Versöhnliche Geburt des zweiten Kindes

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Moderator: Phönix

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kruemel2
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Registriert: Do 13. Nov 2014, 14:43

Versöhnliche Geburt des zweiten Kindes

Beitrag von kruemel2 »

Schwangerschaft: Nach der obligaten Müdigkeit und etwas Übelkeit ohne Erbrechen (hatte immer Salzstängeli dabei) haben mich bereits ab der 20 SSW Schmerzen in der Symphyse geplagt. Diese hielten mich davon ab, weite Strecken zu gehen oder längere Zeit zu sitzen. Auch in der Nacht beim Drehen war es nicht gerade angenehm. Leider half ein Beckengurt so gut wie nichts aber mit etwas Physiotherapie (Massage der Gesässmuskulatur und Beckenbodentraining) hatte ich die Situation einigermassen im Griff.
Mein Frauenarzt korrigierte bei der ersten Untersuchung meinen Errechneten Geburtstermin (28.6.) auf den 5.7. (langer Zyklus und gemessene Länge nicht der SSW entsprechend). In der 13. SSW wurde der Termin aber wieder zurückkorrigiert da nun unser Bauchbewohner doch wieder für sein „Alter“ zu gross war.
Im Swissmomforum habe ich deshalb bei den Juli-Mamis mitgeschrieben und schon gedacht dass ich dort richtig bin… Der Juni ging zu Ende und der Juli kam und mit ihm die ewige Warterei auf ein Zeichen dass es losgehen könnte. Da mein Mann etwa 30 Minuten hat bis er hier ist und da wir den Grossen noch zu den Schwiegereltern bringen mussten war ich etwas unruhig ob denn alles klappen würde wenn es losgeht. Diese Ungewissheit machte mir mehr zu Schaffen als das Warten an sich.
Unser älterer kam bei 40+8 zur Welt wobei am Sonntag bei 40+7 die Fruchtblase platze. Ja, es musste auch dieses Mal wieder Sonntag und 40+7 werden bis es losging – zum Glück nahm der Rest der Geburt einen ganz anderen Lauf.
Am Freitagabend und Samstagmorgen verlor ich bereits etwas klaren Schleim. Am Samstag war mein Bauch etwas unruhiger als sonst, ich traute mich aber nicht, mir Hoffnungen zu machen. Als mein Mann dann am Samstagabend den Grossen ins Bett brachte bat ich ihn trotz der Hitze doch noch, ihm ein Body anzuziehen. Nur in der Windel können wir ihn nicht mitten in der Nacht ins Auto setzten – das war im Nachhinein betrachtet eine gute Entscheidung…
Es begann um 0.30 Uhr mit leichten Wehen, kaum mehr als die Vorwehen aber sehr regelmässig in einem Abstand von 10 Minuten. Von 1 Uhr bis 2 Uhr tigerte ich im Haus herum, mass die Wehenabstände und packte noch einige Dinge in die Kliniktasche. Ich rief in der Klinik an um zu fragen, ob wir schon kommen sollen – die Hebamme überliess uns die Entscheidung und schlug vor, noch ein Bad zu nehmen. Um 2 Uhr legte ich mich wieder ins Bett, weckte meinen Mann und wir warteten noch ein paar Wehen ab bis ich mich entschied dass ich bei Wehen im 7-8 Minuten Abstand nicht mehr bade und wir uns auf den Weg machen sollen. Bis wir geduscht, fertig gepackt, etwas gegessen und den Grossen ins Auto verfrachtet hatten war es 3 Uhr und die Wehen kamen im Auto alle 5 Minuten. Jetzt musste ich schon etwas Atmen und das Stillsitzen war unangenehm. Im Spital angekommen war es 4 Uhr und ich wurde erst mal ans CTG gehängt. Die Wehen waren noch gut erträglich und die Pausen ohne jegliche Beschwerden. Beim Gang auf die Toilette war ich nicht sicher ob ich Fruchtwasser oder nur Schleim verliere – die Hebamme meinte es sei Fruchtwasser. Wir freuten uns zu hören dass auf die Morgenschicht die Hebamme kommt, die bereits unser erstes Kind in Empfang genommen hat. Mit Ankunft der Frühschicht wurden auch die Wehen langsam sehr schmerzhaft und da ich immer in den 4-Füssestand wollte aber die Schwerkraft zu stark am Bauch zog entschied ich mich, in die Badewanne zu wechseln. Bis dahin gelang es mir gut, während den Wehen in den Bauch zu Atmen. In der Badewanne ging es mir besser und ich veratmete weiter Wehe um Wehe im Knien am Wannenrand. So langsam gelang es mir nicht mehr die Wehen zu veratmen und ich schrie oder jammerte während den Wehen. Ich dachte mir dass ich das nicht mehr lange aushalte und bat die Hebamme nachzusehen wie weit ich schon war. Sie kontrollierte und sagte es seien 8 cm, die Fruchtblase sei aber noch teilweise intakt. Während der nächsten Wehe tastete sie den Muttermund um zu sehen wie er sich unter der Wehe verhält – das war der Anfang vom Ende. Die Fruchtblase platzte und ich merkte wie sich das Kind sofort runter schob. Leider war für mich diese Pressphase nicht weniger schmerzhaft. Zuerst kamen die Wehen fast ununterbrochen und der Kopf drückte stark auf mein Steissbein. Kaum war dieser Schmerz etwas besser kam die Dehnung des Dammes was stark brannte und ich hatte das Gefühl, dass alles reissen würde. Ich schrie und jammerte in dieser Zeit und flehte die Hebamme an etwas zu unternehmen da ich das nicht könne und ich sterben würde so weiter… Ich dachte ich würde das nicht aushalten aber es war ja zu spät für eine PDA und mein Mann erzählte mir später dass die Hebamme ihn nur angeschaut und mit den Schultern gezuckt habe so à la: tja, da muss sie jetzt durch. Glücklicherweise war der Kopf nach wenigen Wehen geboren und der Druck liess etwas nach. Leider kamen die Schultern nicht bei der nächsten Wehe und so hiess es: raus aus der Wanne! Ich dachte, nein, das ist jetzt nicht euer Ernst?!?!?!? Sie stellten das Bett gleich neben die Wanne und mit viel Hilfe stieg ich mit dem Kopf des Kindes zwischen den Beinen aufs Bett und kaum angekommen war Remo mit der nächsten Wehe geboren. Die Hebamme erklärte mir später dass ein mit den Schultern feststeckendes Baby durch die Bewegung mit den Beinen beim Rausklettern wieder weiter komme. Remo wurde etwas abgerieben und fing dann an zu jammern – und schon hatte ich ihn auf der Brust. Ich war so erleichtert dass es vorbei ist und wir einen gesunden Jungen haben. Glücklicherweise ist während der Geburt nichts gerissen, nur eine Schürfung habe ich davongetragen welche zum Glück nicht genäht werden musste (ich war soooo froh – denn das Schmerzmass war für diesen Tag wirklich voll). Leider waren die Nachwehen noch recht heftig ( was anscheinend normal ist beim zweiten Kind) aber dagegen kann man ja dann etwas Schmerzmedikamente nehmen .
Remo – 4050g – 52 cm
Ich habe insgesamt eine schöne, recht rasche Geburt, ganz ohne Schmerzmittel erleben dürfen. Klar war der Schluss heftig und schnell aber die Hebamme meinte es war normal schnell für eine Zweitgebärende. Ich bin sehr dankbar für dieses Geburtserlebnis und es versöhnt mich mit meinem Körper da ich nach der ersten Geburt gezweifelt habe ob mein Körper in der Lage ist, normal und ohne Hilfe zu gebären.
Traktorenexperte 10/2013
Tierlibhaber 7/2015
* im Herz 01/2012

Myosotis
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Re: Versöhnliche Geburt des zweiten Kindes

Beitrag von Myosotis »

Danke für den schönen Bericht. Wünsche euch alles Gute.

Knuddler
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Re: Versöhnliche Geburt des zweiten Kindes

Beitrag von Knuddler »

Wunderschöner Bericht!

Lila16
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Re: Versöhnliche Geburt des zweiten Kindes

Beitrag von Lila16 »

Schöner Bericht - Wünsche euch alles Gute!

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