Verschiedene Erziehungsansichten

Allgemeine Themen ab dem 2. Lebensjahr

Moderator: conny85

Antworten
Amina2019
Newbie
Beiträge: 10
Registriert: Mo 23. Aug 2021, 20:56
Geschlecht: weiblich

Verschiedene Erziehungsansichten

Beitrag von Amina2019 »

Hallo zusammen

Ich bin Hausmutter und betreue meine 4-jährige Tochter daher grösstenteils selber zu Hause. Der Papa arbeitet und kommt abends eher spät nach Hause, sodass die kleine meistens noch 1h mit ihm hat bevor sie ins Bett geht. Am Wochenende ist der Papa oft ums Haus beschäftigt und nimmt sich nicht wirklich Zeit für die Kleine - die Gartenarbeiten müssen ja auch erledigt sein :roll:
Wie ich immer wieder lese, haben daher viele Kinder in dieser Konstellation als Bezugsperson Nr.1 die Mama und der Papa wird sehr oft ablehnt. Manchmal läuft es sehr gut und sie spielen lange zusammen und dann ergibt sich ein Konflikt und Sie will nichts mehr mit ihm machen und kommt zu mir gerannt - dann will sie ihm beim zu Bett gehen auch nicht mehr Gute Nacht sagen - meine Vermutung ist, weil sie mit dem Papa einfach den Bezug und die Zeit nicht so hat. Er ist natürlich frustriert und fühlt sich nutzlos - er nimmt das sehr persönlich :cry: und meint dass ich strenger in der Erziehung sein müsste und Ihr klare Regeln beibringen muss...

Gibt es da draussen jemanden in derselben Situation? Könnt ihr mir Eure Erfahrungen mitteilen?

Noeli86
Newbie
Beiträge: 43
Registriert: Di 8. Aug 2017, 13:41

Re: Verschiedene Erziehungsansichten

Beitrag von Noeli86 »

Hallo Amina

Ich lese aus deinem Beitrag zwei Punkte heraus:

Dich betrübt es, dass dein Mann sich nicht mehr "kümmert", oder?
Er scheint sich zurückgewiesen zu fühlen und sucht die Schuld bei dir/in der Erziehung.

Wir haben keine vergleichbare Situation, trotzdem kann ich dir vielleicht einen Input geben.

- Kinder suchen sich ihre Bezugspersonen (im Rahmen ihrer Möglichkeiten) selber aus.
Ich kann noch so viel Zeit mit meiner Tochter verbringen, sie ist und bleibt aktuell ein Papa-Kind.
In der Konstellation fühle ich mich auch öfters zurückgewiesen, weil "bei Papa einfach alles besser ist". Sie verzeiht im auch schneller als mir.

Es gab aber auch Zeiten, da war es umgekehrt und er konnte nichts richtig machen und ich war "die Gute". Das hatte weder mit der Erziehung noch mit der Menge an Zeit zu tun, die einer von uns mit ihr verbrachte, sondern waren/sind einfach Phasen.

-Kommunikation: Du verdrehst die Augen darüber, dass dein Mann seine Freizeit lieber im Garten verbringt als mit eurer Tochter - er ärgert sich, dass Sie nicht "spurt" wie er will, wenn er sich einmal die Zeit für Sie nimmt und sucht die Schuld bei dir resp. in deiner Erziehung.
Ich war nicht dabei, ich kenne euch nicht. Aus meiner Erfahrung entstehen aber Konflikte, wenn unausgesprochene, unterschiedliche Erwartungshaltungen aufeinander treffen. Ev. wäre es daher sinnvoll, das Thema offen zu besprechen?

Was würdest du dir wünschen?
wie sieht er die Situation?
Was verspricht er sich von einer "anderen" Erziehung?
Ist die Erziehung wirklich der Kernpunkt resp. lässt sich damit etwas ändern?


LG

Benutzeravatar
Schneeflocke2016
Member
Beiträge: 221
Registriert: So 18. Dez 2016, 22:22
Geschlecht: weiblich

Re: Verschiedene Erziehungsansichten

Beitrag von Schneeflocke2016 »

Mich macht stutzig, dass er den Fehler bei deiner Erziehung sieht, obwohl es meines Erachtens an ihm wäre, Zeit in die Beziehungsarbeit zu eurer Tochter zu stecken. Da macht er es sich ganz schön einfach ;-) Kinder suchen sich Bezugspersonen aus den ihnen verfügbaren Personen aus. Das ist Zeit und Arbeit und die muss man sich nehmen. Dass er es persönlich nimmt, ist uncool. Er ist der Erwachsene und ich nehme an, er macht dir und dem Kind damit ein schlechtes Gewissen. Vielleicht nicht bewusst, aber das werdet ihr sicherlich beide spüren.
Könnt ihr darüber sprechen? Vielleicht fühlt er sich unsicher und weicht der Betreuung aus, weil du da bist? Es gibt so viele Gründe. Männer sind manchmal auch einfach unsicher, weil Frauen in ihren Augen vieles einfach mit einer Selbstverständlichkeit machen. Ich hoffe, ihr könnt konstruktiv darüber sprechen.
grosse Brüeder, April 2016
chlini Schwöster, Juni 2019

Amina2019
Newbie
Beiträge: 10
Registriert: Mo 23. Aug 2021, 20:56
Geschlecht: weiblich

Re: Verschiedene Erziehungsansichten

Beitrag von Amina2019 »

Hallo zusammen und danke für Eure Feedbacks...

@Noeli86:
das hast Du richtig herausgehört. Mir ist in so vielen Situationen klar, warum die kleine so reagiert - sie hat den Bezug zum Papa einfach zu wenig, da hast Du recht. Ich habe schön öfters rundherum gehört, dass Kinder mal Mama bezogen und dann wieder Papa bezogen sind - ich habe meinem Mann auch schön öfters gesagt: warte wenn sie mal nur noch Dich will und ich weniger wichtig werde, dann muss er, ob er will oder nicht und das wird ihm dann nämlich auch nicht passen, weil er keine Zeit mehr für sich hat....es ist sehr schwierig. Er hat einfach seine Meinung, seine Ansicht und Prinzipien und davon weicht er nicht ab.
Da hast Du recht, es entstehen Konflikte und wir reden viel zu wenig und nicht offen über dieses Thema - mittlerweile halt auch nicht mehr, weil ich merke das ich nicht an ihn ran komme =;(
Deine Beispiel Fragen finde ich toll, werde ich mir zu Herzen nehmen für ein Gespräch mit ihm.


@Schneeflocke2016:
Du bringst es auf den Punkt - mit seiner "Anschuldigung" an meine Erziehung oder überhaupt an meine Persönlichkeit macht er mir ein schlechtes Gewissen und er bringt mich immer wieder in die verzwickte Lage, dass ich zwischen ihm und der kleinen lande - ich kann es also nie jemanden recht machen =;(
ich weiss das er sich hilflos fühlt, wahrscheinlich auch unsicher ja. Wenn die kleine nicht auf ihn hört und er jetzt aber nein zu was gesagt hat, dann erwartet er von mir dass ich es ihr nochmal sage - ich stehe so gut es geht hinter ihm, aber mittlerweile halte ich mich aus Ihren Konflikten miteinander raus, sie müssen das miteinander bewältigen/klären ohne mich mit reinzuziehen.

Wie sehen den Eure Partner die Situationen? Wenn dann Papa mal wieder abgelehnt wird, sagen sie sich ok diese Phase geht vorbei oder nehmen sie das auch eher persönlich?

Benutzeravatar
ChrisBern
Wohnt hier
Beiträge: 4954
Registriert: Di 14. Nov 2017, 08:49
Geschlecht: weiblich

Re: Verschiedene Erziehungsansichten

Beitrag von ChrisBern »

Mein Mann nahm das sehr persönlich. Allerdings muss ich sagen, dass mein Mann und ich beide recht gleichmäßig für die Kinder zuständig sind (ich habe einfach einen Mamatag pro Woche, er keinen Papatag, wir holen und bringen abwechseln und auch am WE ist 50/50 Aufteilung). Es war Kind 2 und mein Mann kannte gar nicht, dass ein Kind ihn nicht möchte (die Grosse war eher Papakind). Er reagierte dann auch nicht immer wahnsinnig sinnvoll und recht beleidigt. Manchmal kam dann auch "dein Sohn" - sowas lasse ich aber gar nicht im Raum stehen, ich schiesse dann ganz schnell zurück. Daher gab es solche Situationen wie bei euch so gar nicht- Mann war zwar beleidigt und manchmal stellte er auch mich in frage, aber ich gab da sehr schnell zurück und ihm war rational auch klar, dass das mit mir und meiner Erziehung gar nix zu tun hat. Ich habe ihn damals recht motivieren müssen, viel Zeit mit Sohn zu verbringen je mehr Zeit sie verbrachten, desto besser wurde es auch. Ich war dann auch häufiger mal nicht da (abends Sport, Freunde treffen, mal ein WE unterwegs) und das half bei uns sehr.

Kann das bei euch eine Lösung sein: dass du bewusst Zeiten allein für dich hast (ein Abend pro Woche, ein halber Vormittag am WE), wo du gar nicht da bist? Meine Erfahrung ist, dass Männer auch alleine ihre Erfahrungen mit dem Kind machen sollten, es stärkt die eigene Problemlösekompetenz. ;-)

Meitlimami84
Member
Beiträge: 195
Registriert: Fr 9. Sep 2022, 10:53

Re: Verschiedene Erziehungsansichten

Beitrag von Meitlimami84 »

Bei uns bin auch ich diejenige, die sich hauptsächlich um die Kinder kümmert (neben Teilzeitarbeit). Mein GG hat selbst schon halb im Scherz festgestellt, dass er sich fast mehr um die Tomaten im Garten statt um.die Kinder kümmert. Entsprechend kleben die Kinder an mir. V.a. die Grosse lehnt ihren Papi ziemlich ab. (Die "Phase" dauert nun schon seit sie einen eigenen Willen hat und sie ist jetzt 5.)

Ich glaube, da ich viel mehr Zeit mit den Kindern verbringe, verstehe ich sie und ihr Verhalten samt Launen viel besser. GG schnauzt auch oft ein Kind an, es soll jetzt nicht so blöd tun, weil er nicht sieht, was dahinter steckt (z.B. Hunger, Müdigkeit etc.) und dabei aber selbst genau so überreizt ist, wie die Kinder. Wenn ich mal nicht da bin, möchte er am liebsten eine genaue "Betriebsanleitung", wann die Kinder was brauchen. Im Alltag bekommt er nicht mit, wie ich es mache oder was die aktuell üblichen Bedürfnisse der Kinder sind, auch wenn er daneben sitzt, da er oft in Gedanken woanders ist. Und ich komme nicht auf die Idee, dass er es nicht mitbekommt, da es ja täglich so läuft. Vieles kommt daher wohl einfach aus Unsicherheit. Da GG in meinen Augen oft falsch reagiert, übernehme ich dann automatisch wieder das Szepter in der Erziehung. Ich sollte ihn da wohl öfter machen lassen (oder ihm endlich in einer nie vorhandenen ruhigen Minute Alternativen in der Erziehung aufzeigen.) Mein Verhalten festigt die Situation wohl auch.

GG hat auch einfach einen anderen Fokus. Er sieht hauptsächlich die Arbeit in Haushalt und Garten und hat dann nur wenig Kapazität für die Kinder. Ich sehe zuerst die Kinder und habe entsprechend weniger Kapazität für Haushalt etc, was wiederum dazu führt, dass GG mehr Arbeit im Haushalt sieht. Währendessen kleben die Kibder an mir und halten mich vom Haushalten ab. Ein Teufelskreis, den ich jeweils nur mit der klaren Ansage etwas durchbrechen kann, dass er mir jetzt die Kinder vom Leib halten soll, damit ich xy erledigen kann.

Wenn GG mal wieder einen Tag alleine mit den Kindern war und sie sich gegenseitig miteinander befassen mussten, ist bei uns oft auch die Ablehnung geringer. Ich habe ihm auch schon paar mal empfohlen, dass er sich für die Kinder attraktiv machen soll. D.h. mit ihnen spielen und auf sie eingehen und nicht nur mit ihnen zusammen "Erwachsenenkram" erledigen (ok, das Tomaten giessen erachten die Kinder als Spiel). Dies hilft jeweils auch etwas, bis er es wieder vergisst, weil er nur die zu erledigende Arbeit sieht.

Du siehst, du bist nicht allein.

Amina2019
Newbie
Beiträge: 10
Registriert: Mo 23. Aug 2021, 20:56
Geschlecht: weiblich

Re: Verschiedene Erziehungsansichten

Beitrag von Amina2019 »

Hallo Mamimeitli84

Wow Deine Worten gingen bei mir wie Butter runter =;) es ist sooooo schön mal von jemandem zu hören, dem es genau gleich geht...ich dachte schon das gibt's nicht...Bei Dir hört es sich wirklich an als ob ich meinen Alltag schildere...wow...

Darf ich Dir mal privat schreiben damit wir vielleicht mal etwas quatschen können, hier via PN? Vielleicht bist Du in derselben Lage und würdest auch manchmal gerne mit jemand gleichgesinntem quatschen..?!?

Meitlimami84
Member
Beiträge: 195
Registriert: Fr 9. Sep 2022, 10:53

Re: Verschiedene Erziehungsansichten

Beitrag von Meitlimami84 »

Liebe Amina
Du kannst mir gerne eine PN schreiben, wenn du möchtest. (Und die erforderliche Anzahl Beiträge dafür hast.)
Ich bin einfach nicht so oft eingeloggt, weshalb es eine Weile dauern kann, bis ich antworte.

DrBernstein
Newbie
Beiträge: 3
Registriert: Mo 8. Aug 2022, 08:52

Re: Verschiedene Erziehungsansichten

Beitrag von DrBernstein »

Hallo zusammen

Ihr seid absolut nicht alleine. Bei und war/ist auch so und bei den meisten bekannten auch :roll:

Uns hat es geholfen dass mein Partner sein Arbeitspensum reduziert hat und er einen Tag pro Woche ALLEIN mit unserer Tochter war. Wir haben bemerkt, dass ihr Verhalten sehr unterschiedlich ist, falls ich da bin oder nicht. Auch wenn ich im Home Office arbeitete (Tür geschlossen, mehrmals erklärt, dass „Mama arbeiten muss, aber Papi für dich da ist“) rannte sie zu mir sobald etwas ihren Wünschen nicht entsprach (zB er will das Buch nicht von vorne wieder sofort lesen, er schlägt vor zuerst ein anderes anzuschauen :lol: ). Nach einigen „Papitage“ (sorry, wenn ihr dem Begriff nicht mögt :oops: ) hat sich die Situation für alle verbessert:

Mein Partner hat verstanden, dass das Kind seine eigene Charakter und Laune hat.

Unsere Tochter hat gelernt, dass mit ihm sie anders kommunizieren (eher deutlicher :D ) muss.

Ich bin immer noch diejenige welche mehr Zeit mit ihr verbringt (dh wenn ich zuhause bin habe ich keine Minute frei) aber es kommt keine Kritik mehr an meinen Erziehungsmethoden. Gleichzeitig halte ich mich zurück wenn ich etwas sehe dass mit meiner „Vision“ klatscht (zb „Screen Time“ :x ).

Ich glaube, dass es nicht einen ganzen Tag sein muss. Es ist nur wichtig, dass du während dieser Zeit nicht verfügbar bist. Unsere Freunde zum Beispiel haben so abgemacht, dass jeden Samstag der Vater die Kinder ein paar Stunden nach draussen bringt und dies bei jedem Wetter und bei jeder Laune :P

Ich hoffe dass es hilft, sonst vergisst es einfach :wink:

Viel Erfolg !

Melinde Flink
Member
Beiträge: 437
Registriert: So 3. Jul 2016, 16:34

Re: Verschiedene Erziehungsansichten

Beitrag von Melinde Flink »

Bei uns hat es geholfen wenn ich ganz bewusst am Wochenende mal einen oder 1/2 Tag weggegangen bin. Mit Freunden was abmachen, oder familiäre Verpflichtungen übernehmen. Dann funktioniert „Geh mal zu Mama, ich bin beschäftigt“ oder die stille Erwartung das ich mich um die Kinder kümmere wenn sie rufen, nicht.
Weise ihn auf die allgemeinen Essens-Schlafenszeiten hin und mach dich aus dem Staub für einen Tag.

Antworten