Dr. Karg Gedichte / Teil 2
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So nach und nach
So nach und nach
©Hans Hartmut Karg
2016
So nach und nach nehmen wir Abschied
Von allem Halten an der Welt.
Alles, was lange von uns schied,
Wird in Erinnerung gestellt.
Dort bleibt es eingelagert, frisch,
Um uns bei Laune stets zu halten.
Was dann auf dem Erinnerungstisch,
Lässt Fantasien fleißig walten.
Da sind die frühen Kindertage,
Das Wachsen, Reifen in der Jugend,
Die Antwort auf die offene Frage,
Wohin der Weg und was noch Tugend.
Freilich sind auch erinnerlich
Die Niederlagen dieses Lebens.
Doch wer bekümmert denn noch sich
Um Frühbestände, die vergebens?
Die Heirat, Taufen, Vaterschaften,
Beruf, Besitz, die Urlaubsfreuden,
Im Nachsinnen noch die Liebschaften,
Die lebenslang Sehnsucht einläuten.
Nun bleibt der späte Horizont
Geweitet und weltaufgeschlossen,
Damit die Seele recht gekonnt
Sich retten kann – auch mit den Possen,
Die freudestrahlend Bilder legen
Vom Unbewussten ins Bewusste.
So wächst im Alter jener Segen,
Der weiß, was er vom Schauen wusste.
*
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Nie wieder
Nie wieder
©Hans Hartmut Karg
2016
Nie wieder wird mein Schnarchen wecken
Dich, nie mein Räuspern früh Dich kränken.
Dich werde ich auch nicht mehr necken
Und kann Dir keine Liebe schenken.
Der Tod kappt alle Leitungen,
Entfernt uns von gewesener Nähe,
Verhindert die Begleitungen,
Weil endgültig das End' bestehe.
Nie wieder wird mein Streicheln sein,
Der Blick in Deine großen Augen.
Du bleibst am Ende ganz allein,
Nur die Erinnerung kann taugen.
Das Leben weiß von frühen Tagen,
Verklärt Vergangenheit und Zeit.
Die Antworten kennen nur Fragen –
Und tragen doch ihr schönstes Kleid.
Denn widersprechen kann ich nimmer
Und nie mehr mit Dir heftig streiten.
Dein Weinen trägt kein tröstend' Schimmer,
Einsam der Blick, er kennt das Leiden.
*
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Anschläge
Anschläge
©Hans Hartmut Karg
2016
Solange sie in der Ferne geschehen,
Können wir nur die Nachrichten sehen,
Die uns leider oft kaum tangieren
Und nicht zu Reaktionen führen.
Finden sie dann im Nahfeld statt,
Weil wieder einer viel Sprengstoff hat
Als Teil brutaler Wiederholung,
Findet die Angst keine Erholung.
Je näher die radikalen Taten
Ihr Ziel in unserer Heimat hatten,
Desto entschlossener musst' sich erwehren,
Wer Menschenrechte wollte dauerhaft ehren.
Denn Anschläge sind nur Teufelswerk,
Türmen die Ängste zum hohen Berg,
Den niemand dann mehr abtragen kann,
Wenn weiter wächst der Terrorwahn.
Deshalb wehrt ab die Radikalen,
Die sich an Eure Duldsamkeit krallen
Und kultiviert endlich Schutzharmonie,
Damit im Wohlstand gedeiht das Genie!
*
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NRW wird 70
NRW wird 70
©Hans Hartmut Karg
2016
Einst waren wir als Schüler in den Kohlenpott gefahren,
Zu sehen, wie und wo der Wohlstand seine Anfang nahm.
Wir sahen viele Bergleute dort im Revier,
Die Luft ganz trüb, die Wässer allzeit dunkel
Und Staub und Hitze, Glut und Feuer überall.
Dann kamen wir als Lehrer mit Schulklassen her,
Vertraten uns im Kölner Dom die müden Beine,
Kamen zum Bundestag und hörten die Debatten –
Wie die Entscheidungen in unserer Volksherrschaft.
Am Hochofen Abgase riechen, Hitze erfahren,
Den Eisenabstich sehen und glühende Blöcke,
Die da auf Riesenbändern langsam rollten –
Und lange Eisenstangen für die Industrie.
Alles war Industrie hier, ganz der Kohle unterworfen,
Denn wer die Kohle will, der muss Eisen verhütten.
Emscher und Rhein waren dort grau bis schwarz.
In Duisburg-Ruhrort haben hohe Eisenkräne
Mit den Magnettellern Alteisen hochgehoben.
Heute, zum Jubiläum, ist das Land so lieblich,
Die Sonne steht jetzt ohne Dunst am Himmel
Und die Gewässer – sauber wie das Land!
Wenn wir bei Klassenfeiern in die Fotoalben schauen,
Sehen wir erst, wie NRW heute dagegen strahlt!
Geboren aus dem Willen unserer Britenfreunde
Und wie ein Phönix aufgestiegen aus der Asche
Hat sich das Land mit Doppelstrich längstens bewährt,
Einheimische, Fremde reichlich genährt,
Wohlstand geschaffen und mutiert zur grünen Aue.
*
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Wolkenlos
Wolkenlos
©Hans Hartmut Karg
2016
Noch einmal ist zurück:
Der heiß-helle Sommer.
Doch die klaren Nächte
sind schon deutlich kühler.
Die Wundertage sind
jetzt sonnenklar und warm –
im Spätaugust 2016!
Ja, meist kippt bei uns
in Tagen des August
der frühe Herbst herein.
Heuer ist das anders:
Nach erster Junihitzewelle
und nach kühldreisten Wetterlagen
Folgt nun die zweite Sommerwelle.
Wer da verreist,
dem bleibt dies Wunder fremd,
wenn ihm Einheimische
nicht die Bilder senden,
bei denen er erst sieht,
wie schön und klar bei uns
die späten Tage feiern.
Freibäder haben wieder reichlich Gäste,
die späte Wärme kommt – und bleibt!
Das alles längt sich bis September,
und wenn die Reisenden rückkehren,
sehen sie die Sonnenhaut
der Dagebliebenen,
die herrlich braun!
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Ein Blümlein
Ein Blümlein
©Hans Hartmut Karg
2016
Am Bachlauf in der grünen Au
Vergnügen sich gern die Bachstelzen.
Die Sonne scheint, ein Lüftlein lau
Bringt letzten Schnee zum zarten Schmelzen.
Dort, wo die Schneelast längst entschwunden,
Scheint ganz verstohlen aus dem Grün
Ein Blümlein, noch kältegeschunden,
Doch strahlend gelb und voll Bemühn,
Den Winter endlich abzuschütteln,
Um eigenen Lebensgang zu treiben
Und mit der Leuchtkraft aufzurütteln,
Womit die Dichter Verse schreiben.
Ach Blümlein, wie gilt unser Sehnen
Der Leuchtkraft Deiner hellen Farbe,
Mit der wir uns sonnengewöhnen,
Damit das Herz nicht weiter darbe!
Ein Blümlein an des Baches Lauf
Ist Wunder, Jahresoffenbarung,
Gibt damit manchem Lebenslauf
Ein Zeichen zur Sinneserfahrung.
So klein, so fein, so unverzagt,
Wie Du uns in die Augen wehst,
Bleiben wir gerne Wandergast,
Weil Du zum neuen Frühling stehst.
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Diktatur der Dickköpfigkeit
Diktatur der Dickköpfigkeit
©Hans Hartmut Karg
2016
Wie sehr bemüht man sich darum
Heute ein Krankheitsbild zu schaffen,
Wo vielleicht nur Erziehung krumm,
Menschen rückführt zu frühen Affen?
Trotzphase, Trotzkopf gab es mal,
Doch heute mehren sich die Zeichen,
Als würd' der Trotz in großer Zahl
Anwachsen – und niemals mehr weichen!
Sie war ein wunderhübsches Mädchen
Hatte die allerliebste Freundin
Im alten und so kleinen Städtchen –
Dort zogen sie gern plaudernd hin.
Nichts packte sie jedoch beim Schopf,
Talente, die sie reichlich hatte,
Denn sie regierte der Dickkopf –
Und das war doch auf Dauer schade!
Nur was sie wollte, führt' sie aus.
Sagte sie „Nein!“, gab's nichts zu retten.
Mit Freunden ging sie ständig aus,
Wollte auf Sanftkissen sich betten.
Sie las nur, was sie lesen wollte,
Sie lernte, was sie interessierte,
Warf hin, wenn sie nicht fernsehen sollte,
Weil sie die Eltern gern dressierte.
So kam sie nicht auf hohe Schulen,
Sie wollte doch den Millionär,
Schriftstellern, um Millionen buhlen –
Und kreiste um sich immer mehr.
Deshalb kam sie an jenen Windhund,
Der nur mit Prahlen sie befrachtet.
Armselig lebten sie zur Stund',
Weil Dickkopf Wirklichkeit verachtet.
Die Wissenschaft – sie sieht das nicht,
Dass ohne Pflicht kein gutes Leben.
Armselig lebt das Schöngesicht,
Kann es sich selbst nicht Ansporn geben.
So ringt man heute nur darum,
Ein neues Krankheitsbild zu schaffen,
Wo eigentlich der Willen krumm,
Den Menschen hinführt zu den Affen!
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Nach 45 Jahren
Nach 45 Jahren
©Hans Hartmut Karg
2016
Nach langen Jahren weiß ich nun,
Was ich einst leider falsch gemacht:
Mit meiner Traumfrau wär' mein Tun
Schon früher mit Erfolg bedacht,
Hätten zur Liebe steigen sollen,
Ja, mindestens zehn Jahre eher,
Denn mit dem sel'gen, reifen Wollen
Wird König erst der Liebversteher.
Nach Jahren weiß ich nun genau:
Ich hätte früher freien sollen,
Denn mit und bei solch' lieber Frau
Vertreibt Milde das Warten, Grollen.
Die Sanftmut korrigiert die Wut,
Die Liebenswürdigkeit sprengt Bande,
Der Kussmund schafft erst neuen Mut
Dem Mann, der Liebesziel spät kannte.
Nun endlich weiß ich ganz genau:
Viel früher hätt' ich freien sollen,
Denn diese wunderbare Frau
Konnt' auf die Erd' den Himmel holen.
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Giotto di Bondone zum 750. Geburtstag (1)
Giotto di Bondone
zum 750. Geburtstag (1)
(Nachempfindung seiner Kanzone der Armut)
©Hans Hartmut Karg
2016
Kein Mensch will jemals arm im Leben stehen,
Denn Armut ist doch gegen unseren Willen.
Und doch muss grad der Arme hin zur Sünde gehen,
Wenn Irrtümer ihn dorthin füh'r zum Stillen.
Frauen und Jungfrauen sind ehrentkleidet,
Weil Armut zu Gewalt, zu Bosheit, Diebstahl führt.
Die Lüge deshalb dazu stets verleitet,
Was doch die Ehrbarkeit des Standes kürt.
Zwanghaft ist diese eine Armut,
Bei Bettelmönchen oft nur Heuchelei.
Kirche und Orden, sie verdienen damit gut,
Wölfe im Schafspelz singen ihre Litanei....
Dagegen ist das weltlich Leben doch so reich,
Wenn mit gesundem Menschenverstande
Armut bekämpft wird durch die Arbeit leicht
Und Arme heben sich aus ihrer Gossenschande.
Wo der Besitz fehlt, weil Menschen im Armutsstand,
Da fehlt es oftmals an Vernunft im Leben.
Setzen dagegen Menschen ein Kraft und Verstand,
Können sie Freiheit und Besitz erstreben.
Nicht Geld verdirbt so den Charakter!
Erst dort, wo keiner wirklich Geld besitzt,
Weil er besitzlos ausharrt in der eigenen Marter,
Ist Sklave er des Armutsideals, das wenig nützt.
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Giotto di Bondone zum 750. Geburtstag (2)
Giotto di Bondone
zum 750. Geburtstag (2)
©Hans Hartmut Karg
2016
Giotto lernte bei Cimabue die Malerei,
War bald dem alten Meister überlegen.
Das führt' herbei die Eifersüchtelei,
Der „Ochsenkopf“ gab ungern seinen Segen.
Deshalb beauftragte der ihn gern mit Schwerem,
So dass Giotto immer besser werden musste.
Beim Meister durfte er sich nicht beschweren,
Doch sah er, wie er ihn zu foppen wusste.
Auf ein Porträt des Meisters malte er
Naturgetreu dem Mann 'ne Fliege auf die Nase.,
Sah dann dem Meister lustvoll hinterher,
Ob der sich wirklich foppen lasse.
Tatsächlich griff Cimabue zu einem Tuche,
Um weg zu wedeln das störend' Insekt
Und war dabei vergeblich auf der Suche,
Es zu verscheuchen, weil es doch ohne Respekt.
Als Cimabue die Täuschung dann bemerkte,
Schimpfte er aus den frechen Schüler,
Wobei das Können den in seiner Kunst bestärkte,
Womit er ausstreckte die Ruhmesfühler.
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Giotto di Bondone zum 750. Geburtstag (3)
Giotto di Bondone
zum 750. Geburtstag (3)
©Hans Hartmut Karg
2016
Die Auftraggeber waren meistens Franziskaner,
Die des Giottos Werke haben wollten.
So malte ihnen der Toskaner
Gern, was sie ihrem lieben Glauben zollten.
Die Armut des Franziskus und die Lehre
Sollten im Bild wahrhaft Gestalt annehmen,
Damit der Glaube sich im Schauen mehre
Und Menschen sich nach Armut sehnen.
So wurde reich der Kirchenmaler,
Der wirklichkeitsverpflichtet Werke schuf.
Dafür bekam er immer viele Taler,
So dass der Reichtum wurde zum Behuf.
Und seinen sieben Kindern gab er Namen
Wie die Chiara und wie den Francesco.
Auf seinen Bildern waren Engel Damen.
So kam er nach Assisi, auch zum breiten Po.
Er wurde dadurch immer reicher, hatte Güter
Und legte alles Geld recht profitabel an.
Als Sohn des Schmieds war er auch Hüter
Des Kapitals – und so ein Ehrenmann!
Dem armen Weber Rinuccii vermietete Giotto
Einen Websthul mit reichlichem Gewinn.
Das war für ihn wie Lotto, Toto:
Als Armutsmaler hatte er kapitalistisch' Sinn!
Die eigenen Kinder brachte er in geistlich' Ämter,
Sie sollten es doch besser haben als der Maler!
Bei ihnen war das Kapital dann noch enthemmter:
Goldgräberstimmung brachte viele Taler!
Der große Maler aus dem strahlenden Florenz
Schuf dort den großen Freskenzyklus
Als Höhepunkt und auch als Quintessenz
Der vorbildlichen Armutslehre des Franziskus.
Giotto di Bondone selbst – er wollte nie arm bleiben!,
Den später ehrenvoll man dann im Dom bestattet,
Ihm konnte man die Türöffnung zuschreiben
Zur Renaissance, die ihm den Ruhm gestattet.
Ja, Mensch und Ideal geh'n oftmals auseinander,
Das Ideal steht einsam als ein hehres Ziel,
Als Saat auf Hoffnung bildmächtig bekannter,
Denn als gelebter und rigider Lebenswill'.
Zerrissen sind wir alle, bleiben wir
Zwischen dem Ideal und unserer Lebensführung.
Wir seh'n zum Himmel, doch wir leben hier,
Suchen nach Tagbewältigung u n d Gottberührung.
Nun war die Kunst der Armutsregel zwar verpflichtet,
Giotto malte grandios, was man verlangte,
Doch war sein Nachwuchs nur besitzgepflichtet,
Soweit ins Pfründenamt er nun gelangte.
Giotto wusste um die Attraktionen!
Dem Florentiner war doch längst bekannt,
Dass Armut man nicht muss belohnen,
Wo Reichtum führt ein gutes Land.
So kann von Armut nicht wegkommen,
Wer nur im Tretrad seiner eigenen Gosse.
Nur wer mit Willen Fleiß in seinen Blick genommen,
Steht auf zu weltfreudiger Schöpferrose.
Er ist und bleibt der Malermensch im Wandel,
Der öffnet so Italiens große Chance,
Indem Verknüpfung finden Kunst und Handel
Als Glaubensbündnis in der Renaissance.
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Kung-tse (Konfuzius)
Kung-tse (Konfuzius)
儒家思想
©Hans Hartmut Karg
2016
Ins Leben getreten in der Provinz Li
Hat er die vielen Ämter nun durchlaufen,
Bei denen Geist Normen verlieh
Mit Prüfungen, die alle nicht zu kaufen.
Konfuzius wollte den souveränen, edlen
Menschen, der seine Art im Wohlverhalten adelt.
Er wollte ihn auf Dauer so veredeln –
Und musste deshalb Missstände auch tadeln.
Warum von einer Eckenschale sprechen,
Die durch Abnutzung und Gebrauch längst rund?
Wenn dadurch sprachlich Wahrheiten zerbrechen,
Werden Tatsachen arm und Worte geben nichts mehr kund.
Die Säulen sollten das Zusammenleben stützen,
Den Menschen Ziel und Orientierung geben,
Denn was kann denn ein Leben nützen,
Das nicht will zur Vollendung streben?
So hat das Kind die Eltern zu beehren
Und umgekehrt die Eltern auch ihr Kind,
Um üblen Einflüssen zu wehren,
Damit Sitten sozial gefestigt sind.
Die Ahnen sind auch zu verehren,
Denn nur wer ehren wird Vorfahren,
Der kann dem Bösen wirklich wehren,
Fällt nicht herein auf Scharlatane, Narren.
Des Himmels Abbild ist der Kaiser,
Der Staat und Pracht und Heiligkeit vertritt.
Dem Volk gilt er als Diener und als Weiser,
Der Untertanenschutz lenkt seinen Schritt.
So pilgern heute die Chinesen zu dem Grab,
In dem Konfuzius' Gebeine ruhen –
Viel mehr als Maos Geist und Hab',
Weil die Gebeine der Gemarterten dort buhen.
Denn die Kulturrevolution war inhuman,
Der Hunger raubte den Millionen Leben,
Weil Größenwahn nichts weiter kann,
Als diktatorisch Anweisung zu geben.
Dagegen wollte der Konfuzius die Freiheit,
Die aus der Ordnung und dem Himmel wächst,
Wenn Mensch, Familie und Staat werden zur Einheit
Und Ordnung mit Verwaltung schafft Kontext
Zu Frieden, Recht, Gehorsamkeit
Und mit den guten Anverwandten,
Mit Eltern, Kaiser und Lebendigkeit,
Die ihre Herzen frei zum Wohlstand sandten.
Wenn alle sich den Pflichten unterwerfen,
Die ihnen Ordnungsnormen auferlegen,
Wird dies die Ehrlichkeit zum Frieden schärfen
Und die Verwaltung führt alle zum Segen.
Mag man bei uns ein wenig anders denken,
Verwaltung als Gehäuse mancher Hörigkeit zu sehen,
Mit dem die Machtgelüste unsere Menschen lenken,
So wollte man in China andere Wege gehen.
Doch auch in China waberte Entartung,
Als von Konfuzius man sehr weit sich entfernte,
Weil das System dort ohne kritisch' Wartung
Und so der Himmel es nicht mehr besternte.
Im Aufblähen des Staats bis hin zum Apparat
Kam es nicht mehr zur Umsetzung der Formen.
Konfuzius kann dafür ja nichts – war es Verrat,
Wo Gier treibt die Beamten aus den Normen?
500 Jahre vor des Jesus' Wirken
Versuchte der Konfuzius Humanisierung
Als Aufgabe der Administration nun zu bewirken,
Dass Korruption wie Macht ohne Verführung.
Da wird China sich wohl besinnen müssen,
Ob es dem Kung-tse folgen will und kann,
Denn wo die Reichen nur die Märkte küssen,
Wird unfrei jede Frau und jeder Mann.
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Heinrich, Henry oder Henri?
Heinrich, Henry oder Henri?
©Hans Hartmut Karg
2016
Als er endlich geboren ward
Als Spross des letzten, späten Glücks,
Um den sich künftig alles schart,
Fest – und gar mit Dynastenblick,
Gab es doch lang' die Diskussion,
Ob er gewollt als Himmelssohn
Heinrich, Henry, Henri nun heißen sollte.
Der Name Heinrich war zu alt,
Der Vogler, der Otto gezeugt.
Der Henry war da wohl bestallt,
Hatte als Ford Autos erzeugt.
Der Henri, in Frankreich gar geboren,
Als Vierter zur Reform erkoren –
Wen wollte man da nehmen?
Namenspatronen sind doch auch Verheißung,
Sollen ein Leben lang den Täufling tragen,
Denn mit dem Namen folgt die strenge Weisung,
Anspruch und Aura als Ziele zu wagen.
Da rätselten die Eltern schließlich hin und her,
Ob es vielleicht nicht doch das Beste wär',
Einfach Geschwister nach dem Wunsch zu fragen.
So kam es, dass der wunderkleine Wicht
Ein Leben lang Geschwistern danken musste,
Dass endlich sie entscheidend waren
Und ihm den Namen gaben, den sie wollten.
Die Eltern waren nun erleichtert froh
Und tauften ihn nach der Geschwister Willen.
Der Neubürger hatte diesen Namen wohl zu tragen....
*
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Wenn Liebe
Wenn Liebe
©Hans Hartmut Karg
2016
Wenn Liebe sich im Tag verliert,
Weil ihr die Nacht nicht mehr zureicht,
Amor nur Cupido verführt,
Weil Bindung lebenslang nicht reicht,
Wird alles mürbe, alles seicht.
Wenn Liebe sich zur Liebe neigt,
Wird sie der Freuden Sonnenschein,
Der Dir sein sanftes Lächeln zeigt
Als Wunsch für Zweisamkeit allein,
Als Ziel, um glücklich hier zu sein.
Wenn Liebe nach der Nähe trachtet,
Um Zärtlichkeiten zu erleben,
Mit denen auch die Lust befrachtet,
Womit wir hin zur Höhe streben,
Kann es für uns erst Zukunft geben.
Das Leben ist doch viel zu kurz,
Um sich nicht Liebe einzuwerben.
Greif Dir doch die Alraunenwurz,
Räum' weg die alten, drögen Scherben,
Um Liebe hier im Jetzt zu bergen.
*
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Zögere nicht
Zögere nicht
©Hans Hartmut Karg
2016
Zögere nicht,
ein gutes Wort zu sagen.
Schicke dabei
ein Lächeln voraus.
Man wird auch Dich anlächeln.
Leichenbittermienen
laufen schon genug umher,
Du musst sie nicht mehren.
Zögere nicht,
einen Freund anzurufen,
der schon so lange
auf Deine Stimme wartet.
Keine App, kein Netzwerk,
keine Mail, kein Brief
kann Deine Stimme ersetzen,
denn dann erst wirst Du Gespräch.
Zögere nicht,
den Sonntag anders zu leben,
als die Wochentage.
Herausgehoben und feierlich
wird Dir dann zumute.
Der Sonntag wird Dir zurückgeben,
was Du ihm bereit bist zu geben:
Er wird Dein Sonnentag.
*
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Es gibt Parteien
Es gibt Parteien
©Hans Hartmut Karg
2016
Es gibt Parteien,
die wissen noch nicht so recht,
wohin sie gehen wollen –
und das ist schlecht!
Es gibt Parteien,
die glauben noch an ihren Sieg.
Haben sie denn mehr als Pfandfalschen
und Mülltrennung durchgesetzt?
Es gibt Parteien,
die verehren Marx und Engels –
und haben doch bis heute nicht
Mensch und Mehrwert begriffen.
Es gibt Parteien,
die glauben fest daran:
Mit Geld kann man alles lösen!
Woher das Geld kommt – interessiert nicht!
Es gibt Parteien,
deren Vorsitzenden ist es egal,
was der Wähler will.
Sie wollen nur Macht und Mehrheit.
*
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Re: Dr. Karg Gedichte / Teil 2
Liebe Dichterfreunde,
es muss natürlich "Pfandflaschen" heißen!
H. H. Karg
es muss natürlich "Pfandflaschen" heißen!
H. H. Karg
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Henri
Henri
©Hans Hartmut Karg
2016
Henri heißt der Erdenmann,
Den Carmen zur Welt gebracht,
Der schon kräftig schreien kann,
Früh am Tage – in der Nacht!
Was wird aus diesem kleinen Kind,
Das am Lebensanfang steht,
Dem doch alle wohl gesinnt,
Damit er frei ins Leben geht?
Fragen wir nach den Standards,
Die sich in den Köpfen halten,
Nach Vorurteil und Klebeharz,
Um ein Schicksal zu verwalten...
Holt er Wasser, dieser Junge,
Wasserträger nur geboren,
Um Karl-Otto mit der Zunge
Eimer füllend, die verloren?
Lieber wird der Henri Quatre
Namenspate für den Kleinen,
Weil die Wendung blieb die Madre,
Mit der man die Welt konnt' feinen.
Erfindungsreichtum, das ist Wohlstand,
Weitert so bequem die Freiheit,
Wenn bedacht wird mit Verstand
Umwelt, Mitwelt hin zur Dreiheit.
Alles Neue hat auch Folgen:
Wo erleichtert es das Leben?
Henri wird auch dies verfolgen:
Risiken, die ohne Segen!
Packen wir nicht zu viel drauf,
Lassen wir ihn einfach leben!
In Zukunft wird sein Lebenslauf
Ohnedies nach Höherem streben.
*
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Ein Gedicht entsteht
Ein Gedicht entsteht
©Hans Hartmut Karg
2016
Erst steigt es aus der fernen Tiefe,
Ein einsam' Wort wird zur Idee.
Als ob der Sinn schon danach riefe
Schwimmt das Gemüt im Sprachensee.
Wort schmilzt nun hin mit Deinem Willen,
Sucht sich verstärkend Anderworte,
Womit die Sprachlust sich kann stillen
Und aufsteigt so zur Dichterpforte.
Lässt man das Wort nun auch herein?
Verweigert man den Eintritt gar?
Ist es mir doch zu wenig fein?
Ist es ein Wort, das immer war?
So wandern weiter die Gedanken
Und finden sich im Wortschatz wieder.
Sie überwinden hohe Schranken
Und assoziieren ferne Lieder.
Die Zeile wächst so hin zur Strophe,
Der Vers erlangt mit Fühlen Sinn,
Wenn er die Botschaft als die Zofe
Der Sprachstützung zum Werk führt hin.
Jetzt finden suchend sich die Zeilen,
Sie bauen stiftend sich zum Werke,
Mit denen man im Reime weile,
Zu überwinden Tal und Berge.
Weil Sinn und Geist sich nun vermählen
Und doch kritisch das Denken bleibt,
Muss man da sehr behutsam wählen,
Was sich gut hin zum Sinnen neigt.
Dichten bleibt ja ein schwerer Akt,
Die Saat auf Hoffnung allemal.
Erst wenn gewinnt ein fester Pakt,
Schwindet langsam des Dichters Qual.
Ein Gutgefühl stellt sich dann ein,
Wenn fertig steht die Ganzheit auf
Und sich findet der Sinn im Sein,
Weil mitgeteilt, was gut im Lauf.
*
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Ruhe
Ruhe
©Hans Hartmut Karg
2015
Wind und Regen führen heute
Weg mich von den weiten Wegen,
So dass fern mir alle Leute
Und die Ruhe wird mir Segen.
Manche Tage sind ein Flopp
Durch die Hektik unseres Lebens,
Treibt uns in den Coffee-Shop,
Ruhesinn bleibt doch vergebens!
Doch die Zeitung reicht mir nicht,
Auch der Tee schmeckt heute fade,
Grau in Grau ist mein Gesicht,
Essen scheint mir viel zu schade....
So holt mir die Suchmaschine
Wieder Unruhe ins Haus.
Hellt sich auf dann meine Miene,
Bin ich wirklich denn gut drauf?
Während draußen Grau in Grau
Tanzen jetzt am Schirm die Bilder,
Und so manche schöne Frau
Treibt die Fantasie jetzt milder.
Wenn das Wetter schlecht und wild,
Ist Ruhe mir auch zuwider.
Dann heb´ ich die Show aufs Schild,
Habe Unruh´ endlich wieder.
*