ansprechen traue ich mich auch nicht…ich „fresse“ es einfach vermehrt in mich rein…wie immer.
Meine Tochter hat zu dem Zeitpunkt auch noch die Windpocken und wird die ganzen 5 Tage nicht zu mir ins Geburtshaus kommen dürfen, um keine andern zu gefährden. Auch dieser Gedanke begleitet mich.
15 Uhr...wir kommen endlich aus dem Haus. Meine grösste Sorge zu dem Zeitpunkt: Hoffentlich ists kein Fehlalarm und ich muss mich nachher noch entschuldigen bei meiner Mutter und sie auch noch einmal bemühen!!!
Etwa 10 Minuten nach Abfahrt hab ich wieder eine Wehe und kurz vor dem Geburtshaus grad noch mal. Diesmal sind es echte…die erkenne ich nun doch definitiv als solche. Im Geburtshaus angekommen sind sie auf uns vorbereitet. Erstmal werde ich an den Wehenschreiber angesetzt. Ich achte aber gar nicht gross darauf, sondern mehr auf mich selber. Und ich plaudere die ganze Zeit munter drauflos. Die Wehen kommen nun ca. im 15 Minuten Abstand. Ich versuche aus der Hebamme herauszukitzeln, wie lange die Geburt wohl ca. dauern wird. Aber sie bleibt hart. Keinen andern Tipp gibt sie, als den, wenn’s vorbei ist, ist das Baby da.
Der Kinderarzt der Wöchnerin welche am Tag zuvor entbunden hat ist grad da. Die Gruppe möchte gern den ersten Untersuch vom Baby im Gebärzimmer machen. Mein Mann und ich gehen also erst mal noch etwas spazieren. Das wollte ich sowieso.
Kaum sind wir unterwegs geht’s recht rasch vorwärts. Immer wieder müssen wir anhalten, weil ich die Wehen veratmen muss. Langsam werd ich nervös und mache meinem Mann klar, dass ich jetzt ins Gebärzimmer will.
Es ist etwas nach 16 Uhr.
Jetzt geht’s recht zügig voran. Ich geh noch zweimal aufs Klo. Dann reichts mir. Ich will mich nun „untenrum“ ausziehen. Es ist mir zu dumm, ständig aus Klo zu rennen aus Angst, dass ich mir in die Hose mache, wenn eine Wehe kommt. Und nun kommen sie recht rasch aufeinander. Aber entgegen den andern beiden Geburten, schön mit Pausen dazwischen. Das gibt mir recht Kraft. Gleichzeitig macht es mir aber halt auch Angst, dass diese Geburt länger dauert. Bei meiner Tochter war alles so rasch, dass ich es kaum begriffen habe, dass es schon vorbei ist. Jetzt kann ich alles ganz bewusst wahrnehmen.
Um etwa 17 Uhr überzeugt mich die Hebamme, dass es Zeit wäre, ins Wasser zu gehen. Erst will ich gar nicht, weil ich denke, dass ich lieber den Gegendruck vom Wasser und die damit zusammenhängende Schmerzerleichterung erst möchte, wenn die Presswehen einsetzen. Sie hält davon aber wenig und meint, dass ich mich doch nicht unnötig quälen müsse. Also geh ich ins Wasser.
Kaum drin, kommt die heftigste Wehe. Alles was den Weg des Babys nach Draussen stören könnte (Stuhl und Urin) geht dabei weg. Kurz denke ich daran mich zu genieren…das schiebe ich dann aber recht rasch wieder weg von mir.
Die nächste Wehe bleibt weg. Ich hänge da bäuchlings auf dem aufblasbaren Stillkissen und bin so sehr müde. Ich könnte fast einschlafen. Wie ein Hammer setzt die erste Austreibungswehe ein. Dann drehe ich mich um, damit ich mehr Halt finden kann und jetzt geht’s los ohne Pause. Kaum Luft holen und wieder und wieder….
Die Hebamme horcht immer wieder dazwischen die Herztöne meines Babys ab. Mit diesem Gerät kommt es mir vor, löst sie jedes Mal gleich die nächste Wehe aus. Ich schimpfe sie soll das doch lassen. Aber sie sagt einfach, dass sie das halt muss.
Mein Mann möchte mir helfen. Doch ich will nichts von ihm wissen. Der Schmerz ist meiner und den kann er mir weder erleichtern noch nehmen. Also will ich mich auch nicht um ihn kümmern müssen.
Auch die Hebamme fragt immer wieder ob ich etwas möchte. Ob ich Rückenmassage bräuchte oder ein kaltes Tuch fürs Gesicht. Ich werde recht unhöflich, glaub ich, und schimpfe, sie sollen mich doch beide in Ruhe lassen…dann gehen die Presswehen los. Das Köpfli vom Kleinen ist durch…die Hebammen (inzwischen ist eine 2.Hebamme gekommen. Das ist so üblich im Geburtshaus Terra Alta). Beatrix meint, ich solle jetzt stoppen und warten bis die nächste Wehe käme. Mein Baby wäre dann da. Ich kann es einerseits kaum aushalten andererseits kaum glauben, dass mein Kind jetzt tatsächlich schon da ist. Und dann ist er auch schon nicht mehr in mir sondern in meinen Armen. Es ist jetzt 18.12 Uhr.
Er ist soo winzig und soo fein. Ein wunderhübscher, zarter Junge. Er weint nur ganz kurz. Dann ist er ganz erschöpft und zufrieden.
Ich atme erstmal erleichtert durch. Das schlimmste ist also vorbei. Für mich eine wunderbare Erfahrung. Und ein schöner Abschluss meiner Schwangerschaften und der Zeit des Kinderkriegens. Dann wird er in ein warmes Tuch gewickelt und meinem Mann übergeben. Ich soll erstmal aufstehen. Denn die Plazenta ist ja noch nicht draussen. Nach 10Minuten fordern mich die Hebammen auf, aus dem Wasser zu steigen und ins Bett zu liegen. Nach weiteren 20 Minuten habe ich den Eindruck, dass die Hebammen etwas nervös werden, weil die Plazenta noch nicht da ist. Sie kommen mit Akupunkturnadeln und mit einer Spritze. Die Spritze soll die Gebärmutter nochmals anregen sich wie unter den Wehen Kontraktionen zu machen. Das gelingt auch recht rasch. Dann ist das Ding endlich da…mit einem rechten Schwall von Blut. Alle sind erleichtert. Ich logisch auch. Schon hatte ich Horrorszenarien vor meinem inneren Auge von wegen überwechseln ins Spital etc.
Mein Mann und mein Sohn dürfen nun auch zu mir liegen. Mein Sohn ist auch noch nicht vermessen worden und auch sonst ausser dem Apgartest noch nichts. Und dort war er 8-9-10 also alles i.O.
Wir dürfen ca. 2 Stunden miteinander kuscheln und unseren Sohn kennen lernen. Und das geniessen wir. Schliesslich muss mein Mann ja bereits diese Nacht wieder nach Hause, da meine Mutter…hmm…eben ist wie sie ist.
Alles in allem kann ich im Nachhinein von dieser, meiner letzten Geburt sagen, dass ich sie sehr bewusst erlebt habe, genau so wie schon die Schwangerschaft. Ich hab mir schon kurz nach der Geburt meiner Tochter gedacht, irgendwann könnte es schon sein, dass ich nochmals Schwanger sein möchte und noch mal eine Geburt erleben. Allerdings dachte ich eher daran, dass das so in zwei Jahren sein würde, wenn die beiden grösseren eben aus dem gröbsten raus wären. Alessandro hat das anders gesehen. Jetzt ist er da und wir geniessen ihn. Auch wenn’s nicht immer einfach ist.
Mein Muttertagsgeschenk
Moderator: Phönix
- Hausdrache
- Vielschreiberin
- Beiträge: 1095
- Registriert: Mo 22. Aug 2005, 10:04
- Wohnort: Zentralschweiz
- sati
- Mod. im Ruhestand
- Beiträge: 615
- Registriert: Fr 19. Mär 2004, 12:19
- Geschlecht: weiblich
- Wohnort: zürcher Oberland
brösmeli - das hast du wunderschön geschrieben! wenn da nur nicht die mutter gewesen wäre
ich hoffe, ihr habt das in der zwischenzeit geregelt?
lg - sati



lg - sati
www.ig3plus.ch das Netzwerk für Familien mit 3 und mehr Kinder!
.....nein...ich kann irgendwie mit meiner Mutter nicht Klartext reden. Es artet dann immer in riesen Streit aus...das ist es mir einfach nicht wert. Meine Kidds haben ja sonst niemanden regelmässig den sie sehen aus der Verwandtschaft. Das will ich ihnen nach möglichkeit nicht kaputt machen.
Mein Mann ist dann gegen 23h nach Hause gegangen.....wir hatten somit nie einen Abend für uns drei alleine. Alyssa hatte halt auch noch die Spitzenblattern (Windpocken) und durfte darum nicht ins Geburtshaus....wir mussten uns also immer draussen treffen. War etwas stressig
...
Aber merci für Deinen Kommentar und die Nachfrage
Danke natürlich auch an Hausdrache und Antje....hat mich sehr gefreut, dass ihr meinen Bericht gelesen habt.
Mein Mann ist dann gegen 23h nach Hause gegangen.....wir hatten somit nie einen Abend für uns drei alleine. Alyssa hatte halt auch noch die Spitzenblattern (Windpocken) und durfte darum nicht ins Geburtshaus....wir mussten uns also immer draussen treffen. War etwas stressig

Aber merci für Deinen Kommentar und die Nachfrage

Danke natürlich auch an Hausdrache und Antje....hat mich sehr gefreut, dass ihr meinen Bericht gelesen habt.
- sati
- Mod. im Ruhestand
- Beiträge: 615
- Registriert: Fr 19. Mär 2004, 12:19
- Geschlecht: weiblich
- Wohnort: zürcher Oberland
oje brösmali, das tut natürlich weh und ist auch nervig... ich wünsche dir, dass ihr den abend/nacht alleine zu dritt mal in nächster zeit nachholen dürft! ich glaub, mir hätte es das herz zerissen, wenn mein mann ein paar stunden nach der geburt uns alleine gelassen hätte... andererseits, im spital, wenn man das spitalzimmer nicht hat, hätte uns das auch geblüht... doch das war ein mitgrund, dass ich ambulant gebären wollte

www.ig3plus.ch das Netzwerk für Familien mit 3 und mehr Kinder!
- Niggini
- Newbie
- Beiträge: 10
- Registriert: Di 19. Jul 2005, 12:24
- Geschlecht: weiblich
- Wohnort: Seetal LU
- Kontaktdaten:
Superschöner Geburtsbericht...!!! Bin auf das Geburtsdatum schon etwas neidisch, hätte doch auch sehr gerne so ein Muttertagsgeschenk gekriegt. Zum Glück durfte ich dann am nächsten Tag gleich "nachziehen" und es lief (wenn auch ganz anders) auch zu unserer Zufriedenheit... sonst wäre ich nämlich total neidisch...
Finds auch sehr schön, dass es trotz komischer Mutter und den doofen Windpocken, trotzdem recht gut gelaufen war... Die Mutter ist ja wirklich eine "tolle Nummer" - die sollte mal zu meiner in einen Benimm-Kurs...
Finds auch sehr schön, dass es trotz komischer Mutter und den doofen Windpocken, trotzdem recht gut gelaufen war... Die Mutter ist ja wirklich eine "tolle Nummer" - die sollte mal zu meiner in einen Benimm-Kurs...

Lonny Joe 17.06.2004
Mael Alec 15.05.2006
Mael Alec 15.05.2006
Auch noch auf diesem Weg: Alles Gute!
Super, dass du eine so schöne Geburt erleben durftest, nach den eher schlechen Erfahrungen, die du davor gemacht hast.
Jetzt wünsche ich dir alles Gute und nur das Beste, dass du mit deinen 3 Rumpelsuris z'schlag kommst
Gruss, Tweety
Super, dass du eine so schöne Geburt erleben durftest, nach den eher schlechen Erfahrungen, die du davor gemacht hast.
Jetzt wünsche ich dir alles Gute und nur das Beste, dass du mit deinen 3 Rumpelsuris z'schlag kommst

Gruss, Tweety
Meitli 12.05.2006
Bueb 15.02.2008
Bueb 15.02.2008