Verhandeln bis zum Umfallen

Allgemeine Themen ab dem 2. Lebensjahr

Moderator: conny85

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ChrisBern
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Verhandeln bis zum Umfallen

Beitrag von ChrisBern »

Ich hoffe mal auf ein paar Tipps und Ratschläge, mein Sohn bringt mich gerade an meine Grenzen...

Mein Sohn hat seit dem Start des Trotzalters schon immer intensive trotzphasen gehabt: mit auf den Boden werfen, locker eine halbe Stunde schreien, nichts hilft. Das fand ich anstrengend, aber ok.
Seit neuestem (fing schon im Sommer an, wird immer schlimmer, er wurde im Sommer 3) verhandelt er die ganze Zeit und immer mehr. Vor allem am Abend: wir haben ein klares Ritual (Sandmännchen, Zähneputzen, eine Geschichte, Milch, Schlaflied, alleine einschlafen). Sukzessive fing er an, nach dem Sandmännchen alles auszuhandeln: nochmals hopsen, noch mehr Geschichten, noch ein schlaflied, noch mal pisi, "er müsse noch was machen" etc. Tue ich das nicht, schmeißt er sich auf den Boden und brüllt eine halbe Stunde. Kompromiss aushandeln klappt partiell, braucht aber viel Nerven und Zeit. Einfach machen führt manchmal zur Zufriedenheit, manchmal nicht. Das Abendritual zieht sich ewig hin, entweder wegen Geschrei und weil er noch zeugs macht oder einfach wegrennt. Er hat auch viel Kraft, gegen seinen Willen kriege ich keinen schlafanzug angezogen. Damit kommt er jetzt auch immer später ins Bett, was mich total nervt. Ich weiss auch nicht: wo lohnt sich nachgeben? Wo nicht? Wo muss ich hart bleiben? Ich bin sehr strukturiert, mache auch ansagen wie "und jetzt machen wir XY und dann geht's ab ins Bett", sage auch klar, dass es nur eine Geschichte gibt etc, das interessiert ihn aber nicht. Ich bin langsam am Ende meiner Kräfte.

Achja: vom Papa lässt er schon seit fast immer nix machen. Bzw wählt er nur den papa, um uns auszuspielen und brüllt dann doch nach mir.

5erpack
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Re: Verhandeln bis zum Umfallen

Beitrag von 5erpack »

Ohje, das kenne ich nur zu gut!
Ich hab da auch öfters an mir gezweifelt und dachte nur ich hätte solche Kinder.
Nun, man lernt ja mit der Zeit 😂

Ich würde als erstes mal die Schlafenszeit verschieben.
Dann das Ritual umdrehen.
Zuerst ein Glas Milch, die Geschichte nicht im Bett sondern im Wohnzimmer. Danach geht’s ins Bad und die Zähne werden geputzt.
Wenn dann der Junior im Bad ist, gleich das pijama anziehen. Aber ganz ehrlich, in der Zeit haben fast alle meine Kids häufig nur eine Unterhose angehabt.
Das pijama hab ich Ihnen dann im Schlaf kurz angezogen, oder einfach ein Shirt. In der Zeit war das halt einfach schwierig, Kleider anziehen etc. Meist waren die Jungs den ganzen Tag nur in Unterhose.
Dann langsam in Richtung Schlafzimmer und Bett.
Meine Kinder haben noch etwas gespielt im Bett und sind dann irgendwann eingeschlafen oder ich bin dann dazu gekommen und hab die Sachen verräumt mit der Ansage das jetzt Zeit ist zum schlafen.

Vielleicht hilft es dir ja.
wenn ich wieder einmal Vorurteile habe, mache ich die Augen zu und denke mit meinem Herzen ♥️

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Lotus
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Re: Verhandeln bis zum Umfallen

Beitrag von Lotus »

Bei solchen Titeln denk ich oft einfach "Ja" und "Aushalten" ;)
Da meine Mittlere nicht diskutierbar war - sie fand und findet Kompromisse etwas ganz Schlimmes - erklärte ich ihr immer, wann für mich Feierabend war und es gab ein Ende, für mich. Es ist ein wenig kleinlich, aber ich kann in der Ich - Argumentation einfach besser meine Überzeugung klar machen und dem Kind Freiraum lassen ohne, dass ich mich verrenne in Argumentation.

Ps: meine Kids haben alle 3 viel Freiräume beim ins Bett gehen, wenn man da ein wenig Vertrauen hat, können sie es von klein an gut selbst merken, wann sie müde sind, bzw mein Sohn zB: Ich frage: Bist du nicht müde? Um diese Zeit solltest du mal bald ins Bett, damit du genug schläfst. (Also ich berate und beobachte!)
Er: Nein, ich bin nicht müde
5 Minuten später: So, ich geh ins Bett, ich bin müde.
Ich: :)
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sonrie
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Re: Verhandeln bis zum Umfallen

Beitrag von sonrie »

Schon mal versucht die Verantwortung zurück zu spielen? Ich habe ein Kind welches nichts mehr hasst, als nicht selber entscheiden können, ist aber etwas älter als dein Sohn. Was gut funktioniert ist, wenn ich ihm sage was ich von ihm will - (Piji anziehen, Zähne putzen, gegen 8h im bett sein), ihn frage was er noch will/braucht (Wasserflasche füllen, Lego spielen, TV schauen, Geschichte vorlesen etc.) und ihn dann frage, wie er das jetzt machen will bzw. wie wir das hinkriegen.
Er kommt dann meistens mit einem Plan daher "ich spiele noch fertig Lego. Kannst du meine Wasserflasche füllen und schon mal den TV anstellen, dann putze ich meine Zähne und zieh mich um und komm dann runter"). Oder er braucht ein paar Informationen mehr:
wir schaffen TV UND Vorlesen nur, wenn das Lego spielen in 5 min zu Ende ist).Er braucht informationen und Rahmenbedingungen, die klar sind, innerhalb derer er sich aber frei bewegen kann.
Funktioniert mittlerweile ganz gut so und hat sich so etabliert. Stress gibts immer dann, wenn ihm jemand was "aufdrücken" will bzw. er nicht gefragt/angehört wird.
"Wenn Aufregung helfen würde, Probleme zu lösen, würde ich mich aufregen." (Angela Merkel in "Die Getriebenen")

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carina2407
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Re: Verhandeln bis zum Umfallen

Beitrag von carina2407 »

Hab Dir leider nicht viele Tips, meine Kinder sind Meister im Verhandeln, ein Nein wird selten auf Anhieb akzeptiert, ganz der Vater :roll: :D . Tja, ich bin die einzige in der Familie, der nach 3 Argumenten die Ideen ausgehen, kannst Dir mal vorstellen, wie das manchmal abläuft, mittlerweile sind sie 10 und 13. Der Tochter ist noch mit vernünftigen Argumenten beizukommen, sie lenkt dann oft ein, der Grosse rennt meistens ins Verderben, lernt aber selten was draus. Aktuell hat er grad wieder 1 Monat PS-Verbot, scheint ihn nicht gross zu kratzen, die Hoffnung dass irgendwann irgendwas mal fruchtet, habe ich noch nicht aufgegeben, so zwischendurch gibts Licht am Ende des Tunnels :lol: . Wenn sie mal sagen "Ja ist gut, mach ich" oder "Ja Mama das ist o.k" oder Gott bewahre :shock: "Du hast ja recht, ist besser so" , dann erschreck ich schon beinahe, für mich ist es normal dass bei fast allem rumdiskutiert wird seit sie sprechen können. Einige Sachen klappen dafür ganz gut, sie gehen seit jeher problemlos in die Schule auch wenn es sie angurkt, wenn ich sie bei etwas um Hilfe bitte ist das kein Thema, selten wird gemurrt, wenn ich finde sie sollen sich warm anziehen machen sie das, in der Regel sind sie pünktlich zu Hause und halten sich gut an allgemeine Regeln. Aber sonst, jeder Peanut wird zu Hause verhandelt, auch bei Hausaufgaben und Lernen , da wird lieber eine halbe Stunde verweigert, hinausgezögert oder rumdiskutiert, statt vorwärts zu machen. Duschen, Zähne putzen, Zimmer aufräumen ect, beim Grossen vor allem ins Bett gehen (da ist die Kleine pflegeleichter, geht ohne murren) , alles mühsam und nur unter Androhung von Konsequenzen machbar, ich kenne gar nichts anderes, und es braucht manchmal unheimlich viel Kraft. Als sie klein waren, sind sie immer gehüpft oder gerannt, normal laufen kannten die nicht, lautes Stop auch nicht, ich musste sie immer "körperlich" zurückholen oder stoppen, es war super anstrengend, getäubelt haben beide auch sehr gern, das musste ich leider einfach aushalten. Das tun sie heute nicht mehr, dafür wird die Tochter jetzt zickig wenn sie etwas nicht darf und der Grosse frech.

Also von daher kann ich dir nur raten , such dir die Kämpfe aus, die du bestreiten willst, also bei den Sachen wo es Dir wirklich wirklich wichtig ist, hart bleiben, und bei weniger wichtigen Angelegenheiten kannst du ihn ja auch einfach mal machen lassen, z.b Zähne putzen ist unumstösslich, dafür spar dir den Stress mit dem Schlafanzug und er soll in Unterhosen schlafen. Kinder spüren ganz genau ob wir es auch innerlich ernst meinen oder es nur sagen und so tun, weil wir es für richtig halten, aber selbst nicht sicher dahinter stehen können.
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ChrisBern
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Re: Verhandeln bis zum Umfallen

Beitrag von ChrisBern »

Danke für eure Tipps! Selbstbestimmung (wann machen wir was) habe ich versucht, aber er hält sich eben nicht an seine Vorschläge. Er ist der Meister im erzählen und nicht einhalten. Je mehr ich frage, desto schlimmer wird es fast, habe ich den Eindruck. Aber vielleicht spreche ich das auch falsch ab, ich weiss es nicht. :-(

5er pack: wie meinst du mit andere Zeit? Kind eher ins Bett, später? Wenn er Einmal im Bett ist, ist kein Problem, er schläft problemlos alleine ein.

Reihenfolge anpassen: unmöglich, er schreit und brüllt. Der alte Rhythmus hat super funktioniert, aber er funktioniert eben nicht mehr und Anpassungen macht er nicht mit.

Wie geht das mit dem "alleine entscheiden lassen, wann er ins Bett geht "? Kann mir das gar nicht vorstellen, aber vielleicht ist das ja eine Lösung?

Er macht das nicht nur abends, sondern Immer, aber abends strengt es mich noch mehr an. Inzwischen brauchen wir vom Sandmännchen ins Bett 1.5h, das geht einfach nicht. Normal waren 30 Minuten max.

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Re: Verhandeln bis zum Umfallen

Beitrag von 5erpack »

Ich meine damit, das Kind später ins Bett bringen.
Also wenn er genug Energie hat 1,5 Stunden zu diskutieren, dann ist er zu wenig müde.
Zumindest war das bei uns so.

@ selbständig. Also das hätte bei uns nie funktioniert.

@ selbstverantwortung etc.
Vielleicht hilft ja das. Meinen Kindern hab ich früher so ein Plakat gebastelt. Laminiert natürlich.
Darauf hatte es halt den Tagesablauf. Dem Pfeil könnte ich dann immer an die nächste stelle kleben. ( patafix hält gut). Die kinder wussten dann immer was nun kam.
Den Tipp hab ich von der Logopädie damals erhalten.
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ChrisBern
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Re: Verhandeln bis zum Umfallen

Beitrag von ChrisBern »

Er ist schon total müde, ich habe eher den Verdacht, ich bringe ihn zu spät ins Bett. Er diskutiert umso mehr, je müder er ist. Ich überlege, ob ich einfach eher anfange, dann fühle ich mich nicht so gestresst.

Das ist ne super Idee, mit den Schritten auf laminat. Das kann ich wirklich mal versuchen. Das kann ich ja mit ihm zusammen machen, das probiere ich mal aus.

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carina2407
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Re: Verhandeln bis zum Umfallen

Beitrag von carina2407 »

Also Selbstbestimmung würde bei meinen auch nicht funktionieren. Grosses blabla und dann doch nichts davon einhalten :roll:
Früher anfangen ist eine gute Idee, das mache ich auch des Öfteren, abends oder auch wenn wir irgendwo hin müssen, dann sage ich das schon 1Stunde vorher und sie sollen parat legen, was sie mitnehmen möchten. Nimmt etwas den Stress raus.
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Malaga1
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Re: Verhandeln bis zum Umfallen

Beitrag von Malaga1 »

Ich weiss nicht, ob du das hören willst: Mein Sohn verhandelt auch noch mit 10 alles, ALLES! Und das mit unglaublicher Ausdauer, Vehemenz und sprachlichem Geschick. Ich bin nicht auf den Mund gefallen (böse Zungen brhaupten, er käme ganz nach mir...), aber ich muss mich echt anstrengen, dass er mich nicht verbal an die Wand nagelt. Als er ungefähr so alt war wie deiner, kam ich auf die gloriose Idee einer Stickerkarte. Nach drei Tagen habe ich entnervt das Handtuch geworfen. Es war jeder Tag eine riesige Diskussion, ob es nun einen Sticker gibt.

Tipps? Schwierig... Bei uns hilft am besten lange Leine und weit gesteckte Grenzen. Und vorher GENAU überlegen, welche Kämpfe man austrägt und welche nicht. Bei den Sachen, die man austrägt, erklären, begründen, aber nicht diskutieren - 10 mal, 100 mal, 1000 mal....
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naura
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Re: Verhandeln bis zum Umfallen

Beitrag von naura »

Wie alt ist dein Sohn? Für mich klingt es eher nach der Suche nach der Grenze... er hat deine bald erreicht, wie du schreibst.. vielleicht möchtest du sie vorher neu für dich abstecken, bevor er so weit ist? Für eine Idee meinerseits bräuchte ich das Alter..
mit Meite (07)
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Wir sind da um zu strahlen, wie es die Kinder tun.
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ChrisBern
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Re: Verhandeln bis zum Umfallen

Beitrag von ChrisBern »

naura hat geschrieben: Mo 19. Okt 2020, 14:46 Wie alt ist dein Sohn? Für mich klingt es eher nach der Suche nach der Grenze... er hat deine bald erreicht, wie du schreibst.. vielleicht möchtest du sie vorher neu für dich abstecken, bevor er so weit ist? Für eine Idee meinerseits bräuchte ich das Alter..
Wie oben geschrieben, er ist im Sommer 3 geworden.

Mein Mann war wohl ähnlich... hoffe immer noch auf einen guten Tipp! :-)

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naura
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Re: Verhandeln bis zum Umfallen

Beitrag von naura »

:oops: Oh sorry, ich hab extra nochmals durchgeschaut und es nicht gesehen! Liegt wohl am heutigen Tag, exgüsi.

Ich schreibe jetzt einfach meine Meinung/Ansicht/Ideen und hoffe ich schreibe oft genug "mMn" oder aus meiner Sicht oder ähnliches, damit sich niemand auf den Schlips getreten fühlt, obwohl ich eine etwas andere Haltung habe als bisher geschrieben wurde.

Also ich glaube nicht, dass ein 3jähriges Kind wirklich einschätzen kann, wie ein Abendablauf/Ritual am besten laufen soll, damit es klappt mit genügend Schlaf etc. Trotzdem kannst du dir optional überlegen mit ihm an einen Tisch zu sitzen, morgens, wenn er fit und munter ist - und mit ihm mit Zeichnungen die verschiedenen Punkte des Abendrituals aufzeichnen und dann besprechen, was er gut findet, was nicht und was ihm allenfalls noch fehlt und das einbauen. Danach ist dieser Ablauf grundsätzlich geltend - gestalte ihn also so, dass du ihn durchziehen kannst. Falls er nicht mitgestalten soll inhaltlich, kann er vielleicht einfach beim Gestalten des Ablaufs auf einem Papier mithelfen.

Ich würde auf jeden Fall weiterhin die Einheit Fernsehen (braucht es die überhaupt abends? wenn er ja eh schon müde/überdreht ist..) vom Programmpunkt nach dem Umziehen/Zähneputzen etc. ansetzen und optional anbieten (nur wenn es zeitlich reicht). Wenn also das ganze zu lange dauert, liegt das halt nicht mehr drin, weil um xx Uhr ist Bettzeit/Geschichte erzählen. Ich persönlich habe mit Meite erst ab 4 TV Einheiten geschaut und habe es immer sofort wieder für längere Zeit abgesetzt, wenn es danach irgendwie Theater gab. TV ist mMn ein absolut unnötiger Bonus für Zeiten, wo es auch sonst gut läuft. Das ist nicht mal als Strafe gedacht, sondern vielmehr als Entlastung des ohnehin schon überlasteten Gehirns/Gefühlswelt in vielen Phasen der Kindheit.

Ich finde er schreit nach Grenzen, auch weil Kompromisse oder Machenlassen etc. nicht funktionieren. Ich halte nichts von "nachgeben" in diesem Alter. Er hat meinem Gefühl nach fast "zu viel" Verantwortung, wenn er bestimmen kann, dass Papa nichts machen kann, sondern nur du ihn ins Bett bringen kann. So kannst du ja nie aus der Situation gehen, wenn es dir zu viel ist, das würde ich nicht mitmachen. In das neue Abendritual würde ich einbeziehen, dass ihr euch abwechselt, das kannst du auch gut erklären, weil es so lange dauert/du abends so müde bist etc. kannst du das nicht mehr nur alleine machen. Aber ebe, das könnt ihr nur so kommunizieren, wenn ihr es auch durchzieht. Wenn er spürt, dass ihr beide ganz klar seid, auf einer Linie und das durchzieht, wird es sich (hoffentlich) nach einer Anpassungszeit reinentspannen können in die neue Situation. Denk dabei an deine Grenzen/Nerven und dass du zwar eine fürsorgliche Mutter sein möchtest, aber in erster Linie auch eine nervlich/emotional stabile. Das ist der Grund wieso du die Grenzen so absteckst, wie es für dich stimmt.
mit Meite (07)
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ChrisBern
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Re: Verhandeln bis zum Umfallen

Beitrag von ChrisBern »

Liebe naura, danke dir vielmals! Ja, ich habe auch den Eindruck, es braucht grenzen, und gleichzeitig habe ich fast Angst, die zu ziehen, weil seine Reaktion massiv ist.:-( und ich glaube, das merkt er auch, mir graut es schon vor dem Abend und das ist sicher nicht gut. Ich möchte meine klare Mitte da auch wieder finden, wie ich geschrieben habe, ich gebe abends viel Struktur und möchte das auch beibehalten, leider torpediert er das gerade.
Ich werde auf alle Fälle versuchen, anziehen und Zähneputzen vor dem TV zu machen. Wegen TV: ich habe noch eine grosse Tochter. Und ihr ist das wichtig und sie liebt das Ritual. Ich auch, das ist meine Kindheit. :-) halt so richtig DDR. Meine Tochter wird schon manchmal kollektiv für ihren Bruder mitbestraft, also möchte ich das nicht ändern, sie hat schon mühe mit der Rolle und dem Bruder. Aber ja, bei ihr gab es das in dem Alter nicht. ;-)

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Netterl
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Re: Verhandeln bis zum Umfallen

Beitrag von Netterl »

Bzgl Grenzen ziehen. Die sich als etwas vorstellen, das dem Kind Halt gibt. das hat mir geholfen. Ich kann aber nicht wirklich mitreden, da meine Kids bzw mein Großer erst im Teeniealter mit dem Diskutieren anfingen. :lol: Beim Jüngeren war durchaus schlicht Gebrüll angesagt.

Den einen Tag brachte ich den Jüngeren ins Bett, mein Mann den Größeren und das wurde täglich gewechselt. Das ist heute noch so, nur dass einer Küche und einer Kinder übernimmt. Den Großen muss keiner mehr ins Bett bringen, höchstens der uns. :lol:

Mein Jüngerer fand den Wechsel übrigens megadoof, denn es gab Papaphasen und Mamaphasen und in der jeweiligen Phase wurde alleine schon die Aussicht, dass Mama/Papa ihn heute ins Bett bringt mit Geheul quittiert. Wir haben uns davon aber nicht groß beeindrucken lassen, sondern sind mit dem Wechsel strikt weitergefahren.
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tantchen
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Re: Verhandeln bis zum Umfallen

Beitrag von tantchen »

ich unterschreibe faul bei den anderen.
Und was manchmal auch einfach ganz schwierig ist: nicht verhandeln, denn dann drückt man sich vor Unzufriedenheit. Aber das gibts einfach im Leben, dass etwas nicht so läuft wie man möchte und wenn du klar bleibst nimmst du ihm nichts weg, sondern gibst ihm die Fähigkeit mit Frust umzugehen.
Und dafür braucht es etwas was manchmal ziemlich schwierig ist: AUSHALTEN,

...dass er schreit,
...dass er nicht einverstanden ist
...dass er verhandelt
....dass du frustriert bist
...dass du ein cleveres Kerlchen hast, dass dir etwas beibringt.

Als ich das Aushalten erlickt habe, war das wie eine befreiung :D

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Lotus
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Re: Verhandeln bis zum Umfallen

Beitrag von Lotus »

carina2407 hat geschrieben: Mo 19. Okt 2020, 13:51 Also Selbstbestimmung würde bei meinen auch nicht funktionieren. Grosses blabla und dann doch nichts davon einhalten :roll:
Früher anfangen ist eine gute Idee, das mache ich auch des Öfteren, abends oder auch wenn wir irgendwo hin müssen, dann sage ich das schon 1Stunde vorher und sie sollen parat legen, was sie mitnehmen möchten. Nimmt etwas den Stress raus.
Selbstbestimmung "funktioniert" nicht sondern das muss man zulassen. Auch ich kann das nicht immer. Ehrlich. Manchmal habe ich auch keine Geduld dafür oder will etwas einfach nach meinen Vorstellungen umsetzen.
Aber beim Zubettgehen fällt mir das leicht. Man muss da aber Vorarbeit und Nacharbeit leisten-> Erklären, begleiten, erklären, möglicher Kinderfrust aushalten. Es dauert nicht weniger lang, als eine Grenze zu ziehen, es ist einfach so, dass ICH damit im Reinen bin und die Kids das genau spüren.
Wenn mir jemand sagt "ich bin nicht müde" oder "ich will nicht ins Bett" habe ich sehr viel Verständnis und ich selbst kann nur ganz schlecht nach Uhrzeit funktionieren :) darum habe ich den anderen Weg gewählt und meine Kids (3 total verschiedene) gehen meistens selbstbestimmt ins Bett - zwischen 20 und 23 Uhr. Mal so mal so. Sie lassen sich teilweise auch beraten der Druck ist absolut raus. Etwa wie beim Zähneputzen, oder Hausaufgaben machen...auch so Themen, die bei uns in Kinderhänden liegen und funktionieren. (Wir haben auch Baustellen imfall :lol: )

Es war nur ne Idee, jeder wie er will, solange er dabei zufrieden ist und dem Kind gut tut :)
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Re: Verhandeln bis zum Umfallen

Beitrag von ChrisBern »

Ab wann kann ein Kind selbständig das Bettgehen regulieren? Habt ihr da Erfahrungen?

Mein Sohn sagt übrigens nie, er sei nicht müde oder wolle nicht ins Bett. Kaum habe ich gelesen, ist es oft gemütlich (wenn er nicht noch ne Geschichte verhandelt) und er ist zuckersüß bei Licht aus und gute Nacht Kuss. Er ist gerne in seinem Bett. Er kommt meistens auch nur noch einmal pisi noch raus - oder halt mit etwas, dessen Wunsch ich nicht nachgegeben habe (wenn ich beispielsweise sage, es ist zu spät für logo Übungen, dann kommt er noch mal raus und findet, die müsste er jetzt unbedingt machen).

Ich glaube, es ist gar nicht unbedingt das bett, sondern er will, dass aktuell alles alles alles nach seinem kopf geht. Und er hat so viel zu tun, was er noch alles machen "muss". Er sagt auch ganz oft (auch beim pieseln gehen und so), er will nichts verpassen. "Mama, muss noch öppis mache" ist sein häufigster Satz aktuell.

Wenn wir am WE mal Ruhe haben, mache ich die Abfolge mit ihm mal auf einem Bild, mal schauen, ob das klappt. Heute habe ich schon mal angefangen, dass wir pünktlich gegessen haben und nicht schon auf die letzte Sekunde dran sind. Ich habe das jetzt mit meinem Mann besprochen, dass ich das blöd finde, wenn wir schon zu spät starten und das hat er verstanden. Mein Mann ist halt jemand, der gegen halb sieben dann gerne mal anfängt, gemütlich zu kochen und es dauert schon ewig, ehe es essen gibt. An dieser Schraube möchte ich unbedingt drehen, dieser Blick auf die Uhr am Abend, das nervt mich. Und ich will einfach nicht, dass mein Feierabend erst um neun anfängt.

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Re: Verhandeln bis zum Umfallen

Beitrag von carina2407 »

Lotus hat geschrieben: Mo 19. Okt 2020, 18:22
carina2407 hat geschrieben: Mo 19. Okt 2020, 13:51 Also Selbstbestimmung würde bei meinen auch nicht funktionieren. Grosses blabla und dann doch nichts davon einhalten :roll:
Früher anfangen ist eine gute Idee, das mache ich auch des Öfteren, abends oder auch wenn wir irgendwo hin müssen, dann sage ich das schon 1Stunde vorher und sie sollen parat legen, was sie mitnehmen möchten. Nimmt etwas den Stress raus.
Selbstbestimmung "funktioniert" nicht sondern das muss man zulassen. Auch ich kann das nicht immer. Ehrlich. Manchmal habe ich auch keine Geduld dafür oder will etwas einfach nach meinen Vorstellungen umsetzen.
Aber beim Zubettgehen fällt mir das leicht. Man muss da aber Vorarbeit und Nacharbeit leisten-> Erklären, begleiten, erklären, möglicher Kinderfrust aushalten. Es dauert nicht weniger lang, als eine Grenze zu ziehen, es ist einfach so, dass ICH damit im Reinen bin und die Kids das genau spüren.
Wenn mir jemand sagt "ich bin nicht müde" oder "ich will nicht ins Bett" habe ich sehr viel Verständnis und ich selbst kann nur ganz schlecht nach Uhrzeit funktionieren :) darum habe ich den anderen Weg gewählt und meine Kids (3 total verschiedene) gehen meistens selbstbestimmt ins Bett - zwischen 20 und 23 Uhr. Mal so mal so. Sie lassen sich teilweise auch beraten der Druck ist absolut raus. Etwa wie beim Zähneputzen, oder Hausaufgaben machen...auch so Themen, die bei uns in Kinderhänden liegen und funktionieren. (Wir haben auch Baustellen imfall :lol: )

Es war nur ne Idee, jeder wie er will, solange er dabei zufrieden ist und dem Kind gut tut :)
Nicht falsch verstehen, ich finde das super wenn es zu den Kindern passt und sie damit umgehen können, ich wünschte wir könnten das so handhaben. Aber meine nützen sowas einfach gnadenlos zu ihrem Vorteil aus, deshalb würde ich es in der Form nicht machen , und deshalb der Augenroller. Der war nicht für dich sondern für meine Kinder :lol:
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Re: Verhandeln bis zum Umfallen

Beitrag von ChrisBern »

Ich hatte mal was zu dem selbstregulierten schlafen gelesen: das kann man halt nicht einfach mal machen, sondern man muss sich konsequent dafür entscheiden und es dauert, bis das funktioniert und das muss man aushalten. Im "geliebtesten Wunschkind" ist das gut beschrieben, ich habe mich nur gefragt, ob es da eine Altersgrenze gibt. Drum habe ich gefragt.

Aber das Buch sollte ich glaub wieder mal vornehmen. ;-)

Hatten übrigens einen super Abend, aber dann kam ein mega Unfall (ich sag nur Schlittschuhe und nackte füsse), dann nach Tränen trocknen auf allen Seiten langsam Ruhe, dann noch ein K...-unfall im Bad...und jetzt brauche ich einen Rotwein...prost!

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