Sehr schlechte Rechtschreibung

[stella]

Akiko
Wundervoll! Das freut mich, dass du das nun so differenziert sehen kannst!

Und ja, es gibt sehr viele verschiedene Arten, wie Personen mit der Rechtschreibung umgehen.
Bei mir blinkt es auch auf, wenn ich ein Wort falsch schreibe. Ich kenne fast keine Rechtschreiberegeln und habe Mühe, anderen zu erklären, warum man etwas so und nicht anders schreibt. (Zum Glück unterrichte ich kein Deutsch mehr!)
Auch mein Mann tickt anders. Er ist viel langsamer im Lesen und Schreiben. Ich führe das darauf zurück, dass ich halt pro Woche mindestens einen Roman und ein, zwei Sachbücher lese. Mein Mann liest jedoch (nur) die Zeitung.
Und meine beiden Kinder ticken noch einmal anders. Die Kleine kann es einfach. Ohne Regeln, ohne Lesen. Sie macht sehr wenig Fehler. Die Grosse hat bis jetzt noch keine Strategie gefunden. (Sie ist abgeklärt und hat wegen ganz wenigen Punkten knapp keine LRS - das heisst aber, es ist ein schwieriges Thema für sie...) Ich vertraue da, dass sie, wie mein Mann, ganz individuelle Strategien finden wird. Und eben, sie hat gerade einen Gump gemacht...

noch kurz zu Geometrie
Da meine ich natürlich Volumen-, Mantelberechnungen von diversen Körpern (Quader, Würfel, Pyramiden mit verschiedenen Grundflächen, Kugeln, Kegeln...). Klar geht Körperwahrnehmung in der Unterstufe und auch das praktische Untersuchen derer. Aber Berechnungen und das dazugehörige Vorstellungsvermögen geht nicht vor 12 Jährig.
Wie ebenfalls Algebra... Es ist für Kinder unvorstellbar, mit einer Unbekannten zu rechnen und mit Buchstaben...

[Hausdrache]

Rechtschreibung lernt man doch nur mit üben, üben, üben...ich kann mich noch an meine Schulzeit erinnern, wie wir Diktate lernen mussten. Und die falschen Wörter mussten wir zur Korrektur 10× richtig schreiben. Oder wir mussten jede Woche Wörtli üben, die dann abgefragt wurden.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, ich mochte keine Diktate, aber gelernt habe ich viel so. Und man lernt das Wort besser, wenn man es schreibt, als wenn man es nur liest. Aber lesen ist natürlich trotzdem hilfreich.
Aber eben, Übung macht den Meister. Das ist ja nicht nur beim Schreiben so, sondern in allen Tätigkeiten, die man lernen und gut beherrschen möchte. Turnen, Sport, Musikinstrumente, Kochen, Zeichnen...eigentlich ist alles Übungssache.

Dann müsste ich heute eine sehr gute Rechtschreibung haben. Wir hatten während vier Jahren in der Primarschule und während drei Jahren im Gymi vorbereitete Diktate, wir mussten auch immer Lernwörter trainieren, ich war aber sogar an der Uni noch ungenügend in Rechtschreibung. Mag mich noch an eine Arbeit erinnern, die mir der Professor (ich studierte Deutsch) zurückgab mit dem Kommentar: Inhalt hervorragend, Grammatik und Satzbau sehr gut, Rechtschreibung katastrophal. Es hat dann doch gereicht, aber halt nur etwas mehr als genügend Und meine Mutter hat mit mir viel geübt, es war eine Tortur und ich habe es gehasst. Jede Woche diese dämlichen Diktate, die ich trotz täglichem Üben nur manchmal genügend hin bekam. Was mir geblieben ist, ich kann nicht schön schreiben und ich habe keine Ahnung von Rechtschreibung. Ersteseres bestätigt heute niemand mehr, im Gegenteil. Aber obwohl mir meine Kolleginnen sagen, dass ich so schön schreibe, traue ich mich oft nicht, bei Weiterbildungen auf Plakate oder Flipcharts zu schreiben.
Bei der Rechtschreibung bin ich bis heute unsicher und habe mich darum sehr intensiv damit auseinander gesetzt, wie man Kinder in einer guten Form für Rechtschreibung begeistern kann und ihnen den Glauben vermitteln, dass sie, mit Hilfsmitteln, doch zu guten Ergebnissen kommen.

Legasthenie
unsere Dritte muss so viel Einstecken. Gerade heute hat sie nur Geschenke angeschrieben. Einige Namen, aber bei jedem war sie unsicher. Es war echt traurig, ihre Wut zu sehen wenn ein Name einfach so gar nicht so geschrieben wird, wie er tönt. Auch sie traut sich fast nichts zu, wenn es um richtiges Schreiben geht. In der Familie lachen wir oft, weil wir merken, dass es nichts bringt, uns darüber aufzuregen. Auch sie hatte vorbereitete Diktate über Jahre. Was haben wir geübt. Die Lehrer durften immer wieder zurückmelden, wir müssten halt mehr üben. Der letzte Lehrer hat das sogar trotz Diagnose noch gemeint. Und unsere Zweite hatte eine Lehrerin, die klar der Meinung war, sie müssen nur üben. Sie hat sie jeden Fehler 50mal verbessern lassen. Nachmittageweise bin ich neben meiner Tochter gesessen, um ja jeden Fehler zu sehen, den sie schrieb, weil es ihr nicht möglich war, ein Wort 50 mal gleich zu schreiben. Das Problem bei diesen Kindern ist die Wahrnehmung. Sie können Linien nicht sehen, oder die Linien halten nicht ruhig, Buchstaben halten nicht ruhig und ganz fatal, die Kinder können keine Wortbilder speichern. So malen sie Buchstabe für Buchstabe ab. Unvorstellbar, was für ein Kraftakt das für ein Kind ist, wenn es ein Wort 50 mal abmalen muss.
Am schlimmsten waren dann so Kommentare wie, sie sind nur zu faul, sie müssen halt mehr lesen, das könne doch nicht sein.
Ich habe den Glauben ans Üben verloren. Es funktioniert nicht bei allen und ich habe mehr Kinder, bei denen es nicht gelingt, als Kinder, die sich solche Dinge gut merken können.

[Papa68]

Und noch zu den Anglizismen: Die werden sich genau so wie die französisch stämmigen Wörter in die deutsche Sprache einbürgern. Daher ist es doch okee, wenn jemand "shoppen" schreibt statt einkaufen. Auch gerade in einem Forum.

Richtig. Aber nicht, wenn dieser Jemand mit Shoppen ein Babyfläschchen meint.

[Papa68]

@ üben: in der Klasse meiner Grossen üben sie das Hören. Wie klingt ein Wort? Spricht man ein d oder ein t? Hat das Wort eine Dehnung? Hört man bei dem Wort einen Doppellaut?
Sie nehmen die Worte auseinander und sprechen dann z.B. Ket-te.
Das finde ich sehr gut.

[sonrie]

Und noch zu den Anglizismen: Die werden sich genau so wie die französisch stämmigen Wörter in die deutsche Sprache einbürgern. Daher ist es doch okee, wenn jemand "shoppen" schreibt statt einkaufen. Auch gerade in einem Forum.

Richtig. Aber nicht, wenn dieser Jemand mit Shoppen ein Babyfläschchen meint.

danke

Wenn schon Anglizismen, dann bitte richtig einsetzen

Hab grad meine Tochter gefragt wie das in der schule so läuft, ihnen wird auch anhand des Hörens beigebracht wie man korrekt schreibt. Die Lehrerin korrigiert Fehler und erklärt wie man das wort schreibt, aber wertet dies nicht (2. Klasse). Sie (also meine Tochter) fragt mich auch immer wie man was richtig schreibt, es scheint ihr also bewusst zu sein, dass eine korrekte Schreibweise wichtig ist.

[5erpack]

Nur kurz...

Mir hat dazumals mein Lehrer den Tipp gegeben alle Texte nochmals rückwärts (also Wort für Wort) durchzulesen. So schaut man die Wörter viel besser an und überfliegt den Text nicht nur, da man ja schon weiss was man geschrieben hat liest man oft nur so husch husch...

Möchte das noch kurz kommentieren.
Nachdem wir Diktate zurück bekommen hatten, die nur so vor Fehler strotzten, hab ich diesen Tipp den Kindern mitgegeben.
Mein 10 jähriger, meinte nun, das ihm die falsch geschriebenen Wörter, regelrecht ins Hirn gesprungen seien. Seine Fehlerzahl hat sich von heute auf morgen quasi halbiert. Also der Tipp ist wirklich gut!