Gymer nach der 8. Klasse, Kanton Bern

[Ilse]

Hat jemand Erfahrung als Mutter oder sogar als Lehrerin mit Schülern die schon nach der achten Klasse in den Gymer wechseln?

Mein Sohn ist jetzt in der achten Klasse (Spez.Sek) und will das nächste Schuljahr bereits im Gymer machen. Im Kanton Bern ( ich weiss nicht, wie es andernorts ist) kann man ja nach der achten oder nach der neunten Klasse ins Gymnasium, jene die nach der neunten Klasse wechseln machen dann quasi eine Ehrenrunde.

Ich habe sehr Bedenken, dass er benachteiligt sein wird. Erstens, weil ihm ja dann ein Schuljahr fehlt gegenüber denen, die nach der neunten wechseln, und zweitens weil er sehr jung ist. Er wird mit gerade mal 14 in den Gymer wechseln während andere (nach der neunten Klasse, je nach Geburtstag/Stichtag) dann ja schon 16 sind.

Eigentlich habe ich gar keine richtige Frage, mich nähme es nur Wunder ob jemand von Erfahrungen berichten kann? Oder mich bestenfalls beruhigen?

[nala11]

Ich bin aus einem anderen Kanton, aber meine Tochter ist in derselben Situation, sie ist 14 und hat jetzt soeben ins Gymi gewechselt. Sie gehört zu den Jüngsten in der Klasse, die meisten sind 15 oder 16 Jahre alt. Den Altersunterschied merkt sie einerseits dadurch, dass die anderen mehr Stoff durchgenommen haben, aber auch bezüglich des Verhaltens ihrer neuen Klassenkameraden (einige gehen an den Wochenenden schon Alkohol trinken oder trinken heimlich auf Klassenausflügen )
Trotzdem fühlt sie sich wohl in der Klasse und die ersten Noten waren auch gut. Ich hab aber schon den Eindruck, dass sie mehr gefordert ist als die älteren Mitschüler.

[Savuti]

Bei uns im Dorf wurden 2 9. Klassen zusammen gelegt, weil nach der 8. Klasse so viele Schülin den Gymer gingen. Aus meiner Erfahrung ist es der übliche Weg.

[Manana]

Bei uns gehen viele nach zwei Jahren SekP bereits ans Gymi. Ist eigentlich das gleiche wie nach der SpezSek in Bern.
Unsere Tochter ist jetzt im zweiten Jahr. Sie kam auch mit 14 bereits ins Gymi.
Der Altersunterschied ist schon vorhanden. Diejenigen die ab der 9. Klasse kommen, sind teilweise 2 Jahre älter.
Aber es hat ja meist mehrere die so jung sind, die haben sich immer gefunden.
Die Frage ist mehr, ob die Kinder reif genug sind fürs Lernen von so viel Stoff. Da hatte ich bei uns öfter Bedenken und merke den Unterschied. Unsere ist noch viel mehr Kind als andere, ist nicht so bereit, für die Schule die Hobbys zu reduzieren.
Aber es reicht, damit sie mitkommt.

[ChrisBern]

Ich dachte immer, es wäre die Norm, dass die Kids nach der 8. Klasse gehen. Erzählen mir zumindest meine Kollegen (ich selbst bin nicht aus der Schweiz und entsprechend verloren im Schweizer System).

[Tinky]

Meine Tochter ging von der 8. Klasse in den Gymer.

Sie fühlt sich nicht benachteiligt. Von ihrer Sek-Klasse ging fast die Hälfte in den Gymer. Deshalb hätte es ihr wohl "gestunken" noch länger in der Sek zu bleiben.

Ich selber ging von der 9. in den Gymer. Dadurch hatte ich einige Wiederholungen - aber das hatte für mich auch grosse Vorteile

[swisscanmom]

Wenn er in einer Spez-Sek Klasse ist , gehen ja wohl die meisten nach der 8. ins Gymi. Das ist ja eigentlich der normale Weg. Eigentlich hat er nicht ein Jahr zuwenig, diejenigen, die nach der 9. gehen, machen ja eine Ehrenrunde. Und wenn er noch ein Jahr machen würde, müsste er ja dann auch Klasse wechseln und zurück in die Sek fürs 9. Jahr. Da würde ich dann lieber gleich ins Gymi und dann eventuell ein Jahr dort wiederholen, falls es nötig ist.
Meine Tochter ging nach der 9. Bei ihr war es aber so, dass sie aus einer Schule kam, in der Real und Sek gemischt war, also nicht Spez.Sek, das gab es bei uns gar nicht. Sie war im Nachhinein froh, ging sie erst nach der 9., ich glaube aber, das war eher weil sie in ihrer Schule nicht genügend gefördert wurde. Sie war eine der ältesten in ihrer Gymi Klasse, aber es machte ihr nicht so viel aus, sie hatte viele Freunde, die zwei Jahre jünger waren.

[Petite Souris]

Ich bin aus einem anderen Kanton, aber bei uns gehen ca. 80% nach der 8. Klasse.

[Ilse]

Vielen Dank für euere Antworten!
Gut zu wissen, dass der Übertritt nach der 8. Klasse eigentlich der Normalfall ist. In meinem Umfeld hats grad ein paar, die nach der neunten gewechselt haben. Das hat wohl mein Bild verzerrt.

Ich merke grad, meine Sorgen sind eigentlich die gleichen seit 10 Jahren. Vor dem Eintritt in den Kindergarten, in die 1. Klasse, in die 3., 5., in die Obersufe.... immer wenn was Neues ansteht. Geht wohl den meisten Eltern so.
Ich sage mir jetzt: es hat ja immer alles geklappt. Weshalb sollte es jetzt plötzlich nicht mehr? Und falls nicht, schauen wir dann wenn es so weit ist.

[Ilse]

@swisscanmom
die Klasse, in der er jetzt ist, ist eben gemischt (Sek und Spez.Sek) Er würde dann die neunte Klasse einfach mit seinen bisherigen Kollegen machen.
Ich finde es schon gut, wenn er das 9. Schuljahr im Gymer macht. Ich befürchte, dass in der neunten nicht mehr so viel läuft, wenn alle eine Lehrstelle haben.
Ich weiss einfach nicht, wie gut die Schule auf den Gymer vorbereitet. Die Sek und die Spez.Sek Schüler haben genau dasselbe Programm und dieselben Tests, nur werden die Spez.Sek Schüler einfach um eine Note strenger benotet. Wie sinnvoll das Ganze ist, hinterfrage ich.

[Tinky]

@Ilse: wir haben keine Spez-Sek aber es hat trotzdem geklappt.

Im Gymer ist heute der Eintritt etwas entschärft. Man kann erst nach 1 Jahr wirklich raus fallen.
Aber ja, es kommt sehr auf die Vorbereitung in der Sek an und auf den lernwillen des Schülers.

[Schwups]

Mein Sohn (Kt. ZH) ging nach der 6. ins Langzeitgymi. Er meisterte es mit der Selbstorganisation, auswärts Zmittag essen, ÖV, etc. sehr gut. Der Altersunterschied ist bis 3 Jahre, aber das stört ihn nicht. Welche im Kanton Zürich nach der 3. Sek ins Gymi wechseln, verlieren gegenüber denen vom Langzeit-Gymi und denen ab der 2. Sek auch ein Jahr. Es dauert sonst schon lange bis sie die Matur haben und ich würde eher ein Zwischenjahr zwischen Matur und Studium einlegen, um den Zivildienst oder RS zu machen. Die Tochter wird mit 18 1/2 ihren EFZ-Lehrabschluss haben und beim Sohn dauert es noch ewig, bis er finanziell unabhängig ist.

[swam]

Ich war 12 Jahre lang Gymilehrerin. Ich hatte die Schüler, die von der 3. Sek kamen, immer sehr gerne. V.a. die Jungs waren so viel reifer und auch besser parat. Ich finde dieses Jahr aufs Leben gesehen nichts. Bei mir dauerte das Gymi damals noch 1 Jahr länger und ich hatte noch 1 Zwischenjahr gemacht.
Bei meinem Sohn, er ist in der 1. Sek, ist Gymi kein Thema, er will eine Lehre machen. Aber falls er es sich noch anders überlegen würde, fände ich ea für ihn besser, nach der 3. Sek zu gehen.

[nala11]

Ich finde auch, es ist kein verlorenes Jahr, sondern gibt noch mehr zeit zu reifen.
Aber: Der Nachteil nach der 3.Sek ist halt einfach, dass wenn das Kind die Gymi-Prüfung nicht besteht, es im Frühling der 3.Sek keine Anschlusslösung hat und wohl auch keine Lehrstelle mehr findet. Ich weiss gar nicht, was diese Schüler dann machen, denn die Anmeldung für 10.Schuljahr ist ja dann auch teilweise schon verstrichen. Dann bleibt ja eigentlich nur noch ein Sprachaufenthalt?

[swam]

Das mit der Lehrstelle stimmt nicht. Hatte immer wieder Schüler, die den Gymer nicht bestanden und im Frühling noch eine gute Lehrstelle fanden. Aber klar, die Auswahl ist nicht mehr gross, und es ist ein Nachteil.

[Ilse]

@swam
so rein vom Gefühl her fände ich nach der neunten eben auch besser.
Aber er will nach der achten und er wird wohl auch die Empfehlung der Lehrerinnen bekommen (muss also nicht einmal eine Prüfung machen)
Wenn ich ihn da aufhalten wollte, käme das wohl nicht gut.

[Ilse]

@Tinky
Gut zu wissen, dass sich die Gymer auch etwas den jüngeren und unreiferen Schülern (weil die Jahrgänge, die jetzt in den Gymer kommen, ja die ersten sind nach der Harmos-Stichtagverschiebung) anpassen. Alle anderen Stufen mussten /müssen das ja auch machen.

[AnneSo]

Hier Kanton Zürich. Meine Tochter hat soeben vom Langgymnasium an ein Kurzgymnasium gewechselt wegen der Profilwahl. Von den 27 SuS sind 4 vom Langgymi, die allermeisten aus der 2. Sek und ca. 6 oder 7 ab der 3. Sek oder sogar dem 10. Schuljahr. Der älteste SuS ist bereits 17, meine Tochter ist 14 und die zweitjüngste der Klasse. Vom Langgymi hat sie einen riesigen Vorsprung, nur schon was Lerntechnik und Arbeitsorganisation angeht. Aber sonst ist es glaubs recht gemischt. Eine ihrer neuen Kolleginnen ist von der 3. Sek und die schwimmt recht in Mathe und Franz, meine Tochter kann ihr das viel helfen/erklären (tut auch ihr mega gut!). Ich glaube, es kommt sehr drauf an, wie das Niveau der Sek war. Im Kanton Zürich ist der Anschluss ans Kurzgymi ab der 2. Sek ausgelegt, das ist eigentlich "normal". Ich würde deinen Sohn machen lassen, evtl. kann er mal noch ein Jahr mit einem Austausch verbringen? Das hat meine Tochter vor und das tut ihr sicher sehr gut. Anstatt mit 18,5 macht sie die Matur dann halt mit 19.5. Ich war auch so alt ohne "Extrarunde". Udn heute wird mal 100 - ein Jahr mehr oder weniger Schule finde ich da nicht so relevant.

[Janlua]

Meine Tochter hat soeben aus der 8. Klasse ins Gymnasium gewechselt. Sie ist mega happy. Einige aus ihrer Klasse haben noch gewartet, nicht weil es schulisch ein Problem gewesen wäre sondern aufgrund der Reife. Ich denke es kommt auf das Kind drauf an. Ist es nicht nur schulisch sondern auch emotional, organisatorisch etc. so weit? Es sind viele Fächer, der Stoff wird schneller vermittelt, sie müssen oft Schulzimmer wechseln, haben alles auf dem Laptop, viele verschiedene Lehrer und Termine…. Oft (ich sage nicht immer) fällt es den Kindern leichter, wenn sie etwas älter (reifer) sind. Ich denke du und dein Sohn könnt das am Besten selber abschätzen.

[Loro]

Liebe Ilse
Meine Tochter kam auch mit 14 ins Gymnasium (Kanton Bern, nach 2 Jahren Spezsek). Vom Stoff her sehe ich auch nicht gross Bedenken, aber den Wechsel des sozialen Umfelds habe ich als sehr einschneidend wahrgenommen. Sie ist quasi mit 14 in die "grosse weite Welt" gegangen, hat sich von einem Tag auf den anderen politisch interessiert und engagiert und das Thema Ausgang wurde auch ganz plötzlich aktuell... diese Veränderung hat mich etwas überrumpelt...
Alles Liebe
Loro