Ariadne hat geschrieben: ↑Di 20. Nov 2018, 11:27
Hast du denn schon hb Kinder erlebt, die sagten, dass sie mega begabt sind in Mathe und dann finden, dass sie eine 6 haben wollen? Und das dann nicht schafften, weil sie den Routinekrempel nicht absolvieren wollten? Das kann ich mir nämlich schwer vorstellen. Denn diese Kinder wissen ja dann, wozu sie lernen sollten, weil sie selber eine 6 wollen, weil sie das offenbar wichtig finden. Mein hb Kind haben Noten wirklich null interessiert, das war für sie absolut kein sinnvolles Ziel.
Ich habe z.B. aktuell einen hb-Schüler, der jetzt grad etwas enttäuscht ist, dass er eine abgerundete 5 im Schnitt hat. Ich habe mit ihm gesprochen und ihm gesagt, dass ich lieber einen Theo (so heisst er nicht...) habe, der sich im Unterricht nicht langweilt und für sich persönlich weiter kommt, als einen, der den Unterricht langweilig findet, auch wenn er dafür in den Prüfungen nicht ganz top abschneidet. Jeder, der später mit ihm zwei Worte über Mathe wechselt, wird sofort merken, dass er da was auf der Platte hat. Ich denke, wir haben uns da jetzt aber schon gefunden. Ich sage ja auch nicht, dass es unlösbar ist, ich sage nur, es kann echt knifflig sein.
Mal eine generelle Frage, die mich wirklich interessiert: Könnt ihr denn das Einmaleins so weit auswendig, dass ihr bei 323 automatisch, auswendig wisst, dass es 17 mal 19 ist? Ich also nicht. Ich kann das Einmaleins nur bis 10 so richtig vollständig auswendig, ohne nachzudenken. Ist das allgemein so, dass das Schulstoff ist? Dann habe ich das wohl völlig verpasst. Und ich habe trotzdem die Matura gemacht, studiert und promoviert...

Ich frage es eben auch, weil wir bei unserer Tochter jetzt genau an dem Punkt sind: Sie kann das kleine Einmaleins (so nennt man es, oder?) noch nicht und sieht den Sinn nicht, das zu lernen. Da denke ich, dass du völlig recht hast, aryu, DAS muss man einfach auswendig können. Deshalb interessiert es mich aber; muss das beim grossen Einmaleins wirklich auch sein?
Für das Leben ist es total unwesentlich, ob man 17*19 auswendig kann. Aber Binome und faktorisieren sind bei uns z.B. Prüfungsstoff an der Gymi-Aufnahmeprüfung. "Faktorisiere (2x^2-15x-323)" könnte eine Prüfungsfrage sein. Und sie stehen an der Gymiprüfung unter Zeitdruck. Ich verteile meinen Kids in der Klasse auch nur selektiv bei bestimmten Themen einen Taschenrechner. Ja, er spart Zeit, und ja, er kann hilfreich sein, aber meine Erfahrung zeigt: Sobald sie das Gerät in der Hand haben, schalten viele den Kopf aus.
Gibt es wirklich so viele andere Beispiele, wo man sagen kann, das muss das Kind auswendig können und immer wieder Repetitionsaufgaben lösen, da es nicht reicht, wenn es das Prinzip verstanden hat? Ich denke nicht, dass es da so viele Gebiete gibt, dass man damit rechtfertigen kann, dass auch hb Kinder ständig Routineaufgaben machen müssen.
Müssen sie ja auch nicht "ständig", habe ich ja geschrieben? Worauf möchtest du jetzt von mir eine Antwort? Wie geschrieben, es gibt einfach ein paar Aufgabentypen, bei denen ich das verlange. Wenn ich jeweils die Mathe-Gymiprüfungen meiner Kids anschaue, dann kann ich bei rund 80% der Fehler, die sie gemacht haben, sagen: "Fehlende Routine". Beim Umwandeln von Masseinheiten zum Beispiel. Vorzeichenfehler bei Termvereinfachungen, oder Fehler bei Doppelbrüchen undundund. Manches auch, was man nach der Gymiprüfung getrost vergessen kann, zum Beispiel - meinetwegen - was 17*19 gibt. Aber ich muss sie ja zu diesem Punkt bringen, und die vom Gymi fragen nicht nach einem Status. Und da neigen viele meiner Kids dazu, mir einfach nicht zu glauben, dass manche Sachen mittelfristig notwendig sind.
Hausdrache hat geschrieben: ↑Di 20. Nov 2018, 13:01Und zu deiner Aufgabe, echt jetzt, das müssen sie können und das auf Zeit? Ich hab die Matura also geschafft ohne das, gut ich war in Mathe nur gerade genügend, aber sowas musste ich nie können. Mein Mann ist mathemtaisch top, hat an der ETH noch eine 6 geschafft, aber auch er kann sowas nicht schnell. Klar, wir sehen schon, was möglich sein könnte, aber müssten das ausprobieren. Unsere Grosse ist mathematisch ebenfalls top, aber sowas hat auch sie nie auf Zeit gelernt. Ich sehe einfach den Sinn bei solchen Aufgabe nicht. Einmaleins ja, Teilbarkeitsregeln auch klar, das mögen sie ja sogar und damit kann man schnell mal Faktoren bestimmen. Primfaktorzerlergung, auch da Teilbarkeitsregeln und Erfahrung mit Zahlen sind hilfreich.
Siehe oben, ja, im Zusammenhang mit Binomen oder auch mit Kürzen müssen sie das in nützlicher Frist können. Beim Kürzen von 221/323 sind wir ja schon bei der Primfaktorzerlegung, und die Teilbarkeitsregeln für 13, 17 und 19 sind nun mal für Dreistellige Zahlen nicht wirklich praktikabel.
Ich weiss, dass bei unserer Zweiten auch sehr auf dem Grossen Einmaleins rumgeritten wurde bis 20x20. Sie sagt heute, das hätte sie nie wieder gebraucht, hat uns aber einige Zeit und mich Nerven gekostet, bis sie das drin hatte. Trotz mathematischer Höchstbegabung. Hier an der Oberstufe war das aber lustigerweise nur für die Sekschüler ein Thema, die höhere Stufe hat das nur mal am Rande angeschaut.
Ja, dieses konkrete Thema ist hier auch nur in der Sek ein Thema, den Grund habe ich oben genannt: Gymiprüfung. Wobei mein Mann am Gymi von seinen Schülerinnen und Schülern dann auch erwartet, dass sie sämtliche Potenzen bis 1024 auswendig können.
ausländerin hat geschrieben: ↑Mi 21. Nov 2018, 09:46Ich wundere wirklich für was es noch gut sein kann auswenig 17*19 rechnen zu können
Dazu nur der Satz eines Referenten aus der Hirnforschung, der kürzlich an der benachbarten Primarschule zum Thema Lernen auf die Zuschauerfrage: "Sie, ich verstehe wirklich nicht, wozu mein Kind alle Hauptstädte der afrikanischer Staaten (nur ein Beispiel, ich weiss nicht mehr, worüber genau er sich geärgert hat...) auswendig lernen muss?!" antwortete mit: "Wissen Sie, es kommt gar nicht so drauf an, WAS ihr Kind auswendig lernt. Wichtig ist, DASS es etwas auswendig lernt, das ist exzellentes Gehirntraining."
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