danci hat geschrieben: ↑Mi 6. Jun 2018, 13:22
Auch wenn ich vielem folgen kann, stört es mich extrem, dass da quasi unterstellt wird, im Netz ist ja eh nichts privat und damit auch, dass jeder selber schuld ist, wenn er privates in einen Chat schreibt. Nur, weil technisch mehr möglich ist, heisst das ja noch lange nicht, dass man alles darf. Die sozialen und auch rechtlichen Regeln gelten genau gleich, ein Vertrauensbruch bleibt ein Vertrauensbruch, ein Eingriff in die Privatsphäre bleibt ein Eingriff.
Da hast Du recht, nur schützt das leider niemanden, wenn etwas Privates raus ist, dass das eigentlich nicht hätte passieren dürfen. Auch wenn es bereits rechtliche Wege gibt, gegen etwas vorzugehen, ist der Schaden bereits geschehen.
Da heisst es für mich, Nutzen und Schaden abzuwägen. Leider ist man nicht automatisch geschützt, wenn man sich selber an die rechtlichen Grundlagen hält, will heissen, nur weil ich keinen Vertrauensbruch begehe, ist mein Kind dadurch besser geschützt.
Ja, es ist ein Vertrauensbruch, ein Eingriff in die Privatsphäre, aber für mich heisst es, abzuwägen, was denn das kleine Übel ist.
danci hat geschrieben: ↑Mi 6. Jun 2018, 13:22Natürlich soll man Kinder darauf sensibilisieren, was geschehen kann, aber die Haltung "Privatsphäre im Netz ist eh nur Lug und Trug" impliziert, dass es auch ok ist, Sachen weiterzugeben oder eben, die Eltern mitlesen zu lassen.
Ich habe das nicht geschrieben und auch nicht impliziert, dass es okay ist, Sachen weiterzugeben. Aber das ist nun einmal die Realität, dass dies passieren kann. Ob mir das gefällt oder nicht, es ist so.
danci hat geschrieben: ↑Mi 6. Jun 2018, 13:22 Rein theoretisch sind damit heute auch Gespräche auf dem Schulhof oder im Kinderzimmer nicht mehr privat, denn jeder hat in seiner Hosentasche die Möglichkeit, alles aufzunehmen und zu verbreiten.
ja, ist ein grosses Problem. Auch das muss mir bewusst sein, wenn ich irgendwo bin. Auch wenn es rechtlich nicht erlaubt ist, ist der Schaden meist schon da, bevor man rechtliche Schritte einleiten kann.
danci hat geschrieben: ↑Mi 6. Jun 2018, 13:22Aber ist es das, was wir den Kindern mitgeben wollen? Jeder ist selbst schuld, der etwas preisgibt?
Was heisst "Schuld", ich sehe es eher als "Verantwortung". Wir müssen unsere Kinder dahin erziehen, dass sie in dieser Welt leben, die so ist, wie sie ist. Jeder ist selbst verantwortlich für das, was über ihn in die Welt geht. Das war früher auch schon so. Man hat sich gut überlegt, was und wem man über sich erzählt. Man wusste doch auch, wer es weitererzählt und hat dem- oder derjenigen nichts mehr anvertraut. Nur hat sich der potentielle Kreis der Empfänger massiv verändert.
danci hat geschrieben: ↑Mi 6. Jun 2018, 13:22 Natürlich ist das Erstellen und weiterleiten von intimen Bildern keine gute Idee und die Kinder müssen sensibilisiert werden. Aber wer tut letztlich das Falsche bis hin zu einer Straftat? Derjenige, der Bilder von sich in einem WA-Gruppe stellt oder doch eher derjenige, der diese ungefragt weiterleitet oder anderen zeigt?
Die Fragestellung finde ich nicht so ganz treffend. Da frage ich vielmehr, wer den grösseren Schaden hat. Die Person, die Privates von sich gezeigt hat oder die, die es weitergeleitet hat.
danci hat geschrieben: ↑Mi 6. Jun 2018, 13:22Ich gehe nicht davon aus, dass sich meine Kinder immer richtig verhalten oder das tun, was ich mir wünsche. Und doch sehe ich es als meine Aufgabe, beides zu tun: Sie zu sensibilisieren, wie sie sich schützen können UND dafür sorgen, dass sie nicht zu Tätern werden, sondern die Privatsphäre anderer schützen! Egal ob im Netz oder sonst! Und wie kann ich ihnen sagen, dass ein Weiterleiten und Verbreiten fremder Bilder absolut tabu ist, wenn ich sie im Gegenzug auffordere, sie mir zu zeigen?
Ich denke, das tun wir alle hier mit unserer Erziehung. Und ich finde es absolut wichtig, den Kindern beizubringen, dass es Regeln gibt.
Natürlich kann ich mein Kind auffordern, mit Bilder zu zeigen. Es ist ein Kind und ich bin die Erwachsene. Da habe ich kein so grosses Problem.
Und wenn man schon bei Genauigkeit ist: nach dem Gesetz dürfen Kinder sowieso erst ab 16 WhatsApp haben. Schon indem ich meinem Kind das erlaube und einrichte, stifte ich es zum Gesetzesbrechen und Lügen an

da muss man auch mal ehrlich zu sich selbst sein.
Caipi16 hat geschrieben: ↑Mi 6. Jun 2018, 13:12 Absolut - ja! Und trotzdem finde ich, dass die Kinder grundsätzlich ein Recht darauf haben sollten, sich in einem geschlossenen Chat mehr oder weniger darauf verlassen zu können, "unter sich zu sein".
Das Recht haben und das Recht bekommen, das sind zwei verschiedene Dinge. Schon allein die Tatsache, dass z.B. der Techniker mitliest, der bei einem kaputten Handy das Gerät in die Hände bekommt, heisst ja, dass man nicht "unter sich" ist.
Ich persönlich erlebe es leider oft, dass sich andere Personen (gerade bei den Jugendlichen) das Handy schnappen und etwas reinschreiben oder auch nur mitlesen. Auch wenn sie dazu kein recht haben, machen sie es.
Caipi16 hat geschrieben: ↑Mi 6. Jun 2018, 13:00Und zudem: Lebst Du in einem derart sozial schwierigen Umfeld?
Nein, aber aber ich finde auch in einem harmonischen Umfeld sollte man nicht nachlässig sein. Zumal das Internet ja jeden Rahmen des gewohnten Umfelds sprengt.
Caipi16 hat geschrieben: ↑Mi 6. Jun 2018, 13:00
Ich kriege das ja bei den Besuchstagen auch mit - und kenne fast alle Schulsgspändli meines Sohnes... sehe die Kinder draussen miteinander... usw. Da mache ich mir also nicht jeden Tag Sorgen wegen Mobbing. Ich finde, man darf das Thema auch nicht überbewerten.
Es geht doch gar nicht um die Freunde und Freundinnen, die ich persönlich kenne, sondern um den potentiell erweiterten Empfängerkreis, den ich weder kenne, noch darauf einen Einfluss habe. Das macht in meinen Augen den Unterschied zu einem "normalen" Freundeskreis aus. Daher finde ich einfach nicht, dass man das gleichsetzen kann, und dass die gleichen Regeln gelten.