Laila Simona - Geduld war angesagt

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Figi
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Laila Simona - Geduld war angesagt

Beitrag von Figi »

Laila Simona - Geduld war angesagt

Nach einer weitgehend problemlosen Schwangerschaft hatte ich am 30. Mai (2 Tage vor ET) nochmals einen Untersuch beim Frauenarzt. Wie sehr hatte ich gehofft diesen Termin nicht mehr wahrnehmen zu müssen. Aber unserer kleinen Prinzessin schien es in meinem Bauch nach wie vor zu gefallen.
Beim Untersuch beim Frauenarzt war dann zu meinem grossen Erstaunen mein Blutdruck ziemlich hoch (145 zu 95). Mein FA meinte dann, dass dies schon sehr hoch sei und er nach einer wie erwähnt problemlosen Schwangerschaft zwei Tage vor ET kein Risiko mehr eingehen wolle und mich deshalb im Spital anmelden werde, damit eingeleitet wird. Bereits mein FA warnte mich davor, dass es unter Umständen 2-3 Tage gehen könne, ich aber das Spital nicht mehr alleine verlassen werde. Meine Gefühlswelt fuhr Achterbahn. Ich wusste nicht ob ich nun weinen sollte vor Vorfreude, dass es bald losgehen wird oder vor Enttäuschung weil die Geburt nicht natürlich losgehen kann.
Bereits eine halbe Stunde nachdem ich beim FA war meldete sich das Spital und bot mich auf, am Mittwoch 31. Mai abends um halb acht einzurücken.
Dies tat ich dann auch zusammen mit meinem Mann Roger, damit auch er Bescheid weiss, wie das Ganze nun vor sich gehen sollte. Im Spital angekommen wurde ich als erstes gleich ans CTG angehängt. Die Herztöne unserer Kleinen waren sehr hoch, was die Hebamme auf meine mangelnde Flüssigkeitszufuhr zurückführte. Ich jedoch, dachte eher, dass es daher kam, weil die Kleine derart aktiv war. Tage zuvor hatte ich nämlich andere Ängste, es bewegte sich so gar nichts. Routinemässig wurde dann auch gleich eine Infusion gesteckt und sie flössten mir intravenös zusätzlich Wasser ein. Nach ca. einer Stunde am CTG wurde ich durch einen Arzt untersucht und es wurde nochmals einen Ultraschall gemacht. Soweit alles ok, auch mein Blutdruck war wieder in völlig normalen Bereichen. Meine erste Reaktion war natürlich, ob ich denn mit diesen Befunden nicht wieder nach Hause könne und den Lauf der Dinge der Natur überlassen sollte. Nein, kommt nicht in Frage, was mein FA anordnet sei durch das Spital auch durchzuziehen. Na gut, dann starten wir eben mit dem ganzen Programm.
Um ca. 22.30 wurde dann das erste Zäpfchen vor den Muttermund geschoben. Kurz darauf verabschiedete sich dann Roger von mir mit der Abmachung, dass ich sofort anrufen würde, falls es losgehen würde. Bis um ca. 04.00 morgens wälzte ich mich auf der unbequemen Liege im Gebärzimmer umher. Wehen konnte ich noch keine ausmachen, aber an schlafen war auch nicht zu denken. Zwischen 05.00 und 06.00 kamen dann aber die langersehnten Wehen in ca. 5-Minuten-Abständen. Um 07.00 Uhr war Arztvisite und ich wurde untersucht. Positiver Befund, Muttermund sei schon viel weicher und 2cm offen, Gebärmutterhals ebenfalls schon ein schönes Stück verstrichen. Aufgrund dieser Befunde wurde keine weiteres Zäpfchen gelegt und die Ärztin war auch der Meinung, dass ich wohl mehr Wehen hätte als effektiv am CTG aufgezeichnet wurden.
Nach dem Frühstück, dass ich mehrheitlich wieder ohne Wehen essen konnte, starteten weitere Massnahmen damit es schneller mal vorwärts geht. Es wurde ein Einlauf gemacht. Welch tolle Erfahrung. ;-( So verbrachte ich den ganzen Morgen damit, zwischen Gebärzimmer und WC hin und her zu pendeln. Kaum war das CTG wiedermal angeschlossen, musste ich wieder aufs WC rennen. Gebracht hat das Ganze sozusagen nichts. MM war immer noch bei 2cm. Nach dem Mittag durfte ich eine Stunde laufen gehen, bewaffnet mit homöopathischen Kügelchen, welche ich in ¼ stündigen Abständen schlucken musste. Nach draussen konnte ich leider nicht, es regnete nämlich in Strömen. Zurück im Gebärzimmer wurde, nachdem der Befund immer noch unverändert war, ein weiteres Zäpfchen eingelegt. Gegen Abend hiess es dann auf einmal, ich werde nun verlegt auf die Station. Da alles ziemlich voll war quartierten sie mich bei zwei Wöchnerinnen ein. Was für ein Frust, links und rechts je eine glückliche Mutter mit Baby im Arm und ich immer noch am Warten. Nach einem guten Nachtessen (die letzte richtige Mahlzeit für eine ziemlich lange Zeit) wurde ich wieder zurück in das Gebärzimmer geholt. Der Plan war nun, dass ich möglichst mal etwas schlafen sollte, damit ich etwas Kraft tanken könnte. Nachts um drei wurde ich wieder geweckt und ein weiteres Zäpfchen wurde gelegt. Beim Untersuch morgens um sieben, dann der positive Bericht, MM jetzt bei 3 cm und aufgrund dessen werde nun mit dem Wehenmittel über die Infusion begonnen. Die Wehen wurden nun doch immer stärker und ich durfte für eine Stunde in die Wanne. Kurz vor dem Austeigen aus der Wanne wurde mir speiübel. Ich bat sofort um ein Becken und schon war ich wie verrückt am Erbrechen. Dazu kam auch noch Schüttelfrost. Ich wusste gar nicht, dass man dermassen schlottern kann. Dank einiger warmer Tücher und einem Wärmebeutel wurde es wieder besser. Um die Mittagszeit herum kam dann die Hebamme mit dem Vorschlag, jetzt eine PDA zu machen. Das war genau das, was ich im voraus unbedingt vermeiden wollte. Meine Angst vor einer PDA war doch sehr gross, hörte ich doch schon allerlei Horrorgeschichten darüber. Die Hebamme redete auf mich ein und versuchte sogar mir damit Mut zu machen, dass der Chefarzt der Anästesie persönlich die PDA setzen werde. Nach ein paar still vergossenen Tränen und einem Gebet zum Himmel wurde dann die PDA gemacht. Schlimm war’s ja nicht, eher einfach unangenehm und der Traum von der Wassergeburt damit auch begraben. Immer wieder wurde die Wirkung der PDA geprüft, denn ich spürte die Wehen vorne am Bauch zwar nicht mehr, aber die Schmerzen am Steissbein blieben genau so heftig. Um ca. 14.00 Uhr meinte die Hebamme, dass sie nun die Fruchtblase sprengen wolle. Während ich von der Seitenlage auf den Rücken drehte, spürte ich wie etwas aus mir rauslief. Die Hebamme meinte zwar erst, dass es wohl eher Urin sei (hatte ich ja jetzt den Katheter drin), ich aber war mir sicher, dass die Flüssigkeit aus der Scheide kommen musste. So wars dann auch, die Fruchtblase ist soeben von alleine geplatzt. Mein Herz machte einen Sprung und ich dachte, nun geht’s hoffentlich endlich vorwärts. Leider war dem nicht so, um 15.00 Uhr sprach die Ärztin erstmals von einem Kaiserschnitt. Befund war zwar, dass der MM 4cm auf sei, aber der Kopf des Kindes irgendwie im Becken feststecke und die Kleine möglicherweise ein Sternguckerli ist. Keine Sekunde zuvor dachte ich jemals daran mittels einem Kaiserschnitt entbinden zu müssen. Meine erste Reaktion war denn auch, nein das will ich nun wirklich nicht. Zusammen mit Roger entschieden wir, doch noch zu warten bis nach der Melkzeit, welche bis 19.00 Uhr geht. Vielleicht passiert ja doch noch ein Wunder und unser Sonnenschein kann normal zur Welt kommen. CTG war immer noch einwandfrei, so dass gut noch gewartet werden konnte. So verbrachte ich mühsame vier Stunden mit Wehen resp. Schmerzen auf Scham- und Steissbein, Schüttelfrösten und x-maligem Erbrechen. Schon bevor Roger wieder im Spital war, hatte ich für mich entschieden, dass ich nicht mehr mag und einem Kaiserschnitt nun zustimmen werde. Ich hatte wirklich keine Kraft, Geduld und Hoffnung mehr.
Noch vor halb acht war Roger wieder im Spital bei mir und half mir die Zeit des Wartens zu überstehen. Denn obwohl erst noch gehetzt wurde, war nun wieder endloses Warten angesagt. Die Schmerzen auf das Steissbein waren fast nicht auszuhalten. Einzige Erleichterung schafften Rogers massierende Fäuste.
Um 22.00 Uhr hatte das Warten endlich ein Ende und wir konnten in den OP einrücken. Dann ging alles schnell und am 02.06.2006 um 22.15 Uhr konnten wir unsere Laila Simona mit 4160g verteilt auf 53cm endlich in die Arme schliessen. War das ein überwältigender Moment und die Tränen der Freud liefen nur so runter. Eine endlose Geduldsprobe fand doch noch eine überglückliches Ende.
:D :D
Üsi Meitli (06.2006/05.2009) händ Verstärchig übercho...

....üsen Bubi isch am 13.07.11 zu üs cho.

verabschiedet

Beitrag von verabschiedet »

Liebe Figi

du hast einen sehr ausführlichen Bericht geschrieben, der mich sehr gut nachvollziehen lässt, wie es dir ergangen ist. Es tut mir sehr leid für dich, dass auch du dein Kind schier zweimal gebären musstest. Erst so lange Ausdauer zeigen für die spontane Geburt und dann doch noch Sectio. Ich hoffe sehr, dass du auch mit dieser Niederschrift einen Teil dieser nicht einfachen Geburt verarbeiten kannst. Wünsche dir viel Freude mit dem Kleinen und ein schönes harmonisches Familienleben.

Liebe Grüsse Khadija

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chnobli
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Beitrag von chnobli »

Wow Figi......beim Lesen dachte ich schon, dass diese Geburt nie enden würde....wie ist es wohl dir ergangen. :shock: Du musstest dir deine Kleine wirklich verdienen!!!
Aber schön dass ihr jetzt wohlauf und gesund seid, das ist das Wichtigste! :D
Sehr eindrücklich, dein Bericht.
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Foif Chind a dä Hand......und
zwei Himmelschind ganz tüüf im Härze! Mir wärded eus wieder gseh!

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skunk
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Beitrag von skunk »

hi figi

ein toller geburtsbericht, man leidet regelrecht mit dir mit. schmunzeln musste ich über den satz wegen dem einlauf, ja das ist wirklich eine tolle erfahrung :roll:
irgendwie finde ich mich immer in anderen geburtsberichten wieder, vor allem wenn sie schlussendlich mit dem kaiserschnitt enden.

pohhh du musstest dir das ganze wirklich hart verdienen und erkämpfen, war eine echte geduldsprobe!

grüässli, skunk
♂ sunnyboy 2006
♂ draufgänger 2010

Kathi79

Beitrag von Kathi79 »

lIEBE fIGI!

hERZLICHEN gLUECKWUNSCH ZUR LAILA, DA HAST dU JA WIRKLICH WAS GELEISTET - UND ICH DACHTE SCHON, ICH HABE AM LAENGSTEN UNNOETIG GELITTEN 8)

Zum Glueck ist nach ein paar Wochen alles vergessen - ich wuensche Dir alles erdenklich Gute fuer Dich, Roger und Euer Tochterchen!

VG
Kathi

vinca

Beitrag von vinca »

Liebe Figi

Da hattest du ja einen regelrechten Geburtsmarathon! Tut mir leid, dass die Geburt nicht so war, wie du es dir gewuenscht hast.
Aber schlussendlich ist ja wichtig, dass alles gut gegangen ist und ihr zwei gesund seid.

Alles Liebe fuer euch.

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Scully75
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Beitrag von Scully75 »

alles Liebe und Gute für euch und eure kleine Prinzessin... wahrlich, das war ja wirklich ein Geburts-Marathon... das schöne ist einfach, dass am Ende dieses niedliche kleine gesunde Wesen auf die Welt gekommen ist... sie wird dich bestimmt viel von diesem anstrengenden Tag vergessen lassen!!!!
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Kingskid
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Beitrag von Kingskid »

Liebe Figi

Gratulation zu deinem Töchterchen und zu deinem Aushalten!!! Tut mir leid, dass die Geburt nicht natürlicher verlaufen konnte und ich wünsche dir eine baldige Verarbeitung. Alles Gute!
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Figi
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Beitrag von Figi »

Vielen Dank Euch allen für die lieben Worte. Ich habe die ganze Geburtsprozedur ganz gut verarbeitet. Wünsche mir einfach sehr, dass bei einem weiteren Kind eine normale Geburt möglich ist.

Lieber Gruss
Figi
Üsi Meitli (06.2006/05.2009) händ Verstärchig übercho...

....üsen Bubi isch am 13.07.11 zu üs cho.

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