Dr. Karg Gedichte / Teil 2

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Hans Hartmut Karg
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Im Morgengewand

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Im Morgengewand

Im Morgengewand steht der Tag mir auf,
Wenn das Licht die Nacht ergreift,
Wolken wegschiebt zum Walde hinauf,
Den noch der Frühnebel streift.

In Erwartung stehen die Bäume am Rand,
Harren der Dinge, die da kommen,
Haben sie doch ihren festen Stand,
Nichts ist ihnen vom Tage genommen.

Nur der Zögernde weiß noch nicht:
„Soll ich denn wandern, aufstehen?“
Ihm allein ist zu dunkel das Licht,
Will nicht über den Bettenrand sehen.

Mit den Strahlen weichen Bedenken,
Er setzt sich auf, bittet den Tag herein,
Lässt sich mit dem Himmel beschenken,
Wird unterwegs zum Waldweg sein...



©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Entdinglichung des Lebens

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Entdinglichung des Lebens

Früher musste man haptisch sehr aktiv sein,
Sich aufmachen, um schwer zu arbeiten.
Damals gaben uns Bücher die Informationen,
Armbanduhren maßen aus unsere Zeiten,
Wecker gaben uns die Nachtstunden an,
Kunstwerke besuchte man in den Museen,
Schaute auf Gegenstände, um sie zu sehen,
Musste das Viele testen, vorher anfassen.

Bald können die modernsten Drucker
Alles für uns herstellen, was wir wollen,
Und die Smartphones erledigen für uns
Überweisungen, Rechnungen, alle Briefe.
Die kleinen Kästchen holen alles herein,
Was früher mühsam besucht werden musste.
Jetzt braucht keiner mehr die Armbanduhr,
Keine Zeitung, keine Uhr, keine Welt.

Virtuell sind Dinge nur noch vonnöten,
Auto, Fernseher, Smartphone reichen aus,
Etwas Kleidung, Tisch, Bett und Wohnung.
Fast nichts mehr muss angefasst werden,
Die wenigen Dinge reichen schon aus,
Bringen Bequemlichkeit, versorgen Nöte.
Verlernen wir da nicht immer mehr,
Den Dingen Referenz zu erweisen?



©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Tröstliche Tage

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Tröstliche Tage

Haben tröstliche Tage das Verweilen gelehrt,
Wo die Hektik den Unwillen weiter betreibt?
Ist es noch das Erdnahe, das uns entschwert
Oder haben uns Nebensächlichkeiten entleibt?

Da lobe ich mir die unterhaltsamen Worte,
Die für mich viel mehr sind, als Information,
Nichts aus der wabernden, medialen Retorte
Und doch dem Seelenhunger reicher Lohn.

Im Zauber der bunten Lichter von Nacht
Kehrt das Heimelige wieder zu mir zurück
Und, weil ich neben Dir selig aufgewacht,
Sind Deine ersten Worte mein ganzes Glück.

Wenn ich mit Dir heiter im Leben bleibe,
Wird mir mein Dasein zur lieblichen Zeit,
Denn mit dem Reden tröste und treibe
Das Gemüt sich höher, fliehe dem Leid.



©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Informationsexplosion

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Informationsexplosion

Es soll inzwischen schon Jugendliche geben,
Die sich vom Internet nicht mehr befreien können,
Von dieser andauernden, wabernden Mediengewalt,
Wenn die Influenzer, die Apps und Dauerforen
Sie zu ständigem Schauen auf Monitore verpflichten,
Sie als Follower zu Knechten des Zeitgeists degradieren
Man ihnen überflüssige Notwendigkeiten andient,
Angeblich in Freiheit und doch lebenszeitfressend.

Weiterhin kumulieren unnütze Informationen,
Fesseln uns wie Gefangene mit ihrem Dauerfluten.
So bleibt dem Menschsein jetzt keine Zeit mehr,
Um die billige Spreu von wertvollem Weizen zu scheiden,
Die Wahrheit von Werbung, Fake, Unsinn zu trennen,
Denn der Sturm bewegter Bilder und ständigen Wortschwalls
Prägen weitgehend unser tagtägliches Erleben,
Als gäbe es kein Verweilen mehr, keinen Stillstand.

Wissenskumulation an sich wäre noch kein Problem,
Würden nicht tausendfach Informationen wiederholt,
So dass sich automatisierte Gehirne kaum retten können,
Wenn andauernde Überlastungen weiterhin zunehmen,
Man sich dagegen kaum noch erwehren kann,
Weil schon wieder irgend jemand im globalen Netz
Uns vermitteln will, dass er etwas Großartiges
Zu berichten hat – an den Klicks abzulesen.



©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Manche sterben für Überzeugungen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Manche sterben für Überzeugungen

Noch vor gut hundert Jahren glaubten
Männer, sie würden nach Paris nur fahren
Zum Frühstück, doch sie selbst beraubten
Des Lebens sich mit jungen Jahren.

Der Krieg brachte sie um ihr Leben,
Geführt von zügelloser Dreistheit,
Wenn sie zu ihrem Feinden streben,
Verführt von Ideologie und Dummheit.

Auch jetzt gibt's wieder Überzeugte,
Die meinen: „Krieg trifft es nicht!“
Doch kein Kampfhandeln verbeugte
Sich je vor einem Menschengericht.

Ideologie steckt Menschen an,
So riskieren sie ihr Leben:
Wer sich da nicht durchsetzen kann,
Für den gibt es kein Überleben.

Sie sterben für die Überzeugung,
Weil sie Leben nicht wirklich lieben,
Sondern gefangen in eigenen Neigungen
Ehrgeizig Vorurteile vor sich herschieben,

Sind eigenwillig, nicht lernbereit,
Denn ihre Welt bleibt Egotrip.
Deshalb ist es verlorene Zeit
Ihnen zu sagen, die Welt sei lieb.



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Hans Hartmut Karg
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"Ich bin halt faul!"

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


„Ich bin halt faul!“

Die Ehe der Eltern war zwangsarrangiert,
In Wirklichkeit waren sie gegensätzlich.
Das hatte zur kuriosen Beziehung geführt
Und die Trennung war nur noch entsetzlich.

Außenstehende haben lang nicht verstanden,
Warum ein Mensch denn so faul sein konnte,
Als sich dort längst Konflikte, Krisen anbahnten,
Ihr Kind leidend in der Opferrolle wohnte.

Wie kann man denn so kläglich scheitern
Und ins Leben lethargisch ohne Handeln fahren,
Nicht mit Wissen und Hilfe sein Gemüt erheitern,
Nur leidsuchend finden zu späteren Jahren.

Hatte man ihr vielleicht Gewalt angetan,
Wurde sie Opferkind einer schlimmen Tat,
Stand dahinter gar ein verwandter Mann,
Der sich über Gesetze hinweggesetzt hat?

Sie und ihr Mann holten sich keine Hilfe,
Sie richtete sich in der Opferrolle ein,
Übertrug alles auf ihn, der Fußabstreifer, Gehilfe,
Dafür musste er dienstbar und dankbar sein.

„Lieber Mann, leider bin ich nicht in der Lage,
Den Haushalt ohne Deine Dienste zu führen,
Denn alles in mir ist Trauma und Plage,
Deshalb kann ich keinerlei Liebe spüren.“

Also sollte der Ehemann alles richten,
Er schuftete nur noch Tag und Nacht,
Musste waschen, bügeln, Kleider richten,
Während sie das alles vom Bett aus überwacht.

Da spürte er leidend sein Sklavendasein
Und wie ihn alle nur lieblos ausbeuten.
Er konnte dauerhaft nicht glücklich sein,
Es gab wenig für ihn, kaum noch Freuden.

Und doch hat er bis an die Grenzen der Kraft
Alles sorgfältig erledigt und im Beruf geglänzt,
Hat dabei sogar seinen Aufstieg geschafft,
Doch häuslich fühlte er sich ausgegrenzt.

Konsequent kam deshalb der Tag zum Scheiden,
Denn schließlich hatte keine Kraft er mehr,
Floh deshalb seinem eigenen Seelenleiden,
Denn die gesamte Arbeit belastete ihn sehr.

Und so fand er zu einer anderen Frau,
Die wenigstens seine Hemden bügelte,
Ihn heraushob aus seinem Alltagsgrau
Und ihn zum Liebesglücken beflügelte.



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Wahre Ereignisse

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wahre Ereignisse

Erotik braucht ein wenig Exotik,
Denn wer will, hat ja sein Ziel,
Lust ganz ohne Methodik,
Meist reicht das Gefühl.

Esoterik erscheint belehrend,
Weil sie Hinterwirkliches herholt,
Nicht selten seelenbeschwerend,
Lebensängste vermehrend.

Menschlichkeit öffnet Freiräume,
Wenn sie etwas mit Menschen gestaltet,
Sie nicht treibt in unwegsame Träume,
Eben nicht nur Leben verwaltet.

Tradition braucht Dein Bleiben,
Wo Kunst und Kultur am Leben,
Weiblich, männlich, divers treiben
Und Verwegenes nicht aufgeben.

Dann lebt Liebe mit zärtlichem Triebe,
Sucht nicht nach abwegigen Verboten,
Braucht weder Verbrechen noch Hiebe,
Sondern Streicheln als Musik ohne Noten.



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Sie hatten sich auseinandergelebt

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Die hatten sich auseinandergelebt

Sie hatten sich nichts mehr zu sagen,
Kappelten sich nur noch um Kleinlichkeiten,
Mussten partnerschaftlich Lieblosigkeit tragen
Und hörten nicht mehr auf zu streiten.

Sie hing zwar an ihm, dem schönen Mann,
Der sich mehr und mehr als Pascha fühlte,
So dass er ganz in Bequemlichkeit kam,
Nicht einmal mehr kochte und spülte.

Sie arbeitete viel, er weilte zuhause,
Beide blieben sie ihren Kindern nah.
Er sah sich in Dauerarbeitspause,
Wo er kaum noch den Haushalt versah.

Es lief erst besser, als getrennt sie waren
Und er sich eine neue Wohnung nahm.
Die Beziehung harmonisierte sich mit den Jahren,
Wenn er zu festgelegten Besuchszeiten kam.

Ausgezogen war er und führte sein Leben,
Sie natürlich ihre neue Beziehung auch.
Beide konnten sich so Freiheiten zurück geben,
Das war gut fürs Gemüt, die Seele, den Bauch.

Nur den Kindern wurden sie damit doch fremd,
Weil Kindern Vater-Mutter-Ganzheit vorschwebt.
Gegen die Trennung haben sie sich heftig gestemmt,
Doch die Eltern hatten sich auseinandergelebt.



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Naturlautere Klänge

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Naturlautere Klänge

Aus dem Äther tönen sie herein
Die naturlauteren Klänge,
Wollen vereinnahmend sein
Mit bekanntem Gepränge.

Ja, es wirkt hellere Stunde
Um Frühblüher zu locken,
Denn die Natur gibt Kunde:
Säfte wollen nicht stocken.

So sind wir verführt,
Außenklänge zu erhören,
Weil Naturnahes animiert,
Um alle Seelen zu betören.



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Nach dem Jahreswechsel

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Nach dem Jahreswechsel

Nach dem Jahreswechsel
Wechseln auch die Zeiten.

Glaube stets daran,
dass es Menschen gibt,
die das erspüren.

Ihre Zeit bleibt Deine Zeit,
bleibt die Zeit aller.

Niemandem wird sie sich entziehen,
niemand Dich aus ihrem Fortlauf entlassen,
aus wiederholenden Jahreskreisläufen.

So wird der vergangene Silvestertag
das Altjahr unerbittlich ins Vergessen schieben,
wird man dem Neujahr alljährlich huldigen,
das dennoch zeittreibend
dem Ablauf Tribut zollt.

Wer, Freund,
könnte jetzt noch nachträglich
dem Jahreswechsel
Abbitte leisten?



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Wir Baumschützer

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wir Baumschützer

Steht er noch frei auf dem Balkon,
Weilt er nicht schon auf dem Dachboden?
Weihnachten war leider schon,
Vorfrühling schickt uns singende Boten.

Aus Kunststoff kauft' ich den Weihnachtsbaum,
Jedoch nicht mehr auf dem Tannenmarkt,
Denn wir sind Baumschützer, das ist der Traum,
Der Wille zum Schutz ist mächtig erstarkt.

Der letzte Naturbaum stank wie ein Fisch,
War eingesprüht, dass er kaum nadeln konnte.
Aber er roch nicht nach Tannenfrisch,
Das so fein den Bäumen innewohnte.

Deshalb haben wir einen Kunstbaum gekauft,
Der uns jetzt so wenig Mühe bereitet,
Haben dazu Naturbaumschmuck gekauft
Und Jahre hindurch hat der Baum uns begleitet.

Warum imprägnert man denn Tannenbäume,
Dass wir zum Kunstbaum greifen müssen?
Wir bestücken jetzt unsere Weihnachtsräume,
Damit Tannen nicht mehr sterben müssen.



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Prophetisches Wissen?

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Prophetisches Wissen?

Warm ist dieser Winter wie noch nie,
Selbst an Silvester strahlte die Sonne
Und am Thermalbad stauten sich Gäste,
Mehr als 300 durften nicht mehr hinein.

Da kehrten auch wir wieder um,
Enttäuscht von der Badüberlastung
Und fanden am Parkplatz uns ein
Mit all jenen, die verärgert weggingen.

Jetzt ist es noch sehr viel wärmer,
Die Sonne greift vom Himmel herab
Als wäre es längst Vorsommer
Und keine Chance auf Heilung.

Da kommt ein Mann plötzlich auf mich zu,
Er kennt mich nicht, ich ihn auch nicht.
Er hebt mit Maske die Hand an mein Ohr
Und beginnt rasch zu sprechen:

„Ist nicht durch die Atombombenversuche
Unsere Erde näher an die Sonne gerückt?
Kann sie sich deshalb nicht mehr hitzeerwehren
Und wird immer mehr in die Verdürrung gedrückt?“

Eh' ich genauer zu ihm sehe, ist er schon verschwunden,
Der prophetische Mann zwischen parkenden Autos,
Wo die vielen Enttäuschten nun rasch eingestiegen
Und die Klimaanlagen in Bewegung setzen...



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Zum Mond, zum Mars

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Zum Mond, zum Mars

Zum Mond, zum Mars wollen all jene,
die uns zeigen müssen, dass sie das können:
Die Wirklichkeit hat die List der Vernunft erreicht,
kleinreiche, ewige Jungs den Geist der Zeit.

Und doch bleibt die Frage allen offen:
Müssen wir immer weiter reisen,
muss das die Menschheit ertragen
in Zeiten innerer Einsamkeit?



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Willkommen im Mäusereich!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Willkommen im Mäusereich!

Im Tanzhaus ist jetzt alles hell,
Leise Musik trägt die Paare
Und wiegt sie oft gar zu schnell
Dabei fliegen lange Haare.

Plötzlich ist wieder alles still,
Die Paare sind gegangen,
Manche auch mit feinem Ziel,
Zu stillen dieses Urverlangen.

Nur im dunklen Tanzhaus
Raschelt's noch, niemand da:
Mäuse treten jetzt heraus,
Sind gleich wenigen Krumen nah,

Die herumliegen am Boden,
Verspeist sind sie ja gleich.
Es herrschen keine Noten –
Willkommen im Mäusereich!



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Inneres Ringen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Inneres Ringen

Vielleicht bleibt uns am Ende nur die Musik,
Wenn einst der Himmel aufbricht,
Wir erkennen erdnahes Gemenge, den Schlick,
Uns zuwenden dem ewigen Licht.

Wo der Himmel sich für uns aufmacht,
Weil die Erde langsam verblasst,
Ergreift uns jene höhere Macht,
Die uns befreit von sinnloser Unrast.

Zum Himmel schau ich auf, ihn gern an,
Weil als Erdling ich hoffen kann,
Dass mir widerfährt als einfachem Mann
Die Entstrickung – nach Gottes Plan.

Weißt Du denn noch, als Tischbeine
Den massiven Tisch im Zimmer getragen
Und ich mit Dir dort ganz allein
Nach Antworten ich suchte auf Fragen?

Damals haben wir noch leise gesungen,
Haben uns viele Fotos gezeigt
Und um die Wahrheit gerungen,
Als die Jugend noch unser Kleid.



©Hans Hartmut Karg
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Wenn alle Welt

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wenn alle Welt

Wenn alle Welt
sich verkriechen will,
musst Du Wege finden,
die Horizonte weit zu öffnen.

Gibt es nicht Wartende,
die mit lechzenden Gedanken
eingedenk ihrer begrenzten Tage
auf Dein Sinnen rettend aus sind?

Wir müssen wieder all jene entdecken,
die uns nahe sein wollen, nahe sein können
in den langen Zeiten banger Einsamkeit,
weil sie doch nach Dir suchen.



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Ratesendungen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ratesendungen

Wieder sitzen sie nahe dem Fernseher,
Wenn Fragen leicht und schwer gestellt.
Wer wenig hört, sitzt etwas näher,
Ergriffen von Unterhaltungswelt.

Er meint ja anspruchsvoll zu sein,
Wenn man am Raten sich beteiligt.
Man ist dann nicht mehr so allein,
Weil dann der Zweck die Mittel heiligt.

Ein Bildungsbürgertum braucht sowas:
Der Geist sei ständig gut trainiert
Und hat mitunter großen Spaß,
Wenn Denken zur Lösung ihn führt.

Kennt man ein richtiges Ergebnis
Oder kann man es gar selbst ableiten?
Ist Raten nicht auch ein Glücksgriff,
Mit dem sich Freude lässt bereiten?

Hat man dabei ein Weltgefühl,
Als wär' man mit der Welt verbunden,
Wo Geistreichtum noch lebt als Ziel,
Man selbst hat Hürden überwunden?

Da wachsen Stolz, Erhabenheit
Und lenken Frieden ins Gemüt,
Wenn sich mit großer Denkfreiheit
Ein Abend in die Länge zieht.



©Hans Hartmut Karg
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Immer gehen große Zeiten

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Immer gehen große Zeiten

Immer gehen große Zeiten zuende.
Auch das wissen wir beizeiten längst.
Was dann kommt, ist manchmal eine neue Zeit,
mitunter schwimmen Jahre jedoch auch in Agonie.

Jedoch, wenn aus der wunderbaren Blütezeit
nichts als Banales an die Oberfläche treibt
und etwas anderes daraus hervorkriecht,
das wir gar nicht wollen, niemals dulden?

Gefragt wird niemand, wenn mit Eigenmächtigkeiten
die selbstgewählten Freiheiten in Zwängen münden
und unsere gerne kultivierten Eigenwilligkeiten
der Selbstverständnis der Zeit Tribut nur zollen.

Es könnte für uns doch auch sein,
dass unser Reisedrang in ferne Räume unmöglich wird,
entmachtet von der Agonie und Zwischenzeit,
auftretend wieder Altbekannte: Ritter Tod und Teufel.

Sahen wir sie nicht längst besiegt,
golden die Zukunft, als wir Knaben waren?
Sind es nicht die Versprechen früher Tage,
Dass alles besser werde, wenn wir erst erwachsen?

Am Stock gehend wirken die Winde strenger,
die aus den Neuzeiten zu uns herüberwehen.
Sie fragen nicht nach meinen Wünschen, meinem Wollen,
Selbst wenn ich es erlaube, dass die Hoffnung tragen möge.

Immer gingen schon die große Zeiten
einher mit Sittlichkeitsverlusten in den Niedergängen.
Da half mitunter nur ein starkes, strenges Recht,
das durchgesetzt nicht Beute ward der Funktionäre, Räte.



©Hans Hartmut Karg
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Nach einem schönen, langen Leben

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Nach einem schönen, langen Leben

Nach einem schönen, langen Leben
Wird man mitunter reichlich träge,
Will nicht mit Menschen sich abgeben,
Sehnt sich nach einer Rundumpflege.

Sind wir da nicht im Mikrobereich
Mit eigener Kleinlichkeit gefangen?
Sehen wir, wo die Erde reich,
Wenn wir nur um das Eigene bangen?

Die Makrowelt interessiert oft nicht,
Man rollt sich ein auf eigenem Thron,
Weil ein Wehwehchen uns gebricht,
Wir sehen nur nach eigenem Sohn.

Geht's kleinmütig um Gut und Böse
Und Vorurteile leben weiter,
Zeigt auch das Alter wenig Größe,
Wo selten wird die Seele heiter.

Den Aufbruch braucht auch spätes Leben,
Damit man sich nicht selbst behängt,
Wir uns innere Entlastung geben,
Launen man selbstständig verdrängt.

Nach einem schönen, langen Leben
Ist man noch lang nicht lebenssatt,
Kann auch als Mensch neugierig streben
Nach Zielen, die es reichlich hat.



©Hans Hartmut Karg
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Wortkosmos

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wortkosmos

Noch stecken die Silben im Köcher
der langsam entschwindenden Nacht.
Kein Laut dringt hierher herein
zur Paradieskammer am Berg,
wo Dämmer schon gleitet nach hinten.

Erste Wortteile beginnen zu keimen,
steigen langsam aus dem Tiefengrund auf,
finden sich zum Sinnieren frei ein,
um dem Verstehen dienstbar zu werden
und brauchen dann doch ihre Zeit.

Bisweilen sinken sie wieder weg
in die Traumkulisse des Dunkels,
manche für immer, andere bis später,
wo sie die neuen Nächte erwarten,
um sich in den Tag einzuschälen.

Mit wachsendem Morgen aber
geraten Worte zu Zeilen, zu Sätzen,
befreien sich aus ihrem Dämmerschlaf
und gelangen in jenen Kosmos,
der Dichtwilliges zur Welt trägt.



©Hans Hartmut Karg
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