16-Jährige empfindet keine Freude mehr nur noch Gleichgültigkeit

Die Zeit des Erwachsenwerdens

Moderator: Züri Mami

Antworten
Benutzeravatar
Sharon
Newbie
Beiträge: 15
Registriert: Mo 23. Mär 2015, 12:47
Geschlecht: weiblich

16-Jährige empfindet keine Freude mehr nur noch Gleichgültigkeit

Beitrag von Sharon »

Unsere 16-jährige Tochter sagt, dass sie seit einiger Zeit keine Freude mehr empfindet und ihr alles gleichgültig ist. Sie erwähnte auch «schwere Gedanken», konnte es aber nicht genau definieren.

Sie hatten gestern im Fach Psychologie das Thema Physische Krankheiten bei Jugendlichen und der Lehrer sagte, dass 1/3 der Jugendlichen darunter leider würden. Sie ist danach regelrecht in Panik ausgebrochen, weil sie das Gefühl hatte, dass es auch auf sie zutrifft. Ich habe ihr angeboten, dass sie ein Gespräch mit einer Fachperson führen kann, doch sie möchte abwarten.

Ich muss sagen, dass sie kein «typischer» Teenager ist. Sie ist für ihre 16 Jahre sehr ernst, top Schülerin, hält sich immer an Regeln, macht nie Probleme, zieht sich aber sehr viel zurück (war schon als Kleinkind so) und braucht sehr viel Eigenzeit. Sie hat Freunde in der Schule, unternimmt jedoch in ihrer Freizeit sehr wenig mit ihnen. Ihre Freizeit füllt sie nur mit lesen (bis zu 3 Bücher die Woche).

Wir dachten immer, es ist halt so. Nicht jeder Mensch ist gesellig und braucht ständig soziale Kontakte. Doch jetzt machen wir uns doch Sorgen.
Würdet ihr was unternehmen oder abwarten und beobachten?

Benutzeravatar
Berlin
Vielschreiberin
Beiträge: 1072
Registriert: Fr 30. Jul 2004, 10:13
Wohnort: Region Zürich

Re: 16-Jährige empfindet keine Freude mehr nur noch Gleichgültigkeit

Beitrag von Berlin »

Ich finde, Du hast das richtige getan. Ihr angeboten, mit einer Fachperson zu sprechen. So lange sie das nicht will, kannst Du nicht viel tun (ausser es ihr bei anderer Gelegenheit wieder vorzuschlagen).
Was sicher hilft, ist, wenn Du selber mal mit einer Fachperson (Psycholog:in) sprechen würdest. Sie kann Dir sagen, worauf Du achten kannst, was im Rahmen von Pubertät "normal" ist und was "Alarmzeichen" sind.
Berlin mit Sohn (März 04) und Tochter (Nov 05)

Manana
Senior Member
Beiträge: 744
Registriert: Mo 9. Jan 2012, 12:58
Geschlecht: weiblich

Re: 16-Jährige empfindet keine Freude mehr nur noch Gleichgültigkeit

Beitrag von Manana »

Geht sie noch in die Sek oder ist sie im Gym ? In der 9. Klasse der Sek können es evtl. auch Ängste sein vor der anstehenden Veränderung
nach der Schule.
Evtl. gibt es eine Schulsozialarbeiterin, falls ja, kannst du evtl. mal diese fragen oder deiner Tochter empfehlen, dorthin zu gehen.
Manchmal sind die näher an den Kindern als eine Psychologin (die musst du ja erst noch finden, das dauert recht lange, bis man einen Termin bekommt).
Dann würde ich vorallem im Gespräch bleiben mit der Tochter und die Augen offenhalten, damit du merkst, wenn sich etwas verändert.

Benutzeravatar
Netterl
Posting Freak
Beiträge: 3538
Registriert: Fr 4. Feb 2005, 18:16
Wohnort: Bayern

Re: 16-Jährige empfindet keine Freude mehr nur noch Gleichgültigkeit

Beitrag von Netterl »

Nimm Kontakt zu einem Schulpsychologen auf, evtl auch zu einem Kinder und Jugendpsychiater. Muss nichts problematisches sein sein, kann aber doch.

Dann ist fachliche Hilfe an Deiner Seite. Die kann dann entweder Entwarnung geben ( alles normal fürs Alter) oder die kann agieren, bevor es richtig in den Keller geht. Das kann nämlich durchaus erschreckend und unglaublich schnell gehen.
Nothing is forever, except death, taxes and bad design

Drag-Ulj
Plaudertasche
Beiträge: 5754
Registriert: Fr 2. Okt 2015, 15:08
Geschlecht: weiblich

Re: 16-Jährige empfindet keine Freude mehr nur noch Gleichgültigkeit

Beitrag von Drag-Ulj »

Bei uns in der Regionen ist es seit Frühling 21 praktisch unmöglich, eine Fachperson zu finden, da alle weit ausgebucht sind. Es würde somit Sinn machen, bereits mit der Suche zu beginnen und nicht zuzuwarten bis es akut wird.

Anlaufstellen sind sicher die SSA, SPD (u.U.), KJPD, private PsychologInnen, PsychotherapeutInnen oder PsychiaterInnen. Die Notfallnummer für Kinder und Jugendliche tut es auch, es bleibt anonymer oder auch Beratungen online!

Viel Kraft euch 🍀

Hibiskus
Senior Member
Beiträge: 969
Registriert: Fr 11. Mär 2011, 17:56

Re: 16-Jährige empfindet keine Freude mehr nur noch Gleichgültigkeit

Beitrag von Hibiskus »

Ich würde deine Tochter auch auf jeden Fall ernst nehmen und mich nach Unterstützung umsehen.

Ich möchte aber auch meine eigenen Erfahrungen aus dem Gymi und der Ausbildung teilen. Vielleicht nützt das deiner Tochter, ihre Empfindungen nochmals anders einzuordnen...
Im Psychologie-/Psyhopathologieunterricht haben sich immer ganz viele von uns bei den verschiedensten Krankheitsbildern wiedererkannt. Das ist soweit völlig normal, als dass die Übergänge zwischen "normal" und "mit Krankheitswert" sehr fliessend sein können. Der Unterschied liegt im Leidensdruck bzw. in den Auswirkungen auf den Alltag.
Ich hoffe, das ist verständlich, sonst gerne nachfragen.

Ales Gute!

Sternli05
Plaudertasche
Beiträge: 5028
Registriert: Di 15. Dez 2015, 08:15

Re: 16-Jährige empfindet keine Freude mehr nur noch Gleichgültigkeit

Beitrag von Sternli05 »

Wenn das KJPD sagt es gehe ein halbes Jahr für einen Termin unbedingt bei privaten Psychiatern schauen. Wir hatten innerhalb 2 Wochen einen Termin.

Mein Sohn ist auch so. Braucht viel Zeit für sich, ist sehr in sich gekehrt, auch schon als Kleinkind. Als er dann öfter anfing zu weinen (mit 15) und nicht wusste warum er überhaupt traurig ist, habe ich Hilfe gesucht. Es war vermutlich nur eine Phase und es ist nun viel besser. Aber ich bin trotzdem froh das es jemanden gibt als Ansprechsperson.

5erpack
Wohnt hier
Beiträge: 4418
Registriert: Do 12. Sep 2019, 10:10
Geschlecht: weiblich

Re: 16-Jährige empfindet keine Freude mehr nur noch Gleichgültigkeit

Beitrag von 5erpack »

Hibiskus hat geschrieben: Di 14. Dez 2021, 18:37 Ich würde deine Tochter auch auf jeden Fall ernst nehmen und mich nach Unterstützung umsehen.

Ich möchte aber auch meine eigenen Erfahrungen aus dem Gymi und der Ausbildung teilen. Vielleicht nützt das deiner Tochter, ihre Empfindungen nochmals anders einzuordnen...
Im Psychologie-/Psyhopathologieunterricht haben sich immer ganz viele von uns bei den verschiedensten Krankheitsbildern wiedererkannt. Das ist soweit völlig normal, als dass die Übergänge zwischen "normal" und "mit Krankheitswert" sehr fliessend sein können. Der Unterschied liegt im Leidensdruck bzw. in den Auswirkungen auf den Alltag.
Ich hoffe, das ist verständlich, sonst gerne nachfragen.

Ales Gute!
Das sagen meine ältesten auch die im Gymnasium Psychologie haben.

@ meine Tochter muss ich teilweise auch aus ihrem Zimmer „ prügeln „.
Es hilft sehr das sie vid3 bekommt. Ausserdem behauten wir ihren feritin wert im Auge. Sind beide im
Keller, ist es Mega schwierig mit ihr.
Es ist kein rein psychologisches Problem, eher ein Vitamin Mangel. Gerade als Frau mit Periode kann es schnell gehen das man den eisenwert im Keller hat.

Ich schliesse mich aber den anderen an. Unbedingt wegen Fachpersonal schauen. Vielleicht wäre der Hausarzt die erste Anlaufstelle ( um mal zu schauen ob die obengenannten Dinge ok sind), und dann weiter schauen.
Die fachstellen sind wirklich ausgebucht!
Also früh mal anklopfen schadet nicht!
wenn ich wieder einmal Vorurteile habe, mache ich die Augen zu und denke mit meinem Herzen ♥️

Benutzeravatar
naura
Stammgast
Beiträge: 2064
Registriert: Di 8. Aug 2006, 16:13

Re: 16-Jährige empfindet keine Freude mehr nur noch Gleichgültigkeit

Beitrag von naura »

Mir stechen 2 Punkte ins Auge, die mich alarmieren würden.
Einerseits, dass deine Tochter so klar artikuliert wie es ihr geht und dabei schwere Gedanken anfügt. Andererseits, dass sie eher ein zurückgezoger Charakter ist.
Meiner Erfahrung nach machen diese Jugendlichen wahnsinnig viel mit sich selbst aus und der Leidensdruck scheint doch recht hoch zu sein, wenn sie das so sagt. Ich würde auf jeden Fall dran bleiben und Hilfe suchen.
Erstmal vielleicht mit ihr zum Hausarzt und körperlich durchchecken, mir gehts mit Eisenmangel manchmal so. Aber es ist so oder so ein „einfacher“ Einstieg, der Situation Beachtung zu schenken. Ausserdem könntest du mal etwas pflanzliches kaufen für die Ferien zum Ausprobieren, ich habe zB gute Erfahrung mit Spagyrik gemacht oder auch Johanniskraut-Präparaten. Ich finde damit vermittelst du deiner Tochter, dass für ihre seelische Gesundheit auch gesorgt werden muss und es fängt im besten Fall ein Prozess an, der sie in eine Richtung bewegt, wo sie Hilfe annehmen kann. Ich denke Informationen könnten bei ihr wohl auch gut helfen, sprich zB Literatur oder Social Media Content zum Thema psychische Gesundheit.

Und für euch Eltern ist es einfach auch mega wichtig, dass ihr Unterstützung habt, wenn das nicht besser wird. Die Verantwortung nicht alleine zu tragen.
mit Meite (07)
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Wir sind da um zu strahlen, wie es die Kinder tun.
Mandela

Benutzeravatar
Netterl
Posting Freak
Beiträge: 3538
Registriert: Fr 4. Feb 2005, 18:16
Wohnort: Bayern

Re: 16-Jährige empfindet keine Freude mehr nur noch Gleichgültigkeit

Beitrag von Netterl »

Das ist mir auch noch eingefallen. Ganz simpel zuerst mal die körperlichen Werte checken ( Vit D, Schilddrüse etc.)
Nothing is forever, except death, taxes and bad design

Sternli05
Plaudertasche
Beiträge: 5028
Registriert: Di 15. Dez 2015, 08:15

Re: 16-Jährige empfindet keine Freude mehr nur noch Gleichgültigkeit

Beitrag von Sternli05 »

Das erste was ein Psychiater empfiehlt ist eh ein Check ob alle Werte stimmen, auch Schilddrüse wurde bei uns immer kontrolliert. Darum könnte man das schon vorher, als erstes bei Arzt machen lassen.

Benutzeravatar
mysun
Vielschreiberin
Beiträge: 1636
Registriert: Fr 1. Okt 2010, 11:57
Geschlecht: weiblich

Re: 16-Jährige empfindet keine Freude mehr nur noch Gleichgültigkeit

Beitrag von mysun »

Hibiskus hat geschrieben: Di 14. Dez 2021, 18:37 Ich würde deine Tochter auch auf jeden Fall ernst nehmen und mich nach Unterstützung umsehen.

Ich möchte aber auch meine eigenen Erfahrungen aus dem Gymi und der Ausbildung teilen. Vielleicht nützt das deiner Tochter, ihre Empfindungen nochmals anders einzuordnen...
Im Psychologie-/Psyhopathologieunterricht haben sich immer ganz viele von uns bei den verschiedensten Krankheitsbildern wiedererkannt. Das ist soweit völlig normal, als dass die Übergänge zwischen "normal" und "mit Krankheitswert" sehr fliessend sein können. Der Unterschied liegt im Leidensdruck bzw. in den Auswirkungen auf den Alltag.
Ich hoffe, das ist verständlich, sonst gerne nachfragen.

Ales Gute!
Genau so was wollte ich auch schreiben. Ging mir und meinen Kollegen/innen in meiner Ausbildung zur Krankenschwester auch so. Also ein Stück weit ist das normal, wir haben alle solche Züge in uns, die Frage ist nur, ab wann ist es krankhaft und/oder belastend und braucht eine Fachperson.
Ich will es damit nicht herunterspielen. Auf jeden Fall ernst nehmen, aber auch zusammen versuchen herauszufinden, wo es einzuordnen ist. Du scheinst das schon gut zu machen!
04.2011 und 07.2013

MIR SIND STOLZ UF EUCH ZWEI!

Antworten