Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Heute wieder

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Heute wieder

Heute wieder
ist der blutrote Inkakaktus
seiner großen Blüte entsprungen,
und ich frage mich,
ob es Blüte ist
oder Trotz.

Heute auch
das zweite Gewächs
weiter hinten im Garten,
es lässt sich nicht lumpen
und treibt gerade jetzt
noch größer
seine Blüte
aus.

Die Natur
zeigt uns allen,
dass es Besseres zu tun gibt,
als kleinmütige Ressentiments
ständig zu kultivieren.


©Hans Hartmut Karg
2022

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Hans Hartmut Karg
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Familienzerfall

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Familienzerfall

Driften nicht immer mehr Familien auseinander,
Bleiben gar Rudimente oder kranke Clans zurück?
Sind Naturwüchsigkeiten noch da füreinander
Oder fallen wir herein auf den Modeschick?

Wie in der Liebe bestimmt längst die Suche
Und das Jagen nach Experimenten das Leben.
Man sieht das in Filmen, liest es auch im Buche,
Wenn Horizonte zum Grenzausloten gehen.

Prangert man dies an, gilt man als antiquiert,
Vielleicht aus der weiterführenden Zeit gefallen,
Denn informativ sind wir längst mediengeführt,
Lassen uns einreden, was zu übernehmen – von allen!

Dabei dürsten unsere Kinder nach einer heilen Welt,
Erwachsene fahnden nach idealer Zweisamkeit.
Der Normalo gilt als langweilig und nicht mehr als Held,
Nur der Exponierte, Abweichende macht sich breit.

Doch wie lässt sich in den neuen Bahnen
Das Aggressive aus diesen Momenten vertreiben,
Wenn ohne Tradition, Religion und Ahnen
Sich Rudimente und Verschwurbelungen ausbreiten?

Ist's trotz Moderne nicht ein Rückfall auf die Steinzeit,
Wenn das Glücksstreben als gewaltsam geteilte Torte
In Lebensläufen vergeudet mit sehr viel Leid und Streit
Uns zeigt, dass niemand mehr entkommt der Horde?


©Hans Hartmut Karg
2022

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Hans Hartmut Karg
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Feiern heute

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Feiern heute

Früher saß man mit Freunden in Bierzelten,
Man unterhielt sich, trank auf den Volksfesten,
Wo sie sich Krug um Krug her bestellten
Und dazu Messwürste aßen vom Allerbesten.

Heute stehen Fremde an runden Tischen,
Schauen, reden und trinken auch Bier,
Nehmen sich Häppchen, oft auch mit Fischen
Und trinken doch lieber den Weißwein allhier.

Natürlich steht man freundlich beisammen,
Man wirft heute keine Bierkrüge mehr,
Wo früher Polizisten in die Zelte kamen,
Säufer mitnahmen, die da tobten zu sehr.

Heute steht man und schaut in die Runde,
Hält sich zurück, wagt kein Experiment,
Trotz Corona wieder zur Feierstunde,
Wo man den Reiz des Geselligen kennt.

Aber man sitzt nicht mehr auf der Bank,
Das Stehen hat manches verändert.
Und man riecht keinen Tabakgestank,
Keine Augen sind mehr gerändert.


©Hans Hartmut Karg
2022

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Hans Hartmut Karg
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Nie ist der Tag schöner

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Nie ist der Tag schöner

Es neigen sich die Sinne zu erwachendem Tag,
Tauben gurren und die Amseln schlagen.
Das pralle Dasein ist längst sonnenerwacht,
Wenn der Garten mit Blührosen bedacht
Farbwillig ins Leben sich muss wagen
Und das Kernlicht nimmt alles in Beschlag.

Nie ist das Erwachen schöner als jetzt,
Wenn das Himmelszelt erneut geblaut
Und Hausräume das Strahlende einfangen.
Da steigt auch des Wandrers Verlangen,
Wenn er erwartungsvoll zur Fauna schaut,
Die Schuhe schnürt und er sich setzt.

Nie ist der Tag schöner als am Morgen:
Bei den großgewachsenen Lavendelkissen
Summt längst ein wahres Insektenheer,
Holt sich dort den frühen Tagesbegehr,
Weil Summende um Lebensstärken wissen,
Blüten vertreiben ihren Hunger, ihre Sorgen.


©Hans Hartmut Karg
2022

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Hans Hartmut Karg
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Enteinsamung als Lebensziel

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Enteinsamung als Lebensziel

Nicht einsam sein, das wünschen sich
Die meisten Menschen, nicht nur Eremiten.
Gesellig und mit Riesenschritten
Sucht deshalb stets das Du auch Dich.

Der harmoniebestimmte Mann,
Der Einsamkeit so niemals liebt
Und Mitmenschen gern Freuden gibt,
Sieht sich da auf einer guten Bahn.

Vereinsamung ward prophezeit
Dem, der in hohem Alter angekommen,
Hat das vielleicht nicht hingenommen,
Denn daraus wächst auch Schmerz und Leid.

Ich bin noch nie einsam gewesen,
Möchte nicht, dass die Anderen leiden,
Weshalb wir uns am Plaudern weiden:
Humor ist stets ein Seelenbesen.

Denn Kehraus kennt das Alter auch,
Selbst da gibt es noch was zu tun:
Früh sollst Du aufsteh'n und nicht ruh'n,
Sonst stockt das Blut, es wächst der Bauch!

Enteinsamung jetzt praktizieren,
Das ist ein Tagwerk, das ich lebe,
Nicht mehr nach dem Höchsten strebe,
Denn Einfachheit kann auch verführen...


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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"Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust."

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


„Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust.“

Wie ist es mir doch gottgegeben
Das Schöne in der Welt zu sehen
Und immer mit den Musen gehen,
Die mir bereichern dieses Leben.

Doch da gibt es von Anfang an
Ja auch das Zittern und das Zagen,
Wenn meine Sinne Geister plagen,
Denen ich wirklich nichts getan.

Der Mensch ist schon ein Provisorium,
Mehr jedoch ein Dilemmawesen,
Kann immer irren, Falsches lesen –
Als Staubkorn ein Panoptikum.

Doch brauche ich schon beide Seelen,
Den Frohsinn und die Ängstlichkeit,
Denn beide sichern mir die Freiheit,
So kann ich mich aus Zwängen stehlen.

Zwei Seelen wirken wie ein Spiegel,
Der Übel zeigen kann – und Freude,
Denn ich seh' Menschen, seh' sie heute:
Die Ängstlichkeit strafft mir die Zügel.

Doch steht das Ängstliche ein wenig fern,
Es hilft mir, dass ich mich bescheide,
Deshalb kaum noch Schiffbruch erleide:
Das Freudenseelchen hab ich gern...!


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Ich werde Zwiesprache halten

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ich werde Zwiesprache halten

Ich werde Zwiesprache halten mit den betrogenen Toten,
Die man immer schon der furchtbaren Idee geopfert hat,
Ihr Tod würde ein Imperium wieder in Glorienglanz versetzen.

In Plastiksäcke verpackt, geworfen in den Graben und mit Erde zugeschüttet
Sollen die um ihr Leben gebrachten Menschen auf den Jüngsten Tag warten,
An unbekanntem Ort mit ihrer unerfüllten Lebenshoffnung verwesen.

Da frage ich die Tyrannen: Was haben sie Euch denn angetan,
Dass ihr die Blüte Eurer Bürgerschaft zu Toten gemacht,
Ihr einmaliges Leben so sinnlos weggeworfen?

Ist es nicht ein Kainsmal dieser Zeit, dass Gottes Ferne
Uns täglich beweist: Hat er gegen seinen Willen zugelassen,
Dass der Wahn eines Glorienglanzes das Riesenreich will?

Ist dabei nicht kleinmütig in den Hintergrund gedrängt das Lebenserhalten,
Das Verzeihen, das Kreuz noch anbetungswürdig als Rettung gesehen,
Um mit seiner Hilfe Euer junges Leben vor dem Tod zu bewahren?


©Hans Hartmut Karg
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Südheißwinde

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Südheißwinde

Die Südheißwinde adaptiert –
Was sollten sie noch in Afrika?
Sie haben uns jahrelang verführt,
Jetzt sind sie in unserem Europa da.

Die Sahara liefert uns viel Sand,
Dürre treibt von dort Menschen her,
Regen fällt weniger in unserem Land,
Da hat es auch der Landmann schwer.

Doch Autorennen auch in heißeren Zonen
Zeigen uns den verkorksten Wahnsinn,
Der auflebt, wo die Moneten wohnen,
Da hat das Leben keinerlei Gewinn.

Machen wir weiter so wie bisher,
Duschen täglich, fahren Verbrenner,
So bleibt uns am Ende nur unser Tränenmeer:
So kommen wir nicht auf einen Nenner!


©Hans Hartmut Karg
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Tränenloses Weinen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Tränenloses Weinen

Womit haben wir das denn verdient,
Dass zurück die Geißel des Krieges
Erneut ihre Peitschenhiebe verteilt,
Der Mensch unbelehrbar zu Waffen greift
Ganz benebelt vom Taumel des Sieges,
Alles zerstört, nicht mehr friedensversöhnt?

Dabei haben wir uns vor Jahren so gefreut
Auf eine überlebenswerte Zukunft ohne Raketen,
Um endlich ganz die Nachhaltigkeit zu bedienen,
Aus Böden wegräumen Bomben und Minen,
Vielleicht auch die Menschheit zu retten durch Beten –
Doch alles ist anders geworden, rückwärtsgewandt heut'.

So finden meine Augen wieder in sehnendem Warten
Auf den Frieden zu ihrem verschleierten Blick,
Weil sie mit ihrem tränenlosen Weinen
Mir selbst nur noch ohnmächtig scheinen,
Denn offenbar gibt es augenblicklich kein Zurück,
Wo die Unerbittlichen mit gierender Größe aufwarten.


©Hans Hartmut Karg
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Bescheidung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Bescheidung

Das Leben an den Ufern räkelt sich gern zur Sonne,
Betörend können Gefühle mit Düften verschmelzen,
Beflügeln mit den Sommern ihre Urlaubswünsche,
Doch die andauernde Heißzeit muss alles verheeren.

Wie sollte noch an einem kühlenden Strand
Der Badegast fröhlich und frei atmen können,
Wenn das Ozon vom Himmel seine Lunge schindet
Und in den Wassern sich giftige Blaualgen ansammeln?

Haben wir denn immer noch nicht begriffen,
Dass es keiner weiteren Filmberichte mehr bedarf,
Sondern dass wir unser eingelebtes Handeln
Endlich durch Bescheidung umkehren müssen?


©Hans Hartmut Karg
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Es kommt schon darauf an

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Es kommt schon darauf an

Wenden sich die Zeiten wieder
Hin zu Schriften und Gelehrsamkeit
Oder hören wir nur noch Kampflieder,
Soldatenmannschaft als Geselligkeit?

Es kommt schon darauf an, was uns bewegt
Und welches freie Handeln wir zulassen,
Ob unsere Zukunft nur von Kanonen belegt
Oder wir Mut zu neuem Frieden fassen.

Am Besten sucht danach die ganze Welt
Und nach Auswegen aus den Kriegen:
Die Aggressionen werden abgestellt,
Dann kann die Freundschaft siegen.

Im Menschlichsein kommt es schon darauf an,
Ob jene Liebe hält, was man ihr zugeschrieben,
Denn sagte sie nicht einst zu Frau und Mann:
Du sollst der Welt Freund sein – und lieben?


©Hans Hartmut Karg
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Der Freie Westen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der Freie Westen

Bist Du in Freiheit aufgewachsen,
Siehst Du sie ja nicht unbedingt,
Denn wo sie Selbstverständlichkeit,
Da immer auch die Unkenrufe sind!

Erst wenn Du fort ins Ausland gehst,
Durch Sperren und die vielen Schranken,
Wirst Du die Freiheit Dir wieder ersehnen,
Dem Schicksal dafür herzlich danken.

Der Freie Westen ist ein großer Segen,
Weshalb ihn weltweit alle haben wollen,
Jedoch nur selten sehen seinen Wert,
Weil sie siich anderweitig Mächte holen.

Nur wer die Rechtsstaatlichkeit auch versteht
Und unsere Freiheitsnormen aktiv mitträgt,
Der kann auf Dauer auch von diesem Segen haben,
Weil Rechtsnormen er nicht biegt und verlegt.

Der Westen muss Freiheit zum Recht verhelfen,
Denn nur mit ihr wird es ein Überleben geben:
Während andere Konflikte heraufbeschwören,
Muss Freiheit Nachhaltigkeit erstreben.


©Hans Hartmut Karg
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Der Liebe geschuldet

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der Liebe geschuldet

Nach langer Zeit traf ich ihn wieder,
Gegangen waren längst die Brüder
Des Dreiundneunzigjährigen.
Er freute sich, als er mich sah,
Zwanzig Jahre waren wir uns nah,
Gern plaudernd in Gelehrigem.

„Sie glauben nicht, wie Sie mir fehlen,
Auf Sie konnte ich immer zählen!“
Ein kleines Tränchen rann herab.
„Ach, das ist gar nicht so schlimm,
Ein Ende ist doch auch Beginn,
Zeit haben ist ja Gottes Gab'.“

Als wären wir niemals getrennt
Er nun alle Stationen nennt,
Wo reich wir in Gesprächen waren.
Mein Weggang, der Liebe geschuldet,
Hatte nun Entbehrung geduldet,
Freigabe ganz in Glückes Jahren.

Nun muss das Alter zurück bleiben,
Wenn Liebe wird die Jugend treiben,
Weil Sehnsüchte sind stark erwacht.
Da gibt es dann kein Bleiben mehr,
Die Liebe lockt und drängt zu sehr,
So dass der Weggang ausgemacht.


©Hans Hartmut Karg
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Seltsam ist's

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Seltsam ist's

Seltsam ist's, nicht mehr zu wissen,
Ob Liebe da denn noch erwünscht.
Man will gern Liebesfahnen hissen,
Weil Echtes Du so leicht nicht find'st.

Seltsam ist's, ein Weib zu sein,
Zu liegen und doch Welt zu wollen,
Am Ende nicht allein mehr sein,
Hingerissen von Wesens Sollen.

Seltsam ist's, ein Mann zu sein,
Immer den Lenden nachzugeben,
Um, aufgewacht im Mondenschein
Ganz eigenen Trieb nachzuleben.

Der Seltsamkeit kommt man nicht aus,
Selbst wenn man jahrelang geübt,
Denn Liebe bleibt ein Herzenshaus
Das aufhellt, was zuvor getrübt.


©Hans Hartmut Karg
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Sie hatte ihre eigene Art

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Sie hatte ihre eigene Art

Sie hatte ihre eigene Art
Die Männer für sich einzunehmen,
Weil mit Direktheit sie nicht spart',
Dafür wird sie sich auch nicht schämen.

Den ersten Mann gewann sie mit
Der Hand, die sie zur Hüfte führte.
Da wagte er den ersten Schritt,
Weil er den Busen so berührte.

Dem zweiten Mann zeigte sie gar
Beschienten Arm, der ihr gebrochen,
So dass der ihr rasch näher war –
Er hat ja ihren Duft gerochen...

Der Dritte sah sie mit dem E-Bike,
Mit dem sie stets Einkaufen war.
Er wurde ihr zum lieben Mike
Zum Herzensprinz gleich übers Jahr.

Man muss schon wissen, wie man's macht,
Um Liebe auch zum Ziel zu führen.
Hätte Bedenken sie, Verdacht,
Könnte kein Mann ein Kribbeln spüren.


©Hans Hartmut Karg
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Emmr isch Moi

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Emmr isch Moi

A bissle graudra,
a bissle blaudra
ond ja ned oisam sei.

A bissle renna,
se gar ned scheema,
dobei o emmr luschde sei.

A bissle senga,
se viel Zeid nemma,
ned emmr nochdengle sei.

So kommd ma zamm
a Läba lang,
wo dear Moi deff em Herza sei.

Denn Moi isch emmr
wenn Du Dii aufmachschd
ond d'Sonn reiloschd


©Hans Hartmut Karg
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Eisvogelzeit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Eisvogelzeit

Auf dem Stein sitzen und warten
im Strudelwasser, wo er da
mit dem eingezogenen Hals
und seinem pfeilspitzen Schnabel
ausharrend ins Rauschen muss blicken,
den Wirbeln und Wellen zugewandt,
als wäre er Teil dieses Steins.

Dann wieder stürzt er sich
ins Gewässer, wo es ruhiger treibt
und zieht die zappelwehrende Elritze
heraus, auf seinen Wartestein,
schlägt das Tierchen bewusstlos,
zweimal, dreimal gar sehr brutal,
um es von vorn zu verschlingen.

Er schüttelt den Eisvogelkopf,
die Tat ist offenbar erledigt –
und wieder sitzt er und sitzt
bewegungslos auf seinem Stein
so erhaben und für alle blauglänzend,
als hätte er uns jetzt zu zeigen,
dass er kein Wässerchen trüben könnte.


©Hans Hartmut Karg
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Was haben wir doch für Menschen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Was haben wir doch für Menschen

Da sagt man uns von überkritischer Seite:
Freiheit will nur dem Egoismus dienen,
Das Liberale wäre egomaniebesetzt.

Doch was haben wir in den freien Gesellschaften
für wunderbare und geistreiche Menschen,
die sich, ohne groß über Erfolge zu sinnieren
der Hilfsbereitschaft dauerhaft verschrieben haben.

Man kennt sie nicht, weiß wenig von ihnen,
bescheidenes Handeln braucht ja keine Werbung
und auch kein medienorgelndes Tamtam.

Was haben wir doch für wunderbare Menschen,
die mit uns leben in der freien Welt
und trotz ihres Reichtums den Leidenden
Essen, Trinken, Kleidung und Wohnung geben,

als wäre das alles so selbstverständlich.
Sie räumen mit Weltvorurteilen auf,
die unterschwellig global wabern und wandern.

Da lobe ich mir meine wunderbaren Freunde,
deren Tage nicht länger im Ausharren verweilen,
sondern die danach suchen, wo Hilfe vonnöten,
um schwächeren Menschen Freude zu bereiten.


©Hans Hartmut Karg
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Amors Waffen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Amors Waffen

Ein Lächeln, eine kleine Blöße,
Ein Augenwinkel, Achseldetail,
Damit das Lendenlust auslöse:
Blicke machen manchmal geil!

Es muss ja gar nicht so viel sein,
Wenn mit Erotik Leibeswaffen
Bringen die Augen ganz allein
Auf jene Spur, um Lust zu schaffen.

Signale werden heimlich gesetzt,
Gar unbewusst und voll Verlangen,
Haben sich mit Früherem vernetzt:
Der Blick geht offen zu den Wangen.

Viel Zauberei kennt ja das Lieben,
So dass schließlich Anziehung reift:
Details führen zu tieferen Trieben,
Wenn Amor zu den Waffen greift.


©Hans Hartmut Karg
2022

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Anstatt Sex

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Anstatt Sex

Leider hat sie anstatt Sex
Einen Minderwertigkeitskomplex.
Tagtäglich sie ihn kultiviert,
Die Niederlagen damit schürt.

Dabei war sie einst doch so frei,
Spürte rasch auf jedes Windei:
Wenn dabei nur ein Beau erschien,
Warf sie ihm die Beziehung hin.

Doch wer zu lange damit buhlt,
Sich in der eigenen Blase suhlt
Und nur nach Anerkennung lechzt,
Dem erscheint die Welt vielleicht entsext.

Sich aus dem Sumpfe selber ziehen,
Um Liebesehrlichkeit bemühen,
Das wird schwer dem, der ja verlinkt –
Doch strampelnd im Chaos versinkt.

Nur wenn der Mensch dazu bereit
Zu reifen als Persönlichkeit,
Bleiben ihm wenig Not, Altlasten,
Er kann sich frei nach vorne tasten.

Niemand braucht solche Mindertriebe,
Denn zur Befreiung taugt die Liebe.
Dann scheint im Wesen auch nichts zotig,
Wenn zärtlich man teilt die Erotik.


©Hans Hartmut Karg
2022

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