Es gibt immer wieder gute Gründe für eine Zurückstellung. Aber meiner Meinung nach ist das möglicherweise kommendes Problem, dass sie beim Schulabschluss gerade mal 15 sind, keines davon. Auch widerspreche ich, dass niemand daran denkt. Ganz im Gegenteil ist das ein häufig gehörtes Argument. Probleme sollten dann gelöst werden, wenn sie auftauchen resp. falls sie auftauchen. Ein reifes Kind zurückzustellen kann gut gehen, ist aber in vielen Fällen auch nicht fair. Nicht dem Kind gegenüber, das je nachdem unter der Unterforderung leidet, nicht jeder hat die Möglichkeit es neben der Schule noch weiss nicht wie sehr zu fördern und zu fordern. Nicht der Lehrperson gegenüber, die je nachdem dann immer wieder für Zusatz sorgen muss. Und auch nicht unbedingt den anderen Kindern gegenüber. Wir haben hier im Umfeld so manche Erfahrungen, inkl. dann die Erwartung der Eltern, die Lehrperson soll sich vermehrt auch um die starken Schüler:innen kümmern, aber wenn man hinschaut, dann sind das Kinder, die zurückgestellt wurden, um ihnen einen Vorteil zu verschaffen. Das kann ja nicht Sinn und Zweck sein. Man hat, wenn das Kind 4 Jahre alt ist, keine Ahnung, was kommt. Vielleicht braucht es irgendwann später etwas mehr Zeit und dann kann eine Wiederholung oder so Gold wert sein? Wir haben hier immer mal wieder Kinder, die die 1. und 2. Klasse in 3 Jahren machen und das ist gut so. Vielleicht ist das Kind auch durchaus reif und eine Lehre mit 15 Jahren kein Problem. Vielleicht ist ein Zwischenjahr nach der Schule für das Kind eine sehr gute Erfahrung? Vielleicht will es ins Gymnasium und dann kommt es echt nicht darauf an, wie alt es ist? Also warum schon mit 4 Jahren Glaskugel lesen?
Die Erfahrung mit meinen Kindern sind Folgende:
Tochter (Augustkind, heute 17, 2. Lehrjahr FAGE):
Sie kam ordnungsgemäss mit 5 Jahren in den Kindergarten, was ok war, ein Jahr früher wäre es aber durchaus auch gut gegangen. Das letzte Jahr vor dem Kindergarten war anstrengend und wir hatten einiges zu tun, sie auszulasten. V.a. wäre sie auch gerne früher gegangen. Sie war nie eine starke Schülerin, einfach weil sie für manche Dinge länger braucht. Aber sie war seit eh und je sehr selbständig und reif. Als sie in der 8. Klasse schnuppern ging, hätte die Personalleiterin gerne einen Antrag gestellt, dass sie schon dieses Jahr in die Lehre kann. Das wollten wir nicht, wäre vermutlich eh nicht gegangen, aber ich will damit sagen, sie hätte die Lehre von der Reife her auch locker ein Jahr früher gepackt, obwohl es sicher keine einfache Aufgabe ist, alte Menschen zu pflegen und auch mit dem Tod umzugehen.
Sohn (Julikind, heute 14 und 8. Klasse):
Wir haben ihn zurückgestellt, v.a. weil er sich mit Veränderungen immer wirklich sehr schwer tat und er kurz zuvor noch grosser Bruder geworden ist. Wir haben es uns nicht leicht gemacht, sondern auch lange mit der KITA gesprochen und uns schliesslich entschieden. Es war das Richtige. Selbst mit 5 hatte er anfangs Mühe loszulassen, wir sassen eine ganze Woche im KIGA neben ihm. Kognitiv war er fit, das wäre auch mit 4 gut gegangen, aber emotional und sozial war er noch lange nicht soweit. Diese extreme Schwellenangst legte sich erst ca. in der 5./6. Klasse, zuvor war jedes Abweichen vom Programm ein Problem. Er mag auch heute keine Veränderung, hat aber gut gelernt, damit umzugehen. Sozial hingegen ist er eher mit Freunden zusammen, die etwas älter sind. Nun geht es um die Berufswahl und ganz ehrlich: Er ist trotz Zurückstellung noch nicht soweit. Zwar fängt er langsam an, sich zu interessieren, aber von der Reife der Grossen ist das noch weit entfernt. Wir werden mal sehen wie es wird. Es gibt immer einen Weg.
Tochter (Maikind, heute 10 Jahre und 5. Klasse):
Sie kam mit 4 in den Kindergarten und wir haben keine Sekunde gezögert. Wäre es nach ihr gegangen wäre sie wohl mit 2 Jahren mit den Grossen mitgegangen. Sie mag kognitiv, sozial und emotional sehr gut mit und geht gerne zur Schule. Körperlich gehört sie klar zu den Kleinen. Letztes Jahr war sie als 4.-Klässlerin in der 3./4.-Mischklasse die Drittkleinste. Auch ist sie von der Pubertät noch weit weg, während doch einige ihrer Freundinnen langsam Rundungen bekommen. Das war anfangs v.a. im Sport ein Thema, sie hatte gerade beim Teamsportarten Mühe und auch Angst. Inzwischen hat sie das überwunden. Ihr Freundeskreis geht von Erstklässlern bis zu Achtklässlern, sie ist da sehr offen und umgänglich. Sie wird mit 15 aus der Schule kommen, wenn sie keine Mittelschule machen will. Was dann sein wird? Keine Ahnung, schauen wir dann. Aber ich kann einfach nur sagen, es wäre falsch gewesen, sie deshalb zurückzustellen.
Kinder sind verschieden und sie entwickeln sich verschieden. Daher bringt es wenig sich im Vorfeld viele Gedanken zu machen. Einfach auf sich zukommen lassen und achtsam bleiben. Dann kann man es gut dann anschauen, wenn das Problem aufkommt.
Kindergarten - Ablösung von Eltern
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Re: Kindergarten - Ablösung von Eltern
Die Grosse, 2008
Der Mittlere, 2011
Die Kleine, 2015
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Re: Kindergarten - Ablösung von Eltern
Mein Sohn und meine Tochter sind beide mit 4 Jahren in den Kindergarten gekommen (geboren im Frühling).
Tochter kam mit 14 ins Kurzeitgymi, Sohn mit 15 in die Lehre. Sie gehörten immer zu den Jüngsten. Ich hatte das Gefühl, dass sie durch ihr junges Alter in der Schule/Lehre natürlich gefordert waren, aber sie dass auch gefördert hat. Auch das Zusammensein mit älteren Schülern/Lehrlingen, es hat sich reifer und erwachsener gemacht, weil sie sich an ihnen orientiert haben.
Um meinen Sohn, der mit 15 die Lehre anfing, habe ich mir vorher Sorgen gemacht, und musste dann feststellen, dass er in der Lehre total über sich hinausgewachsen ist, sehr selbstbewusst, selbständig und erwachsen wurde. Er hat mich wirklich überrascht und das hätte ich so nicht erwartet. Nun hat er zwei Unterstifte, die älter sind als er, was er seltsam findet, ihn aber auch ein bisschen stolz macht.
Wie sie sich entwickeln und wie es läuft hätte ich ja im 1.Kindergarten niemals voraussehen können, von daher sehe ich es wie Danci: auf sich zu kommen lassen, den Kindern was zutrauen, und wenns dann nicht geht, gibt es auch Lösungen (3.Kindsgi-Jahr, Wiederholen, 10.Schuljahr usw)
Tochter kam mit 14 ins Kurzeitgymi, Sohn mit 15 in die Lehre. Sie gehörten immer zu den Jüngsten. Ich hatte das Gefühl, dass sie durch ihr junges Alter in der Schule/Lehre natürlich gefordert waren, aber sie dass auch gefördert hat. Auch das Zusammensein mit älteren Schülern/Lehrlingen, es hat sich reifer und erwachsener gemacht, weil sie sich an ihnen orientiert haben.
Um meinen Sohn, der mit 15 die Lehre anfing, habe ich mir vorher Sorgen gemacht, und musste dann feststellen, dass er in der Lehre total über sich hinausgewachsen ist, sehr selbstbewusst, selbständig und erwachsen wurde. Er hat mich wirklich überrascht und das hätte ich so nicht erwartet. Nun hat er zwei Unterstifte, die älter sind als er, was er seltsam findet, ihn aber auch ein bisschen stolz macht.
Wie sie sich entwickeln und wie es läuft hätte ich ja im 1.Kindergarten niemals voraussehen können, von daher sehe ich es wie Danci: auf sich zu kommen lassen, den Kindern was zutrauen, und wenns dann nicht geht, gibt es auch Lösungen (3.Kindsgi-Jahr, Wiederholen, 10.Schuljahr usw)