Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

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Moderator: conny85

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danci
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von danci »

sonrie hat geschrieben: Mi 22. Feb 2023, 10:20
Den Vorschlag mit den 38 wochen finde ich auch prima, vor allem den zusatz "Sie kann ihm Wochen abtreten, aber nicht umgekehrt" ;-)
Gibt es diesem so? Ich las nur je 16 Wochen, habe jetzt nochmals geprüft und es sind mind. 16 Wochen Mutter und mind. 15 Wochen Vater. Warum auch immer. Aber so oder so finde ich, dass es ein Muss ist, dass es exklusive Väterwochen gibt. Sonst geht in der Schweiz nichts. Auf der anderen Seite würde es wohl der Schweizer Mentalität entsprechen, dass ein Teil frei gewählt werden darf. Daher ist der Kompromissvorschlag so schon ok.
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sonrie
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von sonrie »

So wurde es letztens in einer Radiosendung auf SRF erklärt, mit der Begründung, dass in anderen Ländern die geteilte Elternzeit anbieten, die Männer ihren Anspruch zu 90% (?) der Frau abtreten, wenn das möglich ist, diesen aber selber nehmen, wenn er sonst verfallen würde.

Hab auf die schnelle nur diesen artikel hier gefunden, musst etwas runterscrollen (oder siehe spoiler):

https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/e ... r-66420239

Spoiler:
.... Paritätische Inanspruchnahme
Für Mütter setzt sich der Anspruch im neuen Modell wie folgt zusammen: Ein vorgeschriebener Urlaubsanspruch von 8 Wochen (Arbeitsverbot nach der Geburt) und zusätzliche 8 bis 15 Wochen Elternzeit. Für Väter wiederum besteht ein Urlaubsanspruch von 15 Wochen Elternzeit. Dieser kann mit Zustimmung der Mutter um bis zu 7 Wochen aus ihrem Anspruch auf maximal 22 Wochen verlängert werden.

(....)

Auf diese Weise soll das neue Modell dafür sorgen, dass der Urlaubsbezug zwischen beiden Elternteilen paritätischer ausfällt: Tendenziell neigen Mütter – so die internationale Forschungsliteratur – dazu, ihren Urlaubsanspruch vollumfänglicher auszuschöpfen. Um dennoch für eine vergleichbare Inanspruchnahme zu sorgen, soll jetzt die Übertragbarkeit anders ausgestaltet werden.



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danci
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von danci »

Ok, aber das folgt ja trotzdem dazu, dass eben die Mutter mind. 16, der Vater mind. 15 Wochen hat. Ansonsten ist diese Interpretation wohl nicht ganz falsch. Lässt man es ganz offen, wird es dazu führen, dass Frauen 38 Wochen haben und wir uns von der Gleichberechtigung wieder wegbewegen.

@ johanna-jolla
Wenn Du noch etwas über die Schweizer Mentalität zu dem Thema erfahren willst, lies hier etwas die Kommentare....sehr aufschlussreich...

https://www.derbund.ch/38-wochen-eltern ... 5705205495
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johanna_jolla
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von johanna_jolla »

Da ist ja viel passiert zwischendurch :)

Na, ich merk tatsächlich beim lesen manchmal, dass ich wohl deutscher (oder vielleicht auch einfach europäischer) bin, als gedacht. Hinzu kommt noch, dass ich acht Jahre in Österreich gelebt habe und dort fand ich es noch einen Tick krasser mit der Erwartungshaltung, was einem nicht alles so zusteht. Wobei ich das eben ja nicht kritisch sehe. Lieber mal dreist fordern, damit man zumindest einen Teil davon bekommt. Mit dem Solidaritätsprinzip was Sozialabgaben betrifft, hatte ich nun auch nie wirklich Probleme. Auch wenn ich mir da tatsächlich (dank grundsätzlich sehr guter Gesundheit) nicht so viel rausgenommen habe.

Vielen Dank für den Artikel, danci. Ich finde es ja so krass, dass man sich dessen vollkommen bewusst zu sein scheint, dass das Stresspotential dieser 14 Wochen (von denen man eigentlich nur sechs so wirklich zählen kann, weil die ersten acht ohnehin Wochenbett und Rückbildungszeit sind) enorm ist und man trotzdem nichts ändert. Kein Wunder, dass man genötigt wird, eine ziemliche Härte zu entwickeln, wenn man das irgendwie aushalten "muss"!

Beim Elterngeld in D und Ö ist es ja so, dass da auch ein Anteil in die Rentenkasse einbezahlt wird, genauso wie auch beim Arbeitslosengeld dort, d. h. es entstehen dadurch keine Lücken, was ja auch noch ein grosser Vorteil ist. Allerdings ist es ja dort auch so, dass die Rente ja über die Arbeitskraft der nachfolgenden Generation(en) finanziert wird. Entsprechend finde ich es auch nachvollziehbar, dass sich alle mit ihren Steuern an den Kosten für Kinder beteiligen. Na, und ich denke, es ist in jeder Gemeinschaft, wo man sich Kosten teilt so, dass manche mehr oder andere Ressourcen verbrauchen und schlussendlich funktioniert es ja doch irgendwie, ohne dass man jedes Detail so explizit aufdröseln muss.

So optimal finde ich das nun aber auch nicht, dass nur die Frau einen Teil ihrer Zeit abtreten kann, der "Mann" aber nicht und die Wochen verfallen, wenn er sie nicht nutzt... wäre ja wirklich schade drum. Ob man durch Zwang eine Verhaltens- oder Einstellungsänderung erwirken kann? Na, ich weiss ja nicht. Aber im Ansatz eben wirklich gut.

Ich bin ja neu hier in der Schweiz und muss ja nicht immer alles besser wissen, aber ich fände die 38 Wochen, die egalitär zu verteilen sind zwischen beiden UND zusätzlich Mutterschutz in Form von sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Geburt wünschenswert. Aber soweit sind wir hier vielleicht in 30 Jahren ;) Gleichberechtigung ist eine super Sache, allerdings wird während der Schwangerschaft nunmal nur der Körper von einer Person arg in Mitleidenschaft gezogen, bzw. erbringt eine ziemlich krasse Höchstleistung und das zu vernachlässigen und die entsprechende notwendige Regenerationszeit nicht zu gewähren, respektive als Urlaub zu betiteln, finde ich nicht ganz angemessen...

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Berlin
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von Berlin »

johanna_jolla hat geschrieben: Mi 22. Feb 2023, 18:20 Vielen Dank für den Artikel, danci. Ich finde es ja so krass, dass man sich dessen vollkommen bewusst zu sein scheint, dass das Stresspotential dieser 14 Wochen (von denen man eigentlich nur sechs so wirklich zählen kann, weil die ersten acht ohnehin Wochenbett und Rückbildungszeit sind) enorm ist und man trotzdem nichts ändert. Kein Wunder, dass man genötigt wird, eine ziemliche Härte zu entwickeln, wenn man das irgendwie aushalten "
Hier meine persönliche Meinung als Mutter zweier junger Erwachsener (18 und 17), die jeweils einen Mutterschaftsurlaub von 4 Monaten hatte, danach mit zuerst 60%, dann 80% und inzwischen 100% gearbeitet hat und einem Mann der zuerst 90 und dann bald wieder 100% gearbeitet hat. Und in deren persönlichem und beruflichem Umfeld das seit bald 20 Jahren fast alle Familien ähnlich handhaben: Wir sind nicht hart. Es ist auch nicht hart, nach 4 Monaten wieder in den Beruf einzusteigen, es macht sogar Freude. Die Kinder entwickelten sich dank Kita- und Nannybetreuung prächtig. Sie sind selbstbewusste, eigenständige und tolle junge Erwachsene.
Ja, die Jahre der Familien- und Berufsorganisation und -Planung waren anstrengend. Weil die Kombination von anspruchsvollem Job und Kindern anstrengend ist. Aber wir haben da für uns so gewählt, weil uns beiden neben den Kindern auch der Beruf wichtig war und ist. Wir hätten uns auch für einen anderen Weg entschieden können.

Ich weiss nicht, ob es Sinn macht, die ersten Monate des Elternseins schon präventiv als Stresszeit zu betrachten. Ich habe, vor allem beim ersten Kind, die Zeit als sehr entspannt erlebt, mit viel Zeit, im Vergleich zu meiner vorgängigen Arbeitssituation.

Mein Rat: Lass es auf Dich zukommen, geniesse es, nehme es, wie es kommt, sehe es positiv!
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von AnneSo »

johanna_jolla hat geschrieben:
> Lieber mal dreist fordern, damit man zumindest einen Teil davon bekommt.

Ein Kommentar dazu aus Arbeitgebersicht: Die, die mir so kommen, bekommen nur das Minimum und ganz sicher nirgends Entgegenkommen und das aus Erfahrung. Das sind obermühsamen Mitarbeitenden, die nie zufrieden sind, immer motzen, immer jammern, immer alles schlecht reden und immer alles bis aufs Letzte und darüber hinaus ausreizen wollen und früher oder später eh kündigen. Das funktioniert nicht. Das Schweizer Arbeitsrecht geht grundsätzlich davon aus, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer miteinander sprechen und Lösungen finden und das tut man, wenn beide Seiten Lösungen wollen. Als Personalleiterin einer KMU, die 90% Frauen beschäftigt, kann ich dir sagen, dass wir sehr gerne eine grosszügigere Mutterschaftsleistung gewähren würden - es und aber schlicht und einfach nicht leisten können. Das Geld fällt nicht von den Bäumen.

sonrie
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von sonrie »

Berlin hat geschrieben: Mi 22. Feb 2023, 19:41
Ich weiss nicht, ob es Sinn macht, die ersten Monate des Elternseins schon präventiv als Stresszeit zu betrachten. Ich habe, vor allem beim ersten Kind, die Zeit als sehr entspannt erlebt, mit viel Zeit, im Vergleich zu meiner vorgängigen Arbeitssituation.
War bei mir genauso, ich fand die Zeit danach nicht sonderlich stressig oder so. Es war alles neu, man hat sich da irgendwie reingewuppt, aber man hatte auch Zeit dazu. Ich glaub, soviel zeit hatte ich nachher nie mehr im Leben ;-) (kann natürlich auch anders laufen, mir schreibaby oder so, schon klar)
Bei Kind 1 war ich nicht böse, nach 6 Monaten wieder arbeiten gehen zu dürfen, ich war da sehr bereit dazu und mir fehlte was "für den Kopf". Bei Kind 2 und 3 waren wir grad am Haus bauen und umziehen ein paar Monate nach der Geburt der Zwillinge, da wäre ich nicht böse gewesen, hätte ich noch etwas mehr Zeit gehabt.
Ich fand auch erstaunlich, wie schnell sich der Körper jeweils erholte. Klar, ich hätte keinen Marathon laufen müssen, aber auch nach der Zwillingsschwangerschaft war ich trotz schwangerschaftsvergiftung doch schnell wieder fit. Ich hab mein Wochenbett mehr oder weniger mit Mann und 3 Kindern am See verbracht ;-) Klar kanns auch anders gehen, aber im Normalfall reichen für die körperliche Erholung die 8 Wochen Mutterschutz nach der Geburt.


johanna_jolla hat geschrieben: Mi 22. Feb 2023, 18:20
So optimal finde ich das nun aber auch nicht, dass nur die Frau einen Teil ihrer Zeit abtreten kann, der "Mann" aber nicht und die Wochen verfallen, wenn er sie nicht nutzt... wäre ja wirklich schade drum. Ob man durch Zwang eine Verhaltens- oder Einstellungsänderung erwirken kann? Na, ich weiss ja nicht. Aber im Ansatz eben wirklich gut.
das finde ich dsa einzig richtige. Entweder gibts ein JA für geteilte Elternzeit oder eben keine geteilte Elternzeit. Könnten die Männer ihren teil an die Frauen abtreten würden dies sehr sehr viele tun und das Ziel der Gleichberechtigung / geteile Elternzeit wäre flöten.
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von johanna_jolla »

Na, das macht ja schon mal Hoffnung, dass das alles ganz gut gehen kann und sich der Körper auch einigermassen schnell regeneriert.

Übrigens: ich fand es wirklich hilfreich, hier mehr oder weniger den Kopf gewaschen zu bekommen und mal eingenordet zu werden. Dankeschön dafür. Ich bin tatsächlich von meinen ursprünglichen Lösungsideen abgewichen und werde wohl kündigen. Wie man das in der Schweiz korrekterweise so macht, als Frau nach dem Mutterschaftsurlaub. Wenn man das mit Arbeiten und Kind nicht geregelt bekommt. Das Arbeitsverhältnis durch unbezahlten Urlaub zu verlängern bringt ja auch nicht wirklich was, stimmt schon.

Ach ja, und die Kommentare. Viele sind aus meiner Warte einfach hart asozial und unsolidarisch. Und auch hier betrifft das Kinderthema ja wirklich nicht nur Eltern, sondern ist ein gesamtgesellschaftliches Thema. Ach, und das mit dem Militär hatte ich gar nicht so auf dem Schirm: Dass das ja auch staatlich finanziert ist und die Urlaube der Leute, die dort ihre Waffenkenntnis auffrischen gehen, ja auch irgendwie finanziert werden. Was das der Wirtschaft bringen soll - keine Ahnung. Oder überhaupt irgendwem, ausser dem Papst.

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Berlin
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von Berlin »

@Johanna
In der Schweiz ist das Prinzip mit sozialen Sicherungssystemen so, dass sie für diejenigen Leute zur Verfügung stehen, die wirklich darauf angewiesen sind. Und da ist die Absicherung auch anständig und existenzsichernd.
Ansonsten gilt das Prinzip der Eigenverantwortung und Eigenfinanzierung. Dafür bezahlen wir im europäischen Vergleich relativ wenig Steuern und haben insgesamt einen recht hohen Lebensstandard.

Das kann man:frau gut finden oder nicht. Aber es ist als Prinzip tief verankert und nach meiner persönlichen Meinung fahren wir recht gut damit.
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danci
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von danci »

Und dann noch im richtigen Thread….

@ sonrie / johanna
Das mit dem abtreten, stimmt doch so nicht.

Es gibt bei der Mutter:
8 Wochen Mutterschutz gleich nach Geburt (mit Beschäftigungsverbot)
8 Wochen Elternzeit exklusiv, nicht abtretbar

Vater:
2 Wochen Vaterschaftsurlaub innert 6 Monaten seit Geburt frei bezugbar
13 Wochen Elternzeit exklusiv, nicht abtretbar

Dann sind da noch 7 Wochen, die wählbar sind. Wenn man nach watson geht, gehören sie er Mutter, wenn keine Einigung besteht. Imob das so stimmt, weiss ich nicht, so habe ich es sonst nirgends gelesen. Ist sber nicht ausgeschlossen. Als Familienrechtsanwältin bin ich aber schon gespannt auf die Vorschläge für Eltern, die nicht zusammen sind / zusammen wohnen oder wo der Vater gleich unbekannt ist oder erst später rechtlich Vater wird….
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ChrisBern
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von ChrisBern »

Wegen Erholung nach Geburt, Dauer etc: ich fand sie Zeit nach der Geburt total furchtbar, es waren die schlimmsten Jahre in meinem Leben. Bei K1 postpartale Depression, allein mit Kind zu Hause war für mich sehr schwierig. Ich hätte tatsächlich einen Monat Vaterschaftsurlaub gebraucht, damit mich jemand unterstützen kann. Arbeiten war allerdings das einzige, was geholfen hat. Bei K2 OSAS unerkannt und 2 Jahre keinen Schlaf. Ich weiss gar nicht, wie ich die Zeit überlebt habe. Aber auch da war ich froh um meine Arbeit, mit normalen Menschen reden zu können, mittag zu essen etc und mein kind in die kita geben zu können. Ich habe seinen Anblick am Morgen tatsächlich nicht mehr ertragen. Körperlich war es hart an der Grenze ohne Schlaf mit 80% arbeiten. Allerdings hätte ich um nichts in der Welt länger zu Hause bleiben wollen.

Einfach als Gegenstimme dazu, dass 14 Wochen easy reichen für Erholung und alles. Bei mir war das zweimal nicht der Fall. Auch Kinder, die die Flasche boykottieren sind ein mega stressor für Eltern. Auch da finde ich 14 Wochen grenzwertig, wenn man stillt und stillen will und das Kind wenig anderes akzeptiert.

Aber eben, ich habe mich für die Schweiz mit all ihren Annehmlichkeiten entschieden und muss dann auch damit leben. Kenne einige, die wieder nach D zurück sind. Trotzdem würde ich immer versuchen, mit dem Arbeitgeber eine gütliche Lösung zu finden. Ich glaube daran, dass man sich immer zweimal im Leben sieht und mir persönlich ist es wichtig, im Guten auseinander zu gehen.

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Berlin
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von Berlin »

@ChrisBern,
Ich kann Dich absolut verstehen und wollte nicht das Bild vermitteln, dass der Mutterschaftsurlaub immer nur easy und erholsam ist. Nur lässt sich das im vornherein nicht abschätzen. Ich wollte nur eine Gegenstimme dazu geben, dies bereits im Voraus als "Stresszeit" zu antizipieren, sondern empfehlen, mit einer positiven Einstellung darauf zuzugehen.
Ich persönlich habe die Länge meines Mutterschaftsurlaubs und das Einstiegspensum - gemeinsam mit meinem Mann - frühzeitig geplant. Aber wir haben uns immer gesagt: Wenn es dann anders kommt als erwartet oder wir merken, dass dies für das Kind oder uns nicht funktioniert, dann gehen wir nochmals "über die Bücher" und planen um.
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von nala11 »

Mir hat es sehr gut getan, wieder arbeiten zu gehen. Sich mit was anderem als Babythemen zu beschäftigen, kognitive Herausforderungen, Erwachsene um mich rum und so weiter. Und in Ruhe Mittagessen und in der Pause einen Kaffee zu trinken war toll - das ging daheim mit zwei ganz kleinen Kindern oft nicht.
Wie in anderen Ländern 1 oder sogar 2 Jahre nur daheim zu sein, wäre für mich ein Alptraum gewesen.
Aber jeder Elternteil, jedes Kind und jede Familiensituation ist natürlich anders.

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danci
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von danci »

Ich kann absolut bei Berlin unterschreiben.

Ich habe mich sehr davon beeindrucken lassen, dass es lange dauert, bis man erholt ist und wie schwer es sei kann etc. Schliesslich hatte ich echt Glück. Körperlich ging es mir alle drei Male sehr schnell gut. Ich lief jeweils nur Stunden nach der Geburt alleine vom Geburtszimmer ins normale Zimmer und gerade bei Kind 2 und 3 fand ich die paar Tage im Spital herumliegen sehr nervenaufreibend. Mit dem Kind fand ich den ersten MU am anstrengendsten. Erstens hatte ich enorm Respekt vor der Verantwortung (wenn mein Mann da war, ging es, war ich alleine, war ich schon von der reinen Tatsache überfordert, dass ihr Überleben von mir abhängt). Zweitens war sie was die Ernährung angeht eine Herausforderung, denn das Stillen wollte nicht richtig klappen und sie litt unter starkem Reflux. Gerade unterwegs war das manchmal mühsam. Dafür schlief sie mit 6 Wochen durch ;-)
Kind 2 und 3 konnte ich richtig geniessen. Sie waren zwar keine grossen Schläfer, aber dank Familienbett und Stillen, kam ich damit klar und ansonsten ging es uns allen gut. Ich hätte da einen längeren Urlaub sehr genossen. Wirklich zur Erholung notwendig waren selbst die 14 Wochen aber nicht. Ich war nach spätestens 2 Wochen soweit, dass ich problemlos mit dem älteren Kind resp. Kindern in die Badi oder zum Spielplatz gehen konnte und fast alles machen wie zuvor. Und das Stillen war völlig unproblematisch, so konnte ich auch draussen stillen und hatte keine Einschränkungen mehr. Auch nahmen beide ohne Weiteres das Fläschchen. Da hatte ich schlicht grosses Glück. Erst als die Jüngste mit 2 Jahren immer noch mehrfach pro Nacht aufkam, kam ich an meine Grenzen. Anfangs stresste mich das gar nicht, irgendwann waren die Kraftreserven aufgebraucht und der Hormonschub vorbei und da sah es anders aus.

Ja, es kann auch anders gehen, das ist ganz klar. Und man weiss nie, wie es wird. Aber es bringt wenig von vornerein vom schlimmsten auszugehen.
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von sonrie »

@danci: ich denke wir haben uns missverstandenm vielelicht hab ich das auch einfach zu salopp geschrieben. Ich finde es gut, dass wenn es geteilte Elternzeit für BEIDE Elternteile gibt, dass diese dann auch von beiden Elternteilen genommen werden muss und nicht der Mann "seine" zeit übertragen kann.


@ChrisBern: ich wollte bei Gott nicht sagen, dass alles immer nur easypeasy ist, ich wollte nur anmerken (auf Johannas Posting hin, dass der Körper der Frau 14 Wochen braucht um sich zu erholen), dass es nicht immer so lange dauern muss bis man sich erholt und es auch ganz einfach laufen kann - und dass der Wiedereinstieg nicht zwangsläufig ein müssen ist sondern es unter Umständen auch gut tut. Ihc finde es schade, wenn man sich bereits im Voraus für was Schlimmes wappnen muss, wenns auch anders kommen kann.

Mir wurde speziell in der Zwillingsschwangerschaft alles mögliche Schlimme prophezeit (von Frühgeburt bis Nervenzusammenbruch, unmöglich 2 Babys zu stillen, berufstätig zu bleiben, im ersten jahr nicht übers Dorf rauskommen etc. ) und es hat mich sehr belastet, dass alles so negativ vorausgesagt wurde (kam dann aber alles GANZ anders).

Ich finde auch, dass jede Frau, die unter irgendwelchen Problemen nach der Geburt zu leiden hat (von Depression über brustentzündungen bis hin zu anderen körperliche Dingen), hier auch Hilfe, Zeit und Unterstützung bekommen sollte.
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von johanna_jolla »

ich habe nicht von 14 Wochen geschrieben, sondern von acht. Quasi für die Dauer des Wochenbetts. Dass man da nicht die ganze Zeit bettlägrig ist, ist auch klar. Und trotzdem glaube ich nun nicht, dass es schlau ist, nach zwei Wochen schon wieder joggen zu gehen.

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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von sonrie »

stimmt sorry, habs mit dem Stresspotential der ersten 14 Wochen verwechselt, wollte eigentlich nur sagen, dass es so oder so sein kann und die ersten paar wochen nicht automatisch stressig sein müssen und auch die körperliche Erholung durchaus schneller vonstatten gehen kann. Joggen hätte ich auch nicht gehen müssen, das hätte der Beckenboden wohl nicht mitgemacht ;-)
johanna_jolla hat geschrieben: Mi 22. Feb 2023, 18:20
Vielen Dank für den Artikel, danci. Ich finde es ja so krass, dass man sich dessen vollkommen bewusst zu sein scheint, dass das Stresspotential dieser 14 Wochen (von denen man eigentlich nur sechs so wirklich zählen kann, weil die ersten acht ohnehin Wochenbett und Rückbildungszeit sind) enorm ist und man trotzdem nichts ändert. Kein Wunder, dass man genötigt wird, eine ziemliche Härte zu entwickeln, wenn man das irgendwie aushalten "muss"!
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von johanna_jolla »

Eben, ich denke, es hängt auch davon ab, was man alles so mitreinzählt, in die Rückbildungs- und Regenerationszeit. Also bis zur vollkommenen Wiederherstellung des Körpers habe ich was von neun Monaten gelesen, was mich ziemlich erschreckt hat. Naja, aber wie du sagst, es ist wohl, wie die Schwangerschaft auch, individuell.
Und sicher, wenn man sich auf die 14 Wochen einstellt, Betreuung etc. schon im Vorfeld organisiert und ein ultra pflegeleichtes Baby hat, ist das Stresspotential sicherlich nicht so hoch. Auch, wenn das Abstillen und Abpumpen gut klappt und das Baby das so akzeptiert und am besten auch noch durchschläft, kann das schon ganz gut laufen. Sind einfach alles wieder individuelle Faktoren, die im Vorfeld nicht bekannt sind.

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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von danci »

@ Johanna
Ein Abstillen kann eine Lösung sein, muss aber nicht. Es gibt viele Frauen, die arbeiten und stillen und das auch gut hinkriegen. Ich selber habe beim Kind 3 nach 16 Wochen 80% gearbeitet, ab 1 Jahr 100%, ab 15 Monaten noch eine Weiterbildung, die 9 Monate dauerte (1 Modul pro Monat ca. 3 Tage). Gestillt habe ich 2,5 Jahre. ;-)
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