Legasthenie

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Moderator: sea

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miriam78
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Legasthenie

Beitrag von miriam78 »

Hallo zusammen

Wir bekamen letzten Freitag bei meiner fast 17 jährigen Tochter die Diagnose Legasthenie. Der Rechtschreibeteil war nicht so auffällig, aber Textverständnis miserabel. Es besteht aber noch den Verdacht auf ADHS. Da das Textverständnis der letzte Teil war, war da vermutlich der Ofen aus und deswegen besonders schlecht.

Leider fühle ich mich gerade etwas überfordert. Wir haben nun das Formular für den Nachteilausgleich ausgefüllt ( sie ist im 2.Lehrjahr und auf mehr Zeit bei Prüfungen).
Das SPD hat uns nur empfohlen, sie noch auf ADHS abzuklären (Termin ist gemacht, müssen da leider noch etwas warten) und Adressen von Lerncoach gegeben. Und damit bin ich nun etwas überfordert, da diese ja auch privat bezahlt werden müssen und doch recht teuer sind.
Wie sie lernen muss, weiss sie eigentlich. Die verschiedenen Methoden kennt sie. Ich habe nun aber gesegen, dass es verschiedene Hilfsmittel gibt. Leider sind die auch nicht günstig. Findet da ein Lerncoach raus, was sie benötigt. Was sind eure Erfahrungen. Oder müssen wir da einfach durchprobieren.
Sobald sie bei Test viel aus ihrem Berufsalltag nehmen kann, hat sie gute Noten. Sobald sie aus einem Buch lernen muss ( viel Text) hat sie Probleme und bei den Prüfungen ist auch die Zeit meistens ein Problem ( muss Frage ein paarmal lesen).

Danke für eure Hilfe
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DFrauHugetobler
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Re: Legasthenie

Beitrag von DFrauHugetobler »

Die Diagnose kommt mit 17 sehr spät. Sind ihre Schwierigkeiten denn vorher niemandem aufgefallen oder warum wurde sie erst so spät abgeklärt?
Mein Kind mit Lega bekam die Diagnose in der 4. Klasse und durfte Dybuster am Computer machen. Sie fands am Anfang cool, aber schnell wurde es langweilig. Ich sehe das Dybuster Programm jetzt auch nicht so für eine 17-jährige.
Am besten half meinem Kind lesen, lesen und nochmals lesen. Übung hilft tatsächlich, heilbar ist Lega jedoch nicht.

Leela
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Re: Legasthenie

Beitrag von Leela »

Ist die Situation in der Lehre denn so, dass Nachteilsausgleich und allenfalls Lerncoatch nötig sind?
Grundsätzlich muss man in der Lehre ja keine Bestnoten haben. Wenn man die LAP besteht, interessieren die später bös gesagt niemanden mehr.
2010, 2013, 2015

miriam78
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Re: Legasthenie

Beitrag von miriam78 »

Danke für eure Antworten.

Nein, leider ist es in der Schule niemanden aufgefallen. In der Primarschule hatte die leider nicht so tolle Lehrer ( wenn ich es mit meinem Sohn vergleiche) und in der Sek war Corona. Sie hat wohl gelernt, es gut zu verstecken. Sie besuchte das Niveau E und hatte auch nicht allzuschlechte Noten (4.5 Schnitt). Aufgefallen ist es ihrem Lehrmeister und er hat uns darauf angesprochen. Sie hat einfach Mühe die Texte zu verstehen, was dann wiederrum für die Abschlussprüfung schwierig wird.
Falls sich der Verdacht auf ADHS bestätigt, sieht das ganze vielleicht sowieso wieder anders aus.
Mit meiner Frage wollte ich eigentlich nur betroffene Fragen, welche Hilfsmittel für sie gut sind und ob ein Lerncoach bei ihnen etwas erreicht hat. Die Abklärung auf ADHS wird im März sein, aber vielleicht gibt es ja bis dann etwas, was sie unterstützen könnte….
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DFrauHugetobler
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Re: Legasthenie

Beitrag von DFrauHugetobler »

Meine Tochter hatte damals ein paar Stunden einen "Lerncoach" . So weit ich mich erinnern kann vielleicht 2-3 mal. Das mussten wir aber nicht selbst bezahlen. Es ging um irgendeine Strategie, um sich Wörter besser zu merken usw. So genau weiss ich es nicht mehr und ich war auch nicht dabei.
Heute sagt meine Tochter selbst, das viele Lesen hätte ihr am meisten genützt. (Und immer noch)
Meine Tochter ist nun am Gymi und hat keinen Nachteilsausgleich. Das wollte sie nie. Es wäre im Zeugnis erwähnt worden und das hat sie dagegen entscheiden lassen.
Und sie hätte lediglich bei Prüfungen mehr Zeit gehabt, das nütze ihr aber nichts.

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KarinL
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Re: Legasthenie

Beitrag von KarinL »

Meine mittlerweile 20jährige Tochter erhielt bereits in der 2. Klasse die "Diagnose" Legasthenie. Ab da bis Ende 5. Klasse ging sie 1x pro Woche 1 Lektion in die Logopädie. Diese hat ihr viele Tipps und Tricks übermittelt, die meine Tochter mehr oder weniger anwenden konnte. Meine Tochter hatte vor allem beim Lesen und Schreiben grosse Mühe, mündlich jedoch nicht. Den Unterrichtstoff, welcher mündlich vermittelt wurde, sprich über das Ohr, hat sie besser verstanden, als das geschriebene Wort. Wir hatten nie einen Nachteilsausgleich, weil dies von unserer wie auch von der Seite der Logopädin nicht gewünscht wurde.
In der Lehre als FaGe ging es recht gut, ausser in der Allgemeinbildung. Alles auf den Beruf bezogene ging gut. Die LAP hat sie zwar knapp bestanden, aber heute fragt niemand mehr, mit welcher Note. Auch während der Lehre hatte sie keinen Nachteilsausgleiche, weil mehr Zeit ihr nichts gebracht hätte.
Heute lebt sie gut mit ihrem "Handicap". In ihrem Beruf läuft das Meiste elektronisch. Privates schreibt sie mit Computer und gibt es uns Eltern dann zum Durchlesen.
LG KarinL

frausteiner
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Re: Legasthenie

Beitrag von frausteiner »

Der Arbeitgeber könnte sie, nach Absprache mit ihr, bei der IV für eine Früherfassung anmelden. Da wird dann abgeklärt, ob sie ein Coaching bekommt.

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enjel
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Re: Legasthenie

Beitrag von enjel »

Zu Legasthenie per se kann ich nicht viel sagen, aber dass ein NTA lediglich heisst, "mehr Zeit an der Prüfung" ist nicht richtig. Leider wir dies oft so umgesetzt ....:-(
Ein NTA könnte/dürfte viel mehr beinhalten, z.B. auch Prüfung in einem ruhigen Setting, Strukturierungshilfen, möglichst mündliche, statt schriftliche Prüfungen, und noch viel mehr. Lies' dich mal ein bisschen ein.
An Berufsfachschulen scheint es jedoch mit NTAs eher schwierig ....
Manche Ohren haben Wände. (Robert Lembke)

DFrauHugetobler
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Re: Legasthenie

Beitrag von DFrauHugetobler »

frausteiner hat geschrieben: Di 16. Jan 2024, 20:21 Der Arbeitgeber könnte sie, nach Absprache mit ihr, bei der IV für eine Früherfassung anmelden. Da wird dann abgeklärt, ob sie ein Coaching bekommt.
Wie meinst du das genau? Ist das wirklich so, dass die IV sich um Personen mit Legasthenie kümmert? Ich habe noch nie etwas davon gehört.

DFrauHugetobler
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Re: Legasthenie

Beitrag von DFrauHugetobler »

DFrauHugetobler hat geschrieben: Mi 17. Jan 2024, 10:41
frausteiner hat geschrieben: Di 16. Jan 2024, 20:21 Der Arbeitgeber könnte sie, nach Absprache mit ihr, bei der IV für eine Früherfassung anmelden. Da wird dann abgeklärt, ob sie ein Coaching bekommt.
Wie meinst du das genau? Ist das wirklich so, dass die IV sich um Personen mit Legasthenie kümmert? Ich habe noch nie etwas davon gehört. Hast du Erfahrung damit?

miriam78
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Re: Legasthenie

Beitrag von miriam78 »

Danke euch.
Es kommt ja dann eventuell noch ADHS dazu, dann sieht es eventuell auch wieder ganz anders aus.
Ich habe nun mal das Gesuch für mehr Zeit eingereicht und einen Vorlesestift. In gewissen Fächern haben sie so Kreuzchen Prüfungen und da hat sie echt Mühe. Sie hat jetzt diese Woche mal versucht mit einer Vorleseapp zusätzlich zu lernen. Morgen hat sie wieder eine Prüfung.

Ich habe nun beschlossen, vorerst noch zu warten mit dem Lerncoach, bis wir noch die weiteren Abklärungen abgeschlossen haben und eventuell hat dann die Psychiaterin noch ein Tip für uns.

Lesen tut sie seit einiger Zeit auch mehr. Dazu habe ich ihr schon geraten.
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frausteiner
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Re: Legasthenie

Beitrag von frausteiner »

DFrauHugetobler hat geschrieben: Mi 17. Jan 2024, 10:47
DFrauHugetobler hat geschrieben: Mi 17. Jan 2024, 10:41
frausteiner hat geschrieben: Di 16. Jan 2024, 20:21 Der Arbeitgeber könnte sie, nach Absprache mit ihr, bei der IV für eine Früherfassung anmelden. Da wird dann abgeklärt, ob sie ein Coaching bekommt.
Wie meinst du das genau? Ist das wirklich so, dass die IV sich um Personen mit Legasthenie kümmert? Ich habe noch nie etwas davon gehört. Hast du Erfahrung damit?
ich habe damit keine Erfahrung. Ich kenne aber Jugendliche, welche von der IV einen Coach zu Seite gestellt bekommen, damit sie die Ausbildung oder das Studium schaffen können. Bei einer Frühintervention zahlt die IV einen Coach, welcher die Jugendlichen 30 Stunden begleiten darf. Die IV macht das nicht selbst, sondern gibt es auswärts. Sie spricht aber die Kosten dafür.
Unabhängig davon, ob die Person ein Geburtsgebrechen hat oder bereits eine Anmeldung gemacht hat. JedeR kann sich selbst anmelden oder eben, Jugendliche können vom Arbeitgeber angemeldet werden. Es geht darum, die Person VOR dem Ausbildungsabbruch aufzufangen.
Gibt es schon länger, ist aber nicht bekannt.

DFrauHugetobler
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Re: Legasthenie

Beitrag von DFrauHugetobler »

Danke für die Info!

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Neonova
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Re: Legasthenie

Beitrag von Neonova »

Unser Sohn hatte auch schon früh Mühe mit dem Leseverständnis. Schon ab der dritten Klasse waren solche Aufgaben für ihn ein Graus und bei gewissen Ufzgi gab es ein riesen Theater. Lesen selber hatte er sehr schnell gelernt und die Rechtschreibung war nie ein Problem. Da er aufgrund einer verzögerten Sprachentwicklung die frühkindliche Logo besucht hatte, dachte ich lange, dass es wohl ein isoliertes „spachliches“ Problem sei.
Jedenfalls zeigten sich mit zunehmenden Anforderungen dann weitere Schwierigkeiten und die ADS Diagnose wurde gestellt.
In den Tests zeigte sich, dass er nicht ein grundsätzliches Problem mit dem Leseverständnis hatte. Kurze Abschnitte waren nicht so ein Problem. Je länger aber der Text war, umso weniger konnte er das Gelesene abspeichern und wusste am Schluss nicht mehr, was er zu Beginn gelesen hatte und konnte so auch die Zusammenhänge nur schwer verstehen.
Seit er mit Medikinet gut eingestellt ist, haben sich diese Schwierigkeiten massiv reduziert. Einen Nachteilsausgleich braucht er so nicht (1. Oberstufe).

Damit will ich einfach sagen, dass eine AD(H)S Problematik durchaus einen grossen Einfluss haben kann.

Alles Gute deiner Tochter!
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