Wie umgehen mit Enttäuschung?

Schwanger oder noch nicht?

Moderator: Züri Mami

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swozzie99
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Wie umgehen mit Enttäuschung?

Beitrag von swozzie99 »

Liebe Mamis

Ich habe schon einmal so etwas in dieser Richtung hier geschrieben, muss mich aber nochmals ausheulen...

Wir haben einen wundervollen 18-monatigen Sohn. Ein ICSI-Erfolg 2018. Die Kryo im Nov/2020 war erfolglos. Wir haben nochmals eine ICSI gewagt und hatten 2 Blastozysten, welche wir transferiert haben, leider erfolglos.

Das war's jetzt also, aus der Traum. Und das sage ich, weil ich gestern 44 Jahre alt wurde. Und gestern kam die Blutung... Schönes Geburtstagsgeschenk...

Auf der einen Seite denke ich "wir haben unseren wunderbaren, gesunden Jungen, sei dankbar und froh, dass es damals geklappt hat". Auf der anderen Seite hätten wir uns so gerne ein Geschwisterchen für ihn gewünscht. Beim ersten Mal im 2018 hat es gleich beim ersten Versuch geklappt, wieso diesmal nicht?

Ich habe auch grausam Mühe mit der Tatsache, dass er als Einzelkind aufwachsen wird. Kein streiten hinten im Auto. Kein giggeln und lachen mit dem Bruder, der Schwester beim Einschlafen. Kein gemeinsames Weihnachten, kein Gpändli in den Ferien, immer alleine spielen zuhause usw. Meine grösste Sorge ist einfach, dass er einsam sein wird obwohl wir uns bemüht sind, Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Doch es ist einfach nicht dasselbe.

Ich weiss einfach nicht wie umgehen damit. Ein Spendeei ist für uns keine Option. Im Moment fühle ich mich einfach nur besch... und könnte nur heulen. Was mir dann meinem Sohn gegenüber ein schlechtes Gewissen macht, es ist ja nicht, dass er nicht genug ist!!

Versteht mich hier jemand? Bitte keine 'ihr seid ja eh zu alt' oder 'seid doch froh hat's überhaupt geklappt' Sprüche.

Danke euch...

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Feenstaub
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Re: Wie umgehen mit Enttäuschung?

Beitrag von Feenstaub »

Liebe swozzie

Es tut mir sehr leid dass du ausgerechnet an deinem Geburtstag erfahren musstest, dass es erneut nicht geklappt hat. Ich drücke dich unbekannterweise.
Ich kenne viele glückliche Einzelkinder, die zwar ab und zu dachten, es wäre schön ein Geschwister zu haben, aber es nicht in dem Sinne vermisst haben. Und viele Geschwister haben bald ihre eigenen Freunde und spielen gar nicht immer so viel miteinander. Ich verstehe sehr gut, dass du dir noch ein Kind wünschst, aber für deinen Sohn muss das kein Verlust sein, für ihn wird es normal sein, dass ihr zu dritt seid, und man kann ihm ja erklären, dass es leider nicht nochmals geklappt hat und man aber unendlich glücklich sei, ihn zu haben. Ich wünsche dir sehr, dass du - wenn es nun an der Zeit sein sollte - trauern und abschliessen kannst.

Ich habe auch ein Einzelkind (2 Jahre alt) durch ICSI und wir sind uns noch nicht ganz einig wie weiter, aber tendenziell versuchen wir es nicht mehr. Es ist natürlich bedeutend einfacher wenn man sich bewusst so entscheidet, als wenn es die Natur macht, aber ich kann dich trotzdem sehr gut verstehen.
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swozzie99
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Re: Wie umgehen mit Enttäuschung?

Beitrag von swozzie99 »

danke dir Feenstaub. Momentan bin ich einfach nur sehr traurig. Ich habe auch Mühe zu verstehen, wieso es beim 1. ICSI so reibungslos geklappt hat und jetzt 2x nicht. Obwohl, mein Kopf sagt mir, es hat nicht sollen sein. Doch mein Herz... es blutet...

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Feenstaub
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Re: Wie umgehen mit Enttäuschung?

Beitrag von Feenstaub »

Du Arme. Das ist doch völlig verständlich, es ist ja auch eine riesen Enttäuschung. Seid ihr euch denn einig, dass ihr abschliessen wollt, oder möchtet ihr es doch nochmals versuchen?
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Miss_Piggy
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Re: Wie umgehen mit Enttäuschung?

Beitrag von Miss_Piggy »

Liebe Swozzie99
Das tut mir von Herzen leid und ich kann deine Gedanken sehr gut verstehen.
Wir haben auch einen wunderbaren Sohn durch die Hilfe einer Kiwu-Behandlung. Daher kenne ich einige Gedanken wie "zufrieden sein, dass es, überhaupt geklappt hat" sehr gut.
Trotzdem darfst du traurig sein und diese Gefühle zulassen.
Ich bin zwar kein Einzelkind, aber ich habe einen grossen Altersunterschied zu meinen Geschwistern, so dass ich teilweise wie ein Einzelkind gross geworden bin.
Es hat mir an nichts gefehlt.. ich hatte die volle Liebe, Aufmerksamkeit, Zuwendung und Zeit meiner Eltern und durfte ganz viel Zeit mit Freunden verbringen. In den Sommerferien hat meine Cousine teils Wochen bei uns verbracht. Ich habe mich überhaupt nicht einsam gefühlt und kenne es gar nicht anders. Ich wurde eine total gesellige, kommunikative Person.
Das schlimmste an der Situation ist sicher, dass du die Entscheidung nicht selber treffen konntest.. :-(
Wie stehst du zu Pflege-/ oder Adoptivkindern?
Auch dieser Weg wäre für uns denkbar gewesen.

Liebe Grüsse und alles Liebe.

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Knuffel
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Re: Wie umgehen mit Enttäuschung?

Beitrag von Knuffel »

Liebe swozzie

Ich bin zwar nicht in derselben Situation wie Du und möchte mir auch nicht anmassen, zu wissen, wie sich Deine Situation anfühlt. Dein Post hat mich einfach berührt und es tut mir unendlich Leid für Dich!

Ich denke, niemand kann Dir sagen, weshalb es bei Eurem Sohn direkt und nun nicht mehr geklappt hat. Wenn es so jemanden gäbe, könnte dieser jemand sicher ganz viel Geld machen (und vielen Paaren helfen).😉

Dass es sich gerade an Deinem Geburtstag herausstellen musste, dass es nicht geklappt hat, ist wirklich fies. Ist es für Euch denn nun klar, dass ein neuer Versuch ausgeschlossen ist? Soo alt finde ich Dich nun nicht, kenne aber auch Eure medizinische Situation nicht.

Dass Ihr einen starken Geschwisterwunsch habt, bedeutet ja nicht, dass Euer Sohn für Euch nicht genug ist. Ich lese Deinem Post viel eher heraus, dass der Geschwisterwunsch v.a. FÜR ihn, damit er eben diese Erfahrung machen kann, besteht. Also alles andere als egoistisch! Und nur weil Du um das Geschwisterchen trauert (ja, ich finde es hat viel mit Trauer und Abschiednehmen zu tun, auch wenn es sich nicht um einen tatsächlichen Menschen handelt), heisst es nicht, dass Du Deinen Sohn weniger liebst oder weniger dankbar für ihn bist. Es ist ein ganz normaler Trauerprozess, der weh tun und schwierig sein darf. Du musst wegen Deiner Reaktion nicht mit Dir hadern.

Meine Schwester ist 6 Jahre älter als ich. Das zusammen spielen fiel also grösstenteils aus und in den Ferien war es dann eher komplizierter, allen gerecht zu werden, als dass wir ein 'Gspänli' hatten. Von dem her ist man nicht zwingend weniger einsam, wenn man Geschwister hat.😉

Meine Nichte ist nun Einzelkind und ich habe nicht das Gefühl, dass sie einsamer ist, als ich damals. Sie ist sehr sozial, hat viele Freundinnen, mit denen sie spielen kann. Ihr Eltern können auch viel mehr auf sie und ihre Bedürfnisse eingehen, was sie weniger könnten, wenn noch ein Kind da wäre. Ich denke nicht, dass sie weniger glücklich ist, als wenn sie ein Geschwisterchen hätte. Ja, sie kann die Geschwister-Erfahrung nicht machen, aber es gibt noch so viel anderes Schönes im Leben.

Ich möchte damit nicht sagen, dass Du nicht trauern sollst, sondern möchte Dir einfach die Hoffnung geben, dass es für Euren Sohn nicht bedeutet, etwas Lebenswichtiges zu verpassen, sondern dass er auch ohne Geschwisterchen glücklich aufwachsen kann. Nicht, dass es Dir deswegen weniger weh tut, aber vielleicht hilft es Dir, Dir ein etwas weniger schlechtes Gewissen Deinem Sohn gegenüber zu machen (das Du im Übrigen nicht zu haben brauchst, aber Gefühle sind halt selten rational).

Fühl Dich gedrückt, wenn Du magst!

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swozzie99
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Re: Wie umgehen mit Enttäuschung?

Beitrag von swozzie99 »

Ihr Lieben... Ich danke euch von Herzen für eure lieben und aufmunternden Worte. Ich habe eure Nachrichten im Geschäft gelesen und musste mich sehr zusammennehmen, nicht loszuheulen (Hormone noch von Behandlung?) :-)
Ich habe nun schon so oft gehört, dass Einzelkinder nicht unbedingt unglücklicher sind, man (also Kind) mit Geschwistern auch nicht immer glücklich ist usw. Ich bin mit einem Bruder aufgewachsen. Und auch wenn wir heute keinen Kontakt haben (wir sind so verschieden, dass ich manchmal nicht glauben kann, dass wir verwandt sind) möchte ich Kindheitserinnerungen mit ihm nicht missen.
Er hat keine Kinder, also keine Cousins oder Cousinen in der Nähe. Die Schwester meines Partners hat auch keine Kinder und da werden auch garantiert keine mehr kommen. Wir wohnen auch in einer sehr kleinen Siedlung, bestehend aus 3 Häusern. Es hat gerade mal 2 weitere Familien mit Kindern im selben Alter. Die einen reden nur türkisch (bis sie in Kindsgi gehen werden) und die Kleine obendran nur russisch (bis auch sie in Kindsgi gehen wird). Also auch nicht gerade so, als wäre der Kontakt gegeben. Evtl. wird man sich im Sommer mal im Sandkasten treffen, mehr aber auch nicht. Alle unsere engeren Freunde haben schon ältere Kinder, eben weil wir Nachzügler sind mit Kinder haben. Und in der jetzigen Coronazeit ist es umso schwerer, regelmässige Kontakte zu pflegen. Ich muss mich echt zusammenreissen, mich nicht isoliert zu fühlen und es persönlich zu nehmen, sondern dass es wirklich einfach wegen der momentanen Situation ist, dass man sich nicht so oft sieht.
Für meinen Partner ist die Sache eigentlich abgeschlossen. Er sieht aber, wie es mich immer noch beschäftigt und mir wehtut. Für mich würde er auch nochmals eine Runde machen. Ich habe gerade vorhin einen neuen Termin für nächste Woche, reden kann man ja mal. Es lässt mich einfach nicht los... Medizinisch gesehen steht uns ausser unserem Alter auch nichts im Weg, wir sind gesund, rauchen nicht, trinken minim mal sozial oder am Wochenende. Der Sport fehlt halt einfach im Moment.
Pflege- oder Adoptivkinder sind momentan keine Option. Die Idee eines Spendeeis sitzt uns auch schräg im Magen (dann hätte unser 2. Kind ja eigentlich ganz viele Halbgeschwister in halb Europa? Komischer Gedanke). Jedem das Seine, aber für uns ist es glaube ich wirklich keine Option. Mal schauen, was die KiWu-Klinik nächste Woche meint.

Nochmals herzlichen Dank euch, feste Umarmung ♥

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