Stillrhythmus reduzieren klappt nicht.

Rat bei Stillproblemen und Säuglingsernährungsfragen

Moderator: Züri Mami

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Verena
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Stillrhythmus reduzieren klappt nicht.

Beitrag von Verena »

Mein Baby ist 6.5 Monate und kommt in zwei Wochen 4 Tage die Woche in die Kita, da ich alleinerziehend (und -finanzierend) bin und auf gar keinen Fall ins soziale abseits kommen möchte. Ich stille von Anfang an und mit vier Monaten haben wir mit Beikost angefangen, wobei er immer noch keine relevanten Mengen isst, muss jedesmal zustillen, manchmal sofort nach der Mahlzeit, manchmal kann ich es etwas hinauszögern. Nachts war es erst zweimal so, dass er nur ein einziges Mal
Aufgewacht ist und gestillt werden wollte. Zudem werden die Nächte seit circa einem
Monat wieder anstrengender: wir hatten schon mal eine stillpause von circa 4 Stunden am
Anfang der Nacht, danach dann alle 2 bis 1.5 Stunden. Jetzt kommt er zuerst nach zwei Stunden, dann manchmal stündlich. Er trinkt lange - länger als am Tag - und viel. Habe den Eindruck, dass er die hauptnahrungsaufnahme komplett auf die Nacht verlegt hat. Am Morgen fühle ich mich immer komplett ausgetrocknet - egal wie viel ich schaffe dazu zu trinken - und alle Gelenke schmerzen. Trotz des intensiven Stillens ist er bei der sechsmonatsuntersuchung auf einmal nur noch auf der 70 % perzentile gewesen - davor Länge 97% und Gewicht 90 %. Fand die Kinderärztin überhaupt nicht dramatisch. Mein Problem ist nun, dass ich gerne auch beim Arbeiten weiterstillen würde, werde es aber kaum schaffen genug abzupumpen (beim letzten Mal kamen 90 ml, auch der Zeitpunkt fürs Abpumpen ist immer ungünstig, da ich eigentlich immer zu wenig Zeit zwischen den Mahlzeiten habe) und weiß auch nicht, wie ich tagsüber fit sein kann bei solchen Nächten. Ich weiss, dass ich eigentlich die Konditionierung stillen -> schlafen durchbrechen muss, bringe es aber nicht übers Herz ihn weinen zu lassen, zudem lebe ich in einem ungemein ringhörigen Haus und will im Moment einfach nicht umziehen müssen. Schnuller hat er gestern bei einem Versuch ihn ohne stillen ins Bett zu bringen tatsächlich mal wieder genommen, ist dann aber so lange wieder aufgewacht, bis ich ihn doch wieder gestillt habe. Herumtragen klappt am Anfang der Nacht auch mal, aber mein Problem ist, dass ich im Verlauf der Nacht so geschwächt werde, dass ich es einfach nicht schaffe ihn dann auch zu tragen anstatt zu stillen. Ich habe außerdem Angst, dass er, wenn er sich nachts nicht die Kalorien holt, noch weiter im Gewicht “abrutscht”. Irgendwelche Tipps?

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Stella*
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Re: Stillrhythmus reduzieren klappt nicht.

Beitrag von Stella* »

Das tönt sehr anstrengend, was du schreibst.

Grundsätzlich ist es so, dass dir dein Arbeitgeber Zeit zur Verfügung stellen muss, damit du abpumpen kannst. Allerdings gestaltet sich dies bei vielen Berufen ziemlich schwierig. Für mich hätte es nicht gestimmt, auf Biegen und Brechen um dieses Recht zu kämpfen.

Ich war irgendwann körperlich vom Stillen extrem erschöpft. Obwohl mein Sohn ein schlechter Schläfer war, konnte ich mich erst etwas erholen, nachdem ich abgestillt hatte. Kaum hatte ich nämlich angefangen zu arbeiten, hing er nachts noch mehr an der Brust als vorher. :?

Ich habe gleich nach dem Mutterschaftsurlaub wieder gearbeitet und für mich war Abpumpen an der Arbeit mit ziemlich viel Stress verbunden. So habe ich mich relativ rasch entschieden, nur soviel abzupumpen, bis es mir wieder "wohl" war und er bekam dann einfach am Rest vom Tag Pulvermilch.

So wie du schreibst, möchtest du gerne weiterstillen. Das ging mir auch so. Trotzdem habe ich mich schweren Herzens entschieden, ihm zusätzlich Pulvermilch zu geben und für uns war dies die ideale Lösung.

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stella
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Re: Stillrhythmus reduzieren klappt nicht.

Beitrag von stella »

Wie Stella schreibt, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die nicht gleich mit Abstillen zu tun haben müssen.

Meine Kinder sind nachts deutlich mehr an der Brust gewesen, als ich wieder mit der Arbeit begonnen habe.

Was für Möglichkeiten hast du:

1. Den Arbeitsbeginn, falls du es dir leisten kannst, verschieben. Manchmal machen zwei Monate extrem viel aus.
2. Ganz abstillen, damit dein Kind auch tagsüber zu "Milch" kommen kann und daher nachts dann weniger verlangt.
3. Ein Schoppen - Still - Gemisch mit jegwelchem Anteil. Babies sind da meist recht flexibel.

Weiter würde ich konsequent nach dem Brei nachstillen oder das Fläschchen anbieten. Ein Brei hat viiiiiieeeel weniger Kalorien als Muttermilch. So kommt dein Kind tagsüber nicht zu Kalorienmangel, den es nachts nachholen muss.

Und ich würde mit einem Baby in dem Alter keine Hinausschiebeübungen machen. Das bringt nix ausser Geschrei und Stress. Lieber einfach nach Bedarf stillen oder das Fläschchen geben. Und richte dich nachts so bequem wie möglich ein, so dass dein Kreislauf nicht hochgefahren werden muss, wenn du stillst. Bei Cosleeping ist erwiesen, dass sich die Schlafzyklen des Kindes und der Mutter mit der Zeit synchronisieren und die Mutter nicht aus dem Tiefschlaf geweckt wird und es so für sie besser zu leisten ist. Zudem kannst du im Liegen stillen.

Es ist übrigens normal, dass Babies in dem Alter nachts noch stillen oder nach der Flasche verlangen. Und ich kann mir gut vorstellen, dass wenn dein Kind tagsüber mehr Kalorien bekommt (nachstillen, es heisst ja BEIkost und nicht HAUPTkost!), dass sich die Nächte von selber wieder bessern.

Im Übrigen hast du auch jetzt noch Stillberatung zu gute. Bei der LaLecheLiga hat es kompetente Leute...

Ich wünsche dir, dass du deinen Weg findest und sich eure Lage bald wieder beruhigt.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

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Allegra85
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Re: Stillrhythmus reduzieren klappt nicht.

Beitrag von Allegra85 »

@verena
Meine Stillzeit ist schon etwas her, aber deine Frage hat mich angesprochen.

Ich finde auch, dass du die Mahlzeiten vergrössern solltest am Tag. Also Brei und anschliessend stillen füllt den Magen doppelt. (Wie stella schon schrieb)
Spätnachmittags und abends würde ich so oft wie möglich stillen, nach 2-3 tagen gibts dann mehr Milch abends und ruhigere Nächte. Für in die Kita würde ich mir überlegen Milchpulver zu besoregn. meine Kinder konnten in dem Alter gut zwischen Brust und Schoppen unterscheiden und haben beides geschätzt. Und wenn du Abpumpen kannst, kannst du das ja trotzdem in die Kita mitgeben.
Allegra85 with boys 2009 & 2011

Verena
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Re: Stillrhythmus reduzieren klappt nicht.

Beitrag von Verena »

Danke für eure Antworten. Ich habe schon an diese Mischform stillen + schoppen + Beikost gedacht. Ich stille im Moment auch immer nach nach den Beikostmahlzeiten. Und wir schlafen seit Anbeginn im selben Bett was bis vor einiger Zeit auch gut geklappt hat : halb aufwachen, Kind heranziehen, weiter mit Tiefschlaf. Die Synchronisation klappt schon, das Problem bin ich. Der Gedanke an den Arbeitsbeginn stresst mich wohl so sehr, dass ich noch schlechter schlafe und mein Spatz passt sich mir an - nicht umgekehrt. Ergo noch weniger Schlaf und Kraft tagsüber und dann kommt jetzt auch noch deutlich weniger Milch beim Abpumpen. Ein Teufelskreis. Ich hoffe, dass es mir noch gelingt den zu durchbrechen... ein verschieben des Arbeitsstarts ist leider nicht möglich, ich habe sowohl einen Vertrag mit meinem Arbeitgeber für den unbezahltem Urlaub abgeschlossen und mit der Kita.

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mimetta
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Re: Stillrhythmus reduzieren klappt nicht.

Beitrag von mimetta »

Liebe Verena

Mich hat der Arbeitsbeginn bei allen drei Kindern gestresst. Ich freute mich zwar auf die Arbeit, aber es gab immer wieder Situationen wo ich gedacht habe "Oh gott, wie soll das denn klappen wenn ich arbeite?!". Ich denke das ist normal (und ich war nicht alleinerziehend, da ist der Druck ja gleich noch höher). Es hat dann aber immer geklappt, es hat sich einfach immer irgendwie ergeben:
Kind 1: Kita mit 4 Monaten, kurz abgepumpt, bald war es mir zu aufwändig und sie hat in der Kita Schoppen getrunken, zu hause gestillt und dann ab 6 Monaten nur noch Schoppen.Brei hat sie nie gegessen.
Kind 2: Kita ab 8 Monaten, wollte nur Stillen, kein Schoppen genommen, sehr wenig Brei. In der Kita ging es aber mit Brei und Schoppen (sie nahm einfach immer nur ein paar Schlücke, nicht so in einem Zug) und fingerfood. War kein Problem, einfach wenn ich kam wollte sie sofort stillen (bis fast 2 jährig).
Kind 3: Kita ab 9 Monaten, hat viel Brei gegessen und Schoppen, zu hause gestillt.

Meiner Erfahrung nach kannst du nicht allzu viel machen, um das Kind auf die Kita vorzubereiten bezüglich Stillen und Essen. Super praktisch ist es wenn das Kind gut Brei ist, aber das kannst du nicht steuern. Wegen Abpumpen finde ich, musst du schauen, ob es für dich drinliegt und ob es sich lohnt. Mir war es schnell viel zu mühsam (dann auch noch immer die Milch rumtragen etc.) und es hat immer geklappt mit trotzdem stillen zu hause (und wenn es nicht geklappt hätte, dann hätte ich es nicht so schlimm gefunden).

Auch denke ich, dass du nicht gross steuern kannst, ob dein Kind in der Nacht viel stillt oder nicht. Ich verstehe aber sehr gut, dass es an den Kräften zehrt. Manche Kinder schlafen besser mit Schoppen, meine allerdings nicht und schoppen machen in der Nacht ist auch doof.

Wegen Kalorien und Abnahme: Auch das ist sehr oft so und der Kinderarzt findet es ja auch ok. Mein 2. Kind war eine sehr feine, ich habe ihr nie Früchtebrot pur gegeben, sondern immer mit Haferflocken, das hat mich beruhigt und sie hatte es lieber.

Lange Rede, kurzer Sinn: Es kommt sicher gut und wird klappen mit dem Arbeiten und der Weg (Abpumpen, Schoppen, Brei etc.) werdet ihr ganz sicher finden. Du bist ja auch nicht alleine, die Kita-Betreuerinnen können das mit dir ja anschauen und eine Lösung finden. Der Schlafmangel wird sicher immer da sein, aber es wird gehen (und arbeiten war für mich teilweise auch sehr erholsam: alleine aufs WC, Kaffeepause in Ruhe, etc).
Ich wünsche dir alles, alles gute!
Lieben Gruss Mimetta

:D 2010, :P 2013, 8) 2015

Lunapark
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Re: Stillrhythmus reduzieren klappt nicht.

Beitrag von Lunapark »

offtopic: an diesem Beispiel sehe ich mal wieder, wie zutiefst menschenfeindlich die Mutterschaftsregelung in der Schweiz ist. Zum Vergleich: es gibt europäische Länder, die 2 (zwei) bezahlte Jahre zum daheim bleiben und Kind grossziehen anbieten. Das ist vielleicht auch extrem, aber ein Säugling mit 6 Monaten ist nur in wenigen Fällen wirklich bereit, sich von seiner Mutter zu trennen. Sorry für das offtopic.

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ChrisBern
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Re: Stillrhythmus reduzieren klappt nicht.

Beitrag von ChrisBern »

Lunapark hat geschrieben: Fr 23. Aug 2019, 17:20 offtopic: an diesem Beispiel sehe ich mal wieder, wie zutiefst menschenfeindlich die Mutterschaftsregelung in der Schweiz ist. Zum Vergleich: es gibt europäische Länder, die 2 (zwei) bezahlte Jahre zum daheim bleiben und Kind grossziehen anbieten. Das ist vielleicht auch extrem, aber ein Säugling mit 6 Monaten ist nur in wenigen Fällen wirklich bereit, sich von seiner Mutter zu trennen. Sorry für das offtopic.
Ich denke auch immer: das kann sich nur jemand überlegt haben, der noch nie gestillt hat.;-)

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ChrisBern
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Re: Stillrhythmus reduzieren klappt nicht.

Beitrag von ChrisBern »

Ggf könntest du wirklich mit Schoppen versuchen, wenn es langsam an die Substanz geht. Man kann sich auch nachts mit Schoppen organisieren (auch wenn das andere praktischer ist). Drücke die Daumen, finde, der Übergang ist einfach schwierig und es dauert ein bisschen, bis sich alles eingeschwungen hat (bei mir: ein Kind Schoppen verweigert, konnte dann länger aussetzen, ein Kind hat sich selbst abgestillt, sobald der Brei kam und hat tagsüber nur Brei gegessen und nachts Schoppen).

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