Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Kondensstreifen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Kondensstreifen

Wie schön erhellen sie dort oben
Den Himmel mit den Wolkenpinien,
Haben sich morgens hergeschoben,
Weit über unsere Zinnien:

Zwei hin gelegte, breite Streifen
Führen den Himmel auseinander.
Sollten sie sich nicht näher greifen,
Sind sie noch nahe beieinander?

Die Streifen als Kreuze zu sehen?
Das Flugzeug sollte nicht abstürzen!
Wenn Flieger ihre Kreise drehen,
Darf kein Fatum Leben verkürzen.

Alles, was unser Schicksal nährt,
Soll scheinbar nicht gefährdend sein.
Vieles, das schon recht lange währt,
Ist Menschenwillenskraft allein.

Nicht alles, was der Mensch so will,
Bleibt ihm ja selber auch geheuer.
Mitunter bleibt sein Reiseziel
Nichts weiter, als nur folgenteuer.

So schön uns auch die Streifen leuchten,
So sehr schaden sie unseren Erden.
Denn wo sie Böden oft befeuchten,
Gibt es kaum Wachstum und keine Werden.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Heißzeit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Heißzeit

Da wollen wir zum Merkur fliegen
Und können unsere Welt nicht retten!
Die Hitze wird uns bald besiegen:
Die Menschen sterben in den Städten.

Und kein Land bleibt ja ungeschoren,
Wenn alle Gletscher abgeschmolzen.
Mancher wär' gerne ungeboren,
Wo weiter geht schlimm das Abholzen.

Da heizen sie zur Heißzeit Duschen,
Verbrennen Müll in den Kraftwerken,
Sehen nicht mehr Tropfen verhuschen,
Nicht Trauerflor auf den Kahlbergen.

Jetzt, wo das Wetter wieder kühler
Verdrängt man gern die Hitzefrage.
Erst wenn es heiß wird und schwüler
Kommt auf die Überlebensfrage.

So aber bringt der Herbst den Wein,
Die Ferien kommen zum Ende:
Menschen wollen in Freiheit sein,
Und alles so – ohne die Wende!

Da müssen sie zum Mars hinfliegen
Und wollen unsere Welt nicht retten:
Die Hitze wird uns bald besiegen,
Menschen sterben in Dörfern, Städten.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Kühlende Frische

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Kühlende Frische

Dem Wetter geschuldet, verweilender Blick,
Rastende Unruhe bleibt schmollend zurück.
Freihebende Atmung gibt hurtigen Lauf
Und hebt dem Wandrer die Hitze auf.

Wie brauchen wir doch die kühlende Luft,
Die Lavendelblüten und frischen Duft,
Um weiter der Freiheit die Ehre zu geben,
Wenn Winde endlich das Flimmern beheben.

Nähe braucht die beständige Lebenserhaltung,
Die Möglichkeit mit der Freiraumgestaltung.
Allein Virtualität nimmt uns viele Stunden,
Gönnt der Maschine nur ihre drögen Runden.

Es geht uns wie im Wasser dem Fisch:
Der braucht klühles Nass, alles immer frisch
Als Bedingung für ein Leben als Möglichkeit
Und als Ausgang für seine Dauerfreiheit.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Windungen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Windungen

Bisweilen gibt es jene Leute,
Die meinen, nur ihr Weltgenie
Trage die wahre Lebensfreude.
Gibt es dafür noch Therapie?

Man lädt sie ein, sie kommen nicht,
Haben auf Fragen keine Antwort.
Dennoch bleiben sie Weltgericht –
Und ihre Willenskraft treibt Sport!

Sie sehen nicht die Windungen,
Nicht mehr, wie andere Menschen ticken,
Zerstören dadurch Bindungen
Und können nichts leichthin abnicken.

Wo Seeleneinerlei ganz grau
Die eigenen Zellen aufbereitet,
Wird alles einzig' Nabelschau
Und dem Vergleichen nur geleidet.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Das kann Liebe sein!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Das kann Liebe sein!


Es ist vielleicht nur Heimlichkeit,
Das Glück im Herzen still zu tragen,
Wo es bei aller Zweisamkeit
Entkommen kann den wilden Fragen.

War es im Dasein eingewohnt
Oder Teil der inneren Ferne?
Hat es die Seele noch besonnt
Oder entdankt, wo früher Sterne?

Aktion ist manchmal Einbildung,
Wo vieles nicht mehr wirklich nah
Gedanklich steht auf Milderung –
Tatsächlich nie Erfüllung sah.

Liebe ist nicht nur Tatbestand
Oftmals Gewohnheit, auch Vollzug.
Bisweilen ist sie nah verwandt
Mit allem, was auch Selbstbetrug.

Erwarte deshalb nie zu viel,
Wenn Du auf Dauer Liebe teilst.
Bleib' küssend-zärtlich mit dem Ziel,
Dass zeitgebunden Du verweilst.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Paradiesgärtlein

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Paradiesgärtlein


In einem eigenen Haus zu sitzen
Und seine Blumen zu bestaunen,
Beim Rasenmähen fleißig schwitzen,
Das Wetter sehen voller Launen,

Um doch das Fremde eigenmächtig
Ins Gartenparadies zu führen
Und dabei freudig und bedächtig
Den Eigenwillen zu verspüren:

Ja, es bleibt schon ein Wunderding,
Wo diese Riesentanne steht
Und Bienenvolk wie Schmetterling
Gezielt von Blüt' zu Blüte geht.

Am Morgen wecken Turteltauben
Den Schläfer in umhegtem Hain.
Da ist – fast nicht zu glauben –
Der Mensch mit seinem Glück allein!

Lavendel kam aus der Provence,
Rosmarin aus Italien her,
Der Kaktus mit der Blutnuance
Leuchtet vom nahen Rosenmeer.

Dazwischen Schnittlauch, Petersilie,
Viel Heilkräuter, viel Majoran
Und meterhoch die Weiße Lilie,
Als wär'n wir Frankreichs Untertan...

Das Paradies hält viel präsent,
Wir müssen deshalb nicht verreisen.
Und wer die weite Welt schon kennt,
Der mag gerne im Garten speisen.


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Hans Hartmut Karg
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Neugierig war sie immer

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Neugierig war sie immer

Gewachsen zwischen einfachen Wänden
Hatte sie stets die Provinz im Ohr.
Das Menschsein in solchen Ständen
Bringt viel zu viel Neugier hervor.

Sie wollte doch immer beweisen,
Dass sie keine Dorfpomeranze.
Sie hasste die Herkunftsweisen,
Sah in Weltreisen ihre Chance

Für sich und für Ihren Lieben.
Sie war dadurch immer getrieben,
Begegnungen nicht aufzuschieben,
Sehen, wo Fremdes geblieben.

Als ihr Mann müd' in der Kabine,
Ging sie dorthin, wo Menschen waren,
Plauderte laut mit lächelnder Miene,
Denn am Reden wollt' sie nie sparen.

Und sie trank reichlich Likör
Als Komplimente ihr nur so zuflogen.
Der Kopf wurde ihr recht schwer,
Als sie wieder zum Manne gezogen.

Doch am Geländer verlor sie den Halt,
Sie stürzte ins tosende Meer,
Hatte über sich nunmehr keine Gewalt
Und kam zurück nimmermehr.


©Hans Hartmut Karg
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Flüchtlinge

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Flüchtlinge

Bedroht in der Geburtsheimat
durch Bomben, Hunger und Tod
sind heimatlos wir jetzt geworden,
umherziehend wie Nomaden,
bedroht von Durst und Kälte
und doch mit dem Funken Hoffnung beseelt,
dass es die neue Heimat schon gibt.


©Hans Hartmut Karg
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Dem Mutigen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Dem Mutigen

Dem Mutigen reicht es oft nicht,
Immer nur charmant zu bleiben.
Es steht doch gut ihm zu Gesicht,
Gerechtigkeit voran zu treiben.

Wär' der Mutige schon reif,
Die eigenen Ängste abzustreifen,
Bescheidenheit ihm nicht zu steif,
Könnt' er spontan ja nichts ergreifen.

Das brächte ihn allein dazu,
Weniger riskant allhier zu leben.
Er trüge so den schlichten Schuh'
Und würde nur nach Eig'nem streben.

So hebt jedoch gerechter Wille
Ihn über Durchschnitte hinaus,
Um abzulegen Lebensstille
Und fördern das Fürsorgehaus.

Das Ungerechte will er nicht,
Das Risiko scheint kalkulierbar,
Wenn er mit dem Persongewicht
Das schützt, was ihm so wunderbar.

Zeitgenossen schütteln Köpfe,
Wenn von Aktionen sie erfahren,
Die fordern nur einsam Geldtöpfe,
Die immer sie schon längst besparen.

Der Wille trägt ja keinen Schutz,
Wenn er lautstark voran nun treibt,
Was Duckmäusern allein Selbstschutz,
Weil Herrschaft ihnen drohend bleibt.


©Hans Hartmut Karg
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Verständnis

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Verständnis

Die eine zeigt sich mit der ganzen schönen Größe,
Die andere mit ihren kleinen, runden Formen,
Damit der Mann sie endlich auch erlöse –
Und dafür gibt es bisher keine Normen...

Der Mann, der Rundungen als solche gern begrüßt,
Ist offensichtlich schon zum Mann gereift.
Doch wenn Frau will, dass er das alles auch genießt,
Will sie heimlich, dass niemand sonst sie greift.

Schon immer wurde Liebesnähe abgestraft
Als Schwäche und als Nötigung der Frau.
Selbst wenn die Leidenschaft Verständnis schafft,
Bleibt dieses Thema öffentlich verschuldet grau.

Dort fragt sich die Gesellschaft immer wieder,
Wer wohl Gewinner, wer auf Verliererseite.
Von Macht und Überrumpelung gehen die Lieder,
Damit Geschlechterkampf entsteht und streite.

Wer nur Fassaden aller Liebe registriert,
Der wird die Liebe niemals wirklich fassen.
Ist er dann auch noch medial verführt,
Wird er die eignen Möglichkeiten hassen.

Zwanghaftigkeit liegt wohl im Männerblick,
Als Anspruch, der für ihn in allen Brüsten,
Und diese Blicke bleiben für ihn immer schick,
Wenn er sich hingibt seinen eigenen Gelüsten.

Nur wer die Fühlungen und Zwänge voll begreift,
Weil mit ihnen der Mann Verlangen stillt,
Indem die Bildkraft mächtig in ihm reift,
Der weiß, dass aus dem Bild die Tatkraft schwillt.

Wer nur mit Eifersucht die Liebe registriert,
Dem wird nie wahre Körperlust erwachsen.
Wer bei dem Blondgesicht die Geilheit spürt,
Bei dem beginnt unbändig Lust zu wachsen.

Dabei ist alles doch so einfach – wenn man will:
Verführung, Leidenschaft sind wundersame Triebe.
Sie treiben uns erst hin zu uraltem Gefühl,
Vereinen herbe Sexualität mit feinsinniger Liebe.


©Hans Hartmut Karg
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Mädchenschauen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Mädchenschauen

Als erstmals ich sie sah
in flotter Mädchenrunde,
stand sie so fern, den Mädchen nah
und trug doch freundlich Kunde
mit hellem Lachen und mit Plauderreden,
um sich dort umzusehen,
wo Kleider auf den Bügeln hingen,
sie sich von dort nicht lösen konnte,
mit wühlendem, schauendem Springen
in ganzer Schönheit sonnte.

Das war mein erstes Jahr der Liebe,
weil ich den Blick nicht wenden konnte
und zuschau'n musste, wie lange sie
so manches Kleid vom Bügel nahm,
an ihren schlanken Mädchenkörper hielt,
die Kommentare ihrer Freundinnen einholte
und alles wieder an den rechten Haken hing,
sich nicht entscheiden konnte und nicht wollte,
jedoch mich mit dem silberhellen Lachen
erregte, wo sie mit den Mädchen tollte.


©Hans Hartmut Karg
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Jugend

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Jugend

Ein wenig das Auge
zu heben,
dorthin,
wo lockende Blicke
zur wohl geformten Lieblichkeit
uns hinführen,
immerzu.

Ja, Jugend, Du,
Proportionalität verschämten Lebens,
noch nicht verformt,
silberhell glänzend,
fröhlich zu Hause.

Wie lang ist es wohl her,
dass meine alten Augen
dort ihre Heimat hatten?

Jetzt bleibt mir nur noch
erinnerungsvoll den Blick
zur nachwachsenden Welt
zu senden.


©Hans Hartmut Karg
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Nachtkühle

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Nachtkühle

Endlch wieder besser schlafen,
Wenn Nachtkühle uns schläfert ein.
Wir wollen ausgeschlafen sein,
Nachdem die Hitzenächt' uns trafen.

Jeden Tag strahlt diese Welt,
Denn die Sonne ist sehr mächtig,
Doch schon langsam und bedächtig
Sinkt sie, ganz von Herbst umstellt.

Ja, das ist jetzt meine Zeit,
In der mir die Nacht beweist,
Dass sie Hitze niederreißt:
Ruhe folgt der Leidenszeit!

Das ist Herbst, wo eingeboren
Mein Leben erste Atmung nahm,
Der Luftgeist mir entgegen kam,
Mich auf sein Wesen eingeschworen.

So grüß' ich Dich, Du kühle Nacht
Und freu' mich auf gesunden Schlaf,
Zähle anfangs ein wenig Schaf'
Und gehe gern, wenn er vollbracht.


©Hans Hartmut Karg
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Dem Mutigen (2)

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Dem Mutigen (2)

Despoten, Führer, Autoritäre
Suchen sich Akklamateure:
Gefolgschaft suhlt sich in Machtsphäre,
Womit sie sich auf Macht einschwöre.

Mächtige brauchen Hoflieferanten,
Bücklinge und die Jasager,
Flitter, Glitter und Girlanden –
Und Frauen, die nur Rahmentanten.

Der Mutige kommt frei heraus,
Spürt, wo es nur um Herrschsucht geht.
Er ficht deshalb den eigenen Strauß
Mit Mächtigen, die wild bestrebt,

Ihr Machtwerk weiter auszuweiten,
Des Volkes Will' zu manipulieren,
Konflikte führen, um zu streiten
Und mit Feindbildern zu verführen.

Dem Mutigen gefällt das nicht,
Die Übermacht bleibt ihm suspekt!
Doch er verliert nicht sein Gesicht,
Wenn er im Machtstaate aneckt:

Menschen sollen niemals leiden,
Wo ein Tyrann so machtbestrebt
Vom eigenen Teufel sich lässt reiten,
Weil er an seinem Sessel klebt.

Dem Mutigen gehört der Orden,
Weil er den Höflingsgeist abwehrt
Und streitet gegen Gier mit Worten,
Wo längst die Menschlichkeit entehrt.


©Hans Hartmut Karg
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Gen Italien

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Gen Italien

Um vier Uhr früh fuhren sie los,
Da schlief ja noch der Urlaubstross,
Dem Fahrer so Ruhe beschieden.
Weil Kinder ja ganz bei den Müden.

Er fuhr zu diesem Abfahrtstag,
Weil Stress und Stau er gar nicht mag:
Der Norden war arbeitsbegangen,
Weil Schulen wieder angefangen.

So blieb Italien ihm allein,
Er konnte auf Erholung sein,
Fuhr an dem Gardasee entlang –
Ganz ohne Stau und inneren Zwang!

Als er den Cappuccino trank,
In seiner Liege ganz versank,
Erfüllt' die Reise ihren Zweck:
Die Sorgen wichen langsam weg:

Zwei Wochen nichts als Sonnenbaden,
Sich an den Fischgerichten laben,
In Meereswellen tauchen ein
Und nur Herr seiner Wünsche sein!


©Hans Hartmut Karg
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Frühherbstliches

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Frühherbstliches

Er kam zu mir, rotwangig, heiser,
Denn er trank wieder Federweißer,
Hefegereinigt sein Gesicht,
Damit ihn kein Pickel anficht.
Er konnte herrlich Naschwerk suchen
Und kam so auf den Zwiebelkuchen:
Zwei große Stücke bracht' er mit –
So dampfte Luft aus unserem Schritt
Und mit Zwiebeln und Sauerrahm
Verpasste er die letzte Tram.
Da blieb er mir, er war ja nett,
Bald schnarchten wir laut im Duett.
Man muss doch keine Reise buchen,
Wenn bei uns Wein und Zwiebelkuchen!


©Hans Hartmut Karg
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Das Unglück

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Das Unglück

Mit dem Motorrad schwer gestürzt,
Querschnittsgelähmt lag er darnieder.
Sein Leben war dadurch verkürzt,
Die Liebste sah er nun nie wieder.

Zurückkehren wäre ja Leben,
Doch ward der Wille ihm genommen,
Nach Ehe und Familie zu streben:
Der Sensenmann hatte gewonnen!

Als Kind stand ich hilfslos dabei,
Als Großmutter und Mutter weinten.
Im Krankenhaus standen wir Drei:
Im Schmerz traurig wir uns vereinten.

Ans Zimmer war ein Tisch geschoben,
Auf dem einsam die Kerze brannte.
Wie konnte ich den Herrgott loben,
Der aus dem Leben ihn verbannte?

Ich stemmte mich gegen die Tränen,
Konnte nicht mehr zurück sie halten,
Musste mich dafür gar nicht schämen,
Ließ grausam dieses Schicksal walten.

Wie konnte Gott solches zulassen,
Dass er mit Neunzehn gehen musste?
Ich konnte das alles nicht fassen,
Weil Gott doch von der Liebe wusste!

So blieb mir nur mein Grundversprechen,
Die Großmama still zu begleiten,
Mich an dem Herrgott nicht zu rächen,
Nicht hadern und mit ihm nicht streiten.


©Hans Hartmut Karg
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Wer wird gekrönt?

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wer wird gekrönt?


Glaub' ja nicht, dass gekrönt nur werden,
Die Oberhäupter bei uns sind,
Ohn' Intriganz und Seilschaftherden
Zu ihrem Amt gekommen sind!

Gekrönt wurde das Gottinnige,
Als Königserbhäuser es gab.
Da kamen sogar Schwachsinnige
Zu Thron, zu Reichsapfel und Stab.

Bei Volksherrschaft wird nicht gekrönt:
Nur wer bescheiden zu uns kommt,
Reden langatmig und versöhnt
Hält, der weiß, was dem Volke frommt.

Wer sehr viel reist und fleißig bleibt,
Sich mit Despoten manchmal trifft
Und immer schöne Reden schreibt,
Wird heute in sein Amt gehievt.

Er darf nicht turbulent auffallen,
Sollte in Reden wenig sagen,
Niemals mit den Türen knallen,
Bescheidene Frisuren tragen

Erst mit globaler Medialisierung
Entsteht jene Dauerpräsenz,
Wo Krone dann keine Verführung,
Doch Fernseher im Dauerlenz.

Glaub' ja nicht, dass gewählt nur werden,
Die machtbesessen gar nicht sind,
Ohne Intrigen und Beschwerden
Sich sehen gar als Götterkind.


©Hans Hartmut Karg
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Migrationsfolgen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Migrationsfolgen

Der Menschheit längste frühe Phase
War die als Sammler und als Jäger:
Man wanderte noch ohne Straße,
Es gab noch keinen Heger, Pfleger.

Der Menschheit eingeboren war
Das Überleben, das nun kämpfte
Bei Schnee und Eis so Jahr um Jahr,
Weil Kälte Zukunftschancen dämpfte.

So wurden Menschen recht weltoffen
Und mancher kam – und mancher blieb,
Wo Mitleid er konnte erhoffen,
Wenn Kältenot zum Wandern trieb.

Doch mehr und mehr waren schon da,
Die ebenfalls nach Nahrung jagten,
Denn wo man Mammutherden sah,
Sich Menschen keiner Not versagten.

Ist nun der Flüchtling wirklich fort,
Nur weil er wandern muss und will
An warmen und bequemen Ort –
Mit einem unbekannten Ziel?

Es bleibt noch immer die Ansage
Dass Neugier oder Not ihn treibt.
Das ist bis heut' die große Frage,
Warum er nicht zu Hause bleibt.

Ist's Abraham'sche Gottverheißung,
Sind's mangelnde Lebensgrundlagen,
Die bringen ihn auf die Weltreisung
In guten wie an schlechten Tagen?

Ist denn der Mensch reisend geboren,
Auf dass er niemals sesshaft werde,
Früh seiner Herkunft abgeschworen
Und lieber reist gern hoch zu Pferde?

Selbst in den frühen Hochkulturen
War Teilwandern noch sehr latent.
Es finden sich bis heute Spuren,
Dass mancher vorm Nachbarn wegrennt.

Ist nicht der Mensch ein Herznomade
Und immer reichlich auf dem Sprung,
Wenn es ihn kribbelt in der Wade
Und er glaubt, Wandern hält ihn jung?

Macht Wandern Menschen nicht unstet
Und weckt es nicht Begehrlichkeiten?
Verändert sich Mentalität:
Sieht er noch, wie die andern leiden?

Wandern allein entpflichtet leider
Von Fürsorge vor Ort für Leid
Und treibt den Menschen immer weiter –
Ist er da noch zum Dienst bereit?


©Hans Hartmut Karg
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Endlich wieder sinnvoll schauen!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Endlich wieder sinnvoll schauen!

Ich will endlich Nachrichten sehen,
Bei denen kein Despot auf Sendung.
Weshalb muss ich Tyrannen sehen,
Bei denen niemals eine Wendung?

Despoten sehen nur die Welt,
Wie skrupellos sie diese denken.
Bei ihnen zählt nur eigenes Geld,
Sie werden deshalb nichts verschenken.

Und medial ja sehr präsent
Bleiben sie nicht allein:
Ein jeder die Tyrannen kennt,
Zwangsmedium muss sein!

Doch wo nur Geld regiert die Welt,
Gibt's keine Weltenpfleger.
Tyrannen sind schlecht aufgestellt,
Werden zum Bauernleger.

Sie lassen ihre Puppen tanzen
Und geben sich präsent,
Wenn nun gefilmt mit den Hofschranzen
Ein jeder sich zur Macht bekennt.

Ich will Sinnvolles wieder sehen
Und keine Dauerdrohgebärden,
Mag nicht auf Dummdreistnachricht stehen,
Mit der Tyrannen uns entehrten.


©Hans Hartmut Karg
2018

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