Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Bindungstrauma

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Bindungstrauma

Als Kind Mutterbindung nicht erlebt,
Wie könnte man da Vertrauen aufbauen?
Die Seelenraben sind ja bestrebt,
Dass niemand aufbaut ein Urvertrauen.

Leidend, als die Mutter ging,
Schwindend so sein Kindheitsglück,
Wo sie doch so sehr an ihr hing,
Zurück blieb mit dem Sehnsuchtsblick.

Vernachlässigt von der Stiefmutter,
Vom Vater nicht mehr wahrgenommen,
Beschimpft gar als ein kluges Luder,
Geschenke niemals mehr bekommen.

Man hat sie so sehr manipuliert
Und keiner da, die sie beschützte.
Das hat später schließlich dazu geführt,
Dass Menschen sie selber vernützte.

Denn wer so wenig Liebe erfahren,
Der rächt sich dann auch mit Intriganz,
Bleibt in seinen späteren Lebensjahren
Neidisch – und voller Arroganz.


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Hans Hartmut Karg
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Bildtrauma

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Bildtrauma

Das Bildnis des Bildes kann eine Schlange sein,
Welche sich immer mehr ins Seelenheil einschleicht.
Dem Träger bietet es sich an als Sonnenschein,
Obwohl es nie mehr aus seinem Horizonte weicht.

Zunächst stärkt das manchmal die Eigenliebe:
Das Selbstverliebtsein ist ja auch mein Bild!
Doch wenn sich das Tageslicht herschiebe,
Ist's nichts weiter mehr als ein – Schlangenbild,

Mit dem diese Hypothek vermerkt,
Dass Gedanken virulierend tanzen,
Was dann den Widerwillen stärkt,
Uns auffordert, uns zu verschanzen.

So bildet sich nichts Neues weiter,
Wo solches den Menschen bindet.
Damit lebt er nicht freier, nicht heiter,
Weil er sich da nicht mehr heraus findet.


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Hans Hartmut Karg
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Das 8. Gebot

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Das 8. Gebot

Es gibt solche Menschen, für die gibt’s kein 8. Gebot,
Denn sie sammeln gezielt gegen eine einzelne Person
Alles Negative, dessen sie habhaft werden können,
Denn ihr Wille vergiftet und verursacht Seelenlot,
Weil sie sich ständig wähnen auf dem Richterthron,
Mit dem Opfer werden sie sich niemals versöhnen.

Das Opfer wird beziehungsdeckend stigmatisiert,
Man wird ihm alle fairen Kontakte entziehen,
Gern hinten herum, dass ihm Lebensfreude vergeht:
Verraten, verleumdet, rufschädigend vorgeführt
Fördert der toxische Mensch mit ständigem Mühen,
Dass dem Opfer immer mehr neuer Hass zugeht.

So verkommt das 8. Gebot zum bloßen Papier,
Nichts wird entschuldigt, nicht hoffend geredet,
Lässt das Opfer damit nackt im Regen stehen.
So verliert sich nach und nach das Würdegespür,
Weil man immerzu nur Böswilliges herunterbetet:
Friedensengel können Toxische nicht sehen.


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Die Uhr bleibt steh'n

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Die Uhr bleibt steh'n

An manchem Tag beginnt die Nacht
Und kommt nicht richtig in die Gänge.
Nur Lichtaufleben hat die Macht,
Nimmt mir ein wenig diese Zwänge.

Dann blickt man flehend auf die Uhr
Und wundert sich beim Schauen sehr,
Dass dort Zeiger bezeugen nur:
Vergangenes – es kommt nicht mehr!

Die Uhr bleibt steh'n, verlässt
Den Lauf der lieben Tageszeit,
Weil sie dort meine Nacht belässt,
Denn die kennt keine Ruhezeit.

Erst wenn sie wieder aufgezogen
Atmet man auf – und doch nicht frei,
Ist zwar ins Tageslicht gebogen,
Doch ob da immer Leben sei?


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Er kann das auch!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Er kann das auch!

Da schreibt einer seine schönen Gedichte,
Sein Freund, der kocht gute Gerichte,
Doch will auch der bald ein Dichter sein,
So lädt ihn der Freund zum Reimen ein.

Das geht am Anfang holprig, nicht leicht,
Lebensschweres nicht aus der Seele weicht,
Denn in der dampfenden Kuchelküche
Gibt es nur Hitze und viele Gerüche.

Dann bricht endlich das wohl auf,
Was in erinnerlichem Lebenslauf
Verschüttet war all die vielen Jahre,
Was sich fürs Dichterleben aufspare.

Deshalb nun ohne neuen Wink und Rat
Schreitet der Koch als Dichter zur Tat,
Beträufelt Blatt um Blatt mit viel Sinn
Und hofft damit auf des Lesers Gewinn.

Mit mancher Botschaft will er wenig sagen,
Denn er will sich nicht zu weit vorwagen:
Man lebt ja auch, um vorsichtig sein,
Das trichterten ihm einst die Eltern ein.

Also schreibt er erst die Naturgedichte,
Dann wagt er sich an die Liebesgedichte,
Wo er zwar niemals einen Namen nennt,
Jedoch manche Liebste sich doch erkennt...


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Leitplanken

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Leitplanken

Es meinte, Freiheit sei immer schon,
Ihr Handeln wäre des Menschen Lohn
Und hat sich dabei – oftmals ungesichert –
Der eigenen Folgen nicht vergewissert.

Dadurch kamen Lebensprozesse ins Wanken
Und er kam dabei nicht auf den Gedanken,
Dass alles, was so leichthin gespendet
Nicht unbedingt im Glücke endet...

Da fehlte dann doch etwas, riss nun Lücken,
Man darf ja nicht einfach alles pflücken,
Was andere längst für sich selbst zubereitet
Und worunter dann manche Freundschaft leidet.

Deshalb müssen wir unser Begehren stutzen,
Unsere Fragen als Leitplanken vorher nutzen,
Mit Antworten unsere Wünsche begrenzen,
Dann kann die Freundschaft weiterhin glänzen.


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Wärst Du nicht mein Sonnenschein

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wärst Du nicht mein Sonnenschein

Wärst Du nicht mein Sonnenschein,
Ach, wie fühlt' ich mich allein,
Vereinsamt geworfen in die Welt,
Im Aufwachen einfach hingestellt,

So wie ein leeres Fass im Winter,
Gefühlserfroren, gar ein Blinder,
Dem man die Kleidung hat geraubt,
Seelentot, Bäume entlaubt.

Allein mit Dir kommt nun Bewegung,
Dein Blick sorgt für die Körperstreckung,
Denn Du entdeckst ja Lebenszwecke:
„Ach, schneide mir doch unsere Hecke!“

Das zieht mich ganz aus meinem Schlummer,
Verflogen ist nächtlicher Kummer:
Ich mach' mich lang und mach' mich breit,
Mit Arbeit wächst Zufriedenheit...


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Im Wandel die Gganten

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Im Wandel die Giganten

Erst waren das früher nur kleine Kriege,
Lokalgrößen bekränzten Titanen,
Begrenzt noch die lokalen Siege,
Während man sich auf die Kultur besann.

Künstler wuchsen auf, malten Altäre,
Erfinder förderten Bequemlichkeit.
Es gab immer nur die kleinen Heere,
Bildhauer schufen Skulpturenfreiheit.

Und so wuchsen ganz unermesslich
Den Europäern die Werke heran:
Das Sündenregister wurde lässlich,
Auch so kam die Friedensidee voran!

Dann aber schwanden nach und nach
Der Einfluss von Ethika und die Gebote:
Bomben fielen, es gab bald Fliegerkrach
Und weltweit lagen herum viele Tote.

Kulturschaffende sind nicht mehr die Giganten,
Es gibt fast nur noch der Tyrannen Macht.
Sie zerstören, was in Jahrhunderten entstanden
Und haben sich zum Höllenritt aufgemacht.


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Du hast keine Chance

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Du hast keine Chance

Wenn man Dir schaden will,
Dann wird man Dir schaden,
Dann hast Du keine Chance,
Denn manches intrigantes Spiel
Sucht für Dich aus schlimme Maden
Begleitet Dich hinterrücks wie in Trance.

Gerade der offene Mensch wird erfasst
Als ein Opfer, weil er so viel preisgibt,
Was an Intimität des Schutzes bedürfte.
Wo jedoch immerzu das Verwerfliche rast,
Weil es nur persönliche Egomanien vorschiebt
Will ja, dass Deine Seele sich aufschürfte.

Seelenverwundet meint dann der Gute
Sich dafür auch noch rechtfertigen zu müssen
Und will dabei noch mehr von sich preisgeben.
Das aber stärkt nur die manische Teufelsrute,
Führt zu neuerlichen Angriffen und Schüssen
Und gefährdet des Guten Harmonie und Leben.


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Da war einmal jemand

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Da war einmal jemand

Da war einmal jemand, der hat mich beschützt,
Weil er mich geliebt, mir nicht schaden wollte.
Er hat mir in Kindheit und Jugend genützt,
Gesprächsoffen blieb, mir Anerkennung zollte.

Das war mein liebes Elterngespann,
Hat mich sehr lange im Leben begleitet,
So dass ich bereits jung jene Kräfte bekam,
Mit denen alles Weitere war zubereitet.

Da war einmal jemand, den ich sehr vermisse,
Weil ich ihm alles anvertrauen konnte.
Es gab da kein Misstrauen, keine Verrisse,
Mein Leben beschützt, man es mir besonnte.


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Eine jede Seele muss gesunden

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Eine jede Seele muss gesunden

Eine jede Seele muss gesunden,
Verlangt der Mensch doch unumwunden,
Denn dafür gibt’s schon längst Belege,
Dass rettend sind so manche Wege.

Wie könnten Seelen mit Ängsten reifen
Oder gar Höhenflüge von selbst ergreifen,
Wenn sie abgewertet und verhärmt
Von keinem Himmel mehr besternt?

Die Sehnsüchte als Attitüde,
Machen Seelen krank und müde,
Denn mit ständ'gem Schuldenthüllen
Wird neue Vorwürfe man erfühlen.

Eine jede Seele muss gesunden,
Damit sie frei zieht ihre Runden
In neuen Räumen, fremder Kultur,
Da entwickelt sie eigene Seinsnatur.


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Das Feuer lodert bloß zu hoch

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Das Feuer lodert bloß zu hoch

Hast Du es noch nicht geseh'n,
Wie ein kleines Feuer, leicht entfacht
Sich unterscheidet von Brandgescheh'n,
Wo viel Brennstoff sorgt für Pracht?

Das Feuer lodert bloß zu hoch,
Wo viel Entflammbares geschichtet,
Im Inneren freifrisst ein Loch,
Hitzestrahlung nach oben gerichtet.

Da lobe ich mir die kleine Glut,
Die langanhaltend Wärme gibt:
Ein Gemütsmensch hat es dabei gut,
Weil Heimeliges Ausdauer liebt.


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Mein Lehrer Fütterer

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Mein Lehrer Fütterer

Einst hatt' ich diesen wunderbaren Lehrer,
Der seinen Schülern immer Vorbild war,
Denn er blieb stets Menschenverehrer
Und förderte die Jugend Tag um Jahr.

Es war ihm stets ein offenes Bedürfnis,
Mitmenschlichkeit konkret zu praktizieren,
Nicht ging es ihm da um Kritik, Verriss,
Er wollte dieses Leben ethisch führen.

So kam er auch nie als Schlaumeier daher,
Der andere abkanzeln und richten wollte.
Er förderte damit die Menschenwürde sehr,
Weil jedem er Respekt im Leben zollte.

Und das gelang ihm, weil er redlich blieb,
Sich nicht mit Neid, Missgunst behängte,
Denn er hatte seine Zeitgenossen lieb,
Weshalb er keinen in die Unterlage drängte.


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Immanuel Kants Menschenbild

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Immanuel Kants Menschenbild

Der große Königsberger Philosoph,
Gerade vor dreihundert Jahren geboren,
War sicher auch ein Philantrop,
Dem aufgeklärten Humanismus verschworen.

Danach besitzt der Mensch ein Doppelmandat:
Er kann vernünftig und moralisch handeln
Und diese Würdepole hinführen zur Tat,
Mit unvergleichlichem Wert im Leben wandeln.

Doch da, wo dieser Mensch aus krummem Holz
Kann nichts Gerades aus ihm werden,
Denn er ist und bleibt nur egoman und stolz,
Wie sollte daraus Würdiges denn werden?

Nur wo die Würde beim Menschen daheim,
Er auf Moral und auf Vernunft sich einlässt,
Wozu die Zeit ihm gab die Lebensfrist
Ist's der Mercurius, der bei ihm west.

Ja, der Mercurius ist tatsächlich ein Götterbote,
Jedoch auch Gott der Kaufleute, der Reisenden und Diebe.
So steht das Gute jedem Menschen immer zu Gebote,
Jedoch auch Schlimmes – ohne Götterliebe.


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Des Tages Licht

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Des Tages Licht

Des Tages Licht befreit von unruhigen Mächten,
Die aufgebrochen in Nachtträumen.
Oh, wie erleichtert bin ich von den Nächten,
Die meine Ängste mir ausräumen.

Da, auf dem Ast sitzt schon ein früher Fink,
Zwitschernd fliegen Amseln daran vorbei.
Das ist für mich ein feiner Lebenswink:
Nicht ferne ist von uns der Wonnemai.

Mit weiter aufsteigendem Sonnenschein
Befreit die Welt sich so auf ihrem Lauf
Von Dunkeltagen, findet sich so ein
In harmoniefließenden Tagesverlauf.

Wäre die Sonne hier nicht mein Begleiter
An diesem gefühlt feuchtkalten Morgen,
Wären da nicht am Wald die frühen Reiter,
Wer könnte mir den Heimatblick besorgen?


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Ich wollte nicht an die Regierung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ich wollte nicht an die Regierung

Ich wollte nicht an die Regierung,
Ich wollte immer hin zum Olymp,
Bin nicht für Bürokratieführung,
Will hin, wo meine Dichter sind.

Verwalten frisst zu viel Lebenszeit auf
Und man fragt sich oft nach dem Sinn,
Wacht gedanklich mit Paragraphen auf,
Wo ist da der Lebensgewinn?

Ich wollte doch hinaus ins Leben,
Nicht in den Registraturen verstauben,
Mir selbst jene Entdeckerfreiheit geben,
Die mir Neulande lässt erlauben.

Das sind Worte, ist meine Sprache,
Mit denen sich die Reime formen,
Wo ich schmunzle, mit ihnen lache –
Abseits von allen Verwaltungsnormen.

Denn Dichter brauchen das Freie,
Die gute Luft zum Geisterholen,
Nicht Staatsdienst, gestylt in Reihe,
Leerläufe blieben mir gestohlen.

So leuchten mir jene Sterne auf,
Welche meine Sinnsuche schärfen,
So dass im weiteren Lebenslauf
Neuworte Wertschatten werfen.


©Hans Hartmut Karg
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Hell durchflutetes Wartehaus

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Hell durchflutetes Wartehaus

Wie in dem schönsten Märchenland
Sind Einrichtungen hoffnungsfroh
Und lindfarbig, wo sich befand
Das Saalhelle ganz lichterloh.

Sechs Alte sitzen an dem Tisch,
Reden erneut, was sie längst wissen.
In der Seniorenresidenz ist alles frisch,
Auch Decken, Wände und die Kissen.

Auf Bildtafeln Blumen, Tomaten,
Alles in perfekter Ernteillusion.
Die zwei Alten waren gut beraten,
Als sie hierher brachte der Sohn.

Man lebt versorgt hier und betreut,
Um nichts kümmern sich die Hände.
Deshalb hat es sie nicht gereut:
Sie warten dankbar auf ihr Ende.


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Niemand hört ihm hier wirklich zu

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Niemand hört ihm hier wirklich zu

Es ist schon so im Altenheim:
Man liegt da Stunde um Stunde,
Dämmert, ist nicht mehr daheim,
Nur noch Schläfer und ein Kunde.

Was kümmert die Welt uns dann,
Wenn sich keiner um uns kümmert?
Betreut schon, jedoch irgendwann
Hat sich etwas leider verschlimmert

Der alte Herr will gern erzählen,
Niemand hört zu und ist für ihn da,
Den er als Zuhörer könnte wählen,
Nur kalkweiße Wände sind ihm nah.

So flüchten sich seine Erzählerworte
Zu selbstredenden Erinnerungen hin:
Natürlich gibt’s heute Kaffee und Torte,
Doch er fragt nach des Daseins Sinn.

Niemand hört ihm hier wirklich zu,
So vergißt und verlernt er die Wortrede,
Liegt viel, hat dabei seine Ruh',
Abends murmelt er nur noch still Gebete.


©Hans Hartmut Karg
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Der Mensch muss auch mal widersprechen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der Mensch muss auch mal widersprechen

Manches scheint heute so saktosankt,
Da traut man sich gar nicht erst ans Gegenargument,
Weil man mit Dir sonst dauerhaft zankt
Und Dir schließlich vorwirft, Du seist nicht kompetent!

Die schlimmsten Beziehungen sind jene,
Wo Menschen immer oder nie widersprechen.
Dort sieht man das Gemeinsame, fast Schöne
Dann nach und nach tatsächlich zerbrechen.

Und die Keifenden sind eine Schande,
Ein Beispiel, wie man das Liebliche schindet.
Dadurch zerbrechen dann Bande,
Weil Freude sich der Minne entwindet.

Und auch, wo niemand mehr widerspricht,
Entsteht viel zu viel Unterwürfigkeit:
Langmut verdüstert manches Lebenslicht,
Es schwindet so die Geselligkeit.

Das gibt es bei Frauen und auch beim Mann,
Wenn einer nur schimpft oder nicht mehr redet:
Wenn ein Mensch sagt, dass er nicht anders kann,
Gibt's nichts mehr, was da noch die Liebe rettet.

Am Allerbesten sind Menschen dran,
Die sich immer wieder nur wenig beharken,
Weil man sich dann doch versöhnen kann,
So bleiben BEIDE – die Beziehungsstarken.


©Hans Hartmut Karg
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Aufspüren des Glücks

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Aufspüren des Glücks

Gar mancher lebt im Alltagstrott
Und meint, er sei schon polyglott
Nur weil er Bücher publiziert
Und fleißig ins Register führt.

In seiner Blase schwebt er wohl,
Weiß nicht, ob er was ändern soll.
So schreibt er weiter, tagaus, tagein
Und meint, ein Glückspilz gar zu sein.

Doch eines Tages bei Besuchsgruppen
Fallen von Augen ihm die Schuppen,
Ihm, der mit so vielen Geldscheinen
Schon mit dem Glücke sei im Reinen.

Er sieht dabei, wie beim Kollegen,
Das Glück darf wunderlicher schweben,
Als nur bei ihm, weil die schöne Frau
Den Tag verjüngt in Lüften lau.

So etwas will er jetzt auch haben,
Um sich an neuem Glück zu laben,
Versucht, dass er verlässt das Grau
Und buhlt nun um die schöne Frau.

Doch dann erkennt mit allen Sinnen
Er: Vergeblich bleibt werbendes Ringen!
Recht traurig und mit schnödem Blick
Kehrt an den Schreibtisch er zurück.


©Hans Hartmut Karg
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