Gesprochene Sprache wechseln

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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Ariadne
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von Ariadne »

Dusi hat geschrieben:Frauen, entschuldigt, wenn ich hier so reinplatze, aber ich hoffe, ich darf schnell eine Frage zur Zweisprachigkeit stellen.Hhat jemand Erfahrung mit dem Lesen lernen ? Bei uns ist es so: ich spreche CH-deutsch mit den Kindern (immer), mein GG Englisch, wir leben in den USA. Die Kinder (4.5 und 2.5) verstehen beides, sprechen aber hauptsächlich Englisch. Mein GG kann zufällig etwas deutsch und versteht vieles was ich auf CH-deutsch sage, wir sprechen aber Englisch miteinander. Mein Grosser beginnt nun, sich fürs Lesen und Buchstaben zu interessieren. Wie macht ihr das? Soll ich das Englische fördern und das Deutsche für einen späteren Zeitpunkt aufheben oder wie bei der gesprochenen Sprache konsequent die deutsche Aussprache einführen? Es gibt ja grosse Unterschiede (z.B. E und I). Vielen Dank!
Ich würde das machen, was für dich am besten geht, also wobei du dich am wohlsten fühlst. An sich spricht nichts dagegen, deinem Sohn die Buchstaben so sagen, wie du mit ihm sprichst, also deutsch. Wenn du ihm Sachen auf deutsch vorliest, wird er ja immer öfters auch mal mitlesen, und dann ist es komisch, wenn er die Buchstaben von dir anders lernt, als du sie ihm vorliest. Du kannst ja, wenn du willst, dazu sagen, dass es auf Englisch anders wäre, oder das kann ihm dein Mann mal sagen, wenn er vorliest.
Meine Kinder haben sich Lesen und Schreiben auf beide Sprachen selber beigebracht. Sie können sicher besser deutsch lesen und v.a. schreiben, aber sie lesen beide auch Texte in der anderen Sprache und haben problemlos selber gemerkt (mit ab und zu mal nachfragen bei uns), dass gewisse Buchstaben und Kombinationen von Buchstaben in jener Sprache anders geschrieben/ausgesprochen werden. Meine jüngere Tochter hat sich auch mal sehr für Englisch interessiert und hatte mit ein bisschen Nachfragen auch schnell 'raus, dass man gewisse Buchstaben anders liest. Ich denke also, Hausptache, sie lernen die Buchstaben, wenn es sie interessiert - das Anpassen an eine andere Sprache geschieht in dem jungen Alter wie von alleine.
Aber das ist jetzt nur meine eigene Erfahrung, ich habe nichts dazu gelesen.
LG,
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haeremai
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von haeremai »

In der Englischschule lernen meine Kinder die Buchstaben phonetisch, also wie sie klingen. Das "C" z.B. lernen sie als "K" ausgesprochen, das "A" als "Ä" usw.. Im Englischen wird ja aber der selbe Buchstaben gar nicht immer gleich ausgesprochen, im Deutsch ja auch nicht immer.
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Ariadne
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von Ariadne »

haeremai hat geschrieben:In der Englischschule lernen meine Kinder die Buchstaben phonetisch, also wie sie klingen. Das "C" z.B. lernen sie als "K" ausgesprochen, das "A" als "Ä" usw.. Im Englischen wird ja aber der selbe Buchstaben gar nicht immer gleich ausgesprochen, im Deutsch ja auch nicht immer.
Ja, das ist in ganz vielen Sprachen so, eigentlich ist das normal. Von daher ist es sowieso am besten, wenn man dem Kind einen Buchstaben nicht isoliert beibringt, sondern im Wort oder im Lesefluss selber. Und von daher denke ich, dass es am natürlichsten ist, wenn man das in der Sprache tut, in der man mit dem Kind in dem Moment gerade spricht.
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Dusi
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von Dusi »

Danke für Eure Antworten und Erfahrungen.

Nein, leider gibt es keine deutsche Schule... Für mich ist der Unterschied zwischen CH-deutsch und Hochdeutsch ein zusätzliches Hindernis, da ich mit den Kindern kein Hochdeutsch spreche. Vielleicht sollte ich aber anfangen, Geschichten anstatt auf CH-deutsch auf Hochdeutsch zu erzählen? Oder was meint Ihr?
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von +jj+ »

@dusi: nein, ich würde bei ch-deutsch bleiben. aber eben, vor allem, was dir wohler ist. frage ist halt, was dir wichtig ist.

als erstes lernen die kinder die buchstaben. das ist es ja noch nicht sooo wesentlich, welche sprache. da kann man durchaus noch sagen, englisch so, deutsch so. wenn sie dann lesen anfangen, finde ich persönlich, dies ist einfacher, zuerst in der schulsprache zu lernen.

ich persönlich habe aber auch nicht die erwartung, dass meine kinder unbedingt auch mehrsprachig lesen können. reden ist für mich ok, da wir ja nicht vorhaben, im anderen land zu leben. merke einfach, sie können die einfachen sachen schon lesen, wie namen der stationen, produkte im regal etc. aber ein buch würden sie jetzt nicht lesen können.

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Ariadne
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von Ariadne »

Ich hole diesen thread wieder empor, weil ich über etwas gestolpert bin:

@ danci
Vielleicht kennst du ihn schon, aber ich habe diesen interessanten Text gerade gesehen: https://www.wireltern.ch/artikel/mehrsp ... n-im-check
Bei Mythos 4 steht, das sei durch die Forschung in den letzten Jahren widerlegt worden. Wenn du möchtest, kann ich dir sicher auch die Forschungsliteratur dazu finden. Auf jeden Fall ist es interessant, dass dieser Mythos sich so hartnäckig hält!
LG,
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badeentli84
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von badeentli84 »

Dusi hat geschrieben:Danke für Eure Antworten und Erfahrungen.

Nein, leider gibt es keine deutsche Schule... Für mich ist der Unterschied zwischen CH-deutsch und Hochdeutsch ein zusätzliches Hindernis, da ich mit den Kindern kein Hochdeutsch spreche. Vielleicht sollte ich aber anfangen, Geschichten anstatt auf CH-deutsch auf Hochdeutsch zu erzählen? Oder was meint Ihr?

Beim vorlesen reden wir ja bereits Hochdeutsch und andere Sprachen, oder Puppenstube spielen, denke das reicht völlig aus. Sonst reden wir auch "nur" CH Deutsch.
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haeremai
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von haeremai »

Auch nach 2.5 Jahren spreche ich weiterhin Englisch mit den Kindern. An der Fachhochschule im Modul "Sprache und Kultur" hat die Dozentin sogar aufgeführt, dass es vorkommt, dass der eine Elternteil die gesprochene Sprache wechselt nach einer Trennung, um die andere Sprache bei den Kindern aufrecht zu erhalten, also die Sprache des anderen Elternteils. Habe mich gerade bestätigt gefühlt, dass ich mich wohl damals richtig entschieden habe. Ohne den Wechsel meinerseits wäre das Englisch der Kinder schon längst "das Klo runter", und mein Kleinster hätte es gar nicht erst gelernt.

"Mehrsprachige Familienmodelle
Weitere mehrsprachige Familienkonstellationen
• Andere wichtige Bezugspersonen zusätzlich zu den Eltern
• Geschwister
• Mehrsprachige Patchworkfamilien
• Au-­Pair
• Grosseltern
• Neue Lebenspartner usw.
• Alleinerziehende Elternteile
• Internationale Adoption
• Flüchlingskinder
Von Ratgebern zur mehrsprachigen Erziehung istabzuraten, wenn sie konkrete Verhaltensweisen empfehlen(ohne individuelle Familiensituationen zu prüfen)!
(Scharff Rethfeldt 2013)
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Ariadne
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von Ariadne »

@ haeremai
Ich würde sowieso nie auf Ratgeber hören, sondern immer die individuelle Situation anschauen. Was mich aber interessiert sind Studien. Diese geben aber kaum Ratschläge für konkrete Situationen, sondern man kann aus den Befunden seine eigenen Schlüsse ziehen.
Dass deine Kinder besser Englisch lernen, wenn es jemand mit ihnen spricht, ist ja logisch und hat auch niemand bezweifelt. Ich fand einfach die emotionale Situation bedenklich. Da kann keine Studie sagen, ob das richtig oder falsch war, denn das ist eben wirklich sehr von eurer spezifischen Situation abhängig. Dass andere das auch machen nach einer Trennung heisst ja noch nicht, dass es emotional unbedenklich ist. Aber wenn du das Gefühl hast, dass es richtig war so, ist das doch sehr schön! Hauptsache, es geht deinen Kindern emotional gut.
LG,
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von LadyBlue »

Ariadne hat geschrieben:Ich hole diesen thread wieder empor, weil ich über etwas gestolpert bin:

@ danci
Vielleicht kennst du ihn schon, aber ich habe diesen interessanten Text gerade gesehen: https://www.wireltern.ch/artikel/mehrsp ... n-im-check
Bei Mythos 4 steht, das sei durch die Forschung in den letzten Jahren widerlegt worden. Wenn du möchtest, kann ich dir sicher auch die Forschungsliteratur dazu finden. Auf jeden Fall ist es interessant, dass dieser Mythos sich so hartnäckig hält!
Achtung, ich glaube, da wird etwas verwechselt:
Es ist etwas anderes, ob ich mit meinem Kurzen schnell auf Franz wechsle, weil Schulkameraden, Nachbarinnen oder die Lehrerin daneben stehen und alle es verstehen sollen. Dagegen hat meines Wissens noch nie jemand argumentiert.
WAS problematisch ist, ist wenn ich als deutschsprachige Muttersprachlerin plötzlich nur noch Französisch mit meinem Jungen rede. Und das sage ich als sekundäre Bilingue! (lebe seit 26 Jahren im Welschen und beherrsche Französisch akzentfrei). Damit nehme ich ihnen die Wurzeln.
Man muss das so sehen: Die Wörter sind nur die Baumkrone. Darunter sind die Konzepte und der ganze kulturelle Background einer Sprache, die den Stamm und die Wurzeln des Baumes ausmachen, und beispielsweise über Kinderlieder und Fingerverse (und noch viel mehr) transportiert werden.
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von haeremai »

Egal welche Sprache man nun spricht, was sehr wichtig ist, ist dass die Kinder ihre Erstsprache gut erlernen und beherrschen, also dass sie nicht z.B. fünf Jahre nur die eine Sprache hören/lernen, und dann plötzlich auf eine andere Sprache gewechselt wird, ohne die Erstsprache auch weiterhin zu fördern. Zumindest für die Sprachentwicklung ist das wichtig.
Wegen dem Emotionalen/Kulturellen, da war/ist es bei mir so, dass ich mich nicht als typisch schweizerisch/deutschweizerisch identifizieren, dafür habe ich einiges von der Kultur und den Gepflogenheiten von Downunder mitgenommen, v.a. auch was den Umgang mit den Kindern anbelangt. Deshalb hat es sich für mich auch nicht so verbogen oder falsch angefühlt, plötzlich Englisch zu sprechen mit den Kindern. Auch englische Kinderversli finde ich super. Mit unserem Hund, der seit bald einem Jahr zu uns gehört, spreche ich übrigens auch Englisch :lol: .
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von badeentli84 »

@LB

An solche These oder Studie glaube ich nicht. Ich kann CH Deutsch besser als chinesisch, von dem her nehme ich die Kids Wurzel nicht weg, ihre sind da, punkt. Solche Denkweise ist evtl eher fuer Migrantenfamily gedacht, wo der Elternteil erst im Erwachsenen Alter in ein anderes Land gezogen ist. Wichtiger Aspekt ist natürlich schon den emotionalen Zugang zum Kind, und dies spricht mir auch CH Deutsch eher als chinesisch. Von dem her, Muttersprache ist nicht einfach Muttersprache, es kommt auf die genaue Situation drauf an.
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von LadyBlue »

badeentli84 hat geschrieben:@LB
An solche These oder Studie glaube ich nicht. Ich kann CH Deutsch besser als chinesisch, von dem her nehme ich die Kids Wurzel nicht weg, ihre sind da, punkt. Solche Denkweise ist evtl eher fuer Migrantenfamily gedacht, wo der Elternteil erst im Erwachsenen Alter in ein anderes Land gezogen ist. Wichtiger Aspekt ist natürlich schon den emotionalen Zugang zum Kind, und dies spricht mir auch CH Deutsch eher als chinesisch. Von dem her, Muttersprache ist nicht einfach Muttersprache, es kommt auf die genaue Situation drauf an.
Studien zeigen Werte für grosse Zahlen. Dass es in einzelnen Fällen anders sein kann, ist eine Tatsache.
Über "Kinder ohne Muttersprache" gibt es Studien, die über Jahrzehnte geführt wurden (und werden), und die Tatsache, dass diese Menschen dann weder die Herkunftssprache noch die Umgebungssprache richtig beherschen, ist noch das geringste ihrer Probleme. Soziologisch und Psychologisch hängt da extrem viel dran: Schulleistungen, Chancengleichheit, berufliche Zukunft, zukünftige Arbeitslosigkeit, Erwerb zusätzlicher Fremdsprachen, aber auch beispielsweise die psychische Gesundheit.

Gerade mit Migrantenkindern gab es in den USA, Niederlanden aber auch in der Region Lausanne ganz interessante Resultate: Migranteneltern sprechen mit ihren Kindern in der Zielsprache im Glauben, ihnen damit etwas Gutes zu tun. Aber genau das Gegenteil passsiert: Die Zweitsprache wird nicht zur Erstsprache, wie gehofft, sondern bleibt Zweitsprache. Die Kinder haben dann überhaupt keine Sprache, die sie aus dem Bauch heraus korrekt beherrschen. Und umgekehrt: Wenn z.b. die untersuchten Kinder aus Lausanne in früher Kindheit in ihrem Elternhaus Arabisch beherrschen lernen, haben sie danach keine Mühe, auch Französisch richtig zu beherrschen. (natürlich im Schnitt und über die Menge ausgesehen, in Einzelfällen kann es Ausnahmen geben, z.B. bei Kindern mit "Dys...")

Und ganz ohne Studien: Auch nach einem Vierteljahrundert und auch wenn ich als Übersetzerin arbeite, werde ich nie im Leben in Französisch dasselbe Sprachgefühl haben, dasselbe Gefühl für die Finessen oder das, was "zwischen den Zeilen" gesagt wird, erfassen können, wie in Schweizerdeutsch. Und genau aus diesem Grund hätte es auch absolut keinen Sinn gemacht, wenn mein Sohn Französisch von mir gelernt hätte statt von Muttersprachlern aus unserer Umgebung.
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von danci »

LadyBlue hat geschrieben: Und ganz ohne Studien: Auch nach einem Vierteljahrundert und auch wenn ich als Übersetzerin arbeite, werde ich nie im Leben in Französisch dasselbe Sprachgefühl haben, dasselbe Gefühl für die Finessen oder das, was "zwischen den Zeilen" gesagt wird, erfassen können, wie in Schweizerdeutsch. Und genau aus diesem Grund hätte es auch absolut keinen Sinn gemacht, wenn mein Sohn Französisch von mir gelernt hätte statt von Muttersprachlern aus unserer Umgebung.
Und siehst du, das unterscheidet dich von Badeenteli und auch mir. Was du vom französischen schreibst, gilt für mich auch. Im kroatischen. Ich spreche es fliessend und akzentfrei, aber mein Wortschatz ist mit demjenigen in deutsch nicht vergleichbar. Ich kann nicht zwischen den Zeilen lesen. Und allgemein fällt mir das lesen schwer. Die Zweitsprache wurde in unseren Fällen zur Erstsprache! V.a. darum, weil wir eben selber nicht in der Umgebung unserer Muttersprache/Erstsprache aufgewachsen sind. Und so wurde diese, ohne je ganz wegzufallen immer mehr verdrängt. Für dich wird französisch immer Zweitsprache bleiben, aber frag mal deinen Sihn in 10 Jahren, ob es ihm auch so geht. Oder wird es vielleicht so sein, dass er französisch viel besser kann und doch im das deutsch wichtig genug ist, um es auch zu Hause zu sprechen? Und wäre es da für ihn normal mit seinen Kindern beides zu sprechen? Ich kann mir nicht vorstellen mit den Kindern nur kroatisch oder nur deutsch zu spreche, nicht weil ich ihnen mit deutsch einen Gefallen tun will, sondern weil es für mich unnatürlich wäre. Aber müsste ich mich wirklich entscheiden, würde ich beim deutsch bleiben.
Die Grosse, 2008
Der Mittlere, 2011
Die Kleine, 2015

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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von Ariadne »

LadyBlue hat geschrieben:
Ariadne hat geschrieben:Ich hole diesen thread wieder empor, weil ich über etwas gestolpert bin:

@ danci
Vielleicht kennst du ihn schon, aber ich habe diesen interessanten Text gerade gesehen: https://www.wireltern.ch/artikel/mehrsp ... n-im-check
Bei Mythos 4 steht, das sei durch die Forschung in den letzten Jahren widerlegt worden. Wenn du möchtest, kann ich dir sicher auch die Forschungsliteratur dazu finden. Auf jeden Fall ist es interessant, dass dieser Mythos sich so hartnäckig hält!
Achtung, ich glaube, da wird etwas verwechselt:
Nein, ich habe nichts verwechselt. Ich habe dieses Interview explizit für Danci verlinkt. Danci und ich haben weiter vorne darüber diskutiert, dass sie bezweifelt, dass es schlecht sei, wenn man nicht 100% immer in der gleichen Sprache spricht mit dem Kind, sondern auch mal wechselt je nach Situation. Genau das wird aber in Ratgebern immer wieder gepredigt. Nun steht in diesem Interview, dass es in den letzten Jahren widerlegt wurde in der Forschung, dass das schädlich sei für die Sprachentwicklung. Deshalb wollte ich Danci diesen link zeigen, weil er zeigt, dass sie recht hatte.

Was die TE machte, ist etwas anderes, darauf habe ich mich aber nicht bezogen bei diesem link. Da habe ich eine ganz andere Meinung als die TE, und dabei geht es mir gar nicht um die Sprachentwicklung, sondern um das Emotionale im Zusammenhang mit ihrer Trennung. Aber das habe ich ja schon erklärt und das hat nichts mit Studien zum Spracherwerb an sich zu tun. Mir ist das emotionale Wohl eines Kindes 1000x wichtiger als eine perfekte Zweitsprachenbeherrschung.
LG,
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