Über 1 Jahr Trauer um Haustier

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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Asta
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Über 1 Jahr Trauer um Haustier

Beitrag von Asta »

Liebe Swissmoms

Eines von unseren beiden Meerschweinchen ist vor etwas mehr als einem Jahr ganz plötzlich verstorben, obwohl es noch sehr jung war. Kurz darauf haben wir ein neues zweites Meerschweinchen dazu geholt. Nun ist es aber so, dass mein Sohn (10J.) noch immer sehr, sehr traurig ist über den Verlust des Tieres. Besonders abends weint er viel und sagt, dass er das Tier sehr vermissen würde und dass er es praktisch ständig vermissen würde, es aber nicht immer zeige. Er selbst hat mich heute gefragt, ob wir nicht irgendetwas machen müssten, dass sei doch nicht normal, dass er immer noch traurig sei. Ich bin auch sehr erstaunt über diese lange Trauerphase, zumal wir das Tier nur 1/2 Jahr hatten, bevor es starb und mein Sohn jetzt nicht wahnsinnig viel Zeit mit ihm verbracht hatte... Ich weiss gerade nicht mehr, wie ich ihm helfen könnte, dass er aus seiner Trauer herausfindet. Auf Wunsch meines Sohnes haben wir das Tier kremieren lassen (hätte nie gedacht, dass ich das mal mache), im Garten vergraben und er hat noch einen Grabstein gestaltet. Dann hat er eine Traueranzeige gebastelt, die er in seinem Zimmer aufgehängt hat. Ich habe immer mal wieder vorgeschlagen sie abzuhängen, was wir dann auch kurz gemacht haben. Er hat sie dann aber wieder aufgehängt. Dann hat er noch ein Foto, dass er häufig bei sich trägt und auch im Bett anschaut. Heute sass er weinend im Bett und hat seinem Tier auf dem Foto ein Lied mit der Mundharmonika gespielt... Sicher spielt es auch eine Rolle, dass es sein erster Verlust ist, den er erlebt. Dennoch scheint mir seine Trauer sehr "hartnäckig". Wir haben auch schon viel darüber gesprochen, wo das Tier wohl jetzt sei, was es mache. Er selbst glaubt aber nicht so an ein Leben nach dem Tod und glaubt eher, dass es einfach "weg" sei und er es nie, nie mehr wiedersehe.
Wäre sehr froh um Tipps!
Ganz herlichen Dank, Asta

Leela
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Re: Über 1 Jahr Trauer um Haustier

Beitrag von Leela »

Oje…denkst du es dreht sich wirklich noch um das Tier oder lebt er damit vielleicht eine Traurigkeit aus, due sich um etwas anderes dreht?
Meine Kinder hatten in dem Alter und jünger oft Angst vor dem Tod. Vielleicht symbolisiert das Meeri einfach dieses Thema?
Ansonsten wäre mein Impuls die Erinnerungen wegzupacken, das Freigehege vergrössern und noch 4, 5 Meeris dazu zu holen.
Wir haben viele Tiere und die Kinder gehen mit Todesfällen deshalb eher locker um…
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Asta
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Re: Über 1 Jahr Trauer um Haustier

Beitrag von Asta »

Danke für deine Antwort, Leela. Ich weiss nicht. Er denkt schon auch sonst manchmal über das Thema Tod nach, ist dann aber nie so traurig, wie wenn er vom Meerschweinchen redet. Zur Anzahl Tiere ist seine Tendenz eher: Bloss keine Tiere mehr. Er möchte momentan am liebsten gar keine Meerschweinchen mehr, damit er keine mehr verlieren kann... Ich versuche nochmals die Erinnerungen wegzupacken.

Leela
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Re: Über 1 Jahr Trauer um Haustier

Beitrag von Leela »

Ach der Arme…
Als Kind empfindet man das schon mehr. Wir haben als kinder auch noch jahre nach unserer vermissten Katze Ausschau gehalten und meine Kinder sprechen auch noch nach 3 Jahren oft von unserem alten Hund.
Aber nicht so, dass es Tränen gäbe.
Bei uns wars aber schon so, dass die ersten Tiere den grössten Schmerz hinterliessen, mit der Zeit „gewöhnt“ man sich etwas an das kommen und gehen (bei uns kommen auch immer wieder Jungtiere zur Welt).
Vielleicht könntet sie ihr ab und zu Ferientiere betreuen, um das Abschied nehmen etwas zu relativieren?
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swam
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Re: Über 1 Jahr Trauer um Haustier

Beitrag von swam »

Ich würde das Thema mit Hypnose oder evt
Kiensiologie angehen. In welcher Region wohnt Ihr? Könnte Dir evt jemanden empfehlen.

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Moreen
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Re: Über 1 Jahr Trauer um Haustier

Beitrag von Moreen »

Ich denke auch, dass die Trauer um das Tier eine „stellvertretende“ Trauer ist. Gut möglich, dass der Tod eures Meerschweinchens Auslöser dafür war, dass eine „alte“ Trauer hochgespült wurde und ins Bewusstsein gelangt ist (wo sie zuvor im Unterbewusstsein geschlummert hat). Kinesiologie könnte da wirklich eine gute Möglichkeit sein, um herauszufinden, woher diese Trauer tatsächlich kommt und dass diese dann auch aufgelöst werden kann.

Auf jeden Fall ist es super gut, dass dein Sohn benennen kann, dass er eine Trauer in sich spürt. Es gibt ein Zitat im Sinne von: Ist der „Teufel“ erst einmal entdeckt, wird seine Macht immer geringer. Alleine schon das Kommunizieren kann oft schon vieles lösen…
In Ruhe gelassen werden ist gut.
Durch Ruhe «gelassen werden» ist besser.

lipbalm
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Re: Über 1 Jahr Trauer um Haustier

Beitrag von lipbalm »

Uff, ich würde hier auch rasch handeln. Ich empfinde es auch nicht normal, das er solche Mühe mit loslassen hat.
Kinesiologie hätte ich hier auch vorgeschlagen. Manchmal ist es ein „Trauma“ welches er nicht selber auflösen kann. Und eine Kinesiologin kann ihn dabei unterstützen!

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Netterl
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Re: Über 1 Jahr Trauer um Haustier

Beitrag von Netterl »

Ich kenne sowas von einem meiner Kinder, dass manchmal nicht richtig zugeordnet wird. Trauer kann in dem Alter durchaus einfach mal Müdigkeit/Hunger/Durst oder Überforderung sein. Check mal ab, ob das vermehrt in solchen Situationen auftritt. Manchmal war das für ihn auch ein Ausweg aus einer für ihn unangenehmen Situation (Langeweile)
Ich finde es schwierig, denn man möchte ja sein Kind ernst nehmen.

und nein, es ist nicht „normal“ , so lange zu trauern. Bzw es ist nicht ok in diesem Fall.
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Asta
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Re: Über 1 Jahr Trauer um Haustier

Beitrag von Asta »

Vielen Dank für eure vielen Rückmeldungen! Toll, wie da viele verschiedene Ideen und Gedanken zusammenkommen!
Ich werde versuchen meinen Sohn für die Kinesiologie zu motivieren. Wir waren schon mal dort wegen etwas anderem. Zuerst konnte sich mein Sohn auch darauf einlassen. Aber bei den Folgeterminen hat man ihm angesehen (und er hat es mir nachhher auch gesagt), dass er das absoluter Blödsinn findet ("kann doch nicht funktionieren ") und schliesslich wollte er auch nicht mehr gehen (sie fragt jeweils, ob er nochmals kommen möchte). An der Frau selbst schien es aber nicht zu liegen. Ich fand sie super.
Er ist halt unser "Naturwissenschaftler" :roll: Ich denke da besteht auch ein Zusammenhang zum Thema Tod. Die Vorstellung, dass es danach weitergehen könnte oder es sogar ein Wiedersehen geben könnte, hilft ihm nicht, da er daran überhaupt nicht glaubt. @Netterl: Müde ist er häufig, wenn er traurig ist wegen dem Tier. Guter Punkt.

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Netterl
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Re: Über 1 Jahr Trauer um Haustier

Beitrag von Netterl »

Wenn er so rational eingestellt ist, dann würde ich auch versuchen, das rational anzugehen. Es kann eben sein, dass diese Trauer da ist, aber was anderes bedeutet und er selbst diese Umlenkung auf das Meerschweinchen gemacht hat.
Sei es, dass er es mit Müdigkeit verwechselt oder bei Müdigkeit etwas einfach stärker spürt (wenn man müde ist, ist ja vieles intensiver). Es kann genauso sein, dass er über andere Dinge traurig ist und dann immer Richtung Meeri denkt, obwohl es was anderes ist.

Edit/PS: Vorstellen könnte ich mir auch den Schreck über den unerwarteten plötzlichen Tod.

Edit2/PPS: Mit Kinesiologie kann ich jetzt auch nichts anfangen und kann das nachvollziehen.
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Opti
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Re: Über 1 Jahr Trauer um Haustier

Beitrag von Opti »

Mein Kind hat auch sehr lange und intensiv getrauert (aber um ein erweitertes Familienmitglied). Wir haben einerseits eine Trauerbegleitung zur Unterstützung geholt, andererseits auch viel mit klaren Fakten "nachbearbeitet". (Mein Kind hatte etwas Mühe nachzuvollziehen, dass der geliebte Mensch in der Urne steckt - es gibt ein super Buch wo das gut erklärt wird. )
Ausserdem haben wir ebenfalls wie andere bemerkt, dass das Kind manchmal ein "schwieriges" Gefühl als Trauer definiert und haben da noch etwas am spüren/wahrnehmen und am kommunizieren gearbeitet.
Auch wenn es eine andere Situation ist, vielleicht kannst Du da was für Dich rausnehmen?
Viel Erfolg!

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Petite Souris
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Re: Über 1 Jahr Trauer um Haustier

Beitrag von Petite Souris »

Eventuell könntest du mit ihm den Umgang mit dem Tod aus Sicht der verschiedenen (Natur)Religionen anschauen. Dort gibt es ja oft verschiedene Abläufe, wie lange und stark getrauert wird mit dem Ziel, irgendwann auch wieder abzuschliessen und sich wieder aufs normale Leben zu konzentrieren.

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Schwups
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Re: Über 1 Jahr Trauer um Haustier

Beitrag von Schwups »

Ich würde ihm erklären, dass Meerschweinchen eine sehr kurze Lebensdauer haben und er jederzeit mit dem Tod eines der zwei noch lebenden Tiere rechnen muss. Bei der Tochter war der Tod des ersten Meersäuli auch am Einschneidenden, aber sie trauerte nur kurz. Ich weiss schon gar nicht mehr, welche Nummer die jetzt noch lebenden 5 haben, aber der Meeesäuliverbrauch ist enorm. Einmal kaufte sie auf tutti "kranke" um ihnen ein neues Daheim zu geben, die nicht lange lebten, obwohl sie bzw. ihr Vater noch zum Tierarzt ging.
Sehr mitgenommen hat es die Kinder, als die Katze im Alter von 17 Jahren tot vor dem Haus lag, da die Kinder mit ihr aufgewachsen sind.
Am meisten trauerten sie, als ihr Grossvater vaterseits starb, da er innert weniger Tage unerwartet schnell ging. Mit dem Tod von zwei Urgrossmütter gingen sie einfacher um, da die schon sehr alt waren und ihnen nicht so nahe standen. Hat sich Dein Sohn noch von keinen Angehörigen (Menschen) verabschieden müssen?
Meitli 12/05
Bueb 06/07

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Asta
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Re: Über 1 Jahr Trauer um Haustier

Beitrag von Asta »

Netterl hat geschrieben: Mo 11. Sep 2023, 13:16 Vorstellen könnte ich mir auch den Schreck über den unerwarteten plötzlichen Tod.

Ja, das kann ich mir auch sehr gut vorstellen. Es war auch wirklich sehr plötzlich. Er kam nach Hause und das Tier war schon tot.
Netterl hat geschrieben: Mo 11. Sep 2023, 13:16 Wenn er so rational eingestellt ist, dann würde ich auch versuchen, das rational anzugehen.
Das würde ich gerne, aber es fällt mir irgendwie schwer die richtigen Worte zu finden bzw. weiterzukommen. Heute haben wir nochmals darüber gesprochen, dass er vielleicht auch einfach fest müde sei oder ob er vielleicht wegen etwas ganz anderem traurig sei. Beides verneint er vehement. Er wisse doch, dass er traurig sei und warum. Ich muss dazu sagen, er kann seine Gefühle wirklich sehr gut benennen und ausdrücken. Anzweifeln möchte ich seine Trauer ja auch nicht. Hmm...
Opti hat geschrieben: Mo 11. Sep 2023, 13:33 Auch wenn es eine andere Situation ist, vielleicht kannst Du da was für Dich rausnehmen?
Vielen Dank fürs Schildern eurer Trauergeschichte. Ich habe nun mal ein Buch bei der Bibliothek reservieren lassen zum Thema Tod.
Petite Souris hat geschrieben: Mo 11. Sep 2023, 14:26 Eventuell könntest du mit ihm den Umgang mit dem Tod aus Sicht der verschiedenen (Natur)Religionen anschauen. Dort gibt es ja oft verschiedene Abläufe, wie lange und stark getrauert wird mit dem Ziel, irgendwann auch wieder abzuschliessen und sich wieder aufs normale Leben zu konzentrieren.
Würde ich sehr gerne, ist voll mein Ding :) Seines leider gar nicht.
Schwups hat geschrieben: Mo 11. Sep 2023, 19:30 Hat sich Dein Sohn noch von keinen Angehörigen (Menschen) verabschieden müssen?
Nein, er musste sich noch von keinem anderen Tier und auch keinem Menschen verabschieden.

Angesprochen auf die Kinesiologin meinte er, dass er zwar nicht so daran glaube, wir es aber mal versuchen können :lol: . Da rufe ich jetzt morgen mal an.
Vielen Dank für eure Antworten!

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krista
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Re: Über 1 Jahr Trauer um Haustier

Beitrag von krista »

Wir haben bei unseren Kindern gemerkt, dass Traurigkeit und Müdigkeit sehr nah beieinander liegen.
Oft kam dann abends nochmal irgendeine Traurigkeit auf, die dann intensiv gefühlt wurde.

Wir haben darauf geachtet,
- dass sie wirklich rechtzeitig ins Bett kommen und möglichst keine solche "Übermüdung" aufkommt
- teils hart abgeklemmt indem wir das auch so gesagt haben: "Ich glaube, das ist jetzt Müdigkeit und keine Traurigkeit", versucht haben, den Spagat zwischen ernst nehmen und nicht hineinsteigern zu schaffen: "ich umarme dich jetzt noch mal ganz fest" und dann ablenken: Geschichte vorlesen, Hörspiel anmachen etc. dass keine Zeit/Ruhe zum Nachdenken blieb.

Wir nehmen uns abends immer Zeit, mit den Kindern einzeln über den Tag zu sprechen. Das haben wir dann teilweise recht intensiv gemacht. Auch damit die Kinder üben, zu erzählen und dass sie Worte finden, für das, was in ihnen ist.
Das hat vielleicht auch geholfen.

Samina
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Re: Über 1 Jahr Trauer um Haustier

Beitrag von Samina »

Liebe Asta

Falls dein Sohn mit der Kinesiologie nicht warm wird:
In meinem Umfeld haben viele Familien gute Erfahrungen mit Hypnose gemacht, vielleicht wäre das ja was für deinen Sohn.
Ansonsten finde ich die Elternberatung von Pro Juventute top. Ich hatte da mal angerufen, als ich wegen meiner Tochter verzweifelt war und die haben mir super wertvolle Tipps gegeben. Da kannst du einfach anrufen und nachfragen, was sie dir in deiner Situation empfehlen würden. Ich fand die Personen am Telefon sehr kompetent und einfühlsam.

Alles Gute für euch

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