Asperger Syndrom - Teil 5

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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Sternli05
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von Sternli05 »

Haremi
Solche Massnahmen haben nie was gebracht. Keine Chance. Alles erklären oder alle Konsequenzen bringen nichts. Ich höre es schon fast nicht mehr. Für uns ist das Alltag. Er hat es von anderen Kindern denke ich. Er ist halt sich der Jüngste von 3 Geschwistern und hört auch bei deren Freunden viel.
Sorry, ich habe noch mehr Kinder und ich kann nicht einfach stundenlang mit ihm im Wald sein und bräteln und so. Kalter Entzug geht irgendwie auch nicht, das müsste dann für alle Kinder gelten.
Sorry aber hast du ein ASS Kind? Genau solche Ratschläge bekomme ich seit Jahren, genutzt hat nichts.

Melde mich hier glaub ab. Danke für die Auskünfte und Infos. Aber ich muss jetzt, zusammen mit den Therapeuten, einen Weg für unsere Familie finden.

Bebu
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von Bebu »

Sternli:
Haeremais Sohn hat glaube auch eine ASS. Aber man kann nicht genug betonen, dass jeder Autist anders ist. Ich habe deine Postes zu deinem Sohn etwas verfolgt und schon früh Parallelen zu unserem Sohn gesehen. Er ist auch 8 und hat dieselbe Diagnose wie deiner.
Auch er ist im Kiga sehr negativ aufgefallen. Ebenfalls kann er sich nicht selbst beschäftigen, flucht und beschimpft uns und würde am liebsten den ganzen Tag am iPad hängen.
Das Fluchen und Beschimpfen erkläre ich mir folgendermassen: Er ist emotional nicht auf dem Stand Gleichaltriger. Bei ihm gibt es nur zufrieden, wütend oder traurig - keine Nuancen. Wenn er also wütend ist (sei es jetzt aus Überreizung oder einem Nein, das ihm nicht passt oder...), beschimpft er uns. Er kann sich dann nicht kontrollieren. Bisweilen müssen wir auch aufpassen, dass er nicht zuschlägt. Der kleine Bruder kommt leider oft unter die Räder. Zurückschreien bringt nichts - mach ich aber leider doch immer wieder. Es bleibt uns nur, den Wutanfall durchzustehen. Im Nachhinein besprechen versuchen wir auch immer wieder. Es fruchtet aber nicht. Denke, es liegt an der fehlenden „Theory of mind“. Er versteht nicht, dass solche Beschimpfungen für den Gegenüber verletzend sein können.
Solch schwieriges Verhalten ist schwer zu ändern. Uns wurde geraten, das Positive zu verstärken, mit Belohnungen zu arbeiten und die Beschimpfungen zu ignorieren. Das alles klingt in der Theorie einleuchtend, ist aber im stressigen Alltag mit Geschwistern, Job etc. nicht einfach umzusetzen. Wir tun unser Möglichstes und versuchen, kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn nicht alles klappt.
Was mich optimistisch stimmt ist, dass er solch üble verbale Ausraster nur in unserem Beisein hat. In der Schule kann er sich scheinbar besser zusammenreissen.
Er wird übrigens integrativ in der Regelschule beschult. Seit der Diagnose hat er eine Assistenz, die ihn sehr gut handlen kann.
Ich weiss nicht, ob ich dir helfen konnte. Ich habe vor allem geantwortet, um dir zu zeigen, dass du nicht allein bist.

Sternli05
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von Sternli05 »

Bebu
Danke Dir! Nach der Psychiatrischen Tagesschule, in der er höchstens ein Jahr bleiben kann, bekommt er wahrscheinlich auch eine Assistenz. Er hat die Ausraster auch in der Schule. Lösung wurde auch so gesagt wie bei euch, da hatten wir aber noch keine Diagnose.

Haaremi
Sorry ich wollte dich nicht angehen. Aber es nervt mich das immer alle davon ausgehen das wir die verbalen Ausraster einfach tolerieren und nichts dagegen versuchen.

buntschatten
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von buntschatten »

@ Sternli
Herzlich willkommen und auf gutes Verdauen mit uns allen zusammen hier :-) . Ich würdemich unbedingt in das Thema einlesen, You-Tube darüber suchen - ich mag die mit Matthias Huber sehr, SF Aspergerdokumentationen anschauen etc., denn schliesslich muss man immer fragen "WARUM?" ein Kind, das das Autismusspektrum tangiert, so reagiert. Und wenn man die Antwort nach dem Verstehen-wollen erahnt, ist in der Regel nicht knallhartes Durchsetzen die Lösung. Darum bist du bestimmt genau so wie du bist die richtige Mutter für deinen Sohn. Ich habe letzthin eine coole Seite zum Thema Autismusspektrum gefunden, die ich dir empfehlen kann: https://autismus-kultur.de/ . Ansonsten wird dir bestimmt Fläcki gute Literatur empfehlen. Sie ist darin top.
Mein Sohn mit Asperger Syndrom hat von der Schule eben die zeitlichen Empfehlungen für Handy, TV, Computer ... bekommen. Dein Junge ist 8. 7-9 Jahre hiesse maximal 45min pro Tag. Er war leicht konsterniert und meinte dazu: Das sind Empfehlungen für neurotypische Kinder. Ich kann dem nur zustimmen ;-) .
"Civil rights practise, after all, is fundamentally about who has to change." Kenji Yoshino (2001)

Bebu
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von Bebu »

Sternli:
Ihr seid mit dieser psych. Tagesschule sicher an einem guten Ort. Da sind die Fachleute ja vor Ort. Die werden wohl auch mit der Reintegration helfen. Die Assistenz hat bei uns schulisch echt eine Beruhigung gebracht.
Was mir auch noch geholfen hat, ist die Einsicht, dass es anstrengend bleiben wird. ASS kann man ja nicht einfach weg therapieren. Es ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung. Das heisst natürlich nicht, dass man nichts unternehmen soll. Aber das Ändern der Einstellung hat mir doch geholfen, lockerer mit unserem Sohn umzugehen. Dies ist aber ein Prozess, der seine Zeit braucht. Ich denke, du musst zuerst die Diagnose verdauen und dich eingehend mit dem Thema auseinandersetzen.

fläcki
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von fläcki »

@Sternli
Hab dir ja schon geschrieben, dennoch hier etwas dazu. Literatur:
Zum Einstieg finde ich "Asperger Syndrom" von Tony Attwood super, auch wenn dein Sohn nicht diese Schublade bekommen hat, hat es doch Dinge darin, die dir vielleicht helfen können. Wie Yoghurt geschrieben hat, man kommt von diesen Bezeichnungen weg. Gut so, wie ich finde.
Weiter wäre "Autismus neu verstehen" von Klaus Kokemoore das meiner Ansicht nach eine gute Sicht auf das Thema hat. Ich mag trockenere Literatur lieber, aber finde es inhaltlich gut.
Aus der Fachliteratur mag ich "Menschen im Autismus-Spektrum" von Georg Theunissen. Ist aber eben trocken, dafür breit gefächert und geht sehr tief.
Für alle die keine Ahnung von der Wahrnehmung eines Autisten haben finde ich "So seh ich deine Welt, willst du auch meine sehen?" super. Das ist ein kleines Bilderbuch mit Fotos und wenig Text, das erzählt wie es einem Autisten in unterschiedlichen Situationen geht. Unser Sohn hat sich sehr oft darin wiedererkannt und Menschen die zum ersten Mal mit ASS in Berührung kommen sehen auf einen Blick warum unser Kind nun reagiert wie es reagiert.
Diese Broschüre hier finde ich auch gut. http://www.kirjaverlag.ch/online-shop/broschure/
Ebenfalls gut finde ich die TEACCH Bücher. Sie haben gute Praxisvorschläge, sind allerdings zum Teil auf sehr schwere Fälle ausgelegt.
Dann gibt es natürlich eine Menge Literatur für Kinder, die sich mit dem Thema Anderssein befasst. Wenn du irgendwann etwas für deinen Sohn suchst, melde dich einfach :wink: Wir haben schon oft gemerkt, dass Kinder im AS zum Teil über Literatur bestimmte Themen speziell angehen wollen/müssen um die zu ergründen. Je nach Interesse oder spezieller Begabung muss man da manchmal recht suchen um das passende zu finden.

Medienkonsum:
Das sind Empfehlungen für neurotypische Kinder. Ich kann dem nur zustimmen ;-)
Schliesse mich an. Ich achte mehr auf Qualität als Quantität.
Zu diesem Thema, das ja oft verteufelt wird:
An einem Fachvortrag vor einigen Wochen wurde scheinbar (ich war selber nicht dort) über die Sprachentwicklung von Kindern im AS gesprochen und es wurde festgehalten, dass diese Kinder offenbar Sprache stark über Medien erlernen. Mein Mann spricht seit sieben Jahren NUR Französisch mit unserem Sohn und unser Sohn versteht zwar alles, sprach aber nichts. Nachdem mir aufgefallen ist, dass er nach dem Schauen von englischen Videos auch so zu sprechen begann, habe ich ihm Videos in Französisch besorgt. Er schaute sie und sagte dann: "Endlich kann ich Französisch lernen!" und seither beginnt er zu sprechen und zu lesen. Für ihn sind elektronische Medien eine Brücke und vor allem ein Mittel zu mehr Wissen. Ein Video kann immer wieder geschaut werden, ohne dass es sich verändert. Ein Lernvideo zum Beispiel wird auch nach der hundertsten Wiederholung noch immer die selbe Stimme bieten. Da wird niemand genervt weil es immer noch nicht im Kopf ist, niemand wird ungeduldig, das Gesicht, die Stimme, der Hintergrund, nichts verändert sich. Elektronische Medien haben durchaus Vorteile und können eine Chance sein. Die Frage die sich stellen sollte ist nicht das Wieviel, sondern das Was.

Konsequenzen
Auszeiten bei einem Ausraster sind bei uns auch immer wieder angebracht. ABER nicht unbegleitet. Das hat mit der Ausprägung zu tun und mit den Baustellen die ein Kind hat. Ein Kind das so austickt hat schon einen enormen Stresspegel und alleine in ein Zimmer sperren wird den nur noch erhöhen. Man kann üben aus Situationen heraus zu gehen und sich dann allein in einen Raum zu begeben um sich zu beruhigen, aber das dauert und braucht Begleitung, wenn man will, dass das Kind versteht worum es geht und diese Strategie selber anwenden kann, bzw. ein Warnsystem entwickelt, das ihm zeigt, wann es Zeit wird sich selbst aus einer Situation zu nehmen.
Bei einem Overload oder Meltdown kann es schon schwierig sein einen Kindergärteler aus einer Situation hinauszutragen, ohne dabei selber verletzt zu werden. Selbst ein kleines Kind kann enorme Kräfte entwickeln und spürt vor allem überhaupt nicht mehr wo es hinschlägt, beisst oder tritt. Ein Kind das in diesem Bereich stark betroffen ist, bugsiert man mit acht nicht mehr ohne körperlichen Einsatz in sein Zimmer und dieser körperliche Einsatz würde für mich Grenzen überschreiten.
Overloads und Meltdowns - und solche verbalen Austicker wie bei Sternli sind meiner Ansicht nach ein Zeichen für massiven Stress - führen dazu, dass ein Mensch nicht mehr steuern kann was er tut und auch nicht mehr versteht warum man ihn jetzt in ein Zimmer sperrt. Je nach dem ist verletzendes oder selbstgefährdendes Verhalten ein Teil der Problematik und es geht darum diesen "Ausraster" zu überstehen, ohne dass Menschen gefährdet werden oder Dinge kaputt gehen.
Je nach dem wie ein Kind gestrickt ist, wird es sich nicht ins Zimmer bringen lassen und schon gar nicht da bleiben. Es gibt die, die das ganze Mobiliar auseinandernehmen und die, die in ihrer Verzweiflung sich selbst weh tun. Ich stimme Buntschatten zu. Knallhartes Durchsetzen verhäbt selten. Auffälliges Verhalten ändert sich wenn der Stresspegel sinkt. Verbale und physische Aggression sind nicht per Definition autistisch und man kann daran arbeiten präventive Strategien zu entwickeln damit es weniger zu solchen Entgleisungen kommt. Aber der betroffene Mensch muss verstehen worum es geht und unter Feuer versteht er das nicht.
Ich mache die Erfahrung, dass steter Tropf den Stein höhlt. Hundert Mal das selbe sagen und man denkt, es kommt nicht an. Und beim hundertdreissigsten Mal die selbe Situation besprechen machts klick. Es dauert. Kostet Nerven.
Was uns oft hilft ist, Situationen nachzustellen. Mit Puppen, Lego, als Zeichnung, später auch mit uns als Figuren. Immer wieder durchspielen, fragen was da passiert. Von aussen kann sich unser Sohn in solchen Momenten besser reflektieren. Und er ist nach vielem Üben in der Lage Alternativverhalten zu erkennen. Was nicht heiss, dass er nicht drei Tage später wieder in das selbe reinrasselt. Aber nach hundert Mal gehts dann plötzlich. Für diese eine Situation. Für eine ähnliche aber noch nicht. Das braucht noch viel hundert ähnliche Situationen bis er das von der einen auf die andere übertragen kann.

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haeremai
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von haeremai »

@Sternli: Ja mein ASS Kind ist 11 und das älteste Kind von 6. Kalter Entzug gabs bei uns schon mehrmals. Hat dann für alle gegolten. 2x von den Herbstferien bis zu Weihnachten. Hat so gut getan. Alle in den Wald bräteln gehen wäre keine Option? Dachte einfach wegen der Konsequenz da Du selber von Dir geschrieben hast Du seist nicht konsequent. Zudem spürt Dein Sohn wohl, dass Du unsicher/verunsichert bist. Die Kinder brauchen Eltern die Leuchttürme sind, welche den Kindern sicher und beständig den Weg und die Grenzen aufzeigen. Dann würde ich noch anschauen, wie die ganze Familienkonstellation aufgestellt ist - gibt es Spannungen in der Beziehung etc. das kann sich alles auf das Verhalten des Kindes auswirken. Als ich z.B. noch einen Freund hatte, waren meine Kinder viel nervöser am Tisch als jetzt ohne.
mit 3 Mädels und 3 Jungs
"Wenn man nicht weiss, wohin man will, landet man leicht da, wo man gar nicht wollte." R.F. Mager

Sternli05
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von Sternli05 »

Fläcki
Werde mir die Literatur mal ansehen Danke.

Haremi
Nein mit allen in den Wald klappt zeitlich nicht. Das ginge höchstens während den Ferien mal aber auch dann geht die 15-jährige eher ihren Weg. Ich kann ihr nicht das Natel verbieten. Also können schon, aber das würde ich ihr nicht antun. Heutzutage läuft das anders als früher bei uns. Es ist ein Kommunikationsmittel für sie.
Nein so eine Leuchtturm Mutter bin ich nicht. Ich bin sehr unsicher, weis nicht was richtig ist und was mein Sohn braucht. Ich habe 3 total unterschiedliche Kinder, die alle etwas anderes brauchen. Unsere Beziehung ist wohl nicht die Beste. Sie hat sehr gelitten und ich habe schlicht weg nicht die Kraft mich auch noch um meinen Mann zu kümmern. Es klingt vielleicht schlimm aber am Besten läuft es wenn mein Mann geschäftlich verreist ist. Aber er zieht in der Therapie voll mit, da unterstützt er mich schon.

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Magnolia_77
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von Magnolia_77 »

Hallo zusammen

Melde mich auch kurz wieder aus der Versenkung... Wir mussten noch ein paar Tage ins Spital und die vielen Abschlussfeste und Anlässe vor den Sommerferien hielten uns sehr beschäftigt.

Ich finde es sehr interessant zu lesen wie unterschiedlich eure AS Kinder sind und wie ihr das Familienleben lebt. Mein AS Sohn würde nie alleine ins Zimmer gehen oder freiwillig ein Buch anschauen. Und wenn er seine 5 Minuten hat, erreicht man ihn gar nicht mehr. Das ist dann für mich unangenehm wenn wir unterwegs sind. Heute hat er seinem Bruder im Restaurant ein Glas Wasser über den Kopf gekippt. Nicht böswillig, er wollte etwas testen. Der Grosse schimpft dann natürlich und das sind Situationen die für mich dann viel fingerspitzengefühl benötigen und auch die anderen Leute schauen zu.
Ob mehr oder weniger Medienkonsum denke ich, jedes Kind ist anders. Mein AS Sohn könnte stundenlang schauen und ist danach ruhig und friedlich. Mein Grosser schaut ein paar Minuten und ist danach extrem unruhig. Ich denke aber auch, dass der grosse Bruder Teile von AS hat.
Meine Tochter scheint bis jetzt NT zu sein. Ich merke wie viel einfacher hier die Erziehung ist. Ich versuche mein bestes, mich mit Fachleuten auszutauschen und dann hinterfrage ich mich auch manchmal ob ich zu wenig streng und zuwenig konsequent bin. Aber dann frage ich mich auch, nützt denn all das Strenge und die Konsequenzen oder „kann“ mein Kind mit AS halt einfach nicht anders. Vielleicht versteht er einfach nicht was von ihm erwartet wird und warum er das machen soll. Für mich nicht immer einfach zu beantworten.
Sternli, ich denke du bist die richtige Mutter für deine Kinder. Dee Alltag mit Kinder mit besonderen Bedürfnissen ist anstrengend und ich verstehe dich gut, dass deine Kraft nicht auch noch für deinen Mann reicht. Meine Kinder sind momentan gesundheitlich grad etwas angeschlagen gewesen, Scharlach, Spital, aktuell grad Ringelröteln, da muss mein Mann auch auf sich selbst acht geben...
Geniesst die Sommerferien und gute Nacht

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Venia
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von Venia »

Hallo zusammen!

habe laaange nicht mehr geschreiben unter anderem auch weil bei meinem Sohn alles gut lief und es kaum Probleme gab.

Mein Sohn ist mitlerweile im 1. Lehrjahr als Automatiker und er geht voll im Beruf auf :wink: . Er geht sehr gerne
zur Arbeit, ausser die Schule mag er überhaubt nicht. Er hat einen tollen Lehrmeister, der sich mit dem Asperger-Syndrom
auskennt und ihm gewisse Freiheiten anbietet, sofern sie von meinem Sohn gebraucht werden.

Ich bin sehr froh, dass er eine wirklich gute Lehrstelle gefunden hat, weil ich da zuvor schon etwas "Angst/Bedenken" hatte.

Hat jemand von euch auch Asperger Kinder die momentan in der Berufsvorbereitung stecken oder bereits auf Lehrstellensuche sind?
Oder ev. bereits mit der Lehre begonnen haben?

Liebe Grüsse
Venia
Wie wenig wir wissen, erkennen wir,
wenn unsere Kinder zu fragen beginnen.

Amerikanisches Sprichwort

fläcki
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von fläcki »

Ich finde es sehr interessant zu lesen wie unterschiedlich eure AS Kinder sind und wie ihr das Familienleben lebt. Mein AS Sohn würde nie alleine ins Zimmer gehen oder freiwillig ein Buch anschauen. Und wenn er seine 5 Minuten hat, erreicht man ihn gar nicht mehr.
Unser Sohn machte das auch nicht von sich aus. Wir haben die letzten drei Jahre geübt und ihn dabei begleitet. Nun kann er das und merkt, dass es ihm gut tut. Es war sehr viel Arbeit aber es entlastet uns nun alle.
Wenn er "austickt" erreichen wir ihn auch nicht. Dann geht es wirklich nur darum ihn und alles andere zu schützen und zu warten bis es vorbei ist. Ein ausgewachsener Meltdown kann gut ein bis zwei Stunden dauern. Inzwischen meist daheim. Früher noch viel mehr auch anderswo. Dann sitze ich auf dem Boden mit ihm, mitten im Migros und er tobt und schreit. Und wenn er nur noch schreit aber nicht mehr körperlich ist, dann kann ich ihn ins Auto bringen und wir warten dort bis er sich erholt hat. Die Blicke stressen mich nicht so. Die kenne ich von früher, mein Vater ist sichtbar behindert. Die kann bemerke ich nicht mehr wirklich. Ich funktioniere dann einfach, versuche die Situation mit unserem Sohn zu überstehen. Aber die Kommentare finde ich brutal. Hören was man mit so einem Saugoof machen sollte... Einmal hat eine Frau mit einer Zeitung nach ihm geschlagen als er brüllend mit mir am Boden lag. Da war ich so perplex dass ich überhaupt nicht reagieren konnte. Inzwischen gelingt es mir recht gut die Sprüche zu ignorieren aber es hat mich auch schon verjagt und ich hab entgegengehalten.
Das was ich für mich daraus nehme ist, dass ich wenn ich ähnlichen Situationen begegne so rüberkommen will, dass der betroffene Elternteil sich nicht allein damit fühlt. Nicht angegafft, nicht gewertet oder verurteilt. Dass ich auch mal frage, ob ich das Wägeli nehmen soll, während die Mutter das Kind nimmt, damit man den Laden verlassen kann. Es gab eine Zeit da wäre ich so froh gewesen, man hätte mich an der Kasse mal vorgelassen oder mir den Wagen abgenommen damit ich mein Häufchen Elend ins Auto hätte bringen können.

tin
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von tin »

Sterli, Haeremai und Bebu
Mein Sohn ist auch super im Beschimpfen und fluchen, wenn er überladen ist.. Ins Zimmer stellen dafür bringt bei uns auch nichts in solchen Situationen. Wie gesagt, er flucht und schreit, weil er überladen ist, nicht mehr zurecht kommt..Allein im Zimmer wäre er dann erst recht überfordert..

Sterni
Die Frage, ob ich die richtige Mutter bin, kenne ich gut.. habe ich mir (und dem geschlossenen Forum) auch schon oft gestellt...
Ich habe das Gefühl, meinen Sohn nicht erziehen zu können...macht er einen riesigen Blödsinn und würde dann von mir neurotypisch zurechtgewiesen, folgt meist unmittelbar das nächste unangebrachte Verhalten, meist ein „schlimmeres“ als das vorher gehende...
Ich kann ihn jedoch gut leiten, wenn ich vollständig (geistig) präsent bin....und so verhindern, dass er einen Riesen Mist baut..Beginnt er zu fluchen/schimpfen, weise ich ihn darauf hin, dass es Pausenplatzwörter (dort wird er die wüsten Worte wohl her haben) gibt, die dort zu bleiben haben, die wir zu Hause nicht verwenden, frage auch nach, ob er die Bedeutung der Worte kenne...vertraue darauf, dass er älter und ruhiger wird..
Aber wenn ich das Leiten verliere, oder wenn er überladen von der Schule nach Hause kommt, dann können Schon mal Sachen passieren, die man öffentlich besser nicht zu detailliert benennt :wink:

Ausser den von Fläcki erwähnten Bücher lese ich auch gerne Romane/Biografien , welche autistische Personen schrieben..gibt es mittlerweile ganz viele.. Momentan lese ich gerade „kein Anschluss unter diesem Kollegen“ von Peter Schmidt. Die Erfahrungen der Autisten (es gibt hier auch wenige „autistische“ Mütter, die mir schon Auskunft gaben) helfen mir zu realisieren, was mein Sohn wahrscheinlich wütend/verständnislos oder was auch immer machten, erinnere mich dann an die Buchautoren in ähnlichen Situationen, sehe wie es auch noch hätte verstanden werden können..

Sternli05
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von Sternli05 »

Tin
Das mache ich immer das ich ihm sage das man diese Worte nicht sagt. Auch weis er die Bedeutung sehr genau. Genützt hat das nie was. Er will was, ich sag nein, Flucht er schon los und beschimpft mich. Es kann aus einer Friedlichen Situation heraus sein, keiner stressigen.

tin
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von tin »

Wenn er gestresst oder wütend ist, nützt bei uns auch gar nichts mehr...
Bei uns liegt der Teufel manchmal im Detail: würde ich sagen, dass man dies nicht sagt, würde er wütend werden, denn es stimmt in seinen Augen nicht. man sagt es ja....zumindest ein Teil der Kinder auf dem Pausenplatz scheint es zu sagen..
Ich muss also sagen: bei uns zu Hause sagen wir sowas nicht. Familienregel. (Wir haben einen Ordner mit Familienregeln, so dass er nachschauen kann) Kommt mal fluchender Besuch oder flucht die Schwester, wird sie genau gleich darauf hin gewiesen: bei uns nicht!
In ruhigen Situationen glaubt er mir...ob es nützt, weiss ich nicht.
Fläcki hatte oben geschrieben, stetiger Tropfen höhlt den Stein...also hoffe ich darauf..

Ich habe Unterstützung einer Psychotherapeutin, die sich auf Asperger und hochfunktionale Autisten spezialisiert hat..
Mein Sohn geht dort fast wöchentlich hin, ich auch ab und zu..
Mein Sohn wird jetzt bald 9 Jahre. Kann gut sein, dass er bald (durch Pupertät oder was auch immer bedingt) erst recht flucht.
Ich hoffe es mal nicht. Da er sehr auffällig war, haben wir die Diagnose bereits erhalten als er 4 war. Danach habe ich so ziemlich überall nach Hilfe für unsere Familie gesucht, aber nicht gefunden. Auch Der KJPD, der die Diagnose stellte, konnte uns nicht helfen. Die jetzige Psychotherapeutin fanden wir vor einem Jahr. Sie ist für uns hilfreich.
Ich kenne mich mit psychiatrischen Tagesschulen nich aus, kann mir aber vorstellen, dass es dort ziemlich laut werden kann und dadurch dein Sohn, Sternli, unter ziemlichem Stress steht und eventuell dadurch zu Hause kaum neues (wie weniger fluchen oder so) lernen kann.
Wenn ich möchte, dass mein Sohn etwas Neues lernt (neurotypisch gesehen kleine Ziele wie sich selber anzuziehen oder 10 Min allein in seinem Zimmer zu sein) muss ich Schulferien abwarten, um es einzuführen..

Gewisses „nein sagen“ versuche ich zu umgehen. Möchte ich, dass er nur eine bestimmte Zeit Medien konsumiert, stelle ich einen Wecker, sage er darf x Minuten bis zum klingeln des Weckers. Dann sagt der Wecker sozusagen stop und nicht ich, so dass er weniger wütend wird darüber.
Was mich mal sehr beeindruckt hat: ich habe mal gelesen, dass sich sehr viele autistische Kinder der Liebe der Eltern nicht bewusst sind....So habe ich meinen Sohn vor ein paar Monaten mal gefragt, ob er eigentlich wisse, dass ich ihn sehr gern habe..
Er meinte trocken: „Früher dachte ich dies mal. Aber nach reiflicher Überlegung kam ich zum Entschluss, dass es nicht sein kann...“ Gründe für diesen Entschluss waren, dass ich ihn so viel stoppe in seinen Tätigkeiten, ihm so viel verbiete (nein sage), ihn damit ärgere...
Heute, Monate und gefühlte 10000 Diskussionen über erziehen und ärgern später, habe ich einen Brief bekommen von ihm. Darin stand: Du bist die beste Mama der Welt
Ich hätte heulen können. Seine erste Anerkennung meiner Bemühungen

Übrigens, ich will hier nicht profilieren (bei uns ist es recht stürmisch, habe das mit dem Autismus und dadurch bedingtes Fehlverhalten nur ab und zu im Griff) und auch keinesfalls Ratschläge erteilen oder jemanden angreifen.
Ich schreibe hier einfach ab und zu Begebenheiten aus unserem Leben mit Autismus.. vielleicht interessiert es jemanden (oder hilft sogar) Ansonsten ist lesen ja freiwillig :wink:

Sternli05
Plaudertasche
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von Sternli05 »

Tin
Ich bin sehr, sehr froh über die psychiatrische Tagesschule. Sie ist toll, in seiner Gruppe sind nur 9 Kinder. Es gibt klare Regeln, das Leben in der Gruppe wird geübt. Sie haben Schule, Therapie, kochen zusammen, gehen kn den Wald, zum See, auf den Bauernhof. Er lernt da sehr viel, ist jetzt schon mutiger geworden. Er schwimmt seit vorgestern und isst viel mehr Sachen. Ohne die Dchule hätten wir die richtige Diagnose wohl nie bekommen. Kn der Gruppe sind verschiedene Kinder mit verschiedenen Problemen. Sie bleiben zwischen 6 und 12 Monaten. Ziel ist es sie wieder in der Schule zu integrieren. Evtl auch mit Klassenassistenz.

Was ich einfach nicht verstehe. Heute gingen wir ans Meer. Die Situation war für ihn neu, er war noch nie da, viele Leute, ungewohnte Situation. Aber er hatte Spass, kein rum Gebrülle oder so. Er Ass sogar seinen Schinken. Zuhause auch alles super, er Ass toll das Znacht das er nicht sooo gerne hat. Keine Beschimpfungen nichts. Da frag ich mich dann schon. Es wäre ja eigentlich ein Stress für ihn gewesen. Er wollte zwar nicht noch ans Hafenfest. Er blieb dann mit jemandem Zuhause was auch super ging.

Tin
Das ist auch so etwas das mich dann wieder nicht an ASS glauben lässt. Er macht uns u viel eine Freude indem er uns Bilder malt oder etwas bastelt oder Blumen pflückt. Der grosse Schmuser ist er zwar nicht. Ich sage allen Kindern oft wie lieb ich sie habe, auch wenn ich wütend bin. Egal was sie machen ich würde sie immer lieb haben.

Engeli88
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von Engeli88 »

Kurz reinschleich, da mein Kopf einfach sehr voll ist und ich nicht weiss wo ich es besser Deponieren könnte.

Unser Sohn wird bald 4. Bei der 4-Jahres-Kontrolle schaut unsere KiÄ ob eine weitere Abklärung notwendig ist. Da er Logo und HpF hat und beide finden dass er Auffälligkeiten zeigt und eine Abklärung (Autismus und ADHS) gut sei, mache ich mir da weniger Gedanke.
Uns ist es vor allem wichtig, damit wir uns für den entsprechenden Kindergarten entscheiden können, denn niemand sieht ihn in einem Normalen. Wir haben das Glück, dass wir die Heilpädagogische- und die Sprachheilschule "in der Nähe haben".
Er ist sehr komunikationsbedürftig, kann jedoch kaum Wörter. Lieber zeigt er seine Welt mit Händen, Füssen und Geräusche. Beim HNO waren wir, er hört super. Er ist kontaktfreudig, kommt aber schnell an seine Grenzen. Mit anderen Kinder spielen ist schwierig, gerade mit Gleichaltrigen. Er entdeckt lieber die Welt oder arbeitet. Rollenspiele sind nicht gerade seine Stärke.
Er geht in die logopädische Waldspielgruppe un in die Heilpädagogische, er fühlt sich sehr wohl. Jedoch kommt er dort kaum zu ruhe, weil jedes mal alles so spannend ist, Pausen dauern bei ihm daher nicht lange.
Wir waren auch erst in einer normalen Spielgruppe schnuppern, ging gar nicht. Sie ging nicht auf ihn ein, nahm meine Worte nicht ernst, so alla "ist alles eine Sache der Erziehung".
Ich könnte noch so viel mehr schreiben. Bin jedoch auch froh wenn wir den Termin haben.

Ich kenne da einen jungen Mann. Er macht es super, hat bald LAP und weiss was er möchte. Er konnte sich im Behinderten Sport qualifizieren und geht an eine Weltmeisterschaft. (Ich möchte natürlich nicht zu viel über ihn verraten.) Seine Mutter gab den Anstoss, dass ich mit der Heilpädagogin sprechen soll, sie kennen sich ein wenig, und eine Abklärung gut wär. Ihr half es damals. Und wenn sie heute unseren Sohn sieht, dann sieht sie 1:1 ihren Sohn, als er so alt war.

Bin echt gespannt wie es weiter geht. Wann unser Sohn spricht... usw.
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AnnaMama
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von AnnaMama »

Ich schleiche mich kurz mit einer Frage ein.

Was haltet ihr vom stillen Stuhl bei Fehlverhalten? Ist das eine Methode, die bei Autisten eingesetzt wird?
Zuletzt geändert von AnnaMama am Sa 17. Nov 2018, 22:07, insgesamt 3-mal geändert.

tin
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von tin »

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr mit den stillen Stuhl positive Veränderungen herbei führen könnt... Autisten sind eher pragmatisch, logisch.. Stiller Stuhl hat, zu mindest für mich, keine Logik. Mein Sohn, auch Autist, wäre ausgeflippt, wenn er dies regelmässig als Strafe bekommen hätte..da wäre einiges durch die Gegend geflogen. Er benimmt sich vor allem bei Überforderung unmöglich...
..und damit wären wir an einem anderen Punkt, bei einer ähnlichen Sache: benimmt er sich fürchterlich, ist er überfordert und muss aus der Situation heraus geführt werden, an einen ruhigeren Ort.. von mir aus auf einen stillen Stuhl, am Besten in eine Decke eingewickelt (um sich selber durch die Begrenzung besser zu spüren) aber er muss dort begleitet werden, es muss jemand in der Nähe sein..
Könnte der Stille Stuhl vielleicht auch so gemeint sein: aus dem Geschehen nehmen, damit er sich beruhigen kann?
Wenn es als „Strafe“ gedacht ist, finde ich es grausam
Autistische Kinder haben gerne Regeln, man kann sie daher durchaus dazu bringen, Regeln, so fern sie klar und verständlich sind (eventuell mit Bilder/ Zeichnungen verständlicher machen) zu befolgen ohne Strafe
Zuletzt geändert von tin am So 18. Nov 2018, 08:18, insgesamt 1-mal geändert.

fläcki
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von fläcki »

@AnnaMama
Danke, dass du dir diese Gedanken machst und nicht einfach blind mitmachst!
Es ist nicht der einzige Weg und meiner Meinung nach auch absolut der falsche.
Jedes negative Verhalten hat eine Ursache. Die Idee sollte sein, die Ursache zu finden und negatives Verhalten durch präventive Massnahmen zu vermindern. Das Kind soll langfristig lernen adäquat auf bestimmte Situationen zu reagieren. Das lernt es, in dem man ihm Situationen erklärt, sie übersetzt, ihm Strategien zeigt und ihm hilft, sich diese anzueignen und sie irgendwann selbst anwenden zu können. Das kann für jede noch so kleine Situation neu erforderlich sein und braucht Zeit.
Ein autistisches Kind, mehr noch als ein neurotypisches, wird nicht verstehen was der Stuhl mit dem negativen Verhalten zu tun hat. Es ist keine Konsequenz, es ist eine Strafe hinter der absolut keine Logik steht. Für etwas das das Kind je nach dem weder beeinflussen kann, noch mit böser Absicht macht. Vielleicht hört das Verhalten aus Angst aus, entlädt sich dann irgendwann zuhause, oder dir fliegt der Stuhl um die Ohren und es wird nur noch schlimmer.
Es gibt unterschiedliche Ansätze wie Autismus begegnet werden kann. Manche davon will ich persönlich nicht in der Nähe meines Kindes wissen. Der stille Stuhl gehört dazu.

Auffälliges, störendes oder verletzendes Verhalten ist kein autistisches Symptom. Es ist eine Reaktion des Autisten auf eine Unstimmigkeit zwischen ihm und seiner Umwelt.
Ich habe einen Sohn der sehr starke Verhaltensauffälligkeiten an den Tag legte und im Kindergarten als nicht tragbar ausgeschult wurde. Heute ist er acht und wir haben ganz viel erreicht ohne ihn je auf einen stillen Stuhl zu setzen (auf dem er nie geblieben wäre) oder ihm irgendeine Stereotypie austreiben zu wollen. Es gibt Alternativen, und die sind meiner Meinung nach viel nachhaltiger und helfen im späteren Leben mehr als eine Strafe oder ein schlichtes Unterbinden von etwas das je nach dem sogar einen Zweck erfüllt und dem Kind hilft (Stereotypien).
Unterbunden werden muss nur verletzendes/gefährdendes Verhalten. Auch damit haben wir unsere Erfahrungen gemacht und auch das geht ohne, dass man jemanden für etwas bestraft, für das er nichts kann.

Ich kann dir diese Bücher hier empfehlen:
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https://www.exlibris.ch/de/buecher-buch ... 3867311779
Neu ist auch das hier: https://www.exlibris.ch/de/buecher-buch ... 3958902299

Noch einmal, Danke dass du nachfragst.
Zuletzt geändert von fläcki am So 18. Nov 2018, 12:54, insgesamt 1-mal geändert.

Yoghurt
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von Yoghurt »

fläcki war schneller als ich, ich schicke trotzdem ab.

Hallo AnnaMama

Ich schliesse mich tin an. Sogenannt schlechtes Benehmen liegt meist an Überforderung. Deshalb sollte die erste Massnahme sein zu schauen, was der Grund für das Verhalten des Kindes ist. Wenn es über Sprache verfügt, kann man es direkt fragen, warum es xy gemacht hat. Vielleicht muss man es zuerst aus der SItuation herausnehmen. Wenn das Kind das nicht sagen kann, aus welchem Grund auch immer, ist es die Aufgabe der Erwachsenen, zu beobachten, in welchen Situationen das Verhalten auftritt und was der Auslöser gewesen sein könnte, und dann darauf entsprechend zu reagieren. Ist das Kind z.B. reizüberflutet und schreit deshalb, dann bringt es nichts, es für das Schreien zu bestrafen. Dann muss man es in eine ruhigere Umgebung bringen und längerfristig daran arbeiten, dass es seine Überforderung auf andere Weise äussern kann, z.B. dass es dir eine Bildkarte gibt, um zu sagen, dass es in den Ruheraum möchte. Oder wenn das Fehlverhalten darauf zurückzuführen ist, dass das Kind soziale Regeln nicht versteht, sollte man ihm besser dabei helfen, die Regeln zu lernen, anstatt es einfach nur zu bestrafen. Bildkarten sind sehr gute Hilfsmittel dafür.

EDIT: Danke, fläcki, für deinen Post! Dem ist nichts hinzuzufügen.

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