Guten Morgen, Frau Saxer,
herzlichen Dank, dass Sie unsere Fragen beantworten.
Ich habe eine Frage zur Bedeutung des Fluors in der Zahnpflege.
Unser anthroposophisch orientierter Kinderarzt empfiehlt die Verwendung einer Zahnpasta ohne Fluor. Unser streng schulmedizinischer Zahnarzt empfiehlt dringend die Verwendung einer Zahnpasta mit Fluor und konnte mir bei unserem ersten Besuch mit meiner Tochter (2,5) eine ganze Reihe von Schäden aufzählen, die ihre Zähne beim Gebrauch fluorfreier Zahnpasten davontragen würden.
Ich handhabe es so, dass ich die Zahnpasten für meine Tochter immer wieder abwechsle. In Zeiten, in denen sie viel Zahnpasta isst (sie putzt häufig und ausgiebig selbst ihre Zähne, bevor ich nachputze, und isst dabei ordentlich Zahnpasta), achte ich darauf, dass fluorfreie Zahnpasten verwendet werden.
Bei mir selbst habe ich im Laufe meines Lebens (mit fluorhaltigem Trinkwasser und Fluorzahnpasta aufgewachsen) beobachtet, dass ich in den Jahren, in denen ich als Erwachsene mit fluorfreien Zahnpasten meine Zähne geputzt habe, keine Karies hatte, während in den Jahren mit Fluorzahnpaste nicht selten bei der jährlichen Kontrolle eine Karies entdeckt wurde.
Wie verhält es sich nun mit der Bedeutung des Fluors in der Zahnpflege und Kariesprävention? Ist es nicht das Wichtigste, die Zähne mit der Bürste manuell von dem sich über die Stunden angesammelten Belag auf den Zähnen zu befreien? Ist das Fluor wirklich so entscheidend?
Herzlichen Dank für Ihre Antwort und freundliche Grüsse
Abenaa
Nun, wenn Sie uns "Schulmediziner" bzw. "Schulzahnmediziner" fragen ist die Antwort klar: Fluoride sind unentberlich.
Ich weiss, dass antroposophische Ärzte, Naturheiler und viele alternative Mediziner gar keine Freude an unseren Fluoriden haben. Die Studien sprechen aber in meinen Augen eine klare Sprache. Beispiel:
Anfang der 60 Jahre hat man begonnen im Kanton Zürich die Schulkinder 6 mal im Jahr die Zähne mit Fluorid-Gelée reinigen zu lassen. Man erreicht eine 80% Kariesreduktion.
Im Kanton Glarus, fast zur selben Zeit, hat man die Bäcker dazu verpflichtet fluoridiertes Kochsalz für ihr Brot zu verwenden. Man hat annähernd die gleiche Kariesreduktion erreicht wie im Kanton Zürich...
Was jetzt nicht heissen soll, dass man die Zähne nciht putzen soll... für die Zahnfleischgesundheit ist es unumgehbar die Bakterienbeläge 2 mal (Erwachsene, 3mal bie Kinder) pro Tag zu entfernen.
Sie haben absoult recht, wenn Sie sagen, dass es eigentlich genügt die Beläge zu entfernen... nur kriegen Sie das mit der Zahnbürste alleine nicht hin. Die Beläge müssen wirklich rund um den Zahn in allen Nischen zu 100% entfernt werden: also auch zwischen den Zähnen. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Belagsentfernung bei Kleinkindern auch wirklich ausreichend gut erwirkt werden könnte.
Andere recht gute Methode wäre, wie die Pfahlbauer im Schweizer Fernsehen, sich wieder so zu ernähren wie unsere Vor-Vorfahren. Man konnte bei den TV-Pfahlbauern auch tatsächlich feststellen, dass diese innerhalb von 3 Wochen keine kariesaktiven Bakterien mehr im Mund hatten, weil sie nicht mehr in Kontakt mit der heute normalen Menge an Zuckern (vergärbaren kurzkettigen Kohlenhydraten).
Zu Ihrer Beobachtung Ihrer eigenen Kariesaktivität möchte ich folgende Information liefern: (gültig beim Erwachsenen)
eine beginnende Karies entsteht nach 600mal Zucker essen oder anders gesagt innerhalb ca. 2 Jahren. Damit aus dieser kleinen Karies eine grosse Karies entsteht, benötigt es weitere 2 Jahre (alles Durchschnittswerte).
Heute sehen wir auch, dass Patienten mit einer beginnenden Entkalkung an einem Zahn (die sich zurückentwickeln kann und genesen kann) z.T. über 15 Jahre bestehen kann bevor sie wirklich geflickt werden muss (bei Patienten mit guter Mundhygiene und ständiger Benutzung von fluoridierten Zahnpasten).
Oder mit anderen Worten gesagt: ich würde nicht von einem fluoridierten Zahnpastajahr auf die im selben Jahr gefundene Karies schliessen.
... Aber ich weiss, schlussendlich geht's dahin, dass Sie einer Philosophie "glauben"... und wenn ich den alternativen Wissenschaften zu höre, hat jede etwas für sich. Da ich zu wenig Kenntnisse habe über diese Heilkunden, kann ich auch nicht abschliessend ein Urteil darüber fällen... ich kann nur aus meinem Praxisalltag und Erfahrugnen berichten, und diese stimmen für mich mit der "westlichen Zahnmedizin" überein.
Für mich persönlich für meine Gesundheit, stibitze ich mir überall das heraus, das mir die Schulmedizin ergänzt, da wo diese ihre Schwächen hat...
... schwierig, denken Sie?- ja ich weiss...