Dr. Karg Gedichte / Teil 2
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Über den Tod
Über den Tod
©Hans Hartmut Karg
2017
Über den Tod verstummen die Scherze,
Wenn erst der Sensenmann grinst.
Wunderbar will ja alles bleiben –
Ist's am Ende ein Hirngespinst?
Bewegt von tausend Gedanken
Zieht sich manches Weltende hin.
Nichts wird uns vom Ende erlösen,
Nichts halten, was für uns Sinn.
Den Tod kann man auch verdrängen,
Das mag Entlastungen bringen,
Und während wir noch im Sinnieren,
Könnten schon Engel singen.
Wir könnten sie hören,
Doch verschließen wir alles.
Nur nichts beschwören,
Nur wegdrehen die Lauscher!
Wir sind da frei – selbst noch am Ende,
Wenn uns keine Tage mehr halten.
Vergehen wir mit unseren Werken,
Wenn um uns schwindet die Welt?
*
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Dichtermotive
Dichtermotive
©Hans Hartmut Karg
2017
Mancher reimt aus purer Lust,
Seine Sprache hat ja Durst!
Wenn die Verse dann gelingen,
Wird er sie in Reime bringen.
Anderen das wenig bringt,
Wenn die Sprache ihnen nimmt,
Was für sie Substanz, was Hülle,
Metrik ist - und Sprachenfülle.
Andre müssen kritisch bleiben,
Können Stolperer nicht leiden,
Sehen dann das Sprachgedicht
Eben auch als Hochgericht.
Dann gibt es die Moralisten,
Die gerne den Stall ausmisten.
Ihre Verse sind oft bitter,
Finden sich auf Facebook, Twitter.
Dann gibt es noch jenes Rauschen,
Mit dem Menschen sich berauschen:
Dichtung wird wahres Rauschgift,
Treibt hoch wie ein schneller Lift.
Und es gibt auch Leidensträger,
Zweifler, Schwierige, Abwäger.
Dichtung ist für sie kein Sport,
Trauer, Therapie – und Hort.
Alles im Poetengarten
Kann mit allem dort aufwarten.
Das ist Freiheit, das ist Segen –
Kommt dem Lebenslauf gelegen....
*
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Nicht viel Arbeit
Nicht viel Arbeit
©Hans Hartmut Karg
2017
Nicht viel Arbeit wird man haben
Mit mir. Ich kann nicht widersprechen
Denen, die ja noch wie Raben
Fressen, um Wertwürde zu brechen.
Man wird schon mit mir fertig werden,
Wenn mit Füßen ich zuerst
Getragen werd' zu Ahnenherden,
Die einst liebten Weizen, Gerst'.
Ich trage keine goldenen Ringe,
Nichts, außer einer alten Brille.
Und wenn ich mit mir selber ringe,
Brauche am End' ich keine Pille.
Ich werd' schon bald vergessen sein.
Ob jemand ehrlich um mich weint?
Man stirbt immer für sich allein
Und denkt, dass Trauer auch vereint.
Im Engraum trag' ich nur mein Hemd,
Die Brille ist mir abgenommen.
Niemand ist dort, der mich noch kennt,
Wenn ich dann ins Geviert gekommen.
Mir reichen ungeschliff'ne Bretter,
Ein Grab, auf dem Gemüse wächst,
Ein Ernter und ein guter Beter,
Der weiß, dass nichts am End' verhext.
*
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Ein Lebenslauf
Ein Lebenslauf
©Hans Hartmut Karg
2017
Der Vater kam noch einmal heim,
Nachdem die Kugel ihn verwundet.
Er wollte bleiben, glücklich sein,
Hat allen Zuneigung bekundet.
Wahn lässt die Guten nie allein,
Wenn der Despot den Kriegsgang will.
So kann der Mensch nicht selig sein:
Alles Bedrohung, nichts ist Spiel!
Deshalb zog man ihn wieder ein,
Nach Danzig und kurz vor dem Ende.
Dort sollte Hitlers Held er sein
Für eine späte Siegeswende.
Da fiel er und kam nicht mehr heim,
Die Ehefrau stand nun allein
Mit Kindern, die noch viel zu klein –
Und niemand konnte Hilfe sein.
Die Kriegerwitwe aber kämpfte,
Zog mutig ihre Kleinen groß,
Damit das Fatum sie nicht dämpfte
Und sie trieb in ein Armenlos.
Sie putzte und verdingte sich,
Die Kinder lernten immer viel.
So mauserte der Jüngste sich
Zum Türverkäufer mit Gefühl.
Die Kinder wurden alle gut,
Gedachten an den toten Vater.
Sie lernten und mit Lebensmut
War Mutter ihnen oft Berater.
Und neuzehnhundertfünfundfünfzig
(Wer weiß das von den Jungen noch!)
Kamen sie hin nach Gürzenich:
Befreit vom Krieg und schlimmem Joch.
Gefangene aus Russland kamen
Bis Friedland – und zurück ins Land!
Der Adenauer schuf den Rahmen,
Weil er zur Menschenwürde stand.
Der ledige Bruder unseres Toten
Kam her ins Kriegerwitwenhaus.
Er war fein, konnte Wälder roden,
Er schreinerte und baute aus.
So kam es schließlich gar zur Hochzeit,
Die manche Dörfler arg beäugten.
Nun endete das lange Leid,
Weil sie das Glück offen bezeugten.
Da war nichts Zweck und nichts Bedenken,
Das Herz gewonnen hatten sich
Die Beiden, konnten Liebe schenken
Und ausmerzen den Schicksalsstich.
Der Jüngste sagte überzeugend,
Dass er 'nen zweiten Vater hatte,
Der gut zu ihm, sich zu ihm beugend
Ihn trotzdem packte nicht in Watte.
Vorbildlich, fleißig, immer treu
Ward dieser Vater anerkannt.
Der Lebenslauf war nun wie neu,
Das alles ging gut von der Hand.
So musste sich am End' nichts trüben,
Groß blieben elterliche Herzen.
Nur jene, die auch wirklich lieben,
Können Schläge gut verschmerzen.
*
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Retterschicksal
Retterschicksal
©Hans Hartmut Karg
2017
Wer zahlt, schafft an,
So heißt die Mär´,
Doch wer nicht kann,
Der hat es schwer.
Der Retter Schirm ist aufgespannt
Und hilft die Nöte mildern.
Trägt so das arme Schuldenland
Die Retter auf den Schildern?
Wer zahlt, der zahlt,
So lebt der Tag:
Der Fischer malt –
Des Retters Plag´!
Der Schirm wird lange nicht geschlossen,
Denn viele Löcher sind zu stopfen.
Manch´ Armer hat ja Wein genossen,
Dem Retter bleibt nur Malz und Hopfen.
*
©Hans Hartmut Karg
2017
Wer zahlt, schafft an,
So heißt die Mär´,
Doch wer nicht kann,
Der hat es schwer.
Der Retter Schirm ist aufgespannt
Und hilft die Nöte mildern.
Trägt so das arme Schuldenland
Die Retter auf den Schildern?
Wer zahlt, der zahlt,
So lebt der Tag:
Der Fischer malt –
Des Retters Plag´!
Der Schirm wird lange nicht geschlossen,
Denn viele Löcher sind zu stopfen.
Manch´ Armer hat ja Wein genossen,
Dem Retter bleibt nur Malz und Hopfen.
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Von mildem Lichte 2
Von mildem Lichte 2
©Hans Hartmut Karg
2017
Der Tag mag wieder kürzer werden,
Der Sonnenstrahl ein wenig blassen
Und während sich die Nester leerten,
Wird neues Licht das Leben fassen
Von mildem Lichte hell umfangen
Vertreibt es Blitz und Feuernacht
Und wird balde am Himmel prangen,
Wenn unsere Seele wieder lacht.
Auch wenn der Dichter ausgesperrt
Wird das die Jungen nicht vertreiben,
Denn alles, was nicht ausgezehrt,
Wird neue Texte hoffend schreiben.
*
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Deutschland einig Dichterland
Deutschland einig Dichterland
©Hans Hartmut Karg
2017
Jeden Tag lese ich
die wunderbaren Verse,
die mir ohne Not
leichtgängig im Netz
zugeflogen kommen.
Sie kommen aus der Nähe –
oder von sehr weit her.
Was für ein Geschenk,
welche Freudenspende,
welche Wortfrohlust!
Da sind die einen,
die Schwergewichte
mit ihrer Vollkommenheit.
Sie bescheren uns ein erstes Fest.
Dann die Bangenden,
die noch nicht so flügge sind,
doch schon mein Herz
makellos erfreuen.
Und dann die
Eintagsfliegen,
denen es gelingt,
einen einzigen Traum
nachhaltig zu posten.
Ach, lebte ich nicht heute,
ich würde es mir wünschen,
sofort in diese Zeit zu ziehen,
in der meine Mitdichterinnen
und meine Mitdichter leben.
Ihr Dichter alle,
die ich nicht sehe,
oft keinen Namen habe,
die ich aus dem Fernraum kenne,
welche Zartheit haben Eure Verse,
welche Innigkeit erzeugt mir Fremdes!
Ihr alle,
die Ihr mir schon
die Morgengabe
frei beschert,
womit habe
ich das
verdient?
*
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Abendmeldung
Abendmeldung
©Hans Hartmut Karg
2017
Inmitten des Wolkengebälks
hört man schon fern
die Glocken läuten.
Zarthell
entbindet der Abend
den Wind von der
Seele.
Sich windendes Melden
gegen die wärmende Sonne,
die langsam versinkt.
Sie streift noch die Bäume
und rastet nur leidig
am Meilenstein,
denn sie will
weiter.
Im Abendgebälk
lindern die Bilder
alles Gewesene
und reifen zu
späterer Stunde
dem heimeligen
Seelengemenge
zu.
*
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Verpasste Liebeschance
Verpasste Liebeschance
©Hans Hartmut Karg
2017
Nicht immer prägt ein spitzes Knie
Des Mannes ganze Fantasie.
Mitunter treibt die Ironie,
Die ihm den vollen Charme verlieh,
Dass er sich selbst Traumtänzer zieh –
Ihn hin zur Freude in der Früh.
Ist er dann endlich ganz erwacht,
Öffnet ein Fenster mit Bedacht,
Berührt die Liebste sanft und sacht,
So dass sie leise für sich lacht,
Ist schon vorüber diese Nacht:
Er meint, die Lust sei jetzt erwacht!
Das Knie liegt unter einer Decke,
Auf dass es sich ja gut verstecke,
So dass es nicht für seine Zwecke
Auch noch verborgene Lüste wecke:
Niemand, der an den Brüsten lecke,
Kein Körper, der sich zu ihm strecke!
Denn sie ist wieder eingeschlafen.
Er weiß, so kann er sie nicht haben.
Also muss er sich auch vergraben
Und zu den Träumen wieder traben,
Nach deren Sinn und Nähe fragen
Und werden nun zum weißen Raben.
Ja, die Erwartungen sind groß
Und fantasieren täglich lustvoll los,
Denken nur an den engen Schoß
Und hoffen: Alles werde groß!
Was denkt der Mann im Manne bloß!?
Am End´ bleibt Ironie sein Los….
*
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Hommage an Laura
Hommage an Laura
©Hans Hartmut Karg
2017
Nein, die Frisur ist nicht modern,
Die uns das frühe Bildnis zeigt.
Auch geht es nicht um einen Herrn,
Der da galant sein Auge neigt.
Es geht nicht um Beziehungen,
Beim Bild auch nicht um Zärtlichkeit.
Petrarcas Kunstbemühungen
Sind weiter, als das teure Kleid.
Denn alles folgt dem Schönheitsblick,
Wo es nicht nur um Hülle geht,
Vergeblich sucht, was heut noch schick,
Worauf moderne Mode steht.
Petrarca zeigt in den Gedichten,
Dass unsterblich Schönheit sein kann
Und dass mit den Mädchengesichten
Erst aufblühen Jüngling und Mann.
Laura zeigt uns ja mehr bis heute,
Weil Jungsein Ewigsinn gebiert
Und ansprechend die Mannesleute
Mit Anmut zum Begehren führt.
Schön wird uns Laura immer bleiben,
Jung hat der Dichter sie gesehen,
So dass Gedichte er konnt' schreiben,
Bei denen es um uns gescheh'n.
*
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Drei-Gänge-Wahlmenü
Drei-Gänge-Wahlmenü
©Hans Hartmut Karg
2017
Wein und Wasser stand am Tisch,
An der Theke alles frisch:
Gurken, Bohnen und Tomaten –
Die Dame konnte nur zuraten.
Graupen, Schwarzreis und Zucchini,
Olio, Knoblauch, Fenchel mini,
Pasta, klar, als erster Gang:
Iss alles – und ohne Zwang!!!
Manchem war das leider schnuppe,
Er brauchte vorher 'ne Suppe,
Die kam cremig-fett daher,
Machte manchen Magen schwer.
Dann im zweiten Gang nach Wahl
Gab es Fisch: Hering und Aal,
Auch mit Ketchup und mit Mayo,
Gerne Mampf für Dick & Co.
Erst im Dritten kam das Eis,
Gorgonzola auf Milchreis,
Pudding, Karamell, Erdbeeren
Sollten allen Lust bescheren
Auf ein wirklich trefflich' Mahl
Für die Pfunde, die als Qual
Angelandet ohne Müh' –
Solches aß man leider nie... .
Denn wer gut gegessen hat,
Der vergisst des Lebens Schmach,
Damit er noch lang erhalte
Seinen Leib – und nicht erkalte!
*
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Finanzvision
Finanzvision
©Hans Hartmut Karg
2017
Da sitzt so mancher arme Knilch
Und muss die hohen Summen sehen,
Die Reiche mit der Muttermilch
Erworben – ohne Arbeitswehen!
Es treibt den Neid die Missgunst an,
Denn Reiche mag man nicht im Land.
Die haben scheinbar nichts getan
Und streben nur nach Gold und Tand.
So mancher Staat hat da vergessen,
Dass er mit Reichen besser fährt
Und mit ihnen kann gut genesen,
Wenn Geldvermehrung er nicht stört.
Wer gegen Reiche sich verschwört,
Der hat die Welt noch nicht begriffen,
Denn wer den Reichtum nicht mehr ehrt,
Den führt er weg auf Sklavenschiffen.
Wer alle in Verarmung treibt,
Der kann die Kuh dann nicht mehr melken.
Auch wo der Geldabsahner bleibt,
Da blühen künftig keine Nelken.
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Alle send ganga
Alle send ganga
©Hans Hartmut Karg
2017
Ganga honds alle miasa,
Koinr hod se irgendwia g'frogd.
Dia Bloama muas ma iatz giasa,
Dass d'Hids sia ned verbrennd, verbrod.
Mädla, Buaba, neigierig warads,
Ens Läba hond alle neigschobd.
Koinr war bleed odr narrad,
Jedr hod an da Herrgodd globd.
Heid ligas alle em Friedhoof,
Dia amol beim Feira wara
Ond mid iare Liab aufm Hof
S'Läba gläbbd – one zom Spara.
Dia Zeid hod alle verschluggd,
Nix isch mea von eane blieba.
Wäar heid ens Albom neiguggd,
Dear siggd: Dia send längschd verschieda.
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Sehnen
Sehnen
©Hans Hartmut Karg
2017
Wenn zauberselig
und wie von selbst
am fernen Märchenhimmel
bei Sonnenaufgang
sich taubennah
ein Lächeln zeigt
und langsam sich so
Bild an Bildchen reiht,
weiß ich,
dass meine Seelenhand
Heimat im Herzen hat.
Komm zu mir,
Glückliche im Glücke,
Traumnachtsehnen,
um mich dauerhaft
zu verzücken mit
eingelebten Seligwolken
unter der Himmelsdecke,
um nicht mehr
weiter zu ziehen
von West nach Ost,
von Nord nach Süd.
*
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Nachttrauerlied
Nachttrauerlied
©Hans Hartmut Karg
2017
Jeden Abend rief sie an,
Lockte, weinte, sehnte, tobte.
Beschützertum trieb ihn dann an,
Das sie an ihm immer lobte.
Nachts ließ sie ihm keine Ruhe,
Denn sie hatte nur den Mann.
Dann zog sie aus der Nerventruhe
Alles, was Unruhe – und Wahn.
Sie war schrecklich und narzißtisch,
Im Grunde nichts als egoman,
Gar nicht geerdet, nicht sophistisch –
Krankmachend zog sie die Bahn.
Smartphoneklang war Abendwaffe,
Mit dem sie zur Machtsucht strebte:
Ein Mann war für sie stets nur Affe,
Der gunstabhängig von ihr lebte.
Wie kann er sich denn noch wehren,
Wenn psychisch er voll ausgenommen,
Sich seine Batterien leeren,
Bis er dann auf den Hund gekommen?
*
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Daddelsucht
Daddelsucht
©Hans Hartmut Karg
2017
Früher stand der Junge auf
Und er tobte in den Gassen.
Heute hat sein Lebenslauf
Längst Naturräume verlassen.
Er besucht nicht mehr Verwandte,
Keine Freunde, Freundinnen.
Weil Daddelsucht zur Folter mahnte,
Lebt er im Smartphoneinneren.
Dort riecht er keinen Blütenstrauch,
Natur entgleitet seinem Blick,
Beziehungen sind Schall und Rauch,
Es gibt für ihn da kein Zurück.
Nun muss er in der Klinik lernen,
Dass ein Außen es doch gibt,
Muss vom Netz sich ganz entfernen,
Das ihm raubt' Dasein und Lieb'.
Langsam lernt er Menschen sehen,
Reden, das Kontaktepflegen.
Jetzt kann er so wieder gehen –
Neugierig, auf fremden Wegen.
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Meine Helden
Meine Helden
©Hans Hartmut Karg
2017
Ich liebe sie, meine Helden!
Sie haben es nicht mehr nötig,
Kämpfe auszufechten,
Kriege zu führen,
Not und Tod zu bringen.
Sie haben nur noch die Aufgabe,
mein Herz zu erfreuen.
Da ragt die Strelitzie
in orangenen Tönen hervor.
Sie muss keine Aufstände
mehr wagen, die brutal
niedergeschlagen
werden.
Sie bleibt meine
Paradiesvogelpflanze.
Auch der Rittersporn
muss keinem einzigen Pferd
mehr die Sporen geben,
wo er sein tiefes Blau
mit Riesenkerzen
zum Himmel schickt.
Es reicht mir vollkommen,
wenn er im Sommerwind
hin- und herschaukelt.
Sogar die vielen Schwertlilien
belassen ihre Großblüten
in der Schwertscheide
und glänzen nur noch
durch Farbenpracht.
Schwerter zu Blüten –
was für ein Programm!
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Knotenwelt
Knotenwelt
©Hans Hartmut Karg
2017
Wieder ein Knoten im Osten,
Obwohl Alexander ihn doch durchschlug.
Immer die Widerborsten,
Die kein Sanfter auf Erden mehr trug.
Wo der Mensch nicht als Einzelner gilt,
Wird Bedrohung zur Dauertortur,
Hebt das Böse sich selbst auf den Schild,
Ist Morden und Töten Richtschnur.
Wo bleiben die sanften Gesänge
Der Mädchen im grünenden Hain?
Wo sind die Laubengänge
Mit mediterranem Sein?
Wenn dort kein Vogel mehr singt,
Weil die Blüten längst ausgerissen,
Die Freiheit um Luft nur noch ringt,
Werden schmerzlich wir sie vermissen.
So entsteht dort die Knotenwelt,
Weil alles im Pulverdampf,
Wo der Rücken sich schmerzhaft schält,
Wenn alles nur Kampf und Krampf.
Damaskus, bleibe am Leben
Und züchte die Rosen neu,
Denn nur sie können Lebensmut geben
Und trennen das Korn von der Spreu.
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G 20-Bohai
G 20-Bohai
©Hans Hartmut Karg
2017
Der große Auftritt kostet Geld,
Wenn man nicht auf der Insel tagt.
Nach Hamburg kommt die reiche Welt,
Die Minimalkonsens nun wagt.
Man sieht sich, trinkt guten Kaffee,
Der Auftritt ist der große Renner.
Dann sagt man schon wieder Adé,
Man hat ja jetzt den kleinsten Nenner.
Vermehrungsraten sind tabu,
Der Flüchtlingsstrom wird ausgesessen.
Grünenergie bleibt vager Schuh –
Was ist da zielführend gewesen?
Die Armut interessiert auch nicht,
Wenn Granden medial dort glänzen.
Die Polizisten fahren Schicht –
Und höher wachsen wieder Grenzen.
Der Schutz der Granden kostet viel,
Man muss ja alles schützen können.
Die Bilderflut bleibt höchstes Ziel,
Damit kann man die Welt verwöhnen...
Anstatt die Welt wirklich zu retten,
Bleibt viel Papier mit Reisegunst.
Wo Führer sich nur ruhebetten,
Wird auch die Lösung nicht zur Kunst.
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Im Freibad
Im Freibad
©Hans Hartmut Karg
2017
Sie saß im großen Bad am Becken,
Begleitet von der süßen Freundin
Und konnte spritzend Jungen necken,
Denn Spaß trug ihren Lebenssinn.
Hofiert von einer Männergruppe
Saß sie lässig, schön braun gebrannt
Wie eine große Barbiepuppe
Mit frischem Eis in jeder Hand.
Das eine gab sie einem Jungen,
Auf den die andern neidisch schauten.
Manche zerrissen sich die Zungen,
Denn Missgunst bleibt auch Teil der Lauten.
Doch sie, die außerirdisch schön,
Hielt in die Sonne ihren Busen,
Der groß, dass sich der Blick gewöhn',
Als läg' er ständig bei den Musen.
Zu ihm sah sie, schlank und vollendet,
Denn ihre Blicke suchten Haut.
Selbst wenn man dies nun dreht und wendet:
Sie war einfach perfekt gebaut.
Wo Jugend sich in Vielfalt zeigt
Und manche Aphrodite ledig,
Kommt Paris, der zur Frau sich neigt,
Denn das Begehren wächst da stetig.
So schön gefährlich kann im Bad
Man Schöne überall nun finden.
Und wo der Blick getroffen hat,
Wird manches Pärchen sich nun binden.
*