Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Modemäkeleien

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Modemäkeleien

©Hans Hartmut Karg
2017

„Nicht immer ist das Junge gut“,
Sagt Dir so mancher Alte.
Man braucht manchmal doch ziemlich Mut,
Mit dem man dann gestalte.

Der Körper Form wär´ Dir zu nah,
Als dass Du sie nicht tasten könntest,
Doch ist Dein Körper immer da,
Selbst wenn Du Deinen Spiegel wendest.

Der Jugendwahn stiftet Dich an,
So dass der Körper ohne Falten
Als makellos erscheinen kann:
Präsenz zum Darstellen, Gestalten.

Auch wenn ein Model, rappeldürr,
Scheint Schönheit auszustrahlen,
Braucht doch die Mode viel Geschirr,
Gesund wirkend zu prahlen.

Wie sollte da ein Mann noch zählen,
Der nicht an Jugend ausgerichtet,
Wenn Frauen nur noch Mode wählen,
Die Kleiderwillkür dann herrichtet?

Da gibt es keine Zärtlichkeiten,
Da gibt es keine Häkeleien,
Nur Vorreiter im Modestreiten
Mit Kritiksumpf und Mäkeleien.

*

Hans Hartmut Karg
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Der Südhang

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der Südhang

©Hans Hartmut Karg
2017

Die Sonne steigt den Hang hinauf
Und trägt die Energie zum Dache.
Dabei taut sie Modulschnee auf
Und leistet so schon gute Sache.

Natürlich lachen die Beckmesser,
Denen noch nicht aufgegangen,
Dass unsere Umwelt nur dann besser,
Wenn Sonnenkraft wir endlich fangen,

Die wir vom Himmel uns nun holen,
Während die Welt fossil verbrennt.
Wir aber haben nichts gestohlen,
Wenn man den Schöpferauftrag kennt.

Denn uns streicheln gute Gefühle,
Wenn wir die Sonnenkraft anzapfen
Und in der frischen Morgenkühle
Noch in letztem Schneefeld stapfen.

Die Sonne streichelt die Module
Und füttert die Solaranlage.
Dort liegt der Umwelt beste Schule,
Verhindert Polabschmelzungsplage.

*

Hans Hartmut Karg
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Vollendung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Vollendung

©Hans Hartmut Karg
2017

Der Bauplan, er ist immanent,
Die Blüte überwächst das Grün.
Sie öffnet sich ganz konsequent,
Selbst wenn der Stängel reichlich dünn.

In wandnaher Fensterbucht
Verbreitern sich die Blütenblätter
Und mit der ganz ureigenen Wucht
Erfreut am Fenster sie den Städter.

Der hat ja nur die eine Pracht,
Alles ist außen grau vernebelt.
Erst mit der Blüte dann erwacht
Sein Farbensinn, der sonst geknebelt.

Und über Tage, über Wochen
Trägt diese Blüte die Vollendung,
Hat Wintertrübnis aufgebrochen
Mit ihrer Vollfarbenverschwendung.

*

Hans Hartmut Karg
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Nimm's nicht so schwer!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »



Nimm's nicht so schwer!

©Hans Hartmut Karg
2017

In frühen Andalusienjahren,
Als alle damals Freunde waren,
Durften Heiler, hoch angesehen,
Im Staat an erster Stelle stehen.

Der gute Arzt, der weiß ja viel,
Gesundheit ist sein höchstes Ziel,
Weil er uns Lebensjahre schenkt,
Den Blick zum Heilen hingelenkt.

Ach, schon das frühe Ärzteheer
Fand Anklang dort, wo manches schwer,
Denn erst mit ehrenhohem Sinn
Wird die Gesundheit zum Gewinn.

Gar manche fremden Mediziner
Waren auch Sieger und Gewinner
Des Lebens über raschen Tod,
Weil Ethik Heilehrgeiz gebot.

Ich wünsch' mir mehr Gelassenheit,
Gedankenaustausch, wenig Streit,
Ein wenig mehr Humor und Scherz –
Das mag doch auch das Ärzteherz!

Sodann ein Gläschen Traubensaft,
Das gibt den Ärzten Mut und Kraft,
Damit der schöne, rote Saft
In unseren Adern Leben schafft.

*

Hans Hartmut Karg
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Verrücktheit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Verrücktheit

©Hans Hartmut Karg
2017

Sofort, sogleich Nachricht gepostet
In Netzwerken, allen Kanälen,
Das Direkte sofort verkostet,
Wo nur noch Willkürfluten zählen.

Und wie verrückt im Affenzoo
Verbreitet, was oft unerhört,
Die Bilder gar von manchem Po,
Damit ja jeder auch verstört!

Und wie in einem Altenheim
Ständig nur alles wiederholen:
Ganz fern von Wahrheits edlem Schein –
Will man die Menschheit wohl verkohlen?

Botschaften wie mit Steinschlagschleudern
Hinausgeschossen in die Welt,
Egal, ob sie noch Sinn erläutern –
Sie werden einfach eingestellt!

So macht man Menschen ganz verrückt:
Ja Bombennachricht nicht verpennt,
Weil man rund um die Uhr beschickt
Und man die Ruhe nicht mehr kennt!

*

Hans Hartmut Karg
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Dankgebet

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Dankgebet

©Hans Hartmut Karg
2017

Dank sag' ich DIR für alle Tage,
Die Du mein Leben hast getragen.
Selbst wo ich mich mit Ängsten plage,
Möchte ich danke dafür sagen.

Wie oft hat mich der Mut verlassen,
Wie oft kamen mir Zweifel auf?
Wie können manche gar nur hassen,
Vernichten manchen Lebenslauf?

Du hast erhalten unsere Kinder,
Beziehungen geführt zum Segen,
Gefördert auch die Enkelkinder,
Beschützt auf allen Lebenswegen!

Du hast auch mich bewahrt, errettet,
Hast mich so wieder aufgehoben,
Auf Samt und Seide gar gebettet –
Dafür will ich Dich ewig loben.

*

Hans Hartmut Karg
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Gelassen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Gelassen

©Hans Hartmut Karg
2017

Gelassen steht der Dichter auf,
Beginnt langsam des Tages Lauf
Und hofft bald auf sein Leibgericht –
Zuvor schreibt er noch ein Gedicht.

Er selbst liest gern, was da geschrieben,
Wie Dichter ihre Wortwahl lieben,
Wie Worte tanzen, Worte springen,
Von Lebenslust ein Liedlein singen.

Gelassen schlürft er seinen Tee
Und draußen schmilzt der letzte Schnee,
Wünscht seinen Dichterfreunden allen
Im Sonntagsfrieden Wohlgefallen.

*

Hans Hartmut Karg
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Der Buckel-Walther

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der Buckel-Walther

©Hans Hartmut Karg
2017

Er war doch immer nur Krakeeler,
Ein Aufwiegler, ein Ruhestehler,
Und wo er auftrat, gab es Krach.
Es gab da stets nur Ungemach.

Die meisten mieden seine Nähe,
In seinem Hass war er gar zähe;
Mit ihm war nicht gut Kirschen essen,
Ja, das war wohl sein schlimmes Wesen.

Ich traf an einem Bankenschalter
Den wohl bekannten Buckel-Walther,
Hatt' Mitleid mit ihm, auch Erbarmen,
Doch er begann mich zu umarmen!

Ich traute meinen Augen nicht,
Er hatte ein freundlich' Gesicht
Und tat, als würd' er zu mir sagen:
„Wir haben uns stets gut vertragen!“

Früher verfolgte er mich bloß,
Da fand er sich dann riesengroß,
Doch heut', wo wir im Ruhestand
Gedeiht ja wirklich allerhand!

Nie hätte ich vormals gedacht,
Dass Walther mit mir freundlich lacht.
In all den vielen Nörgeljahren
Habe ich wenig Gunst erfahren.

Doch endlich zur Vernunft gekommen
Hat er sich scheinbar vorgenommen,
Dass er auch ohne Schlimmgewehr
Ein guter Zeitgenosse wär'.

Und weil allen er gut gefalle,
Mögen auf einmal ihn auch alle!
Und keiner fleht mehr um Erbarmung,
Denn nun erfreut uns die Umarmung.

*

Hans Hartmut Karg
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Dunkle Zeiten

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Dunkle Zeiten

©Hans Hartmut Karg
2017

Er wachte morgens langsam auf
Und spürte seine Hände nicht.
Das trieb die Ängste weit hinauf,
Halb taub schien ihm auch sein Gesicht.

Darüber wollte er nicht reden,
Denn Jungsein hieß doch die Devise.
Als Alter kann man nur noch beten,
Weil Jugend uns nur jungsein ließe.

Er spürte immer öfter Taubheit
Und musste die für sich verdrängen,
Galt es doch für die Lebenszeit:
Lass' Dich im Alter ja nicht hängen!

Krankheit wird doch zum Stigma Dir,
Wo Schwäche und wo Eigenschuld.
Also erzähle nichts dem Wir
Und habe mit Dir selbst Geduld!

Deshalb massierte er am Morgen
Die Hände mit den tauben Gliedern,
Behielt für sich die Dauersorgen,
Wollte auf Schwäche nichts erwidern.

Das Taubheitsringen, Seelenwühlen
Waren doch nie die Sicht des Starken.
Man muss nur mit sich selber fühlen
Und nicht in seinen Ängsten harken.

Massieren brachte langsam Leben –
Zuerst in seine Fingerkuppen.
Wenn es dann neues Blut konnt' geben,
Fielen doch ab die Trauerschuppen,

Weil nunmehr Fühlen wieder frei
Und nicht in Nacht gefangen lagen.
Die Welt war ihm doch einerlei –
Und er verbot sich weitere Fragen.

Kamen zurück die lahmen Hände
Ins steuerbare Daseinsglück,
War klar ihm, dass die gute Wende
Den Schlaganfall noch hält zurück.

„Wie wird es mit mir weitergehen“,
Fragt sich der leidgeprüfte Alte,
„Kann ich am Ende nicht mehr gehen,
Wenn Gnade Gottes nur noch walte?“

*

Hans Hartmut Karg
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Mondnähe

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Mondnähe

©Hans Hartmut Karg
2017

Wo der wundermärchenhafte Mond
Schon im Zauberwald kurz rastet,
Bleibst Du es, die sich in Unschuld sonnt
Und die doch niemals liebefastet.

Die guten Menschen wählen die Nähe,
Nicht den Glauben an hellebardene Größe,
Denn sie vermeinen in ihrem Bereich
Nur sanft zu führen, damit der Knoten sich löse.

Weiser, blicke trunken zum Mond,
Denn er zeigt Dir die lichtliebe Blüte.
Während anderswo Schwäche wohnt,
Schafft er Dir Helle, Nähe und Güte.

Mondgleich erhebt sich das Lattengerüst
Als Anspruch – und bleibt Provisorium.
Du aber liebst, weil Du leidest und büßt´
Und festhältst an Deinem Memorium.

Liebe bleibt dort in Erinnerung,
Wo mondleise Weiten und mildes Gesicht.
Daraus erwächst jene Bestätigung
Für Deine Träume und Dein Tageslicht.

*

Hans Hartmut Karg
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In der Provinz

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

In der Provinz

©Hans Hartmut Karg
2017

In der Provinz
leben Geister
und Kleingeister
zusammen.

Jeder weiß alles
von jedem.

In der Stadt
geht das nicht,
da fällt man nicht so auf.

Man kann sich da
besser verstecken,
untertauchen.

In der Provinz aber
sterben ganze Dörfer aus.

Alle wollen doch Freheit!

Stadtluft macht frei!

Also werden die Städte
weiter wachsen.

*

Hans Hartmut Karg
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Gedichte für die Welt schreiben

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Gedichte für die Welt schreiben

©Hans Hartmut Karg
2017

Meinen Dichterfreunden zum Geleit:
Lasst Euch ja nirgendwo vertreiben!
Seid auch zu jeder Zeit schon jung bereit,
Gedichte für die gute Welt zu schreiben.

Gedichte kann nicht jeder schreiben,
Doch kann man sich global anbieten,
Muss nicht im Provinzsumpfe sich aufreiben,
Sich nicht beziehungskistennah einmieten.

So stell' ich mir Gedichtesenden vor,
Mit dem sich Menschenseelen schönen.
Dann treten die Speckmaden nicht hervor,
Die Deinen Geist doch nur verhöhnen.

Wir müssen nicht mehr diskutieren,
Ob ein Gedicht allen zusagt, gefällt.
Verständnis müssen w i r herführen,
Denn so allein gedeiht die gute Welt.

Herz, Körper, Geist und Seelenheil
Wollen erfüllt wir doch ins Leben bringen,
Denn wo die Muse lebt und wo Kurzweil,
Sind Lieder noch lustvoll und frei zu singen.

*

Hans Hartmut Karg
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Blumenbilder

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Blumenbilder

©Hans Hartmut Karg
2017

Noch in den Fenstern sah man sie:
Eisblumen in den kalten Räumen,
Denen der Winter Leben lieh –
Kristalle, die den Frühtag säumen.

Doch bald sieht man sie nicht mehr blitzen,
Das Jahr steht auf, die Sonne scheint
Und kann die Zimmer nun erhitzen,
Das Frühjahr es gut mit uns meint!

Langsam zieht sich der Schnee zurück,
Weil helle Strahlen alles lecken
Und geben frei das Rasenstück,
Die Erde muss sich nicht verstecken.

Schneeglöckchen brechen sich nun Bahn,
Die weißen Blüten zeigen Leben
Und öffnen – was uns gut getan! –
Ein Blumenmeer, will Hoffnung geben.

*

Hans Hartmut Karg
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Gedichte will ich schreiben

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Gedichte will ich schreiben

©Hans Hartmut Karg
2017

Gedichte will ich weiter gerne schreiben,
Die Kunst mit edlen Worten voran treiben,
Nicht altersnah klamm lebensverzagen,
Doch nach den feinen, guten Versen jagen.

Mitunter gibt es dafür üble Kommentare:
Gedichte werden dort gesehen nur als Ware,
Besprungen von so manchem Besserwisser,
Aber ich bin keinesfalls ein Forenbüßer!

Jedoch schau ich hinein in Weltenseelen,
Die sich mit Möglichkeiten und Lösungen quälen.
Für die entrichte ich so gern den Menschengruß,
Für sie suche ich immer nach dem Musenkuss.

*

Hans Hartmut Karg
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Wortkunst

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wortkunst

©Hans Hartmut Karg
2017

Unsere so reiche Sprache
zieht mich zu sich hinauf,
wo Worte noch recht vage
mir vorgaukeln,
die Absicht hätte
sich allein in Form gebracht.
Nicht recht zufrieden
begebe ich mich
auf die unvollkommene Suche.
Da scheint mir plötzlich
ein Gedanke auf,
wird stärker und
verfestigt sich,
ein Teilwort
mit Wortsinn,
den ich erst jetzt
begreife:
So entsteht,
aufs Neue
wunderbar,
ein neues Teilreich
meiner so geliebten
KONTRAPUNKT'SCHEN
POESIE.
Da werden Bedeutung und Absicht,
Form und Inhalt
mitunter
eins.

*

Hans Hartmut Karg
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Mozart

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Mozart

©Hans Hartmut Karg
2017

Man wollte immer viel von ihm,
Man sparte nicht mit Komplimenten.
Er kämpft' mit offenem Visier,
Da wollten manche ihn gar schänden.

Wer eine Weste würdig trägt,
Den heiligen die Musikbrüder.
Werden sie dann hinweggefegt,
Wird diese Welt dadurch nicht müder?

Er konnte schöne Musik wählen,
Mit Frohsinn er die Menschen sah.
Damit durfte er kurz beseelen
Die Welt, die seinem Klangbild nah.

Sein Komponieren ist verflossen,
Doch manche Brüder sind nicht ehrlich:
Sie haben längst bei ihm genossen,
Was angeblich verrucht, gefährlich.

So wurde oftmals er verraten,
Für Duldsamkeit gar denunziert.
Dabei hat er mit guten Taten
Uns gern zur Freude hin geführt.

Manch' Fatalist zerstört im Wahn
Was er bei anderen nur tadelt.
Mozart ist Bruder, Musikmann,
Der mit der Sonne Menschen adelt.

*

Hans Hartmut Karg
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Der rote Stuhl

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der rote Stuhl

©Hans Hartmut Karg
2017

Ein alter Melkstuhl, ungestrichen,
Stand wie ein Fremdkörper im Raum.
Er war hölzern und ausgeblichen,
Man registrierte ihn da kaum.

Man wollte ihn deshalb zersägen,
Als alle Bräuche aufgegeben,
Die Teile hin zum Brennholz legen,
Um zur Moderne rasch zu streben.

Dagegen protestierte nun das Kind,
Für das solches noch Werte sind,
Wenn schon die Eltern leider blind –
Es nahm deshalb den Stuhl geschwind.

Die Tochter strich den Stuhl knallrot,
Die Form erfreute so ihr Wesen.
Für sie war dieser Stuhl nicht tot:
Sie wollte in Erinnerung lesen.

Noch heute steht der Stuhl im Gang,
Ein jeder sieht das Möbelstück.
Er ist ein herrlicher Blickfang
Und bringt ein wenig Glanz zurück.

*

Hans Hartmut Karg
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Der Orca

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der Orca

©Hans Hartmut Karg
2017

Man mag sich ja das Maul zerreißen,
Wenn Raubtiere die Opfer schlagen
Und sie brutal zu Tode beißen,
Um Kampfbotschaften anzusagen.

Doch schlimmer sind die Zeitgenossen,
Die solches Vorbild sich erschließen,
Wenn sie mit Hass andere begossen,
Das Wundenlecken nun genießen.

Doch braucht niemand ins Internet,
Hassbotschaften dort verbreiten,
Denn wer human und wirklich nett,
Der muss nicht Teufelskühe reiten.

Der Orca hat ja keine Wahl,
Um Nahrungsmittel aufzunehmen,
Treibt Fische so in großer Zahl
Ins Seichtwasser, zum Fressenkönnen.

Das kann für uns kein Vorbild sein,
Wenn die Vernunft Humanes findet
Und damit nicht brutal, gemein
Ihr Weltbild an die Ethik bindet.

*

Hans Hartmut Karg
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Mitleid?

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Mitleid?

©Hans Hartmut Karg
2017

Hat jemand denn Mitleid
mit dem wunderbaren Fisch,
wenn der Seeadler ihn krallt?

Hat denn irgend jemand noch Mitleid
mit dem kleinen, schmächtigen Gnukalb,
wenn der schnelle Gebhard es reißt?

Hat überhaupt noch jemand Mitleid
mit dem unglücklichen Dichter,
wenn Hyänen ihn zerfleischen?

*

Hans Hartmut Karg
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Februarklima

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

:D
Februarklima

©Hans Hartmut Karg
2017

Noch fallen vom Berg Kaltwinde herab,
Zerstreuen die wärmenden Lüfte.
Doch sie bringen langsam das Jahr auf Trab,
Schon weichen die eiswindigen Düfte.

Gelegentlich irrt noch ein Flockenschwarm
Vereinzelt im Stäubeswirbeln.
Da zeigt der Winter noch einmal Charme
Und kann Astgabeln weiß zwirbeln.

Dann treibt ein Kaltwind den Himmel frei
Und lässt die Trübsonnen scheinen.
Dem Februartag ist dies einerlei –
Er will es gut mit uns meinen.

* :D

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