Hausgeburt

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Moderator: Phönix

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mela82
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Hausgeburt

Beitrag von mela82 »

Die ganze Schwangerschaft war sehr stressig und ich fühlte mich meist überhaupt nicht wohl. Ich hatte gerade eine neue Stelle angetreten, wir waren am Renovieren, mussten umziehen, der bald grosse Bruder war dauerkrank. Ich schlief schlecht, erbrach oft in der Nacht.

Dienstag:
Ich ging das letzte Mal schnell ins Büro um noch aufzuräumen und musste mit dem Grossen zum Arzt. Dann stand fest, dass er, sobald wie möglich operiert werden muss. Dazu musste er aber erst einmal wieder gesund werden. An diesem Nachmittag war ich sehr verzweifelt, wollte, dass das Baby sich endlich auf den Weg macht. Wusste nicht, woher ich die Kraft für eine Geburt nehmen sollte und auch nicht, wie ich dann nach der Geburt ein Neugeborenes und ein krankes Kind betreuen werde. Ich rief also meine Hebamme an. Sie versprach am nächsten Morgen vorbei zuschauen.

Mittwoch:
Die Hebamme machte ein CTG, mit dem Baby war alles bestens, Wehen waren, wie erwartet, keine in Sicht. Baby war auch noch nicht ins Becken gerutscht, MuMu komplett zu und weit hinten. Die Hebamme wollte mir keinen Rhizinuscocktail geben, da die Erfolgschancen minim wären. Gegen Abend bekam ich leichte Wehen, was mich doch sehr überraschte nach dem Untersuchungsergebnis am morgen. Die Wehen erinnerten mich allerdings sehr an die Vorwehen bei der 1. Geburt. Ich verbrachte eine schlaflose Nacht.

Donnerstag:
Zum Glück konnte der Grosse den ganzen Tag zum Grosi und ich erholte mich von der schlaflosen Nacht.

Freitag (1 Tag vor ET):
Ich verspürte weiterhin diese Vorwehen und bat die Hebamme nochmals vorbei zu kommen. Sie untersuchte mich, Mumu war immerhin fingerdurchlässig und der Kopf des Babys endlich ins Becken gerutscht. Die Hebamme ging wieder. Gegen Abend veränderten sich die Wehen endlich. Ich war sicher, dass es nun bald losgehen würde. Um ca. 17 Uhr setzte ich mich mal in die Badewanne, um zu testen, ob die Wehen dann aufhörten. Sie blieben. Um 18 Uhr ass ich mit meinem Mann und Sohn noch ein bisschen Brot mit Käse. Ich entschied, die Hebamme anzurufen. Sie versprach um ca. 20:30 Uhr vorbeizukommen. In der Zwischenzeit brachte ich noch den Grossen ins Bett. Die Hebamme kam und untersuchte mich, seit dem Morgen hatte sich aber nichts getan.
Da sie aber auch bei meiner ersten Geburt dabei war, wollte sie noch ein bisschen bleiben und mich „beobachten“. Wir wollten dann mal den Gebärpool füllen. Leider war unser Warmwasser ausgegangen und wir mussten mit Pfannen und Wasserkocher heisses Wasser für den Pool zubereiten. Das war gute Ablenkung für mich. Kurz vor 22 Uhr durfte ich dann in den Pool. MuMu war immer noch fingerbreit offen, die Hebamme war aber auch überzeugt, dass die Geburt begonnen hatte. Da ich Streptokokken positiv war, musste sie mir noch eine Antibiotikainfusion machen. Sie wollte allerdings damit warten, bis sich etwas mehr tat. Also stieg ich in den Pool. Etwa 15 min später untersuchte mich die Hebamme noch einmal und zu unserer Überraschung war der Mumu mittlerweile bereits 4 cm offen. Die Antibiotikainfusion wurde dann gar nicht gemacht, weil alle mit einer schnellen Geburt rechneten, die keine 4h mehr dauern würde (und die Antibiotika wirken erst nach 4h). Also liess ich die nächsten Wehen ziemlich gut gelaunt über mich ergehen. Baby war auch sehr aktiv und strampelte wie wild in den Wehenpausen. Um 23 Uhr untersuchte mich die Hebamme erneut. Die Enttäuschung war gross, MuMu immer noch bei 4 cm und weit hinten.

Samstag:
Um Mitternacht immer noch 4 cm. Die Hebamme beschloss den Mumu nach vorne zuziehen. Das tat höllisch weh und ich wurde ziemlich unfreundlich. Ich wollte dann aus dem Pool raus und setzte mich auf’s WC. Dort waren die Wehen wieder erträglich. Nach einer Weile musste ich aber zurück ins Wohnzimmer, die Hebamme meinte, auf dem WC könne ich dann nicht gebären. Der Mumu war in der Zwischenzeit 7 cm offen und ich wieder guten Mutes, den Rest der Geburt gut zu meistern. Bei der nächsten Untersuchung war der Mumu wieder nach hinten gerutscht. Die Hebamme zog ihn wieder nach vorne (unter grossem Protest meinerseits). Wiederum öffnete sich der Mumu schnell weiter. Aber trotz komplett geöffnetem und butterweichem (wie es die Hebamme nannte) Mumu rutschte er wieder nach hinten. Um 1:15 Uhr stach die Hebamme daher die Fruchtblase auf, zog den Mumu wieder nach vorne und hielt in fest, bis das Köpfchen soweit vorgerückt war, dass der Mumu nicht mehr nach hinten rutschen konnte. Als der Mumu dann endlich am richtigen Ort blieb und ich pressen sollte, hatte ich keine Kraft mehr. Es dauerte endlos lange (jedenfalls für mich) bis der Kopf dann geboren wurde. Als der Kopf des Babys endlich draussen war, dachte ich, es zerreisst mich. Zum Glück kam dann mit der nächsten Wehe der ganze Körper nach. Es war 2:30 Uhr und ich durfte ich das Kleine sofort zu mir auf die Brust nehmen. Es war wunderschön danach ins eigene Bett zu liegen und die Ruhe zu geniessen. Der Schmerz war schnell vergessen und zum Glück war nichts gerissen.

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maop
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Re: Hausgeburt

Beitrag von maop »

Herzliche Gratulation!

Ich wünsche euch eine schöne Startzeit und dem grossen Bruder alles Gute!

mela82
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Re: Hausgeburt

Beitrag von mela82 »

@maop: danke. Die Geburt ist schon einige Zeit her :-) Aber denke immer wieder gerne an dieses Ereignis, es ist einfach unfassbar, wenn man dann sein kleines Wunder in den Armen hält zum ersten Mal!

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maop
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Re: Hausgeburt

Beitrag von maop »

Aha ok, :P :oops:
Es tönte sozeitnah, ich glaub wegen den Wochentagen.

Ist der Grosse wieder gesund?

mela82
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Re: Hausgeburt

Beitrag von mela82 »

ja, der Grosse ist jetzt wieder fit. Er wurde knapp 1 Monat nach der Geburt operiert und hat sich dann rasch erholt.

Lg
mela

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flying_blondie
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Re: Hausgeburt

Beitrag von flying_blondie »

Danke für den schönen und authentischen Bericht!


Lg
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Trochantor
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Re: Hausgeburt

Beitrag von Trochantor »

danke für den geburtsbericht, ist sehr schön geschrieben
Trochantor mit Boy 2007 und Girl 2009

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silasila
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Re: Hausgeburt

Beitrag von silasila »

Echt toller bericht :).. Viel erfolg bei der startzeit :)
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