Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Kleine Schifffahrt

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Kleine Schifffahrt

Auf dem Großen Brombachsee
Fahren die Schiffe wieder:
Zur Anlegestelle, durch die Allee
Geht es, man hört am Strand Lieder.

Endlich für so kurzes Bewegtwerden
In einem Schiff sitzen und dabei erleben,
Dass der Ausblick nimmt alle Beschwerden,
Wenn wir uns zu den Wassern begeben.

Uns reichen schon kleine Fahrten
An diesen gemütsheißen Sommertagen,
Wenn man nicht mehr lange muss warten,
Darf Mobilität als Schicksal gern tragen.

Kein Windhauch erschüttert die Wälder,
Keine Großwelle bricht sich am Bug,
Wo im Glas das Gereifte aus der Kelter
Da der Genießer wieder am Zug.

Das Kleinteilige hat uns erfasst,
Dessen Charme fällt tief ins Gemüt:
Da bin ich stets so gerne zu Gast,
Schlummere fast – Essen macht müd'!


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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"Wenn schon, denn schon!"

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


„Wenn schon, denn schon!“

Zu den hinreißenden Menschenströmen
Geht wieder einmal eine weitere Reise:
Menschen wollen sich etwas gönnen,
Sich erholen auf ihre ureigene Weise.

Immer wie eingesperrt zu leben
Ist keine Freude und kein Plaisier:
Man will ja zum Leben streben,
Nicht dahinvegetieren wie ein Tier.

Augen wollen diese Wunderwelt sehen,
Aufnehmen mit dem Blick das Schöne,
Wo im Sommer Palmenwedel wehen,
Damit die Sonne Gäste verwöhne.

„Wenn schon, denn schon!“
Fordert der Wille auf das Gemüt.
Er will seinen ersehnten Lebenslohn:
„Schwimmt im Meer, reitet im Gestüt!“

So begibt sich der Mensch zu Meeres Weiten,
Wo der Himmel unendlich heiter und groß,
Mag Freunde dorthin mit Sehnsucht begleiten,
Denn Leben ist ihm auch freies Los.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Das Leben fragt nicht

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Das Leben fragt nicht

Unser aller einmalig' Leben fragt nicht
Nach unseren Antipathien und Sympathien,
Ob wir gemocht werden – oder doch nicht,
Auch nicht nach Vorlieben und Manien.

Keiner von uns wird jemals gefragt,
Ob Selbstbild und Fremdbild übereinstimmen,
Ob uns gar lobend jemand sagt,
Welche Talente wir zur Vollendung bringen.

Anerkennung findet vielleicht jener,
Der authentisch herüberkommt,
Nicht trickst und auch nicht als Penner,
Sondern weil er der Liebe frommt.

Freundlich, ehrlich, wahrhaftig sein,
Liebkind auch – aber nicht dumm,
Dass man spürt: Zwischen Abel und Kain
Gibt es etwas, das doch nicht krumm.

Das Leben fragt uns überhaupt nicht,
Wem wir gefallen, wer uns ablehnt.
So entwickle Dein individuelles Gesicht,
Das mit Verlässlichkeit die Welt versöhnt.

Erst dann wächst Dir zu jene Harmonie,
Die dem suchenden Geist den Rücken freihält,
Sich auch befreit von Zeitgeistagonie,
Weil sie sich auf Zukunft einstellt.

Das Leben fragt nicht nach Deinem Glück,
Das musst Du Dir schon selbst besorgen.
Dazu gehört Dein interessierter Blick
Mit Liebe – der befreit von Sorgen.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Umwelttroll

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Umwelttroll

Er war wirklich sehr gut sortiert,
Hatte sein Leben perfekt organisiert,
Damit man ihn ja nicht packen konnte,
Weil er nur in seiner Denkwelt wohnte.

Nach außen hin schien er wirklich patent,
Da er sich gar Umweltschützer nennt,
Mit dem E-Auto und dem E-Bike fährt
Und so den Herrn der Schöpfung ehrt.

Laut schimpft er über Umweltsünder
Und über die Ausländer, die vielen Kinder,
Gegen Plastik, den Weltmeermüll,
Vermeidung ist daher sein höchstes Ziel.

Doch am Morgen, so gegen Dreivierteldrei
Ist's mit der Nachhaltigkeit bei ihm vorbei.
Dann heizt er Holz, in der Garage versteckt,
Mit dem er Luft und Häuser verdreckt.

Die Lungen und Briefkästen der Nachbarschaft
Werden mit Feinstaub schwarz überdacht:
Er selbst sieht sich leider nur noch ganz toll,
Er ist und bleibt halt ein Umwelttroll.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Der Frevelkobold

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der Frevelkobold

Er wirft weg, was er nicht braucht,
Kümmert sich nicht um die Welt,
Auch Kippen, die er selbst gebraucht,
Denn er hat ja genügend Geld.

Wird dadurch jetzt nicht alles schwerer,
Wegwerfen ist doch ziemlich out:
Da schimpfen Medien und Lehrer,
Weil man ja auf die Zukunft schaut.

So wirft der Frevler heimlich weg,
Was an Verpackung ihm anfällt.
Darin sieht er sein Privileg,
Mit dem er sich noch gut gefällt.

Er weiß zwar schon, s'ist nicht okay,
Doch meint er auch, nichts sei zu retten:
Ein Fatalist kennt ja kein Weh',
Gehört nicht zu den Lieben, Netten.

Als Kobold wirft er in den Abfall,
Was heimlich niemand sehen soll.
Mahnungen sind ihm leerer Schall,
Verantwortungslos lebt der Troll.


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Mit dem Trimaran

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Mit dem Trimaran

Mit dem Trimaran über den See zu schippern,
Ufer und Zeit vorbeieilen sehen,
Auf dem Oberdeck ein wenig kältebibbern
Und deshalb an die Theke gehen,
Dauerlaufend und mit viel Gewitzel
Sich dort bestellen Pommes und Schnitzel.

Er weiß ja: Wasser belebt den Geist,
Also fährt er gern auf diesem Kahn,
Denn wer hier frei in sein Leben reist,
Lässt hinter sich manchen Größenwahn
Und freut sich auf die schöne Welt,
Schließlich hat er ja genügend Geld.

Da sieht er auch Kinderaugen glänzen,
Wenn der Papa dann zum Kapitän hingeht
Und Kinderhände die ganze Welt entgrenzen,
Wo der Junge stolz am Ruder steht.
Das hätte der Papa einst auch gern genossen
Und Wasser spielend in den See gegossen.

Familien kommen zur Rundfahrt zusammen,
In Rollstühlen sitzen Behinderte und Alte.
Alle fahren mit, man scherzt, ist gern beisammen,
Damit die Gesellung ja nicht erkalte
Und wir an wunderbaren Sommertagen
Gemeinsam die familiäre Nähe mittragen.

Und so geht auch dieser Tag vorbei,
Viel zu rasch endet die Rundfahrt im See.
Man schwimmt noch, dass man beieinander sei
Und sagt dann der schönen Landschaft adé,
Denn die Tage der Treffen sind kostbar,
Wie früher fühlen wir uns wunderbar..!


©Hans Hartmut Karg
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Wer nichts wahrnimmt

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wer nichts wahrnimmt

Wer nichts wahrnimmt, ist scheintot,
Er sieht nichts mehr, als seine Not,
Treibt dennoch in Belastungshöhen.

Denn mancher trägt ein Mummenschild
Als Panzer vor sich her und stillt
Allein, was sein Tagbild kann sehen.

Doch wer nichts gibt zur rechten Zeit
Wird schauen, ob er nicht übrig beibt:
Er muss das Zuhör'n schon erhöhen!

Deshalb, Freund, schalte ja nichts aus,
Doch mach' dem Labern den Garaus –
Ins Bett kannst Du am Abend gehen...


©Hans Hartmut Karg
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Wir schießen Euch raus

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wir schießen Euch raus

Wir schießen Euch raus,
Denn Euer Fernsehprogramm
Ist eine einzige Langweilerschau.
Ihr sendet auch, was zerstört und grau
Und werbt dennoch mit großem Tamtam,
Doch soVieles ist nichts als einziger Graus.

Wir Konsumenten schießen Euch ab,
Wenn Ihr nichts Neues mehr bringt,
Denn wir bezahlen, was hier zu sehen.
Deshalb solltet Ihr mehr in Euch gehen:
Man muss spüren, dass Ihr um ein Programm ringt,
Die Einschaltquoten bringen Zuschauer auf Trab!

Früher haben wir viele Kultfilme gesehen,
Die jetzt hundertfach nur in Wiederholung,
Weil Neues offenbar kaum noch entsteht
Und der Spot-Geist lebendige Bilder verweht,
Noch ehe sie überhaupt in Geisteserholung –
So kann Verständnislosigkeit entstehen.

Deshalb schießen wir diese Langeweile weg,
Indem wir erneut in der Natur leben,
Uns aufmachen, um die Blumen zu sehen,
Dorthin wandern, wo freie Winde wehen,
Manches Mal auch wandern zu den Reben,
Wo uns umfängt ein steiniger, spürbarer Weg.


©Hans Hartmut Karg
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Goldene Hochzeit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Goldene Hochzeit

„Fünfzig Jahre verheiratet sein –
Ein halbes Jahrhundert niemals allein!“
So gurren es von den Dächern die Tauben,
Das erstaunt, das ist kaum zu glauben!

Deshalb schau ich ungläubig auf den Kalender:
Dass uns Amor als sinnlicher Minnespender
In den fünfzig Jahren reich und unschwer
Von der Liebe gab jeden Tag mehr und mehr.

Denn Unkenrufe gehörten immer dazu:
„Aus den Zweien wird kein richtiger Schuh,
Selbst wenn sie das Glück heraufbeschwören
Und meinen, es möge ihnen allein gehören!“

Des Menschen Wille erdenkt sich den Weg,
Doch die Liebe braucht dafür keinen Beleg,
Denn für guten Willen gibt es stets den Mai,
Womit Liebe von Dauer ein Segen sei.

Der Mensch muss schon wissen, was er will:
Zwei wählen also für sich jenes Ziel –
Zu leben in einer einzigen Partnerschaft,
Weil dies stressfreiere Verlässlichkeit schafft.

Denn Liebe von Dauer ist ein Gottesgeschenk,
Wenn die Liebenden sich halten und eingedenk
Der Freuden, die ihnen Zweisamkeit erschließen
Sich händchenhaltend Zärtlichkeiten ergießen.

Gläubig schau' ich vom Balkon zum Himmel hinauf,
Wo der Stern unseren langanhaltenden Lebenslauf
Mit dem Vollmond gemeinsam den Sommerabend versüßt
Und damit immer wieder aufs Neue unser Lebensglück begießt.


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Schiffsreise zum Jubiläum

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Schiffsreise zum Jubiläum

Man braucht von uns aus nicht weit zu fahren,
Will man am Ufer des Brombachsees stehen,
Versonnen vorbeiziehend mit den vielen Jahren
Zum Leben gehen, das sich als Jubel darf sehen.

Dazu kommen die vielen Enkelkinder,
Wo das Schiff anlegt und sie aufnimmt.
Es ist Hochsommer, vergessen frühere Winter,
Wo man jetzt den Glücksmomenten nachsinnt.

Da stehen die Kinder, erwachsen, erfolgreich
Und wir freuen uns, dass sie alle gesund.
Sie arbeiten fleißig, manche beziehungsreich,
Da küsst man gerne des Schicksals Mund.

Und wir fahren mit dem Schiff die Ufer entlang
An den Binsen des herrlichen Stausees vorbei.
Die Enkel stürmen hinauf auf den Gang,
Weil die Jugend immer in Feierlaune sei.

Man speist, man plaudert gerne zusammen
Und freut sich auf die Gemeinsamkeit,
Wo Erinnerungen bunt zu den Herzen gelangen,
Wir selig in fünfzigjähriger Zweisamkeit.

Und doch wissen wir bei der Motoren Klang,
Dass dies alles vorübergehen wird,
Das Schiffshorn, auch jeglicher Lobgesang,
Weil man Vergänglichkeit spürt ...


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Ich merke immer

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ich merke immer

Ich merke fast immer,
wenn ich in der Küche
überflüssig bin.

Dann ergreife ich die Flucht
und besiedle ein Sofa.

Ich merke immer,
wenn ich Schnittlauch
zu tief abschneide.

Dann greife ich zur Gießkanne
und überlasse Gärtnerinnen den Schnitt.

Ich merke immer,
wenn ich gebraucht werde,
dann wetze ich meine Messer.

Ich schäle Kartoffeln, Zwiebeln, Karotten
und schneide sie klein für die Suppe.


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Auf dem Balkon

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Auf dem Balkon

Mit dem Blick hinab zur Stadt,
Die schon lange ihren Hofgarten hat
Fällt das Aufstehen mir unendlich leicht,
Weil der Augenblick der Enge weicht.

Dann darf ich Spargelstangen schälen,
Muss mich dabei auch nicht verzählen:
Trotz Hitze schaut mit großer Ruh'
Vom Geländer mir mein Amselmann zu.

Und auch neue Kartoffeln kommen,
Werden zum Kochen in Pflicht genommen:
Geschält kommen sie zuerst ins Wasser,
Manche sind sehr gelb, andere blasser.

Wer selbst sein Essen zubereitet,
Der bleibt ja länger genussgeleitet:
Alles schmeckt herrlich, alles ist gut,
Deshalb brauchen wir auch kein Grillgut.

Das Einfache – bewährt steht in unserer Gunst,
Noch immer schätzen wir die Kochkunst:
Ohne Pfannen führen wir uns dann zu Gemüte,
Was naheliegend, einfach, mit hoher Güte

Serviert wird und den Gaumen fein trifft,
Da gibt es nichts Exotisches, auch kein Gift,
Denn wer sich auf das Regionale einschwört,
Für den ist die Schlemmerwelt niemals verkehrt.


©Hans Hartmut Karg
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Säulenbäume

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Säulenbäume

Immer wieder höre ich:
Im Vorgarten ist wenig Platz!
Geh' ich abends spazieren,
Seh' betonierte Flächen ich.

Auch gibt’s Gewächse, die ausschauen,
Als wär'n sie aus dem Krieg gekommen,
Stehen da starr wie Plastikgebilde
Vor trauerndem Hauseingang.

Anstatt Betonkübel vollzustellen,
Vorgärten zu pflastern, zu betoneren,
Würde es unser Gemüt sehr bereichern,
Könnten Säulenbäume wir da sehen.

Sie blühen, es reifen Früchte heran,
Schöne Äpfel, Pflaumen und Birnen,
Damit man wieder etwas ernten kann:
Niemand muss sich hässlich abschirmen!


©Hans Hartmut Karg
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Es könnte schon sein

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Es könnte schon sein

Es könnte schon sein,
dass glückliche Gesichter
im Menschenstrom treibend
das aufkeimende Graudunkle
aus dem Tag vergraulen würden.

Das aber müsste man zulassen,
dürfte es nicht medial blockieren.

Wäre es deshalb nicht besser,
das Dumpfbackige sein zu lassen,
Anmache und Animositäten auszubremsen,
um den wundersonnig-aufkeimenden Tag
in freundliche Vornehmheit zu hieven?


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Männlichkeit passé!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Männlichkeit passé!

Auch ich möchte mich verkriechen, entschwinden,
Denn ich bin alt und leider männlich und weiß,
Möchte mich aus dieser Hasswelt herauswinden,
Die mir recht krank erscheint auf meiner Lebensreis'.

Was bringt es noch, ein guter Mann zu sein,
Wenn geschlüpfte Bruderhähne getötet werden,
Büffelmänner übergeben werden dem schlimmen Hein
Und in der Ukraine Soldatenmänner die Gräber mehrten?

Der Mann ist scheinbar nichts, als Zeugungsorgan,
Man sagt inzwischen, man brauche ihn nicht,
Weil die Parthenogenese insoweit fast alles kann
Und die Herrschaft global zur weiblichen Pflicht.

So verschwinde ich lieber im Alltäglichen hier
Und verlese mich auf meinem herrlichen Sofa,
Trinke einsam auf dem Balkon mein Bier,
Schaue der Jungen unten zu mit dem Mofa,

Setze mich ins Café zu einer Tasse Tee,
Entkomme dem Zeitgeist mit Versen und Worten
Und finde im Halbschlaf zu so mancher Idee,
Um mein eigenes Underdogsein zu ermorden.

Leider wurde ich nicht als weiblich geboren,
So ist überflüssig mein männliches Sein,
Habe mir dennoch flüsternd Freiheit geschworen,
Womit ich ein Leben lang tolerant konnte sein.


©Hans Hartmut Karg
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Wären wir Geschwister

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wären wir Geschwister

Wären wir Geschwister als Mann und Frau
Und hätten weltweit dieselben Interessen,
Dann wüsste ein jedes Geschlecht ganz genau,
Welche Lebensdeutuungen frei zu ermessen.

In den eigenen Wahrnehmungen unterscheiden sich
Die beiden Hauptgeschlechter doch nicht so sehr,
Wenn erwachsen das Verständnis für Dich und mich
Sich unterhält in einem ehrlich-fairen Begehr.

Habenwollen und Seinkönnen unterteilen wohl
Die Welt in Vertrautheit mit Fremden:
Was dem einen Leere, ist dem anderen toll,
Leben gestaltet sich mit flatternden Händen...

Wären wir Geschwister in einem Geiste,
Könnte der Neid Vernunftgründe nicht wegreißen,
Der gemeinsame Nenner wäre tragfähige Leiste,
Synergien würden Zukunftswege uns weisen.

Wären wir nur Geschwister als Mann und Frau –
Wie unendlich langweilig wäre das Geben.
So aber lebt ein jeder in seiner Seelenschau
Und darf das Interessantere durchleben.


©Hans Hartmut Karg
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Man darf niemanden ins Unrecht setzen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Man darf niemanden ins Unrecht setzen

Selbstgerechte werfen immer den ersten Stein
Und Kleingeister erfreuen sich an den Niederlagen.
Selten sehen sie auf Erden den göttlichen Schein,
Weil sie niemals nach der Duldsamkeit fragen.

Denn sie setzen Menschen gerne ins Unrecht,
Meinen, dieses für sich gepachtet zu haben,
Denn ihre Fassade bleibt immerzu unecht,
Müssen sie doch in der Unsitte graben.

Sie können nicht von sich selbst absehen,
Um im Verstehen mit Andern zu ringen,
Wollen sie doch beherrschend siegreich gehen
Und müssen deshalb ihre Schandlieder singen.

Niemals darf man Menschen ins Unrecht setzen,
Nur weil man merkt, dass man Rechte verdrehen kann,
Darf das Argument nicht wie ein Schlachtmesser wetzen,
Damit gar bloßlegen Personen und ihre Scham.

Eine tatsächliche Liebe kennt dieses Unrecht nicht,
Erkennt interessiert an das lebensfrohe Wesen,
Führt nicht ständig hin in ein Hochgericht,
Will lieber in den Sanftaugen des Nächsten lesen.

Liebende anerkennen das Weinen und Lachen,
Denn sie entdeckten für sich Heimat und Mitte,
Spürten nach den unverletzlichen Sachen
Und lenkten hin auf begegnende Schritte.


©Hans Hartmut Karg
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Heuchler verbergen Motive

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Heuchler verbergen Motive

Der Heuchler ist ein Haderlump,
Lebt immerzu auf Seelenpump,
Gibt sich gerne als Strahlemann,
Weil er zumeist nicht anders kann.

Er stellt sich in Gesellungsmitte,
Sagt dazu dabei niemals „bitte“,
Wo er für sich Werbung betreibt
Und sich die Gruppe einverleibt.

Doch wie könnte man so beginnen,
Gemeinsam auf Zukunft zu sinnen,
Wo Heuchler dreh'n die Welt zu sich
Und manipulieren Dich und mich?

Heuchler sind die große Plage,
Denn sie sind nicht in der Lage,
Leistungen anderer anzuerkennen
Und sich zur Augenhöhe zu bekennen.


©Hans Hartmut Karg
2022

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Wegdenken

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wegdenken

Als sie am Morgen nicht so gut drauf,
Er jedoch immer noch quietschfidel,
Fragte er sie schon nach dem Tageslauf
Und machte aus seinem Glück kein Hehl.

Da spürte er auf doch ein wenig Neid
Bei ihr, wo die Partnerantwort wohnt:
„Du hast für Dich immer so viel Zeit,
Weil Dich Dein Wegdenken halt verschont!“

Verwirrt und ergriffen fragt er nun nach,
Was sie denn damit ihm gegenüber meine.
Manchmal spürt er schon ihre Ungemach
Und meint, dass sie vielleicht innerlich weine.

„Alles gut! Das sagst Du doch immer
Und dann hast Du natürlich keinen Kummer.
Wenn's bei mir im Gemüt etwas schlimmer,
Bist Du längst in nachtseligem Schlummer.

Deshalb muss ich Dich sehr bewundern,
Wie Du Probleme so leicht wegdenken kannst,
Spaß haben an der Welt und allem Muntern
Und Deine Wortwahl immer so witzig planst!“

„Ach, Liebste, das ist halt mein Naturell:
Ich bin stolz auf Dich, werde sonnig bewegt,
Bring' Dich zum Lachauge ja recht schnell,
Habe dabei meine Schwermut abgelegt.“


©Hans Hartmut Karg
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Gartenbegehung

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Gartenbegehung

Da gibt es doch glatt Leute,
Die marschieren in Deinen Garten
Und darfst bei Glockengeläute
Auf ihre Fragen warten.

Doch sie wollen nichts besichtigen,
Nur herumstehen und Daumen drehen,
Dich und Deine Ansichtigen berichtigen
Und auf ihre eigenen Leistungen sehen.

Wirst Du allerdings zu ihnen geladen
Als Gast unter tragenden Bäumen,
Greifen sie sofort wieder auf ihren Faden,
Um diesen ja nicht zu versäumen.

Eineinhalb Stunden dauert die Begehung –
Das ist für ihr Besitztum vorgesehen.
Da wächst in Dir langsam die Überlegung,
Sie vielleicht künftig nicht mehr zu sehen...

Wer immer bewundert werden will,
Jedoch die Leistungen der Andern ignoriert,
Hat nicht aufgegriffen ein Ausgleichsziel,
Weil seiner Egomanie er nur nachspürt.


©Hans Hartmut Karg
2022

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