Schnell und heftig...

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maenia
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Schnell und heftig...

Beitrag von maenia »

Achtung, wird vermutlich länger werden... ;-)

Vor ziemlich genau zwei Jahren habe ich unser erstes Kind zur Welt gebracht und einige Monate später hier einen Geburtsbericht mit dem Titel „Wut im Bauch“ geschrieben. Die Geburt wurde damals eingeleitet, ein Entscheid, den ich bis heute nur bedingt akzeptieren kann. Medizinisch ist alles lehrbuchmässig verlaufen, für mich als Frau und Gebärende haben aber gleich mehrere Dinge nicht gestimmt, weshalb ich eben schlussendlich eine ziemliche Wut im Bauch hatte.

In der Zeit zwischen den Schwangerschaften habe ich mich intensiv mit dem Thema „Schwangerschaft und Geburt“ befasst, habe viel gelesen und mich damit und auch mit meinem Geburtserlebnis auseinandergesetzt. Ich habe verschiedene Wege und Möglichkeiten angeschaut und habe mich schlussendlich für ein anderes Spital und eine Geburt mit Beleghebamme entschieden. Die Kontrollen waren zur Hälfte bei meiner Ärztin, zur anderen Hälfte bei meiner Hebamme. Ab der 34.SSW war ausschliesslich die Hebamme für mich zuständig.

ET wäre am 27.11. gewesen, nie und nimmer habe ich damit gerechnet, dass die Kleine früher kommen könnte. Es war irgendwie ein Bauchgefühl und vielleicht war ich auch noch von Junior beeinflusst, der seinen ET damals ungenutzt verstreichen liess. Am 19.11. hatte ich noch Kontrolle. Alles soweit bestens, das Kind lag immer noch etwas hoch und sehr stark rechts über meinem Beckenkamm. Da ich nach wie vor viel Fruchtwasser hatte, konnte sich die Kleine immer noch sehr gut bewegen. Die Hebamme hat beim Abschied noch gemeint, dass das Unpraktischste jetzt ein vorzeitiger Blasensprung wäre und ich wie in den Wochen zuvor den Bauch doch noch ein wenig mit dem Tragtuch einbinden soll, um der Kleinen den Platz zu beschränken und ihr den Weg ins Becken zu weisen.
Am nächsten Morgen war zunächst alles wie sonst. Junior kam zu mir ins Bett, gegen 7.30 Uhr sind wir aufgestanden. Mein Mann hat noch unser Auto für einen Kurzservice in die Garage gebracht, ein Ersatzauto wollten wir nicht, wir konnten unseres ja schon um 14.00 Uhr wieder abholen und es ging ja noch eine Woche bis zum Termin. Ähm, ja... blauäugig! Habe mich also angezogen, mir das Chaos von Juniors Geburtstagfest vom Vorabend angeschaut (gottseidank hatten wir die meisten Spuren beseitigt!) und dann beschlossen, dass ich den Bauch noch einbinden könnte. Kaum fertig gebunden, wurde es nass. Nicht heftig, aber spürbar. Ich dachte zuerst an Blasenschwäche und bin genervt Richtung Badezimmer. Dort habe ich dann gemerkt, dass das nicht von meiner Blase her kam, es hat dann aber ein paar Sekunden gedauert, bis ich kapiert hatte, dass das Fruchtwasser sein musste. Also habe ich die Hebamme angerufen und sie hat uns dann zu sich in die Praxis bestellt. Zuvor hatten wir aber gleich einiges zum Organisieren: Mein Mann hat sich bei der Arbeit abgemeldet und ein Ersatzauto aufgetrieben. In der Zwischenzeit habe ich Junior als Notfallhüeti in der Kita angemeldet (war so abgemacht), habe seinen Götti informiert, meinen Koffer und Juniors Tasche fertig gepackt. Um 9.00 Uhr haben wir ihn dann in der Kita abgeliefert, mir hat es fast das Herz gebrochen. Bei der Hebamme angekommen, hat sie dann ein erst einmal ein CTG gemacht, alles unauffällig, weit und breit keine Spur von Wehen. Wir konnten wieder nach Hause und ich habe am Nachmittag unzählige Tricks ausprobiert, um endlich Wehen zu bekommen... Globuli, Wehentee, Akupunktur... genützt hat alles nichts. Am Abend musste ich ins Spital, da ich ab 12h nach Blasensprung wegen der Infektionsgefahr dann alle 6h ein Antibiotikum erhalten sollte. Morgens um 8.00 Uhr sollte dann eingeleitet werden, falls immer noch keine Wehen in Sicht wären. Diese Einleitung hing wie ein Damoklesschwert über mir, das war genau das, was ich so überhaupt nicht wollte! Meine Hebamme hat sich dann verabschiedet und ist vom Spital direkt zu einer Hausgeburt weiter.
Der Morgen kam, nicht aber die Wehen. Meine Hebamme hat mir geschrieben, dass sie die ganze Nacht bei der Hausgeburt war und sich kurz noch hinlegen müsste. Die Hebammen vom Spital würden die Einleitung übernehmen, was für mich grundsätzlich ok war. Nicht so aber die Einleitung an sich. Ich war ein nervliches Wrack, mein Körper hat sich mit jeder einzelnen Faser dagegen gewehrt! Wie sehr hatte ich mir eine absolut natürliche Geburt gewünscht! Und jetzt? Wieder diese Ungewissheit! Wie lange wird es dauern? Wie schnell kommen die Wehen? Wie heftig werden sie? Kann ich sie ohne Schmerzmittel aushalten? Bin ich überhaupt bereit dazu? Bei Junior hatte ich eine Schmerzpumpe (PCA), die zwar genützt hatte, mich aber auch in einen sehr abwesenden Zustand versetzt hatte. Die Hebammen waren sehr einfühlsam und haben sich viel Zeit für mich genommen. Da ich im Gegensatz zur Juniors Einleitung dieses Mal die medizinische Indikation durchaus sah, habe ich dann schweren Herzens zugestimmt, ein Risiko wollte ich ja auch nicht eingehen.
Schon kurz nach der ersten Tablette konnte ich spüren, wie es langsam zu arbeiten beginnt. Ab und zu ein ganz schwaches Ziehen, kaum wahrnehmbar. Mit der Zeit wurde aus dem Ziehen dann ganz leichte Wehen, noch nicht schmerzhaft und nicht ernsthaft. Diese wurden mit der Zeit dann aber zu deutlichen Wehen, jedoch noch nicht geburtswirksam und noch nicht wirklich schmerzhaft. Als es Zeit für die zweite Tablette gewesen wäre, wollte ich noch etwas warten, da ich Angst hatte, dass eine erneute Tablette auf diese leichten Wehen drauf zu einem Wehensturm führen würden. Man ging auf mich ein und so haben wir eine Stunde länger als üblich gewartet. Da die Wehen aber eher wieder schwächer wurden, habe ich dann für die zweite Tablette eingewilligt. Meine Hebamme hat immer mal wieder geschrieben und ich habe ihr gesagt, dass ich noch gut ohne sie zurecht käme und sie ruhig noch zu Hause bleiben könne. Mein Mann hat Junior noch zu seinem Götti gebracht und so lag ich da nach der zweiten Tablette alleine im Bett und habe ein wenig geschlafen. 45 Minuten nach der Tablette bin ich mit deutlichen Wehen erwacht und habe mal auf die Uhr geschaut – die Wehen kamen bereits ca. alle 3 Minuten! Sie waren noch gut zu veratmen, allerdings wurde es im Bett langsam unbequem. Ich musste aber noch 15 Minuten ausharren, da ich ja eine Stunde lang liegen sollte. Nach Ablauf dieser Stunde bin ich dann im Zimmer rumgetigert und habe mich bei jeder Wehe an einer Wand abgestützt. Wieso konnten diese Wände auch nicht kühler sein?? So habe ich dann ziemlich genau 2 Stunden verbracht, die Wehen sind aber stufenweise immer heftiger geworden. Meine Hebamme war in der Zwischenzeit auch da, was ich doch als Erleichterung empfand. Als die Wehen immer heftiger wurden, wollte sie ein CTG machen, ich wollte nur wissen, wie weit offen ich schon war. Sie wollte erst nicht schauen, um mir eine Enttäuschung zu ersparen und wollte noch so eine Stunde warten. Sie hat dann aber doch geschaut und es waren erst 3cm. Ich habe mal vorsichtig nach einer PCA gefragt, die Wehen waren massiv heftiger als bei Junior zum selben Zeitpunkt. Es sei zu früh dafür, da es ja noch dauern könne. Zu dem Zeitpunkt war es 19.00 Uhr. Wir mussten noch ein wenig warten und konnten dann gegen 19.30 Uhr in den Gebärsaal, den sie von einer Geburt gerade noch am Aufräumen und Putzen waren. Auf dem Weg dorthin, haben die Wehen erneut ein neues Level erreicht und ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich das noch lange aushalten können würde. Im Gebärsaal angekommen (19.30), habe ich mich erst einmal an der Sprossenwand abgestützt, da die Hebamme das CTG bereit gemacht hatte (wegen Komplikationen bei einer anderen Geburt war sie gerade etwas vorsichtig mit den Herztönen). Zwei Wehen stand ich da und habe gemerkt, wie der Druck nach unten kam. Dann ab aufs Bett und bereits bei der nächsten Wehe habe ich gemerkt, wie die Kleine kam – zu früh, es waren erst 7cm! Die Hebamme hat mich zum Bremsen aufgefordert, aber dem Pressdrang zu widerstehen, ist einfacher gesagt als getan. Zudem waren die Wehen (wahrscheinlich wegen der Einleitung) wirklich heftig und ich wollte dies alles einfach nur beenden. Ich sollte alles „oben raus lassen“, sprich quasi schreien, was das Zeugs hält. Hat mässig funktioniert, immerhin waren es so fünf anstatt nur zwei bis drei Presswehen. Es ging wirklich alles rasend schnell, zum Glück, denn diese Heftigkeit hätte ich nicht lange ausgehalten. Und zum Glück kam unsere Kleine mit „nur“ 3080g und 34cm KU zur Welt, so musste ich mit nur zwei Stichen genäht werden.
Unmittelbar nach der Geburt hatte ich wegen dem Tempo noch ziemliche Schmerzen, nach etwa einer Stunde und Schmerzmitteln ging es aber schon sehr gut. Nach 18h haben wir bereits den ersten kurzen Spaziergang als Familie draussen gemacht, nach 36h bin ich nach Hause. Ich bin extrem viel fitter als nach der ersten Geburt.

Hat mich diese zweite Geburt nun für die erste entschädigt? Ja, in gewisser Weise schon. Der Entscheid für den Spitalwechsel und die Beleghebamme war absolut richtig und ich bedaure es richtiggehend, dass bei uns die Familienplanung abgeschlossen ist. Mit ihr würde ich noch einige Kinder gebären!
Ich habe mir so sehr eine ganz natürliche Geburt gewünscht, was nun leider wieder nicht der Fall war. Aber ich bin froh, ist alles gut gegangen und hat nicht in einem KS geendet (war wegen der hohen Kindslage absolut nicht klar). Ich hätte wahnsinnig gerne den Vergleich zu natürlichen Wehen erlebt, mit dieser zweiten Geburt weiss ich nun aber, was ich alles aushalten kann und das scheint eine ganze Menge zu sein...
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Schlitzohr (11/13)
Quiiiietschimeitschi (11/15)

starlight
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Re: Schnell und heftig...

Beitrag von starlight »

Oh du armi. Isch mühesam we eim so Sache passiere u när Mühe mache um verarbeitet z werde. Bi froh ischs bim 2. Mau itz für di glich besser gsi aus bim erste[-]️ wasi dir aber cha säge weg spontan gebäre u ileite, d Schmerze sie genau glich. Bim Ileite geits eifach viu schnäuer u es geit zügig vorwärts. Ig ha beides je 2x erlebt i muess säge, mit ileite bini besser gfahre. Zum Verglich: mini 1. Geburt (spontan) 25h; mini letschti Geburt (igleitet) 3,5h :) klar hätti trotzdem nie igleitet wes nid hätt müesse si. Aber wie gseit, d Schmerze si genau glich. [-]

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