Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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frausteiner
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von frausteiner »

Wir kennen das auch. Ist es in der Schule auch schlimmer geworden? Oder nur zu Hause? Bei uns funktioniert es nur, wenn ich den Tag vorbespreche. Alles abmachen. Etwa so bespreche ich am Morgen: „wenn du aus der Schule heim kommst, essen wir Zmittag. Dann machst du Pause. Dann machen wir Ufzgi. Um 18 Uhr vor dem Znacht musst du duschen. „
Es gibt dann immer noch ein Gemotze, aber mehr oder weniger funktioniert es.

Such dir gute Fachleute für die Beratung. Denk daran, dass für viele Adhsler der Tag um 17 Uhr bereits zu Ende ist. Strukutiere so, dass das Kind am Nachmittag macht, was es muss. Unterzuckerung ist oft am Anfang mit Ritalin. Probier, ihr was Süsses zu geben wenn sie „runter“ kommt. Vergiss mal gesund und so. Nur wenig verlangen vom Kind. Da aber konsequent sein. Zusammen aufräumen. Viel loben für kleine Dinge. Stimme unten halten.

Bei uns helfen Körper-Kitzelspiele vor den Ufzgi, oder vor dem Aufräumen. Oder wenn-dann Sätze.

Der Aufwand als Eltern ist enorm. Aber es lohnt sich und das Leben wird einfacher.

Bleistift79
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Bleistift79 »

@ felina,
stella hat schon ganz viele wichtige Sachen gut zusammen gefasst.
für den Alltag mit ADHS gibt es leider kein Patentrezept. Jedes betroffene Kind hat seine eigenen Knackpunkte und Eigenarten, selbst innerhalb der eigenen Familie.
Versuche dir eine Fachperson zu finden, die auf ADHS spezialisiert ist. Diese wird dir auch ein Elterncoaching anbieten. Ich nenne das jeweils etwas humorvoll Eltern-auskotz-Stunde. Da solltest du alle Gefühle deponieren dürfen. Verständnis erhalten, Unterstützung beim Gedanken sortieren und lernen dir Strategien aufzubauen für dich.
Als begleitende Eltern von ADHS Kindern brauchst ein gutes Energie-Managment, damit du selbst nicht ausbrennst und du brauchst ein dickes Fell gegen Aussen, denn es werden viele Sachen an dich herangetragen.
Ritalin: auch da, ohne kontinuirlicve Unterstützung durch den Kindersarzt und Psychiater ist ist es schwierig, das richtige Medikament und die richtige Dosierung zu finden. Nimmt deine Tochter zur Zeit das kurzwirksame oder langwirksame Ritalin?
Aus unserer Erfahrung kann ich dir mitgeben, dass jeder Stoffwechsel unterschiedlich schnell das Ritalin verarbeitet und ausscheidet. Wir haben ADHS Kinder mit und ohne Ritalinbegleitung. Das Ritalin LA soll gemäss Beipackzettel eine Wirkungszeit von rund 8std. haben. Eines der Kinder nimmt eine eher höhere Morgendosis und das Ritalin hält rund 8std. und schleicht sich dann aus. Ein anderes Kind spürt nach der eher tieferen Morgendosis nach 4h bereits keine Wirkung mehr und musste phasenweise nach dem Mittagessen nachdosieren.
Ich selbst bin Ritalin kritisch. Unsere Kinder haben mit der medikamentösen Begleitung erst „ spät“ begonnen. Bzw. erst als von ihnen aus, dass Thema Ritalin auf den Tisch kam. Beide sind aber klar der Meinung: uns hilft es. Eines der Kinder war eine ganze Weile lang recht sauer auf mich und fand, ich hätte ihm diese Unterstützung zu lange verweigert. ( das betreffende Kind ist volljährig). Fact ist, Ritalin ist kein Heilmittel. Wenn ein Kind Ritalin begleitet wird, gehört immer eine psychologische oder psychiatrische Therapie dazu. Gute Fachärzte verordnen kein Ritalin ohne zusätzliche Therapie.

Felina
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Felina »

Erst einmal vielen Dank für eure Antworten.

Da der Text gestern schon relativ lang wurde, ging ich bei diversen Sachen nicht zu sehr ins Detail. Das hole ich aber gerne nach.

Als wir die Therapie anfingen bzw meine Tochter mit der Psychologin ging es Primär um den Mobbingvorfall. Nach den ganzen Tests die sie dann zusammen gemacht haben, da ich selbst merkte, dass Töchterchen in gewissen Situationen leidet, verlegte man den Augenmerk auf das ADHS.
Leiden im Sinne von: Sachen vergessen, der Lehrerin nicht folgen können wenn sie etwas erklärt hatte, die Aufgaben in der Schule halb machen, Umgang mit den Mitschülern etc, das geringe Selbstbewusstsein usw.
Da die Psychologin bei mir auf taube Ohren gestoßen ist mit dem Thema Ritalin, vereinbarten wir gleichzeitig noch einen Termin bei der internen Psychiaterin. Sie klärte mich dann auf und meinte dass wir doch einen Versuch zusammen starten könnten.
Nach langem überlegen, willigte ich dann ein. Im Vordergrund stand nie mein Wohl, dass ich irgendwie ein ruhig gestelltes Kind habe oder sonstige Vorwürfe die ich mir schon anhören durfte, sondern das Wohl von meinem Kind. Es ist mir wichtig dass ihr leidensdruck fällt, dass sie in der Schule nicht bestraft wird weil sie nun mal nicht 30min zuhören kann und und und.
Klar ich als Mama muss sehr vieles lernen, wie verstehen dass sie Dinge vergisst, verstehen können warum sie in manchen Situationen so reagiert wie sie reagiert, deshalb auch für mich der Weg mit der Psychiaterin und Psychologin und auch den Austausch mit euch, damit ich lernen und verstehen kann.

Momentan hat sie das Ritalin LA 20mg. Bei Bedarf meinte die Psychiaterin, dürfte sie um 16 Uhr noch eine halbe Tablette von dem Kurzpräparat haben, damit der Rebound um 18 Uhr nicht mit voller Wucht eintrifft.

Die Verbesserungen merkt man deutlich in der Schule. Die Schrift und die Noten haben sich deutlich verbessert, mit den Mitschülern klappt es um einiges besser, die Vergesslichkeit hat sich minimiert und sie wirkt such viel fröhlicher nach der Schule. Also in dem Sinne hat sich der leidensdruck minimiert.

Was aber schlimmer wird ist der Umgang abends Zuhause. Da halt wohl zusammenhängend mit dem Rebound. Die Wutanfälle die manchmal richtig ausarten können oder was mir vermehrt auffällt, dass sie sich zurück zieht. Sie geht auf Distanz, eine Umarmung gab es schon lange nicht mehr. Einfach so als Beispiel genannt. Und das ist doch ziemlich verletzend für mich. Vielleicht fühlt sie sich auch Missverstanden von mir und geht deshalb auf Distanz. Ganz klar ich bin nicht fehlerfrei und ihre Welt muss ich erstmals verstehen. Aber gerne möchte ich den Draht zwischen uns wieder herstellen.
Den Tipp mit dem gemeinsamen Zimmer aufräumen werde ich berücksichtigen, wie alle anderen super Tipps die ihr mir gegeben habt. Ich bin euch da sehr dankbar.

Das es kein Patentrezept gibt, das ist klar.
Aber in den Wutanfallsituationen fühle ich mich hilflos, da ich solche Szenarien nicht kenne. Deshalb schätze ich es sehr, dass ihr mir Einblicke in eure Geschichten gewährt.

Und zu der Therapie, sie hat alle zwei Wochen einen Termin bei der Psychologin, zudem stehe ich via Email im Austausch mit ihr. Mit der Psychiaterin hat sie auch regelmäßig Termine um die Dosis einzustellen.

Ich wünsche euch wunderschöne Ostern.

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stella
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von stella »

Nur kurz, weil via Handy... Nun edit, da am Computer...

Dass dein Kind dich nicht (mehr) umarmen will, hat womöglich eher mit dem Alter zu tun. Meine Kleine hat damit auch ungefähr in dem Alter begonnen. Es ist oft schwierig zu unterscheiden, was ADHS und was sonstige Entwicklung ist.

Zum Rebound und den Wutanfällen... Rebounds sind auch für geübte ADHSler schwierig. Dein Kind hat ja noch wenig Erfahrung und wenn es nicht genau weiss, was da passiert, dann macht das schon mal Angst und nätischig. Aufklärung hilft. Erkläre deinem Kind in einfachen Worten, was mit ihm durch das Nachlassen der Medis passiert. Und ich würde versuchen, mit etwas Süssem und oder Deftigem den Rebound zu mildern. Weiter würde ich versuchen, mit meinem Kind Strategien (Musik oder Geschichten hören, Rückzug, Bewegung..) auszuarbeiten, die es versuchen kann. Dabei wird dein Kind womöglich noch wenig dazu sagen können. Du kannst aber Vermutungen anstellen, was helfen könnte und dein Kind wird sofort darauf reagieren, sei es nun positiv oder abwehrend.

Wenn dein Kind den Rebound so spät hat, würde ich auf Durchsetzungsübung betreffend duschen und aufräumen verzichten. Ich würde schauen, dass diese Dinge entweder deutlich VOR dem Rebound geschehen oder nachher. Duschen könnte auch eine mögliche Reaktion auf den Rebound sein - dein Kind könnte ja seine Energie und seine Gefühle wie runterwaschen.
Allenfalls mit der Therapeutin noch einmal über die Nachdosierung reden. Generell noch einmal schauen, wie die Medikation verbessert werden kann. So viel wie nötig, so wenig wie möglich sollte die Devise sein.

Und noch einmal, Bleistift hat es sehr gut beschrieben: Such dir eine Begleitung nur für dich. Die Therapeutin deiner Tochter hat den Fokus nicht auf dich gerichtet! Sie wird nicht dich unterstützen sondern dein Kind. Eine Therapeutin nur für dich hat auch den Fokus auf dir selber und hilft dir, deine Gefühle und dein Verhalten zu reflektieren.

Bleistift hat es gut beschrieben: Wer ein Kind mit ADHS (oder auch mit anderen Beeinträchtigungen) begleitet, der muss zu seiner Energie schauen! Es braucht unheimlich viel mehr Kraft (ich habe ja noch ein neurotypisches Kind und daher kenne ich den Unterschied), ein solches Kind zu begleiten. Und es braucht viel Aufwand für Unterstützung und Hilfestellungen, vieles ist für ein solches Kind nicht oder erst später möglich.

Informiere dich zudem über ADHS, elpos ist eine gute Seite, lies die Bücher von Cordula Neuhaus. Und weil meine Grosse ab und an so kleine Zusammenbrüchli hat, habe ich mich auch bei Asperger informiert über Meltdowns - könnte bei deinem Kind abends beim Rebound vielleicht hilfreich sein, Strategien vom Meltdown anzuwenden.

Schau gut zu dir und verlange von deinem Kind nur das, was es kann und bei den anderen Dingen hilfst du ihm (noch).
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

Bleistift79
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Bleistift79 »

Liebe Felina,
ich kann dich gut verstehen. Fühl dich umarmt!

Rebound vorbeugen: bei uns hat es Gespräche mit den Kinderm gebraucht. Wir haben Strategien entwickelt, ausprobiert.
Bei unseren hat Ruhe viel gebracht. Lesen, eine CD hören. Sich zurückziehen dürfen. Das Znacht auch mal in Ruhe imm Zimmer essen dürfen. Die Zeit vom 9-11.ten Lebensjahr habe ich als besonders anspruchsvoll in Erinnerung : ( . Bei mir sind viele Tränen geflossen, machmal hatte ich einen riesen Frust. Musste quasi von Morgens bis Abends den Kids gefühlt hinterher gehen. Bei uns hat es dannach „gruhiged“ und auch wenn es heute noch sehr anspruchsvolle Momente gibt, so wird es doch einfacher. Je mehr unsere Kinder sich in ihrer Reife entwickeln, desto mehr Abläufe verselbstständigen sich.

Ich selbst mag die special effects und needs Kids besonders gerne : ) . Auch auf der Arbeit habe ich immer gerne gerade diese Kinder in meine Gruppe genommen. Es „fäged“ mega. Mit diesen Kids darf man so herrlich klar & direkt sprechen. Wenn sie erstmal verstanden haben, dass man vor allem ihre Stärken sieht und die „ Schwächen“ als Nebeneffekt, blühen diese Kinder so schön auf.
Viele ADHS Kids sind wahnsinnig frustriert. Sie bemühen sich alle auf ihre spezielle Art und ernten oft im Umfeld & der Schule Kritik,, Massregelungen und hören was sie alles nicht „ richtig“ machen. Mich dauert das jeweils sehr. -

Das deine Tochter sich grad aktuell nicht so auf deine Nähe einlassen mag, dass tut dem Mama-Herz weh. Versuch Vertrauen zu haben, dass es nicht gegen dich als Mama gemünzt ist. Deine Liebe hat sie auf sicher. Deshalb getraut sie sich bei dir auch gehen zu lassen. Im Moment ist das Ventil Frust & Wut.
Auch wir haben solche Phasen, wo die Kinder mich „ mega doof, ungerecht und als herrschsüchtig“ empfinden. Auch ich habe Phasen, in denen ich sie „gschämig“ und obermühsam finde. Doch immer wieder platzt ein Knötchen und Knoten und wir haben uns wieder zum Fressen gerne : )) .

Ich habe durch das Coaching gelernt, bei mir zu bleiben, die Beine fest auf dem Boden zu behalten und darauf zu vertrauen, dass nach einem Down auch wieder ein Up kommt.

Etwas sehr wichtiges, das in meinen Augen ADHS lernen müssen: das ADHS Syndrom ist oft die Erklärung für eine Verhaltensweise, aber keine Entschuldigung.
Das erkläre ich meinen Kindern noch heute oft. Ich helfe gerne, wenn nötig Kompromisse zu finden in schwierigen Momenten. Doch mute ich ihnen auch „normale Situationen“ ungefiltert zu.
Ich lasse mir auch ich gröbsten Rebound & Meltdown nicht alles gefallen. Sie müssen über kurz oder länger lernen ihre Emotionen in Worte zu fassen und auch zu kontrollieren. Denn es gibt nicht nur sie. Da ist auch noch die restliche Familie und co.
Es ist ein steiniger Weg. Ich habe durch meine Kinder sehr viel gelernt und ein grosses Stückweit auch mich selbst kennen gelernt.
Lg

Melinde Flink
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Melinde Flink »

@ Bleistift: Ich mag deinen Text! ADHS hat seine Tücken (vergesslichkeit, geringer Arbeitsspeicher, wenig Empathie, geringe Frustationstolleranz ect.) aber schlechtes Benehmen gehört nicht dazu. Man kann Grüssen vergessen, mit Antworten reinplatzen, nicht ausreden lassen, schnell Ausrasten, aber es hat alles seine Grenzen. Da bin ich eher streng, denn die Welt ist es auch.


Wenn das kind nicht kuscheln will, dann lass es. Finde ich nicht so schlimm, das ist der Lauf des Lebens.


Wegen Medidosierung & rebound: wenn um 16 uhr „nachgeladen“ werden muss, dann könnte man versuchen die Einnahme am Morgen nach hinten zu schieben.

Ritalin LA „fährt“ mehr als normales Ritalin oder Concerta da die Wirkungsfreigabe sehr plötzlich erfolgt. Da sind die Up- und downs der Medikamentation schon eher intensiv. Evt lohnt sich ein Wechsel auf Concerta.

Felina
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Felina »

Guten Morgen miteinander

Ich bin wirklich sehr froh und dankbar über eure Texte und es hilft mir enorm weiter.

Mit dem Duschen hatten wir mit der Psychologin zusammen einen Vertrag gemacht wo sie Punkte sammeln und einlösen durfte. Das klappt jetzt soweit ganz gut.
Mittlerweile haben wir den Vertrag abgeändert dass wenn sie wütend ist und schreien muss/will, sie das in ein Kissen macht. Der Start erfolgt heute. Ich bin gespannt.

Das mit den Medikamenten sind wir noch in der Einstellungsphase. Sie nimmt es noch nicht all zu lange und da sind wir noch am schauen, was am besten ist und welches Präparat am besten auf sie abgestimmt ist.
Zuvor bekam sie zwei Mal am Tag jeweils ein Kurzpräparat von Ritalin. Da sie noch bis zu den Sommerferien in den Mittagstisch geht und die Begleitpersonen nicht jedes Kind überprüfen können ob den die Medis genommen werden, haben wir uns für das LA entschieden.
Da sie jedoch Abends grosse Mühe hat zum Einschlafen, zum Teil bis 3h, schlug mir die Psychiaterin entweder die Einnahme nachmittags von einer halben Tablette des Kurzpräparates vor oder einen kompletten Wechsel oder, was ich nicht befürworte gerade mit 9 Jahren, Schlaftabletten.
Die Seite von elpos habe ich förmlich auseinander genommen und da werde ich mich morgen melden. Vielen Danl auch für diesen Tipp.

Das mit dem Kuscheln war ein Beispiel. Meine Angst ist eher dass ich den Draht zu ihr verliere. Wohl eher auch, weil mein Bruder 7 Jahr jünger sehr aggressiv war und meine Mama nicht mehr an ihn ran kam.

Aber Dank euren Tipps die letzten zwei Tage, sehe ich, wo ich Fehler gemacht habe und was ich berücksichtigen und ihr helfen und sie unterstützen kann.
Und das ist schon sehr sehr viel Wert.

Melinde Flink
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Melinde Flink »

@ Schlaftabletten: finde ich sehr fragwürdig... 3h einschlafen klingt nach zu später Einnahme, es wäre besser die Originalmedikamentation zu verändern, als nochmals Chemie draufzuhauen. Wie schlimm ist es wenn das Kind am Nami die Tablette nicht nimmt? Lass das Kind entscheiden falls es ein gewisses Alter hat.

Ritalin LA hat auch die unangenehme Eigenschaft recht spät nochmals „nachzukicken“ obwohl die Wirkung längst vorbei sein sollte.

Apropos schlaf: ADHSler brauchen mit Medis generell weniger Schlaf, es könnte Sinn machen die Bettzeit 1h nach hinten zu schieben, das Ritalin macht wacher & aufmerksamer und es ist viel weniger anstrengend den Tag zu bewältigen. So wird aus einem 7-8h Schläfer schnell mal ein 6-7h Schläfer.

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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von stella »

Felina hat geschrieben: Mo 22. Apr 2019, 09:28
Das mit dem Kuscheln war ein Beispiel. Meine Angst ist eher dass ich den Draht zu ihr verliere. Wohl eher auch, weil mein Bruder 7 Jahr jünger sehr aggressiv war und meine Mama nicht mehr an ihn ran kam.
Mein erster Gedanke war, dass man schon mal Backflashes haben kann bei so Dingen, weil man eben in der eigenen Geschichte solche Sachen mitbekommen hat.
Der zweite war, dass ADHS ja oft vererbt wird... ;-)
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

Schlitzohr
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Schlitzohr »

@ einschlafen: Mein Sohn konnte auch lange nicht einschlafen (Concerta und Ritalin kombiniert). Ihm hat Melatonin (in Tablettenform, wird z.T. bei ADHSlern im Körper zu wenig gebildet) geholfen. Seit der Umstellung auf Elvanse kann er gut einschlafen, ist mittlerweile aber auch schon 13 Jahre alt.
Sibeschläfer (26.11.04) & Zwerg Nase (29.3.06)

Wir selbst müssen die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.
(Mahatma Gandhi)

Melinde Flink
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Melinde Flink »

Heute auf CNN-health gefunden


https://edition-m.cnn.com/2019/04/20/he ... m%2Fhealth

Es wurde auch langsam Zeit etwas anderes zu finden. Es bleibt spannend

Schliiferli
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Schliiferli »

Hallo allerseits
Ich habe schon einiges bei euch mit gelesen und vieles gelernt, deshalb gelange ich mit meiner Frage an euch.
Mein Sohn (gerade 5 geworden) hat einige Symptome von ADHS, wenn natürlich auch noch keine Diagnose. Egal ob er ADHS hat oder nicht, reagiert er jedenfalls gut auf Erziehungstipps die ich in diesem Zusammenhang gelesen habe, was ja die Hauptsache ist. Meine brennendendste Frage zur Zejt bei der ich auf eure Hilfe hoffe ist folgende: Wenn er auswärts zu Besuch ist, kann er sich sehr manchmal sehr zusammenreissen und sein aneckendes Vehalten (unter anderem andere Kinder schlagen) kontrollieren. Wenn er dann aber wieder bei mir ist, habe ich den Eindruck, dass er loslassen kann und dann richtig abstürzt. Es scheint alles was er vorher unterdrückt hat gleichzeitig rauszukommen was sich dann meistens mit Agression gegen mich oder den kleinen Bruder oder den Hund äussert.
Habt ihr Tipps wie man ihn da unterstützen und auffangen kann?
Liebe Grüße, Schliiferli

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stella
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von stella »

Schliiferli
Diesen Mechanismus hatte meine Grosse in dem Alter auch und sie hat es, auf eine Art, noch heute...

Pfunzis Therapeutin meinte einmal, dass wir uns das so vorstellen müssen, dass sie sich auswärts dauernd extrem kontrollieren und zusammennehmen müsse und dass sie sich so verbiegen müsse, dass innerlicher Frust gross wird, den sie dann zuhause rauslassen muss.

In dem Alter bin ich einfach mit der Schwester in Deckung gegangen. Da hat nicht viel geholfen. Je älter sie wurde, desto besser spürte sie sich. Aber es gibt noch heute Situationen, gestern gerade erlebt, in denen sie allen Frust verbal und ziemlich extrem an mir ablässt. In solchen Situationen laufe ich davon. Sie weiss, dass sie mir ihren Frust erzählen darf und ich sie "abhöre", aber in einem Mass, welches nicht gegen mich ist und nicht mir so viel Lautstärke und Energie daher kommt.
Oft kommt sie heim, zieht sich in ihr Zimmer zurück, lenkt sich ab (Musik, TKKG hören oder auf dem Handy spielen) oder sie geht schnell aufs Trampolin raus. Aber das ist also hart erarbeitet über mehrere Jahre.

Tut mir leid, dass ich dir keine "Rezepte" geben kann. Aber vielleicht melden sich ja noch andere zu Wort.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

Liselotte
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Liselotte »

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Zuletzt geändert von Liselotte am Fr 13. Sep 2019, 14:10, insgesamt 1-mal geändert.

Felina
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Felina »

Hallo Schliiferli

Meine Tochter hat seit ein paar Monaten offiziell die Diagnose. Aber wir stehen auch noch ganz am Anfang. Zumindest ich, da ich noch viel lernen muss und kann.

Aber durch die ganzen Tipps hier, konnte ich schon vieles ins positive bewegen.

Zu deinem Problem. Etwas ähnliches habe ich mit meiner Tochter auch.
Gerade wenn sie Schule hat, muss sie sich konzentrieren, auf den Umgang mit den anderen schauen, muss sich parat halten dass sie sich abrufen kann etc.
Das ganze kostet sehr viel Energie. Mehr als ich mir vorstellen konnte.
Geh ich davon aus und versuche mich in die Lage zu versetzen wieviel Energie sie das ganze kostet, kann ich ihr nicht böse sein, wenn sie nach Hause kommt und sich entlädt.
Das ist wie wir den ganzen Tag nur lächeln und uns verstellen müssten und abends dürfen wir uns dann endlich uns selbst sein. Und das ist ein enormer Akt.

Was sie dann viel macht ist Musik hören oder etwas basteln.
Wenn sie sich dann entlädt, habe ich ihr ganz klar kommuniziert dass sie wütend sein darf. Sie darf das ganze ruhig raus lassen. Aber ohne Beleidigungen, wenn sie rumschreien will, dann in ein Kissen etc.
Zuhause fühlt sie sich in meinen Augen sicher und darf die Aussetzer haben. Was ich auch völlig okay finde.
Die Frage ist nur in welchem Rahmen. Ich versuche ihr dann auch eine Ruheinsel zu bieten. Runter kommen, durchatmen, den Frust rauslassen und dann zusammen den Abend gestalten soweit es ihre Energie zulässt und halt so wie die anderen mir den Ratschlag gegeben haben, nichts Neues machen sondern den routinierten Abendablauf.

Miss_Mommy
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Miss_Mommy »

Hallo Zusammen

ich würde mich gerne zu euch gesellen!
Mein Sohn (14) nimmt seit dem Wochenende Ritalin. Wir haben seit zwei Jahren massive Probleme in der Schule. Vor allem sein Verhalten gegenüber den Lehrpersonen und zum Teil auch Mitschüler ist sehr auffällig. Die Abklärung auf ADHS hat nichts eindeutiges ergeben (ich habe das schon zum zweiten Mal abklären lassen). Nun, da die Situation doch sehr brenzlig ist in der Schule und mittlerweile auch die Schulpflege involviert ist, hat uns der Kinderpsychiater Ritalin verschrieben. Ich habe gemischte Gefühle dazu. Bis jetzt ist die Dosis niedrig, so dass ich keine Veränderungen erkenne kann. Ich denke diese wird erhöht in den nächsten Wochen.
Er sagt selber, dass er mühe hat sich zu konzentrieren und sehr impulsiv reagiert. Ich kann das zu Hause gut aushalten, aber vor allem im Schulkontext gehen diese Grenzüberschreitungen nicht.

Wer hat Erfahrung mit Ritalin? Wie verändert sich das Kind dadurch? Segen oder Fluch?

Melinde Flink
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Melinde Flink »

@miss-mommy

Weder Segen, noch Fluch. Es kann ein sehr gutes Hilfsmittel sein denn es wird dadurch einiges ermöglicht, aber in den meisten Fällen ist es kein Allheilmittel.

Dein Kind ist 12, er kann also selbst sagen wie es ihm passt, ob er sich damit gut fühlt oder nicht.
Was sagen die Lehrer? Was meint das Kind?

Was ist für euch eine niedrige Dosis?

Was spricht denn gegen ADHS, was dafür?

Wurden Schilddrüsen und Vitaminmangel abgeklärt?

Ich persönlich finde es etwas heikel Ritalin „ins Blaue“ zu verschreiben ohne exakte Diagnose, einfach um mal zu probieren ob es nutzt. Ritalin wirkt sehr schnell, nach 1h merkt man obs wirkt oder nicht, wenn nach 3Tagen immer noch nichts zu merken ist, dann muss man überlegen woran es liegt.

Ritalin hört genau so schnell auf zu wirken, d.h. Du wirst am Nami nichts mehr merken von der Morgendosis bei normalem Ritalin.

Es ist nicht mit Antidepressivas zu vergleichen die erst nach 4-6 Wochen wirken, es wirkt eher mit Speed oder Amphetamine, am Sa Abend Wirkung, am Montag wieder fit auf der Arbeit.

Miss_Mommy
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Miss_Mommy »

@Melinde Flink
Die Lehrer sind mittlerweile sehr ratlos. Er musste ja bereits zum zweiten Mal die Klasse wechseln, jetzt sogar das Schulhaus...Mein Sohn ist bezüglich seiner Gefühle und (finde ich) Wahrnehmung sehr geschlossen. Für ihn läuft immer alles gut und er hat keinerlei Probleme. Aber sieht man sich die Einträge an, erzählen diese eine andere Geschichte. Hausaufgaben nicht machen, Material nicht dabei haben, Unterricht stören, mangelnde Arbeitshaltung, impulsives Auftreten, Material herumschmeissen, respektloses Verhalten etc. etc. etc. Div. Massnahmen wurden bereits probiert.

Ich denke nicht, dass sein Kinderpsychiater Ritalin ins blaue hinaus verschrieben hat. Bei der Abklärung gab es Bereiche, die auf ADHS hinweisen, aber in andere Bereichen wird das wiederum nicht bestätigt. Es ist also nicht eindeutig. Wenn ihm das Ritalin hilft, sich besser zu konzentrieren und aufmerksamer zu sein, dann wäre dies bereits ein riesen Schritt.
Wir haben Mediknet 5mg erhalten. Die Apothekerin meinte, dass wäre die niedrigste Dosierung. Weder Sohn noch ich merken eine Veränderung.

Wir haben diese Woche noch einen Termin beim KIA.

Melinde Flink
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Melinde Flink »

@Miss Mommy

5mg sind sehr wenig.

Soweit ich weiss, wird nun Schrittweise erhöht. Also zuerst 10mg, dann 15 und dann 20.
Ritalin wirkt wirklich sehr schnell, nach 30Min ist die erst Wirkung zu spüren, spätestens nach 1h sollte die Wirkung voll da sein. Je nach Stoffwechsel des Patienten und Medikamentenbeschaffung hält eine normale Methylphenidatdosis (ohne Langzeitpräperat) zwischen 1 und 4h an. Danach kann es 30Min ein "Runterfahren" geben, und anschliessend kann es zum bekannten Rebund kommen.
spätestens nach 5h -6h sollte dann alles beim Alten sein.

Ich kenne niemanden der eine wirkliche Wesensveränderung beschrieben hat, die Person bleibt immer noch die gleiche. Aber es kann z.B. möglich werden sich länger zu konzentrieren um so 20Min am Stück ein Instrument zu üben, oder still zu sitzen in der Klasse.

Leidet dein Kind denn nicht unter der Situation? Er muss doch merken, dass er aneckt, Probleme erhält, und evt. ausgegrenzt wird?

Miss_Mommy
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Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Miss_Mommy »

@Melinde Flink
Ja ich denke auch, dass die Dosierung erhöht wird. Junior spürt absolut nichts. Weisst du, was die übliche Dosierung ist? Gemäss Beipackzettel soll die Wirkung 6-8Std. anhalten. Das heisst, auf den Nachmittag hin verflüchtigt sich die Wirkung. Ich habe gelesen, dass man bei einige Präparaten zwei Dosierungen hat, eine am Morgen und nach dem Mittag nochmals. Wenn das Runterfahren direkt im Schulunterricht passiert, wäre das doch mehr als kontraproduktiv oder? Ich muss das unbedingt nochmals mit dem Arzt besprechen.

Natürlich merkt er, dass sein Verhalten ihm mehr Probleme bringen als Anerkennung und Lob. Er sieht auch, welche Konsequenzen mittlerweile daraus resultieren. Und dennoch, trotz einigen Massnahmen, vielen vielen Gesprächen mit verschiedenen Personen und so weiter, steckt er völlig in dieser Rolle fest. Er versichert Besserung, gelobt Aenderung....dreht sich um und alles bleibt beim Alten. Das ist sehr frustrierend für uns alle. Ich kann auch nachvollziehen, dass er jetzt nach zwei Jahren ohne wirkliche Erfolgserlebnisse und mit diesem "Stempel" auch resigniert. Hinzu kommt die Pubertät, die sich bei ihm sehr stark zeigt.

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