Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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Tinka84
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Re: Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Beitrag von Tinka84 »

Interessantes Thema. Hier unsere Geschichte.
Meine Tochter ist im Januar 2010 geboren und wir haben sie um ein Jahr zurückgestellt.
Gründe dafür waren:
Sie ist sozial noch nicht reif genug (aber sehr intelligent)
Sie hätte einen sehr langen Kigaweg (gut 1 km), würde das zusammen mit der Kiga-Zeit nicht prästieren
Sie braucht sehr viel Schlaf (gut 12 Stunden), schläft gerne aus
Sie ist zuhause sehr glücklich und kann stundenlang spielen
sie ist sehr klein und fein (unter den untersten Perzentilen)
Mein Mann und ich wurden beide mit 6 Jahren als nicht schulreif eingestuft und mussten 2 Jahre in den Kiga, resp. 2 Jahre die Kleinklasse besuchen (waren danach beide gute Sekschüler)

Wir sind sehr glücklich, dass wir ihr noch ein Jahr Kindheit schenken konnten. Wir sind davon überzeugt, dass wir ihr eine Ehrenrunde ersparen. Hier auf dem Land werden viele Kinder aus ähnlichen Gründen um ein Jahr zurück gestellt. Dies ist im Kanton Bern kein Problem, wir mussten nur eine kurze Begründung schreiben und es wurde nie hinterfragt.

OT: Ich frage mich persönlich was in 10 Jahren mit all den jungen Schulabgängern gemacht wird? Die meisten Lehrnbetriebe nehmen keine Lehrlinge mit 15 Jahren. Sie werden für viele Berufe noch viel zu unreif sein. Wird ein 10. Schuljahr obligatorisch?

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stella
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Re: Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Beitrag von stella »

Tinka84 hat geschrieben:
Wir sind sehr glücklich, dass wir ihr noch ein Jahr Kindheit schenken konnten. Wir sind davon überzeugt, dass wir ihr eine Ehrenrunde ersparen.
Solche Sätze nerven im Zusammenhang mit dieser Diskussion, da sie implizieren, dass die, die anders entschieden haben, ihrem Kind ein Jahr Kindheit gestohlen haben.

Es gehört zur Entwicklung eines Kindes, dass es wissen will und dass es Gleichaltrige braucht. Die Schule gehört zur Kindheit und entspricht in der Regel dem Kind.

Ich habe meinen Kindern die Kindheit nicht genommen. Sie waren reif für den Eintritt in den Kiga und es war eine der schönsten Zeiten für die Kinder und für die Familie. Kindergarten ist toll.
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Chürbis
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Re: Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Beitrag von Chürbis »

@ Tinka
wenn Deine Tochter sehr gerne und stundenlang zu Hause spielt, dann ist es ja super wenn Sie das noch ein Jahr lang kann.

Hier geht es aber um Kinder, welche vermutlich schon KIGA-reif sind, zu Hause evt. unterfordert, wir als Eltern Ihnen das nicht mehr geben können was sie brauchen, sprich, gleichaltrige Kinder zum Austausch und als Gegenüber.

Tinka84
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Re: Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Beitrag von Tinka84 »

@stella
Ich habe von unserer Situation geschrieben. Wenn ein Kind mit 4 Jahren kigareif ist, ist es gut es zu schicken. Ich will niemand angreiffen, der sein Kind mit 4 in den Kiga schickt.
Unsere Tochter hat sehr wohl das Bedürftnis und viele Möglichkeiten sich mit Gleichaltrigen auszutauschen.

@Chürbis
Meine Tochter ist vorallem vom sozialen her nicht reif. Ansonsten ist sie sehr aufgeweckt und vielseitig interessiert. Wir müssen ihr nun schon "mehr bieten" als noch vor ein paar Monaten. Sie geht in die Spielgruppe, Frühmusik und macht Sport. Damit ist sie momentan sehr ausgeglichen und glücklich.

Chürbis
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Re: Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Beitrag von Chürbis »

@ Tinka
super! Danke für Deinen Bericht!
Wir hoffen, noch bis im Mai warten zu können um und definitiv zu entscheiden. Jetzt können wir noch nicht sagen ob KIGA oder erst in einem Jahr.

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danci
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Re: Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Beitrag von danci »

Danke, stella. Ich sollte echt aufhören solche Themen zu lesen, nerve mich dann doch jedes Mal. Ich habe nämlich tatsächlich ein sehr glückliches KindergartenKIND zu Hause und wenn ich ihr sage, dass ihre Kindheit nun seit mehr als einem Jahr vorüber ist, würde sie mir wohl den Vogel zeigen. Solche Aussagen haben nichts mit dem Thema Kindergartenreife zu tun.

@ Tinka
Eigentlich müsste man umgekehrt doch sagen, ich bin froh, wenn ich meinem Kind ein Zwischenjahr schenken kann, wo es eine Pause von der Schule machen kann, ein Praktikum oder einen Sprachaufenthalt oder was auch immer. Ich finde es nicht schlimm, nicht gleich von der Schule in die Lehre zu starten. Und will es weitermachen mit Gymi oder andere Mittelschule, sehe ich v.a. einen Vorteil darin, wenn es jünger ist. Darum sollte man das Kind jetzt anschauen und nicht überlegen, was dann eventuell in 11-12 Jahren sein wird.
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Marianna
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Re: Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Beitrag von Marianna »

Ich denke Tinkas Aussage ist dahingehend zu verstehen, dass man einem Kind, das noch nicht reif ist, noch ein Jahr "Kindheit" schenkt, da es im Falle eines Kiga Eintritts überfordert gewesen wäre. Und genau das möchte man als Eltern doch vermeiden. Für ein reifes Kind, ist der Kiga jedoch auch ein Teil der "Kindheit" genauso wie später die Schule.

Als Mutter versuche ich zu entscheiden, in welcher Situation die Chance kleiner ist, dass mein Kind über- bzw. unterfordert ist.

@danci: wieso glaubst du, dass ein Praktikum, Sprachaufenthalt nicht möglich ist, wenn man das Kind ein Jahr später einschult insbesondere im Falle einer längere Schullaufbahn? Ich bin der Meinung, dass dies überhaupt keine Rolle spielt. An der Uni oder im Berufsleben interessieren doch niemanden die ein, zwei Jahre Altersunterschied.

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danci
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Re: Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Beitrag von danci »

@ marianna
Klar ist es möglich und die Schule/Uni interessiert das nicht, aber den Studenten selber schon irgendwann. Man will ja mal selbständig sein, sollte Ahv- und v.a. Pk einzahlen, gerade bei langen Studienrichtungen wie Medizin ein Problem, und auch privat hat man velleicht Familienpläne etc. Ich habe auch bei zwei Kommilitonen gesehen, dass die Eltern frühpensioniert wurden und dann war die Unterstützung problematisch. Wir sind in der Schweiz ja eh relativ spät dran mit Uni und co. Ich habe meine Ausbilddung mit 27 beendet und gebe zu, ich hatte irgendwann echt genug. Da war ich nicht die Einzige meiner Kollegen. Aber wie mehrfach gesagt: ist für mch genausowenig ein Kriterium wie der Schulabschluss mit 15!


Mein neues iPad ist im Einsatz und noch nicht ganz fehlerfrei;-)
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Phase 1
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Re: Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Beitrag von Phase 1 »

Das einzige Problem das ich sehe ist das jetzt viele ihre Kinder zurückstellen und dann teilweise üerreife Kinder in den kiga kommen der dann aber für jüngere ausgelegt ist.
Dann wiederum sehe ich in der schullaufbahn selber das dank der vielen doch älteren eingeschulten Kinder die Lehrer nicht anfangen den Stoff den ein Jahr jüngeren kindern anzupassen weil es halt auch viele starke Kinder hat und somit die jüngeren mehr Probleme haben wenn zuviele Kinder in der klasse damals rückgestellt wurden.


Und aussagen wie " mit 15 nimmt dich kein Arbeitgeber" ist auch daneben weil wir nicht wissen was in zehn Jahren wirklich ist!

Sehe es jetzt hier. Ein rückgestellter junge kommt nächstes Jahr mit über fünf Jahren in den kiga.
Seine beiden Kollegen dann sind ein Jahr jünger.
Und bei weitem noch nicht soweit wie der andere.
Wie das wohl wird?
Die Mamis sind auf jeden Fall nicht gerade begeistert.

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Ariadne
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Re: Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Beitrag von Ariadne »

Das einzige Problem das ich sehe ist das jetzt viele ihre Kinder zurückstellen und dann teilweise üerreife Kinder in den kiga kommen der dann aber für jüngere ausgelegt ist.
Das ist eben absolut nicht der Fall. Der KiGa wurde NICHT an die neuen Stichtage angepasst. Die Anforderungen sind genau gleich, bzw. sie sind laut den Kindergärtnerinnen meiner Tochter sogar in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Genau das ist das Problem. Und deshalb verstehe ich es sehr gut, dass man, wenn man Zweifel hat an der Reife des Kindes, dieses noch nicht mit gerade mal 4 Jahren in den KiGa schickt, der NICHT an dieses Alter angepasst wurde.
LG,
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Re: Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Beitrag von Mia2505 »

Phase 1

Und jetzt? Wir sprechen hier immer noch von Kleinkinder. Ich glaube nicht das 1 Jahr Altersunterschied so viel ausmacht.

Es sollen doch alle so entscheiden wie Sie möchten, wenn du dein Kind mit 4J. in den KIGA schickst ok, deine Entscheidung. Wenn es für andere Eltern aus welchen Grund auch immer zu früh ist... ok, ihre Entscheidung. Wenn es schon die Möglichkeit gibt für die Rückstellung sollte man davon gebrauch machen können ohne mit dem Finger darauf zu zeigen nur weil man sein eigenes Kind mit 4 schickt.

Mich nervt die ganze Diskussion drum rum... soll doch jeder so Entscheiden wie es für einen stimmt. Mein Kind wird auch mit etwas über 5 in den KIGA kommen... (sie ist dann immer noch erst 5!!) ...

Marianna
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Re: Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Beitrag von Marianna »

@danci: Nach einer langen Ausbildung haben tatsächlich die meisten irgendwann genug. Wenn man dann noch in der 20ern eine Familie gründen möchten, ist es nicht gerade einfach, einen guten Mittelweg zu finden. Das kenne ich leider nur zu gut. Ob dies nun an der langen Ausbildung an sich liegt und was für einen Unterschied ein Jahr macht, sei dahin gestellt.

Aber du hast recht. Dies ist kein Kriterium in Bezug auf den Zeitpunkt der Einschulung. Mich haben deine Gründe einfach interessiert, da ich es etwas anders sehe. Also danke für deine Ausführung.

@Phase und Ariadne: Einerseits sind die Anforderungen in der letzten Jahren gestiegen, was es für die jüngeren Kinder grundsätzlich schwieriger macht. Andererseits heisst dies nicht, dass der Stoff nicht auch an jüngere Kinder vermittelt werden kann. Bei uns scheint den Lehrern diesbezüglich das Wissen und die Erfahrung jedoch noch zu fehlen. Dass in der "Übergangsphase" Kinder zurückgestellt werden, wenn man an ihrer Reife zweifelt, ist doch nur eine logische Folge. Für das System vielleicht nicht ideal, für das einzelne Kind jedoch ein Vorteil. Nicht umsonst besteht eben diese Möglichkeit.

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Ariadne
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Re: Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Beitrag von Ariadne »

Marianna hat geschrieben:
@Phase und Ariadne: Einerseits sind die Anforderungen in der letzten Jahren gestiegen, was es für die jüngeren Kinder grundsätzlich schwieriger macht. Andererseits heisst dies nicht, dass der Stoff nicht auch an jüngere Kinder vermittelt werden kann. Bei uns scheint den Lehrern diesbezüglich das Wissen und die Erfahrung jedoch noch zu fehlen. Dass in der "Übergangsphase" Kinder zurückgestellt werden, wenn man an ihrer Reife zweifelt, ist doch nur eine logische Folge. Für das System vielleicht nicht ideal, für das einzelne Kind jedoch ein Vorteil. Nicht umsonst besteht eben diese Möglichkeit.
Genau.
Falls das System irgendwann diesen kleinen Kindern angepasst wird, die Lehrpersonen das Know-How haben, etc., sieht es ja dann wieder anders aus. Aber dass man bis dahin genau schaut beim eigenen Kind, ist völlig verständlich (und m.E. auch wichtig).
LG,
Ariadne

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danci
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Re: Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Beitrag von danci »

@ Ariadne
Ich verstehe Phase1 Gedanken aber sehr gut. Wie soll die Anpassung vonstatten gehen, wenn doch ein grosser Teil zurückgestellt wird? Bei uns fing die Stichtagverschiebung letztes Jahr an, da war es dann Ende Mai (früher Ende April), dieses Jahr Ende Juni und nächstes Jahr Ende Juli. Es gab jeweils max. 2 Kinder in den vier Kiga-Klassen, die tatsächlich nach dem neuen Stichtag eingeschult wurden, der Rest wurde zurückgestellt, als der grössere Teil. Häufig eben mit Argumenten, die nicht das Kind persönlich betreffen, sondern allgemeiner Natur sind "Ich will nicht, dass es mit 15 aus der Schule kommt." "Ein 4-jähriger im Kindergarten ist mir zu früh." "Ich will, dass mein Kind nicht zu den jüngsten gehört" , "je älter desto besser" etc. Klar schaut jede Mutter und jeder Vater zuerst mal für sein eigenes Kind, das werde ich auch tun, aber dass es ein Problem sein kann, ist nicht einfach zu verneinen.
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stella
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Re: Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Beitrag von stella »

Tinka
Der Begriff "Kindheit schenken" in dem Zusammenhang ist einfach unglücklich gewählt! Ich möchte das nicht mehr lesen. Es ist ewig das gleiche und impliziert, dass alle anderen, die regulär einschulen, dem Kind "Kindheit rauben". Nein, das ist nicht so.

danci
Die Rückstellungsgeschichte nimmt im Wohnort meiner Freundin so komische Formen an, dass ihre Kinder vom März beide mit Abstand von 8 Monaten die jüngsten sind und es mehr in der Klasse hat, die ein Jahr älter sind, weil eben im Kiga zurückgestellt und zwei Kigajahre zu gute haben. Das führt dann zu der grotesken Situation, dass die KLP beim ältesten damals noch VOR den Herbstferien das Gespräch gesucht hat, weil er (noch) nicht lesen konnte und es mühsam sei mit ihm, sie müssten zuhause mehr üben. Zum Glück ist meine Freundin 1./2. Klassenlehrerin und konnte gerade aus dem Vollen schöpfen!
Wenn viele Eltern ihre Kinder nicht schicken, wird sich nichts anpassen!

Auf der anderen Seite unsere Nachbarin, deren Kind durch die Stichtagverschiebung rein gerückt ist. Das hat dazu geführt, dass sich die Kigäs bewusst geworden sind, in welche Richtung es eigentlich gehen wird.

all
Ich finde es gut, wenn Eltern heute als kompetent für ihr Kind angesehen werden. Dabei sollte wirklich ausschlaggebend sein, wie reif ein Kind ist und nicht, ob es bequem ist, es noch zuhause zu haben, weil ein jüngeres Kind da ist oder ob es mit 15 Jahren zu jung ist, um aus der Schule zu kommen. Egoistische Gründe der Eltern dürften einfach keine Rolle spielen.
Wenn ich aber schaue in meinem Umfeld, hier im Quartier, dann sind es oft egoistische Gründe vor allem der Mütter. Da wird argumentiert, dass man sich (noch) nicht in ein Schema pressen möchte, dass es anstrengend ist mit Baby und Kindergartenkind, dass man noch mal so richtig dolle in die Ferien fahren möchte ausserhalb der Schulferienzeiten... Meist wird nicht mit der Reife des Kindes argumentiert. Und auch da... Ich kann es mir schön reden, egal zu welchem Entscheid ich komme.
Grundsätzlich ist der grösste Teil der Kinder soweit reif, dass sie den Schritt meistern können. Wenn nicht, gibt es verschiedene Lösungen (reduziertes Pensum, Abbruch, individuelle kleine Anpassungen,...) Aber das Kind einfach nicht zu schicken, da gehören nur ganz wenige dazu.

Und was noch zu bedenken ist: Die Anmeldungen flattern ja im Januar, Februar rein. Überlegt euch, wo eure Kinder vor 8 Monaten gestanden sind!?!? So lange wird es gehen, bis sie tatsächlich in den Kiga eintreten werden. Das sind in dem Alter Welten! Und falls sich das Kind nicht so entwickeln wird, wie erwartet, kann, zumindest im Kanton Bern, das Gespräch mit der Kigä und der Schulleitung gesucht werden, um Lösungen zu treffen.
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danci
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Re: Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Beitrag von danci »

Danke, stella. Ein sehr schönes Statement, das ich voll unterschreiben kann.

Wirklich krass mit dem nicht lesen können. Ich war bei uns auch etwas geschockt, als ab dem ersten Tag alles mit Namen der Kinder angeschrieben war. Habe dann die Kigä gefragt und sie meinte, dass die meisten Kinder sehr schnell mind. die ersten Buchstaben ihres Namens kennen und so ihre Sachen finden. Sie hätte bisher sehr selten nach den ersten Wochen ein Problem, dass ein Kind es noch nicht kennt. Und dann hilft sie. Es soll aber eben gerade keine Aufforderung sein, zu Hause zu üben oder so. Das ginge von alleine. Das hat mich beruhigt und jetzt nach einem Jahr kann meine Tochter zwar immer noch nicht lesen, muss sie ja auch nicht, aber sie kann ihren Namen schreiben und erkennt den Schriftzug der meisten ihrer Gspännli. Ich bin wirklich beeindruckt. Und nun kommen auch so Sachen wie: "Gell, Mami, Sonne fängt mit dem gleichen Buchstaben an wie Sarah?"
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Ariadne
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Re: Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Beitrag von Ariadne »

@ danic
Wie soll die Anpassung vonstatten gehen, wenn doch ein grosser Teil zurückgestellt wird?
Ja, da haben wir halt unterschiedliche Erfahrungen. Bei uns ist es so, dass nur ein ganz kleiner Teil zurückgestellt wird - eben die Kinder, die wirklich noch nicht reif sind. Die anderen 4jährigen gehen normal in den Kindergarten. Da denke ich, dass das mit der Anpassung irgendwann schon passieren wird.

@ stella
Ich finde es gut, wenn Eltern heute als kompetent für ihr Kind angesehen werden.
Genau, das finde ich eben auch. Und dieses Recht nehme ich mir heraus. Nur weil evtl. an anderen Orten viele Eltern jetzt Panik schieben und ihre Kinder zurückstellen lassen und da eine schiefe Situation entsteht, werde ICH mein nicht reifes 4jähriges Kind sicher nicht in den KiGa schicken, jetzt, wo die Situation noch nicht angepasst ist. Ich denke, da muss halt mehr Aufklärungsarbeit vom KiGa aus kommen und die Zusammenarbeit zwischen KiGa und Eltern in diesen Fällen intensiviert werden. Solche Wege sind durchaus vorstellbar.
Aber Panik schieben und pauschal Schuld verteilen bringt nichts.
LG,
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Re: Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Beitrag von stella »

Ariadne
Ich verteile nirgends pauschal Schuld. Durch meinen Beruf habe ich sehr viel Einsicht in diese Schuleingangsphase und ich bin auch umgeben von zig Lehrpersonen in meinem Freundeskreis, so dass zumindest für den Kanton Bern meine Erfahrungen schon fast repräsentativen Charakter haben.

Und es geht um einen Grundsatz: Grundsätzlich sind die Kinder reif für den Kigaeintritt. Davon kann eine Mutter ausgehen. Es gibt ganz wenige, für die das nicht zutrifft. Die sollten die unbürokratische Möglichkeit haben, ihr Kind zurück zu stellen. Ich befürchte aber, dass wenn es hier weiter so geht, dies wieder abgeschafft wird und die Kinder durch eine Abklärungsmaschinerie gehen müssen. Das wäre furchtbar schade. Darum das Zurückstellen des Kindes wirklich nur anwenden, wenn es sehr offensichtlich ist. Dafür müssen mehrere (objektive) Kriterien erfüllt sein, die ich als Mutter halt auch manchmal nicht sehe.

Ich traue dir übrigens durchaus zu, dass du im Falle deines Kindes richtig entschieden hast.
In meinem Umfeld sehe ich meist anderes und da sind halt die "Bedürfnisse der Mütter" oft wichtiger, als die Entwicklung des Kindes, im Falle auch umgekehrt, also dass Kinder geschickt werden, damit die Mütter ume freie Zeit bekommen, obwohl das Kind (noch) nicht reif ist. (In meinem Berufsfeld mit fatalen Folgen für alle Beteiligten... aber dazu mehr im privaten Rahmen oder per PN, ich bin sonst zu leicht erkennbar...)
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Re: Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Beitrag von Ariadne »

Ich verteile nirgends pauschal Schuld.
Ich habe das nicht spezifisch auf dich bezogen. Bin ja im Prinzip mit dir einverstanden :wink: Ich weiss, dass ich richtig entschieden habe und das auch entscheiden KANN. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass andere Eltern (nicht nur Mütter :wink: ) das auch denken, auch wenn du (und die Schule) das nicht so sehen. Natürlich ist das schwierig. Wer entscheidet denn da richtig?
Nur: Das Stichtagalter wurde angepasst, ohne dass die Anforderungen angepasst wurden. Das ist Tatsache. Wenn die Schule auf diese Weise handelt, finde ich es nur gerechtfertgit, dass Eltern halt auch handeln. Und die Interessen der Kinder vertreten. Da die Schule das primär ja mal NICHT tut. Wenn die Schule mit Anpassungen, offenen Gesprächen und Aufklärungsarbeit kommt - prima! Aber das muss dann halt auch wirklich geschehen :wink: . Bis dahin liegt es meiner Meinung nach nicht an den Eltern, dieses Problem zu lösen.
LG,
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danci
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Re: Juni/Juli-Kinder - Kindergarten mit gerade mal 4

Beitrag von danci »

@ Stella
stella hat geschrieben: Darum das Zurückstellen des Kindes wirklich nur anwenden, wenn es sehr offensichtlich ist. Dafür müssen mehrere (objektive) Kriterien erfüllt sein, die ich als Mutter halt auch manchmal nicht sehe.
Und genau diese Kriterien würden mich als Mutter, die sich noch nicht sicher ist, was sie tun soll, sehr interessieren. Hättest Du einen Link dazu oder könntest sie kurz auflisten, falls Du Zeit hast?

Ich bin nämlich einerseits sicher sehr froh um das Vertrauen, selber entscheiden zu können, andererseits finde ich es wirklich nicht leicht, eine Entscheidung zu treffen. Wir werden sicher noch mit der KITA sprechen, wovon ich mir viel erhoffe, denn das sind Fachpersonen, die mein Kind seit nun einer längeren Zeit in einem Umfeld sehen, dass mit dem Kiga vergleichbar ist. Trotzdem würde es mich interessieren, was wirklich entscheidend ist.
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