Legasthenie

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

Antworten
Benutzeravatar
Noelia
Newbie
Beiträge: 38
Registriert: Mi 18. Jul 2012, 11:14
Geschlecht: weiblich

Legasthenie

Beitrag von Noelia »

Hey Swissmoms

Ich war heute mit meiner 7-jährigen Tochter in der Kinesiologie weil sie Mühe in der Schule hat. Die Kinesiologin ist ausgebildete Primarlehrerin und hat früher Förderunterricht für Legastheniker unterrichtet. Als sie meine Tochter lesen sah, meinte sie, dass dies für sie recht eindeutig nach Legasthenie aussehe.
Meine Tochter macht die 1. Klasse in zwei Jahren (EK haben wir nicht). Sie hat in verschiedenen Bereichen Mühe. Ihre Klassenlehrerin habe ich bereits vor Monaten auf das Thema Legasthenie angesprochen. Sie meinte dann, eine schulpsychologische Abklärung würde wohl nicht viel bringen, da meine Tochter sowieso schon das Maximum an Förderung bekäme. Deshalb wurde sie bis anhin nicht abgeklärt.
Jetzt hätte ich zum Thema Legasthenie ein paar Fragen an Betroffene:
-wie und wo wird Legasthenie diagnostiziert?
- was habt ihr nach der Diagnose verändert?
- wie wirkt sich die L. auf die Schule aus?
- Förderung? Heilpädagogin, Logopädin, oder spezielle "Legasthenie-Therapeutin"?

Wir werden wohl so oder so das Gespräch mit der Schule suchen, denn nach dieser Aussage von heute möchte ich so rasch wie möglich eine Abklärung damit unsere Tochter entsprechend gefördert werden kann.
Bild

Benutzeravatar
Phase 1
auf Wunsch deaktiviert
Beiträge: 9120
Registriert: So 19. Dez 2010, 18:43
Geschlecht: weiblich

Re: Legasthenie

Beitrag von Phase 1 »

Die Diagnose können dafür ausgebildete Logopäden stellen. Oder der SPD. Wenn ihr die Diagnose habt könnt ihr nachteilsausgleich beantragen. Je nach wohngemeinde und Schule heisst das: Laptop der vorliest, oder wie hier Aufgaben lösen per PC und IPad.
Es wird mehr Zeit gegeneinander die Lehrer müssten eigentlich die schriftlichen Texte und en Prüfungen vorlesen und das Kind dann mündlich testen.

Es hätte Anspruch darauf bis es mit der Ausbildung fertig ist heisst sogar bis UNI Abschluss wenn sie das will.
Hier in der Sekundarstufe sitzen einige LRS Betroffene und sie haben immer das IPad dabei der mit Autokorrektur arbeitet.

Es würde sich also sicher einiges ändern, wenn die Schule es anbietet.
Nachteilsausgleich ist aber von gesetztes wegen schon möglich.

https://www.verband-dyslexie.ch/index.p ... ige-fragen

Epic
Vielschreiberin
Beiträge: 1202
Registriert: Do 29. Mai 2008, 18:02
Geschlecht: weiblich

Re: Legasthenie

Beitrag von Epic »

Hallo

Zum Thema Legasthenie kann ich dir nicht helfen hoffe du findest Hilfe.

Aber darf ich dich fragen wie das läuft mit der 1. Klasse in 2 Jahren? War das von Anfang her geplant?
Frage drum da meine Tochter in der ersten Klasse ist und schon recht Mühe hat. Daher meinte ihre Lehrerin auch bereits das sie sonst die 1. Klasse wiederholen könnnte.

Hat deine Tochter sonst noch Probleme?
Schau dir mal diesen Link an: http://www.inpp.info
Finde diesen Anstz noch spannend und werde meine Tochter wohl abklären lassen.
Stolzes Meitli-Mami (2011 & 2012)

Benutzeravatar
Noelia
Newbie
Beiträge: 38
Registriert: Mi 18. Jul 2012, 11:14
Geschlecht: weiblich

Re: Legasthenie

Beitrag von Noelia »

Phase1: vielen Dank für deine Infos. Werde dem nachgehen sobald wir eine Diagnose haben.

Epic: unsere Tochter wurde mit Förderstufe B (Kanton Solothurn) eingeschult, sie hat also ganz normal gestartet mit punktueller Förderung (häufig in Gruppen, manchmal einzeln) dort wo es nötig war. Nach ein paar Monaten hat sich gezeigt, dass sie nicht mehr richtig mitkommt. Sie hatte dann etwas angepassten Stoff und war von Noten befreit. In dieser Zeit haben wir beschlossen, sie nochmals in die 1. Klasse zu schicken. Damit sie nicht wieder bei Null anfangen muss, hat sie nach den Sommerferien mit angepasstem Stoff mit den 2. Klässlern gestartet und ist nach den Herbstferien zu den 1. Klässlern übergegangen. Da 1. und 2. Klasse bei uns zusammen in einem Klassenzimmer sind, klappte das gut.
Sie hat Mühe beim Lesen, sie buchstabiert mehr, als dass sie liest. Auch im Rechnen hat sie Mühe, momentan wo aber alles Repetition ist, klappt es gut. Sonst geht es gut in der Schule, sie geht gerne hin (naja, jedenfalls meistens :)) und ist gut integriert. Danke für den link, ich werde dann mal schneuggen.
Bild

kick
Newbie
Beiträge: 26
Registriert: Mo 23. Mär 2009, 15:56
Geschlecht: weiblich

Re: Legasthenie

Beitrag von kick »

Hallo Noelia
Ich arbeite als Heilpädagogin und entsprechend oft mit Legasthenikern.
Bei uns im Kanton Bern wird frühstens Ende 2. Klasse abgeklärt & eine Lega Diagnose gestellt. Es wäre in eurem Fall also noch zu früh.

Legasthenie ist eine Teilleistungsschwäche. Das heisst der Unterschied (die Diskrepanz) zwischen IQ und Lese-/Rechtschreibleistung muss gross sein. Wenn sie allgemein Mühe hat, gibt es vermutlich andere Gründe.

Die Leseschwierigkeiten, die du beschreibst, müssen nicht zwingend auf eine Lega hinweisen. Schreibt sie lauttreu? Verdreht sie Buchstaben oft?
Das können auch Hinweise sein.

Abgeklärt wird von der HP (standardisierter Lese-/Rechtschreibtest) und vom schulpsychologischen Dienst (IQ Abklärung).

Liebe Grüsse
Kick.

Benutzeravatar
Jiny
Newbie
Beiträge: 37
Registriert: Mo 17. Dez 2007, 18:03

Re: Legasthenie

Beitrag von Jiny »

Hallo...
Eine Legasthenieabklärung kann insbesondere vom SPD ganz gut gemacht werden. Es wird in der Regel die allgemeine Intelligenz und die Lese- und Rechtschreibfähigkeite erhoben und in Beziehung gesetzt. Es ist notwendig, dass ein IQ-Test gemacht wird, da in der Definition der LRS ein signifikant schlechteres Ergebnis in den Lese- und Rechtschreibfähigkeiten im Vergleich zur allgemeinen Intelligenz vorhanden sein muss. Daher ist es sinnvoll, dass ein Psychologe die Tests machen, damit dann auch die nötigen Massnahmen für die Schule ergriffen werden können. Es kann aber auch gut sein, dass zwar eine Schwäche festgestellt wird, dies aber für die Diagnose LRS nicht reicht.
Die Fördermassnahmen hängen sehr stark von der Schule und deren Förderprogrammen ab. Da könntest du sicher einmal mit der Heilpädagogin Kontakt aufnehmen, die kennen sich da gut aus, oder eben mit dem SPD

nera
Senior Member
Beiträge: 946
Registriert: Di 14. Aug 2007, 18:20

Re: Legasthenie

Beitrag von nera »

@Noelia
Das was du beschreibst könnte schon eine LRS sein, heute spricht man mehr von Lese und Rechtschreibschwäche denn von Legasthenie. Wenn du es sicher wissen willst würde ich dir folgenden Weg vorschlagen: Dein Kind ist ja nun im 2. Schuljahr, sprich der Repetition der 1. Klasse wenn ich es richtig verstanden habe und hat Mühe beim Lesen und Schreiben. Habt ihr die Logopädin schon einbezogen?
Entweder du meldest dein Kind beim SPD oder der EB an, je nachdem in welchem Kanton du wohnst, dann wird die Heilpädagogin der Schule evtl. auch die Logopädin mit dem Kind einen kurzen Test machen und der Rest erledigt die Fachstelle, wie in anderen Beiträgen schon erwähnt. Dies kann aber mit einer Wartefrist relativ lange dauern, sprich bis zu 8-9 Monaten.
Oder, falls ihr eine Zusatzversicherung bei der KK habt, du meldet dein Kind bei einer Kinderpsychologin an die von der KK anerkannt ist, sie macht die Abklärungen alle inkl. auch dem Lese- und Schreibtest und ihr habt die Diagnose rascher und unkomplizierter.
Falls es keine LRS ist, könnt ihr durch die Abklärung auch erfahren wo sonst die Stärken und Schwächen des Kindes liegen.

Leider wird in vielen Teilen des Landes viel zu lange gewartet bis die Kinder abgeklärt werden und teilweise schon psychische Probleme daraus entstehen, es ist nämlich sehr schwierig wenn man in der 2. Klasse immer noch fast nicht lesen und schreiben kann, geschweige denn in der 3. Klasse.

Ich arbeite selber als Heilpädagogin und habe ein Kind mit einer schweren LRS, welche sich schon in der 1. Klasse klar bemerkbar machte und das Kind leiden liess, in der Schule hiess es allerdings immer, das komme dann schon noch, man müsse ihm einfach Zeit geben. Die Schullogopädin fand sich leider nur für die gesprochene Sprache zuständig und fand es sei nicht ihr Ding.
Wir haben dann den Weg über eine Kinderpsychologin gewählt und hatten innerhalb von 3 Wochen und zwar noch vor der Hälfte der 2. Klasse Gewissheit. Da die Schule die Diagnose über die EB und uns Eltern mitgeteilt bekam und auch dass er dringend Förderung benötige, passierte leider nicht viel, die Logopädin fand es sei nicht ihr Ding und die IF meinte sie hätte keine Zeit für ihn, da sonst noch spezielle Bedürfnisse in der Klasse vorhanden seien. Also haben wir privat eine Logopädin gefunden und seither erhält er einmal pro Woche bei ihr LRS Förderunterricht bezahlt durch den Kanton, ebenso ist Immer noch die Kinderpsychologin aktiv mit ihm am arbeiten wenn wieder Krisen auftauchen betreffend dem Lesen und Schreiben.
Hilfsmittel gibt und gäbe es auch gute, aber auch hier hängt es davon ab was und wie viel die Schule kennt und auch einzusetzen gedenkt, wenn keine PCs oder iPads vorhanden sind wird es schwierig. Wir haben unserem Sohn ein iPad gekauft mit welchem er sich mittels einer App nun Bücher und Texte vorlesen lassen kann und Texte damit verfassen. Dies hat ihm stark geholfen und es ist täglich im Gebrauch.

Man muss sich für seine Kinder wirklich einsetzten, hier in der Nachbarschaft hat es ein Kind, welches nun in der 5. Klasse endlich abgeklärt wird, weil sich die Eltern einsetzten, die Schule fand einfach es sei halt schwach und dass käme dann schon noch.

@kick
Die EBs haben diese Regelung so herausgegeben, wenn man die Kinder erst Ende der zweiten Klasse anmeldet und bis sie dann abgeklärt werden vergeht sicher nochmals ein halbes Jahr, ist schon grosser Leidensdruck vorhanden. Ich habe nun öfters schon Kinder mitten der 2. Klasse angemeldet oder schlage den Eltern den privaten Weg vor, falls finanzierbar. Gleichzeitig reagieren wir in der Schule auch und fördern auch Kinder ohne offizielle Diagnose im Bereich LRS.

@Epic
Solche Therapien tönen meist toll, aufs Lesen und Schreiben haben sie aber keinen wirklich grossen Einfluss. Man dachte vor ein paar Jahrzehnten immer es liege an den nichtintegrierten Reflexen, heute weiss man mehr und weiss auch das Lesen nur über Lesen und Schreiben nur über Schreiben, sprich Lese- und Schreibübungen geübt werden kann. Auch ist es zentral, dass die Kinder die Laute richtig aussprechen und in den Worten richtig lokalisieren können und das man dort einen Fokus setzten sollte. Man fängt bei LRS Kinder oft nochmals bei den Basics an, nämlich den Silben und liest Silben, schreibt Silben, klatscht Silben, lautiert Wörter, erarbeitet Wörter über Mundbilder usw.

Benutzeravatar
Hausdrache
Vielschreiberin
Beiträge: 1095
Registriert: Mo 22. Aug 2005, 10:04
Wohnort: Zentralschweiz

Re: Legasthenie

Beitrag von Hausdrache »

Habe hier selber zwei diagnostizierte Legakinder und zwei, bei denen wir keine Diagnose haben, sie es aber sicher auch haben, aber bei ihnen habe ich mich zu wenig gewehrt, resp. es ging irgendwie mit viel Hilfe von mir auch ohne. Sie sind sicher nicht gleich beeinträchtigt, wie die anderen beiden.
Ich selber bin Lehrerin und Heilpädagogin und Lega ist so wirklich mein Steckenpferd.

Abklärung
Ich denke, das ist nicht in allen Kantonen gleich, von daher kann ich dir das nicht eindeutig beantworten. Ich wohne und arbeite im Aargau, da klären das in der Regel die Logopädinnen der Schule ab und würden bei einer Diagnosestellung auch die Therapie machen und die Kinder begleiten. Nur, oft sind sie überlastet und können keine Therapieplätze anbieten, oder man wartet sehr lange. Der SPD kann auch abklären, da diese auch masslos überlastet sind, machen sie es nur ungerne, oder gar nicht. Ich kann mir vorstellen, dass das an vielen Orten ähnlich ist. Auch Heilpädagoginnen können Tests machen und sehen, ob es eine LRS vorliegt.

Andere Möglichkeiten
Es gibt schon auch andere Möglichkeiten, auf privater Basis, das bezahlt man aber selber. Ich habe mich lange gewehrt und gefunden, dass wir das nicht selber bezahlen, mittlerweile machen wir es doch privat. Vieles mache ich mit den Kindern, aber es ist einfacher, wenn sie jemand Aussenstehenden haben, der helfen kann. Google mal Dyslexie Schweiz, da findest du Infos und auch Adressen. Vor allem für den Fall, dass du mit der Schule nicht weiter kommst.

Nachteilsausgleich
um die Kinder zu entlasten, gibt es die Möglichkeit von einem Nachteilsausgleich. Leider nicht in allen Kantonen gleich und nicht alle Lehrer sehen den ein. Unsere Zweitjüngste bekam erst Hilfe, nachdem sie psychisch grosse Probleme bekam und viel Druck von Aerzteseite kam. Ihre Lega wurde nie anerkannt, die Logopädin hat immer gesagt, das sei es nicht. Bis die Tests verlangt wurden und heraus kam, dass man uns belogen hat und die Ergebnisse beschönigte. Nach viel Kampf, hat sie nun Nachteilsausgleich, grössere Texte, bestimmte Schriftarten, mehr Zeit bei Prüfungen, oder sie darf gewisse Prüfungen mündlich machen. Damit klappt es ganz gut, sie ist jetzt in der Oberstufe und ich staune, was sie leistet. Sie hat das Glück, einen sehr hohen IQ zu haben und sehr schnell zu lernen, so dass sie einmal gehörtes oft sofort speichern kann. Das erleichtert vieles.

Was kannst du tun?
Eine Mögichkeit ist das Training nach dem IntraAct Konzept. Das kannst du bestellen. Ist sehr gut erklärt und einfach. Damit täglich nur kurze Zeit lesen trainieren und die Kinder haben schnell Erfolgserlebnisse. Unsere Zweitjüngste hat nach einem Jahr Primarschule keinen Buchstaben gekannt, mit dem Training konnte sie innert weniger Wochen alle Buchstaben, gross und klein. Später auch silben und dann Wörter und einfache Texte. Wichtig, nicht altersgemässe Texte lesen, sondern Texte, die einfach genug sind, dass sie es bewältigen kann.
Auch sehr hilfreich, Silbenschrift. Es gibt Erstlesebücher, die sind zweifarbig geschrieben. So sind die Wörter durchgliedert und die Kinder können sie besser lesen. Auch prägen sie sich so Silben ein, was wichtig ist, fürs spätere Lesen. Unsere Tochter hat noch lange nur Silbenschrift gelesen. Die Grösse der Schrift kann eine Erleichterung sein, zu klein geschriebenes ist viel zu anstrengend, oder geht manchmal gar nicht. Der Faktor Müdigkeit und Stress ist ebenfalls entscheidend. Da lesen so anstrengend ist, wird das Kind schneller müde und damit geht es schlechter. Nur kurz lesen und langsam steigern. Wenn das Kind müde wird, aufhören. Auch wichtig fürs Lernen, immer mit einem Erfolg aufhören, damit steigert sich die Motivation, das Gehirn speichert besser ab und das Kind ist eher bereit, nochmal zu üben.

Allgemein
die Situation der Legastheniker hat sich mit der integrativen Schulung eher verschlechtert. Es fehlt die Zeit für sie. Ich habe die traurige Erfahrung gemacht, dass sie nur dann eine Chance haben, wenn man zu Hause immer wieder dranbleibt. Wichtig ist die Lesefähigkeit. Beim Schreiben finde ich extrem wichtig, dass sie lernen genau und sorgfältig abzuschreiben. Dass sie beim selber schreiben sehr viele Fehler machen, ist einfach so, aber sie müssen lernen, sorgfältig zu arbeiten und richtig zu kopieren, das kommt ihnen bei den Fremdsprachen dann zu gute. So habe ich unseren oft Texte, die sie selber geschrieben haben nochmal neu geschrieben, so dass sie sie richtig abschreiben konnten. Bei unseren hat das mehr gebracht, als sie selber Fehler suchen lassen, oder zu verlangen, dass sie es können müssten.

Ich hoffe, ihr kommt weiter. Es wird aber nicht einfach besser. Oft bringen Therapien nur ganz kleine Erfolge und man hat das Gefühl, es bringe doch nichts. Da muss man aufpassen, dass man nicht zu schnell aufgibt. Unsere Tochter, die wirklich sehr schwerer Legastheniker ist, hat über Jahre täglich lesen geübt. Sie ging immer zu einer Nachbarin, die ist pensioniert und hat mit ihr jeden Tag zwanzig Minuten gelesen und ihr dann noch etwas vorgelesen. Trotzdem ist sie heute noch zu langsam und muss sich oft mit dem PC helfen, in dem sie längere Texte einscannt und dann vorlesen lässt. Sie hat ein teures Programm, das das möglich macht. Auch sind Prüfungen nach wie vor ein Stress und sie bringt oft schlechtere Leistungen, als was mündlich möglich wäre. Die Kinder müssen immer wieder aufgebaut werden. Es gibt keine Heilung. Wir haben selber Geschwister, die trotz vielen Therapien, bis heute nicht richtig schreiben können und nur mit Mühe lesen. Sie haben aber über Umwege ein Studium geschafft, haben einen Beruf, in dem sie ihre Begabung leben können, auch haben sie gelernt, anzunehmen, dass sie sind, wie sie sind. Ich glaube, das ist das Wichtigste.
Bild

Pädagogik ist der organisierte Kampf der Erwachsenen gegen die Kinder.(Mark Twain)

kick
Newbie
Beiträge: 26
Registriert: Mo 23. Mär 2009, 15:56
Geschlecht: weiblich

Re: Legasthenie

Beitrag von kick »

@ nera
Klar, die Förderung setzt bei uns auch sofort ein, dafür braucht es aber auch keine Abklärung.
Bei uns wird nach spätestens einem Monat abgeklärt, da der SLRT ja bereits von uns gemacht wurde.
Somit sind die Kinder noch vor der 3. Klasse abgeklärt. Davor gibt es IF nach internem Antrag oder integrativ. Nachteilsausgleich wird ja häufig erst ab Mittelstufe nötig (gemäss Empfehlung erz), davor läuft es unter innerer Differenzierung - was keine Diagnose braucht.

Deshalb würde ich nicht einen privaten Weg einschlagen, sondern via Schule (LP, Heilpäd, Logo) gehen. So kann alles Nötige um den Leidensdruck zu minimieren getan werden.

LG

nera
Senior Member
Beiträge: 946
Registriert: Di 14. Aug 2007, 18:20

Re: Legasthenie

Beitrag von nera »

@Hausdrache
Genau so erlebe ich es im Alltag leider auch, Logopädinnen sind entweder überlastet oder fühlen sich dafür nicht zuständig und niemand kümmert sich in der Schule wirklich um die LRS Kids, es bräuchte wirklich viel Training und eben auch Strategien um sich das Lernen zu erleichtern und die Dinge die man gut kann zu stärken.
Unser Kind muss/darf auch täglich lesen, ist ein Ritual geworden und mittlerweile erinnert er mich daran und nicht ich ihn, es gehört einfach dazu. Die Motivation ist aber gestiegen seit er nicht mehr meine Übungsblätter oder mit der InterActplusApp lesen muss, sondern wir einfache Bücher lesen.
Wir übernehmen hier eigentlich alles Zuhause, vor allem nachdem die externe Logo eingefädelt war, hiess es von Seiten der Schule, nun sei ja alles io und er bräuchte in der Schule nichts mehr zusätzlich, das sei ja alles abgedeckt.

InterActPlus gibt es auch als App zum üben für Zuhause, die kann ich sehr empfehlen. Ich arbeite im Unterricht mit dem Konzept und gebe den TIpp auch mit nach Hause.

@kick
Toll, wenn es bei euch innerhalb von einem Monat klappt mit der Abklärung auf der EB. Hier ist es so, dass wir die Kids anmelden, sie dann ca. 3-4 Monate auf die Termine warten und anschliessend es noch ca. 2 Monate dauert bis das Abschlussgespräch mit Eltern und Lehrpersonen stattfindet. Wir arbeiten hier mit zwei EBs zusammen, da gerade an der Grenze zu der einen und anderen EB, es ist überall das gleiche Bild. KJPD noch viel schlimmer.
Normalerweise dauert das ganze Prozedere von der Anmeldung bis zum Abschluss 5-9 Monate. Ich habe vor zwei Wochen den schriftlichen Bescheid der EB bekommen für ein Kind welches ich im Dezember 2016 zur Abklärung angemeldet hatte, immerhin fand das Anschlussgespräch schon Ende August statt.
Die meisten Eltern die ich kenne, gehen nun den andern Weg, vor allem wenn die Kinder von sich selber schon glauben dass sie nichts können oder einfach schlecht in der Schule sind.

Nachteilsausgleich kann auch bereits in der 2. und 3. Klasse Sinn machen, vor allem dann wenn die Schwierigkeiten gross sind, sprich die Lesefähigkeit noch sehr gering und auch beim Schreiben massive Probleme bestehen. LRS Kinder leiden auch im NMM, Französisch und im Math und dies kann man mit dem schriftlichen Nachteilsausgleich für alle LPs transparenter machen und ihnen auch bewusst machen dass das Kind ein Handicap hat und statt einer Brille wie bei einer Sehschwäche halt Unterstützung braucht. LRS Kinder sind oft sehr intelligent und lernen vieles durchs hören und zuschauen, müssen aber auch unterstützt werden z.B. bei NMM Werkstätten oder im Französisch damit sie die Texte sich erschliessen können.
Leider ist das Wissen rund um den Nachteilsausgleich, resp. hier heisst es die angepassten Rahmenbedingungen noch recht unterschiedlich bis klein und man muss oft dafür kämpfen, zum Glück machen es einige EBs nun so, dass sie bei LRS Diagnosen direkt auf das Formular schreiben dass es möglich sei mit angepassten Rahmenbedingungen zu arbeiten.
Ich staune immer wieder wenn ich hier im Kollegium Weiterbildungen oder Inputs zu LRS Themen mache wie wenig viele eigentlich wissen, ist halt kein Thema in der Grundausbildung und/oder bei vielen schon lange her.

Benutzeravatar
Noelia
Newbie
Beiträge: 38
Registriert: Mi 18. Jul 2012, 11:14
Geschlecht: weiblich

Re: Legasthenie

Beitrag von Noelia »

@nera: ja, die Logopädin ist einbezogen. Meine Tochter ging bereits im Kiga in die Logo. Ende 1. Klasse hatten wir dann erneut eine Standortbestimmung. Da fiel der Logo auf, dass sie im Lesen schon noch nicht so weit sei wie es für Ende der 1. Klasse üblich sei. Seither warten wir auf einen Platz.

Vielen Dank für all eure ausführlichen Antworten!
Ich werde erstmal das Gespräch mit der Lehrerin suchen und gleichzeitig mit der Schulpsychologin Kontakt aufnehmen.
Wie ist es denn, wenn wir sie privat über eine Psychologin abklären lassen würden (Zusatzversicherung bei der KK haben wir), meldet sich die Psychologin dann mit den Testergebnissen bei der Schule? Oder anders ausgdrückt, ist es von der Schule in gleichm Masse anerkannt ob der SPD oder sonst ein Psychologe die Abklärung macht?
Bild

nera
Senior Member
Beiträge: 946
Registriert: Di 14. Aug 2007, 18:20

Re: Legasthenie

Beitrag von nera »

@Noelia
Wenn ihr privat abklären lässt entscheidet ihr wie und wem die Resultate zukommen werden. Meist gibt die Psychologin mit eurem Einverständnis die Testresultate der EB weiter und diese macht dann einen Bericht zugunsten der Schule betreffend eures Kindes. Wir hatten hier das Glück, dass unsere Psychologin früher auf der EB gearbeitet hatte und so die für unseren Schulort zuständige Person gut kannte, resp. mit ihr zusammengearbeitet hat, das machte alles viel einfacher und die Schule war total erstaunt, dass so rasch und problemlos alles abgeklärt und beantragt wurde, aber eben es gab dann keine wirkliche Unterstützung da niemand in der Schule für ihn Zeit hatte.
Eure Logopädin hat Erfahrung mit LRS und ist nicht nur eine für die gesprochene Sprache zuständige Logopädin?

Die Psychologin hat auch beim Kind einen Schulbesuch gemacht und die Lehrerinnen so kurz über alles informiert, das war auch gut, resp. war an einem Rundtischgespräch dabei. Alles Dinge die die EB halt auch Zeitgründen nicht mehr bieten kann/darf.
Dann geht es um Suchen der Therapie, weil oft die Schule nicht viel Zeit hat.

Antworten