Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Die Zeit des Erwachsenwerdens

Moderator: Züri Mami

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Desroches
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Re: Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Beitrag von Desroches »

@Alebri
Die Briefe "überflogen" hab ich bei den Bewerbungen, welche eher nicht bis überhaupt nicht in Frage kamen (und das war leider ein sehr grosser Teil). Die, welche wir zum Gespräch eingeladen haben, hab ich schon genauer durchgelesen :wink: Zudem bin ich ja nur involviert in den Prozess und nicht die Person, welche entscheidet und die Gespräche führt.

Bei der Lehrstellenbewerbung wird mein Sohn auch ausführlich schreiben, warum er sich für genau diesen Beruf entschieden hat und was ihm daran besser gefällt wie an anderen beschnupperten Berufen. Also grundsätzlich ein ausführlicher geschriebener Brief wie wenn ich mich - bereits im Berufsleben stehend - bewerben würde.

@Bewerbungsmappe
Da stehe ich grad auch wie ein Esel am Berg - "früher" gab es dafür diese "einfachen" Klemmhefter - die sind aber nicht mehr üblich, oder? ist es richtig, dass man zudem ein schönes Titelblatt macht? Und schickt man das Titelblatt auch bei einer Onlinebewerbung mit?

Danke für eure Hilfe!

Alebri
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Re: Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Beitrag von Alebri »

@Desroches
Also nur wenn explizit Bewerbungen via Post erwünscht sind, dann noch herkömmlich mit Bewerbungsmappe per Post schicken. Wenn Bewerbungen nicht explizit via Post gewünscht sind, bitte nicht via Post! Das nervt wirklich! Und eigentlich ist es ja ein umständliches (und teures) Vorgehen für beide (auch für den Lehrbetrieb, der dann solche Bewerbungsmappen per Post retournieren muss - und oft kommen sie ja nicht mehr in brauchbarer Qualität beim Schüler an). Es steht ja eigentlich immer, in welcher Form die Bewerbungen gewünscht sind. Im Zweifelsfall oder wenn nicht explizit per Post gewünscht, aber immer elektronisch - da erübrigen sich dann auch teure Klemmmappen und ähnliches ;-)! Ob mit oder ohne Deckblatt ist - zumindest für mich - auch nicht matchentscheidend. Man sieht beides, wahrscheinlich so ca. 50/50 (d.h. 50% der Lehrstellenbewerbungen haben ein Deckblatt, die anderen nicht). Für mich ist es auch kein Kriterium, das für mich matchentscheidend ist.

Wobei: Ich hatte grad dieses Jahr eine Bewerbung, da hat sich der Schüler extra die Mühe gemacht, bei uns vorbei zu kommen, hat sich vor unserem Gebäude neben dem Logo fotografieren lassen und dieses Foto auf das Deckblatt seiner (elektronischen) Bewerbung getan. Das fand ich recht sympathisch (leider konnten wir ihn für die Lehrstelle dann aber doch nicht berücksichtigen - wie gesagt: Im Endeffekt sind halt trotzdem andere Kriterien ausschlaggebend).

Ich habe meinem Sohn bei seinen Bewerbungen geraten, mit Deckblatt zu arbeiten - und zwar auch persönlich! Das heisst, er hatte ein Deckblatt, auf dem er schrieb "Bewerbung für die Lehrstelle als xxxx für die Firma xxx von xxx" - plus fügte er bei jeder Bewerbung ein individuelles Foto (meistens das Logo des Unternehmens) auf dem Deckblatt ein. Das hat der ganzen Sache grad nochmals ein bisschen ein persönlicheren Touch gegeben.

Also in folgender Reihenfolge (in 3 Anhänge gegliedert):
- Deckblatt und Anschreiben (warum dieser Lehrberuf, warum diese Firma, wer bin ich?)
- CV
- Schulzeugnisse und Multicheck

Wichtig: Anhänge auch sauber beschriften, so dass die verantwortliche Person grad auf den ersten Blick sieht, welcher Anhang was ist.

Alternativ hätte man natürlich das ganze auch grad in einem Dossier machen können. Bei Lehrlingsbewerbungen, wo es ja noch nicht so viele Seiten hat, geht das schon. Ich persönlich finde es aber für die Sichtung auch angenehmer, wenn es in 3 Teile aufgeteilt ist (wobei es für mich bei Schülerbewerbungen auch kein Killer-Kriterium ist).

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stella
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Re: Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Beitrag von stella »

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es doch sehr darauf ankommt, ob man die Bewerbung an eine grosse Firma mit HR Abteilung oder an einen kleineren, mittleren Handwerksbetrieb macht.

Im Falle der TE geht es um einen Handwerksbetrieb. Als Reallehrerin habe ich rund 900 SuS im Übergang zur Lehre begleitet, davon etliche in eine handwerkliche. Und gerade dort sind kreative Bewerbungen mit individuellen Titelblättern, Motivationsschreiben, sauberem Lebenslauf sowie einem aussagekräftigen Bewerbungsbrief immer gut angekommen.

Ich mag mich an einen Jungen erinnern, der bei einem grösseren Gartenbauunternehmen der Region geschnuppert hat und die Lehrstelle unbedingt wollte. Er hat sein Titelblatt selber gezeichnet (er konnte sehr gut zeichnen, vor allem mit Farbstiften) und hat recht lange mit mir an der Bewerbung gefeilt. Er hat sie auch persönlich vorbei gebracht und dort noch einmal betont, wie sehr ihm die Schnupperlehre gefallen hat. Und er bekam die Zusage. Notabene in den Jahren, in denen Lehrstellen sehr knapp waren.

Ein Mädel wollte Kleinkindererzieherin werden. Dazu musste man damals mindestens zwei Jahre Praktika machen. Wir haben gemeinsam eine sehr stimmige Bewerbung ausgearbeitet mit Motivationsschreiben und Titelblatt. Sie bekam die LEHRstelle direkt ab Realschule.

Ich könnte hier noch viele weitere Beispeile nennen.

Wichtig ist mir immer, dass die Bewerbung zum Beruf, zur Firma, aber vor allem zum Jugendlichen, zur Jugendlichen passt und dass sie authentisch ist.

Ich wollte das hier noch schreiben, nicht, damit eine einzige Meinung dasteht. Ich mache andere als Alebri, die in eine, Unternehmen mit HR arbeitet.

Alebri
Mich nimmt noch Wunder: Nehmt ihr auch Lernende, die schulisch jetzt nicht so die tollen Vorausetzungen haben? Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass mittlere und grössere Firmen sich genau dieser Verantwortung entziehen. Wohingegen kleinere Handwerksbetriebe schon mal SuS nehmen, die nicht optimale Voraussetzungen haben, einfach, weil sie vielleicht auch am eigenen Leib erfahren haben, wie schwierig ihre Situation damals war.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

Desroches
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Re: Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Beitrag von Desroches »

Vielen herzlichen Dank für eure ausführlichen Postings!

Sunneschii9
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Re: Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Beitrag von Sunneschii9 »

@Stella:
ich bin zwar nicht Alebri, aber arbeite ebenfalls im HR. In unserem Unternehmen (100 MA) geben wir auch Jugendliche eine Chance, welche nicht die tollsten Noten haben. Mir ist das wichtigste, dass wir merken, dass der Teenager die Ausbildung bei UNS machen will und nicht einfach eine x-beliebige Lehrstelle nimmt. Unter diesem Aspekt besetzen wir auch teils Lehrstellen mit Jugendlichen, bei denen wir von Beginn an wissen, dass es keine einfache/turbulenzfreie Lehrzeit geben wird. Aber das nehmen wir bewusst in Kauf.

Alebri
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Re: Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Beitrag von Alebri »

@Stella
Ich kann natürlich auch nicht für alle HR-Leute bzw. Berufsbildner oder Recruiter sprechen. Aber ich persönlich achte extrem auf die Beurteilungen der Methoden- und vor alle Sozialkompetenzen (Höflichkeit, Respekt, Einhalten von Regeln, etc.). Eigentlich ist mir das (fast) wichtiger als die Schulnoten. Klar, es gibt je nach Lehre gewisse Kriterien, die einfach zwingend sind - z.B. angehende Konstrukteur-Lernende müssen in Mathe (Sek A in ZH) mindestens eine 5 haben - darunter macht es einfach keinen Sinn, weil die Anforderungen an Mathematik in der Berufsschule einfach sehr hoch sind. Oder: Im KV müssen alle 3 Sprachfächer mind. genügend sein, besser 4-5 aufwärts. Wenn dann solche (zwingenden) Noten-Kriterien (die aber auch ihren Sinn haben!) nicht erreicht sind, nützt alles andere auch nichts. Aber: Bei mir kann jemand mit einem Zeugnis kommen, dass vor 5ern und 6ern nur so strotzt - wenn die Sozialkompetenzen nicht stimmen, dann berücksichtige ich solche Dossiers nicht (und solche Fälle hatte ich effektiv schon mehrere).

Ich mag mich an meine Lehrlingsrekrutierung vor 3 Jahren erinnern: Da hat sich für's KV eine Schülerin mit so so la la-Noten bei mir beworben (alles plus/minus um die 4-5 herum). Gestartet hat sie in der 1. Sek mal in der Sek B, hat sich dann aufgrund guter Leistungen im 2. Jahr ins A-Level steigern können (mit dann eben durchschnittlichen Noten). Aber: Sie hatte alle 3 Jahre wirklich Super-Sozialkompetenzen, und hat eine sehr schöne Bewerbung geschrieben. Mein Chef war eher kritisch, weil wir Dossiers von Schülern mit besseren Noten hatten - aber mich hat diese junge Dame, die sich vom B ins A gekämpft hat (was ja nicht so einfach war) und sich im A dann auch halten konnte, einfach beeindruckt. Also: Eingeladen - und eingestellt :-). Sie schliesst nun dieses Jahr ihre Lehre ab (bin immer noch in Kontakt mit ihr), hatte eine Super-Lehrzeit, der Betrieb (ich bin nicht mehr dort) war immer superzufrieden mit ihr.

Anderes Beispiel: Meine "Lieblings-Vorzeige"-Lernende ;-), die ich vor einigen Jahren rekrutierte habe. Eine durchschnittliche A-Schülerin, aber auch mit sehr guten Sozialkompetenzen, sehr schöner Bewerbung. Sie kam als "Huscheli" ohne Selbstvertrauen zu uns, d.h. riss uns auch nicht grad im Vorstellungsgespräch mit (sehr ruhig, sehr schüchtern) - fiel dann auch durch die BMS-Aufnahmeprüfung. Ich war damals schon überzeugt davon, dass es nicht am Können/Wissen gelegen hat, sondern einfach daran, dass sie null Selbstvertrauen hatte. Sie machte bei uns dann eine 3jährige KV-Lehre - und war die beste Lernende, die ich jemals hatte! Mit JEDER Abteilung alle 6 Monate ein Riesen-Kampf, weil niemand sie mehr hergeben wollte :lol: . Auch mit ihr bin ich in Kontakt geblieben. Sie hat nach der Lehre noch 1 Jahr Vollzeit die Berufsmatura nachgeholt, hat dann 2-3 Jahre in einem Grosskonzern gearbeitet und seit einem Jahr studiert sie - ein unglaublich tolle junge Frau, auf die ich mega stolz bin und mich immer wieder freue, wenn sie sich meldet!

Von daher: Nein, Noten alleine sind für mich nicht entscheidend, der Gesamteindruck zählt. Aber ja, für gewisse Lehren sind gewisse Mindestnoten (oder ein Sek-Niveau) einfach vorgegeben - das hat aber wirklich seine Richtigkeit (aufgrund der Anforderungen der Berufsschule).

Ich sichte aber jedes Jahr zwischen 50 und 100 Lehrstellenbewerbungen und ich glaube, ich habe in 12 Jahren noch nie den Schüler mit den allerbesten Noten genommen, weil schlussendlich doch (auch) andere Kriteren bei der Auswahl wichtig sind.

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Irbert
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Re: Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Beitrag von Irbert »

Hallo Zusammen,

interessantes Thema. Ich möchte dazu folgendes beitragen.

Bei meinem früheren Arbeitgeber (IT, ca 50 MA) hat mein Chef immer gesagt, die Bewerbungen der Schüler schaue er nicht an, die werden ja sowieso von den Eltern oder Lehrer geschrieben. Wichtiger ist das Auftreten in der Schnupperlehre.
Jetzt bin ich im Baugewerbe (auch 50 MA) und wir verlangen nach der Schnupperlehre nur Zeugnisse und Check. Nach der Schnupperwoche verlangen wir einen kleinen Bericht, das sieht man schon ein bisschen wie sich die Jungen ausdrücken können. Und ja, wir haben zur Zeit zwei vorläufig Aufgenommenen eine Lehre ermöglicht.

Als Mutter sehe ich das mit den Sozialkompetenzen in den Zeugnissen ja zwiespältig. Wie haben in unserem Kanton ja die Spalten "fast immer erkennbar" und "oft erkennbar". Mein Sohn hat jetzt Lehrpersonen, die nicht über "oft erkennbar" benoten, weil sie meinen, fast immer erkennbar, sei doch schon zu perfekt und nicht zu erreichen. Das könne man nur geben, wenn man max. zwei Ausrutscher im Jahr hätte. Die Lehrperson meiner Tochter sieht das anscheinend nicht so und macht munter die meisten Kreuze bei "fast immer erkennbar". Tja, da hat dann mein Sohn grössere Probleme, obwohl er im Prinzip genau so gut oder so schlecht in diesen Bereichen ist.

Das wollte ich einfach noch zu bedenken geben.
liebe Grüsse
Irbert

Alebri
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Re: Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Beitrag von Alebri »

@irbert
Mir ist natürlich schon klar, dass LP unterschiedlich bewerten - aber: Tatsache ist nun mal, dass man aufgrund von irgendwelchen Kriterien eine Erstselektion machen muss. Und ich weiss nicht, wie bei Euch die Situation ist, wir bekommen pro Lehrstelle zwischen 100 und 150 Bewerbungen. Mindestens. Da noch bei jeder Bewerbung nachzufragen oder darüber nachzudenken, ob nun die Bewertung "fair" oder "berechtigt" ist, wäre etwas zu viel des Guten ;-). Somit ist die Erstselektion bei mir immer ein Gesamteindruck von Noten, Beurteilungen der Methoden- und Sozialkompetenzen, Multicheck, Wohnort (wir finden den Arbeitsweg für künftige Lernende noch wichtig bzw. bevorzugen wenn immer möglich Bewerber aus der Region), Gesamteindruck der Bewerbung - und wenn das alles passt noch der Brief.

Schlussendlich: Auch Arbeitszeugnisse bei Erwachsenen sind individuell - und trotzdem wird bei Bewerbungen aufgrund derer eine Selektion gemacht. Dasselbe bei Diplomen, Weiterbildungen. Vielleicht wäre Kandidat A für den Job viel besser, aber Kandidat B hat alle erforderlichen Diplome/Weiterbildungen. Wie es dann wirklich in der Praxis läuft, merkt man ja erst, wenn die Leute arbeiten. Und trotzdem muss man aufgrund von gewissen Kriterien beim Bewerbungsprozess halt selektionieren - dass einem immer wieder mal durch gewisse fixe Kriterien (die es halt geben muss) der eine oder andere Kandidat, der vielleicht auch gut gewesen wäre, durch die Latten geht, ist klar.

Wie geschrieben: Was Du da schreibst, ist korrekt - und glaube mir: Dass sind wir Recruiter uns schon auch bewusst ;-). Trotzdem kann man in einer Selektion nicht 150 Schüler (oder Kandidaten) für Schnuppertage einladen, um heraus zu finden, ob die Beurteilungen im Dossier wirklich fair sind.

Und last but not least: Beurteilungen sind in dem Sinn immer subjektiv. Als Schüler wird man subjektiv von LP bewertet, als Erwachsener wird man subjektiv von VG bewertet. Somit sind und können Beurteilungen eigentlich nie objektiv sein. Selbst Schulnoten sind manchmal so ein Krux. Ich sehe das grad aktuell bei den BMS-Aufnahmeprüfungen. Mein Sohn hat ein sehr spezifisches Profil - in einigen Fächern (Mathe, etc.) hammerstark (nie eine Note unter 6), in anderen Fächern bin ich froh, wenn er auf eine genügende Note kommt :roll: . Trotzdem hat er die BMS-Aufnahmeprüfung mit Bravour und locker bestanden, während andere Schüler, die ich kenne und die keine Note unter 5 in den Schulzeugnissen hatten, mit Pauken und Trompeten durch die BMS-Aufnahmeprüfung gefallen sind. Klar auch da - je nachdem ist noch Nervosität, usw. ein Faktor. Aber auch Schulnoten sind schlussendlich subjektive Beurteilungen - je nachdem, wie die LP Prüfungen schreibt, worauf sie Wert legt, wie sie bewertet. Ich mag mich z.B. an einen Geschichtslehrer von mir in einer höheren Schule erinnern: Der hat immer nur eine einzige Prüfungsfrage gestellt - und diese musste man dann quasi aufsatzmässig auf 2-3 Seiten beantworten. Ich hatte nie eine Note unter 6, weil mir das einfach gut gelegen ist. Andere, die es mit dem Schreiben nicht so hatten, kamen 3 Jahre lang nie über die Note 4. Hätte er "klassische" Prüfungen mit 20 Fragen und der Möglichkeit, mit Jahreszahlen oder kurzen Sätzen zu antworten, gemacht, hätte es wahrscheinlich andere Noten gegeben.

Von daher ja, Beurteilungen sind immer subjektiv - und doch muss man bei der Rekrutierung (zumindest für die Erstselektion) solche Beurteilungen Kriterium nehmen, weil es einfach nicht anders geht.

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ha_ppy
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Re: Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Beitrag von ha_ppy »

Hallo zusammn

Ich lese gerne mit
Lieber Gruss und viel Glück
ha_ppy
Zuletzt geändert von Kami am Mo 20. Sep 2021, 08:44, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Link entfernt
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pünktli91
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Re: Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Beitrag von pünktli91 »

Puzzli hat geschrieben: Mo 20. Sep 2021, 15:20 Wie würdet ihr es handhaben, wenn euer Kind eine Dyskalkulie hat. Bei der Bewerbung erwähnen oder erst bei einen persönlichen Gespräch?

Ich bin für Transparenz, aber ich frage mich ob unser Sohn, dann überhaupt eine Chance hat, wenn er es bereits bei der Bewerbung erwähnt.
Es ist m.M.n. sehr abhängig von Berufswunsch.

Im vorletzten Zyklus hatte ein Schüler Legasthenie, dem Bewerbungsschreiben hat man es nicht angemerkt und es war bzgl. seiner angehenden Lehre auch nur bedingt relevant. Der Betrieb wurde nicht informiert, mit der Berufsschule haben die Eltern im Voraus aber schon Kontakt aufgenommen.
und im letzten Zyklus gab es eine Schülerin, die zu Erwachsenen keinen Blickkontakt halten konnte.
Berufswunsch: Fachfrau Kinderbetreuung.
Sie hat es im BS nicht erwähnt, aber die Personen dann vor dem Schnuppern telefonisch kontaktiert, damit sie sich beim 1. Treffen darauf einstellen konnten. Sie hat eine Lehrstelle gefunden und ist happy, auch wenn das mit dem Blickkontakt nicht besser wurde.

sele79
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Re: Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Beitrag von sele79 »

Der erste Eindruck entscheidet, ob die Berwerbung in die engere Auswahl kommt oder nicht. Meine Empfehlung ist es die Bewerbung möglichst spannend zu gestalten. Ich weiss von einer Bewerberin, die einen Teebeutel mit in die Bewerbung reingelegt hat. Als Aufschrift beim Teebeutel stand drauf: "Sie haben sicherlich bereits viele Bewerbungen bearbeitet. Machen Sie doch mal Pause und gönnen Sie sich einen Tee." Sie wurde sofort zum Vorstellungsgespräch eingeladen.
Zuletzt geändert von Gutemine am Di 28. Sep 2021, 17:07, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Werbung entfernt

pünktli91
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Re: Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Beitrag von pünktli91 »

bewerben und darauf hinweisen
https://www.srf.ch/news/schweiz/neue-re ... sschreiben
🙂 Viel Glück!

Desroches
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Re: Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Beitrag von Desroches »

Phu, das ist tatsächlich sehr früh! Meiner Meinung nach auch ZU früh. Aber jänu, eine Bewerbung ist ja noch keine Zusage und erst recht noch kein Vertragsabschluss, also würde ich die Bewerbung halt auch mal einreichen... (sieh es als gutes Zeichen, offenbar hat dein Sohn einen guten Eindruck hinterlassen, wenn er zum Bewerben aufgefordert wird :wink: )

Mein Sohn war einer der ersten in seiner Klasse, wo die Zusage für die Lehrstelle bekommen hat - das war Ende Mai 2021 für die Lehrstelle 2022. Den Lehrvertrag haben wir im Juni unterschrieben, unterzeichnet vom Lehrlingsamt bekamen wir ihn im Nov. 2021. Früher gibt bei uns das Lehrlingsamt keine Verträge raus. Die meisten seiner Schulgspänli bekamen die mündlichen Zusagen kurz vor und nach den Sommerferien und unterzeichnen die Verträge jetzt im November. Ihr müsst euch also noch keineswegs stressen lassen.

Viel Glück bei der Berufswahl!


...und da ich ja damals diesen Thread eröffnet habe: nochmals vielen herzlichen Dank für eure Antworten!

Mein Sohn hat sich für einen handwerklichen Beruf entschieden. Die Bewerbungen hat er sehr persönlich gestaltet, auf dem Titelblatt ein Foto von ihm in Arbeitsklamotten und den entsprechenden Werkzeugen in der Hand, mit dem entsprechenden Firmenlogo oben auf dem Titelblatt. Ein Motivationsschreiben hat er keines beigelegt, aber im Bewerbungsschreiben ist er auf den jeweiligen Schnupperbetrieb eingegangen; was ihm besonders gut gefallen hat und warum er diesen Beruf erlernen möchte. Ich denke, vorallem das Auftreten und Verhalten während der Schnupperlehre sind matchentscheidend, (viel wichtiger wie die Bewerbung selbst, jedenfalls im handwerklichen Bereich), und dass man möglichst zeitig dran ist. Er hat die Bewerbungen Anfang Mai abgeschickt und Ende Mai die Zusagen bekommen.
Und alle meine "Sorgen" betreffend der Bewerbung und dem Schnuppern völlig umsonst :)

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dede
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Re: Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Beitrag von dede »

Das finde ich auch sehr früh. Aber bewerben geht immer.
Es gibt Betriebe, die über einen gewissen Zeitraum Bewerbungen sammeln, aber erst deutlich später entscheiden. Häufig erklären die Betriebe, wie sie ihr Auswahlverfahren gestalten, dann kann man das ganze etwas besser abschätzen.

Desroches
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Re: Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Beitrag von Desroches »

Puzzli hat geschrieben: Fr 3. Dez 2021, 14:44 Einzig die Klassenlehrerin gab ihm aufs Dach weil er sich dort beworben hat. Er könne dies mit Sek B nicht lernen. :roll: Das mag vielleicht sein, aber es kann auch ein Ansporn sein.
diese Reaktion tut mir leid für deinen Sohn. Ich nehme an, der Schnupperbetrieb weiss, in welchem Sek-Niveau er ist? Ich denke, sie würden den Aufwand kaum auf sich nehmen, wenn zum Vornherein klar ist, dass es nicht geht. Toitoitoi!

Alebri
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Re: Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Beitrag von Alebri »

Leider gibt es tatsächlich Betriebe/Unternehmen, die bereits im Frühling rekrutieren - was ich für ein absolutes Unding halte! Aber sie dürfen halt... solange sie (wie geschrieben) die Lehrverträge erst im November ausstellen. Aber eben: Das ändert ja dann nichts daran, dass sie bereits im Frühling rekrutieren und sich dann für einen Bewerber entscheiden - wobei: Manchmal fallen sie mit dieser Strategie auch auf die Nase ;-). Weil sich bei Schülern in dem Alter halt in einem halben Jahr doch noch einiges verändern kann, gibt es dann auch solche, die im Herbst vom Vorvertrag wieder zurücktreten (oder den offiziellen Lehrvertrag nicht unterschreiben)... sei es, weil sie eine Aufnahmeprüfung für eine weiterführende Schule bestanden haben oder irgendeine andere Lehrstelle, die ihnen besser passt, angeboten bekommen haben. Kenne einige solcher Betriebe, die dann deswegen - ungeplant - im Okt/Nov wieder zu suchen anfangen mussten ;-) (was ich ihnen aber auch gönne... wie geschrieben: Schon 2. Sek-Schüler zu suchen/zu verpflichten, finde ich persönlich ein Unding!).

Wie lange die Lehrstellensuche dauert hängt einerseits massgeblich von den eigenen Voraussetzungen ab (welche Sekundarstufe besucht, was für Noten und Beurteilungen - auch in den Sozialkompetenzen!) und vom gesuchten Lehrberuf (passt der zum Profil und wie beliebt ist er bei Lehrstellensuchenden). Wenn ich jeweils Bewerbungen für KV von Schülern erhalte, die in keinem sprachlichen Fach über Note 4 haben, frage ich mich jeweils schon etwas... denn grad im KV ist der Fokus auf den sprachlichen Fächern, d.h. wenn man da schon Probleme in der obligatorischen Schule hat, gehen diese meistens in der Berufsschule weiter. Das bringt dann einfach nichts.

Eine schöne, individuelle Bewerbung schadet nie - bringt aber leider auch nichts, wenn das Profil (Sek-Stufe, Noten, etc.) nicht auf den Lehrberuf passt (was auch richtig ist).

Super-Chancen hat man sicher in den handwerklichen Berufen, wo händeringend Nachwuchs gesucht wird. Schreiner, Elektro, Auto- oder Landmaschinenmechaniker, etc. Da hat man auch Chancen, wenn nicht alles perfekt passt (mangels Bewerbungen). Bei Lehrberufen, wo sehr viele Bewerbungen reinkommen, hat der Lehrbetrieb halt die "Wahl der Qual" und kann aussuchen, d.h. die Kriterien sind höher.

Mein Sohn hat eine Informatik-Lehrstelle gesucht - und hatte innert 3-4 Wochen mehrere Angebote auf dem Tisch bzw. konnte aussuchen. Hatte einerseits damit zu tun, dass grad in dem Jahr, in dem er suchte, doch einige Informatik-Lehrstellen mehr geschaffen wurden (wobei sich bei seinem jetzigen Lehrbetrieb auch über 50 Schüler auf eine einzige Lehrstelle beworben haben) und sein Profil halt perfekt auf den Lehrberuf des Informatikers passt (er schreibt auch jetzt in der Berufsschule in den massgebenden Fächern keine Note unter 6 ;-)).

Ich finde, es ist eine wichtige Aufgabe von LP und Eltern, die Kinder da auch etwas zu "leiten". Ich meine, klar sollen sie selber entscheiden dürfen, welchen Lehrberuf sie möchten. Aber: Hätte mein Sohn sich z.B. auf KV bewerben wollen (obwohl Sprachen sein absolutes Un-Talent sind ;-)) hätte ich da schon versucht auf ihn einzuwirken - weil es einfach nichts gebracht hätte. Vor dem Bewerbungsprozess (d.h. im Sommer) haben wir uns auch an einen Tisch gesetzt und er musste nebst seinem Traum-Lehrberuf (Informatiker), d.h. Option A noch eine Option B und C definieren . Abmachung war dann: Von Juli bis Mitte September kann er sich ausschliesslich auf Option A konzentrieren (d.h. nur auf Informatik-Lehrstellen bewerben) - ab Mitte September hätte er sich dann auch auf Lehrstellen Option B und C bewerben müssen (dazu kam es dann gar nie ;-). Ich finde, das ist halt ganz wichtig. Ich kenne soooo viele Schüler, die sich monatelang (teilweise bis im Frühling, d.h. über ein halbes Jahr) nur auf einen einzigen Lehrberuf (halt ihren "Traum-Lehrberuf") bewerben und dann gar nichts finden. Nach 20, 30 Absagen oder mehr bzw. spätestens im Oktober/November muss das Umfeld einfach dringend mal eingreifen, damit der Suchradius geöffnet wird (was ja nicht heisst, dass sich der Schüler nicht mehr auf seinen "Traum-Lehrberuf" bewerben soll - aber wenn das offenbar schwierig ist, dann darf man sich nur nur darauf versteifen).

Puzzli
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Re: Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Beitrag von Puzzli »

Bewerbung ist mal geschickt. Jetzt warten wir ob eine Reaktion kommt.

Er schnuppert noch in den Sportferien je 2 Tage als Sportartikelverkäufer und als Velomech.

In den Frühlingsferien, möchte er nochmals als Landschaftsgärtner in einem Wunschbetrieb schnuppern.

in der Schnupperwoche im Mai geht er als Schreiner schnuppern.

Sein Handicap ist halt seine Dyskalkulie :roll:, wobei er im Zeugnis immer eine genügende Note hat.

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KarinL
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Re: Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Beitrag von KarinL »

@puzzli
Meine ältere Tochter hat Legasthenie und eine leichte LRS. Sie war zudem in der Real. Sie wollte FaGe machen und da haben wir, bevor sie schnuppern ging, kurz abgeklärt, ob dies einen Einfluss hat. Es hatte keinen. Für die Vorgesetzten war das soziale viel wichtiger, sowie eine Woche schnuppern, damit sie sehen konnten, wie sie sich zwischenmenschlich verhält.
Heute ist sie im 3. Lehrjahr in einem Pflegeheim. Schulisch hat sie zwar etwas Mühe, aber es sollte für die Lehrabschlussprüfung reichen. Praktisch war sie immer top und gerade in diesem Beruf ist dies doch ausschlaggebend. Übrigens hätten wir jederzeit einen Nachhilfelehrer beziehen können bzw. sonst Hilfe einfordern, falls dies nötig gewesen wäre.
Ich wünsche deinem Sohn viel Glück und hoffe, dass er die gewünschte Lehrstelle erhält.
LG KarinL

Alebri
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Re: Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Beitrag von Alebri »

Bei bestätigter Legasthenie oder Dyskalkulie (durch eine offizielle Abklärungsstelle) hat ein Schüler - wenn die Noten aufgrund dieser Lernschwierigkeiten ungenügend sind - einen Nachteilsausgleich zugute. Auch in der Berufsschule.

Mein Sohn hat eine bestätigte Legasthenie. In der 4./5. Klasse hat er den Nachteilsausgleich mal kurzzeitig gebraucht, danach nicht mehr. Jetzt in der Lehre ist es eh kein Thema mehr, weil er eine technische Berufsrichtung gewählt hat und somit die Legasthenie kaum mehr auffällt bzw. er das gut mit den sehr guten Noten in den nicht-sprachlichen Fächern ausgleichen kann. Trotzdem haben wir alle Unterlagen der Berufsschule eingereicht - für den Fall der Fälle, dass er den Nachteilsausgleich doch wieder mal brauchen sollte.

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KarinL
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Re: Lehrstellenbewerbung: Motivationsschreiben?

Beitrag von KarinL »

@alebri
das ist genau so. Meine Tochter hatte keinen Nachteilsausgleich, aber wir hätten diesen beantragen können, falls sie ungenügend gewesen wäre. Bei den berufsspezifischen Fächern spielt die Rechtschreibung nur eine Nebenrolle. Da zählt vor allem der Inhalt. Von demher wars bei ihr auch nicht nötig.
LG KarinL

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