Herzlich Willkommen.
@Mai10
Ein Kind mit ASS muss in der Schule nicht zwingend auffallen. Es kommt oft vor, dass die Post dann erst zuhause so richtig ab geht. Je nach dem können sie sich ausserhalb zusammenreissen und irgendwann - meist dann daheim - geht das dann nicht mehr und die Auffälligkeiten zeigen sich dementsprechend heftiger.
Was du beschreibst sind viele sensorische Auffälligkeiten, bzw. Überempfindlichkeiten. Das kommt oft vor. Ich habe auch so ein Exemplar - er trägt nie Socken und kaum Hosen, also zuhause eigentlich nur Unterhosen, wenn er rausgeht oder Besuch kommt ist der Kampf um die Hosen gross und es geht lange nicht jede... Da er nicht zur Schule geht, kämpfe ich nur noch um Hosen wenns sein muss. Er will wenn er gross ist eh irgendwo wohnen, wo man nur Badehosen tragen muss


Auch Düfte sind ein Problem, Licht, Geräusche. Betreffend der Dusche, versuch mal welche Tageszeit am besten geht. Bei uns (Sohn und ich) ist es der Abend, dann ist die Sensibilität am geringsten. Dusche mit wenig Wasserdruck einstellen, dass es nur rausläuft, nicht spritzt, dann tun die einzelnen Strahlen auf der Haut nicht so weh. Haare waschen geht bei uns zum Beispiel erst, seit ich den Duschkopf mit kaum Druck direkt auf den Kopf halte. Ohne Abstand, dann piksen die Strahlen nicht.
Bei den Agressionen helfen bei uns sensorische Inputs. Gewichtsdecke, Reiskisten, Therapiebürsten, Hängematte. Und klare Strategien, die man über Monate oder Jahre eintrainiert für genau diese eine Situation, wenn man sie nicht vorher abfangen kann.
Wir hatten lange so ein Brett mit den verschiedenen "Wutstadien" drauf. Dazu Magnetbilder mit Dingen die ihm gut tun würden (Trampolin, Bücher, in den Arm nehmen, Essen...) Daran konnte er sich einschätzen (irgendwann, nicht von Anfang an). Oft spüren sie sich ja selbst entweder viel zu fest oder gar nicht. Merken weder Hunger, noch Trauer, oder Überreizung und alles was man zu spüren bekommt ist diese Wut. Unser Sohn hat so gelernt zu spüren wie die Wut wächst und bevor er den roten Bären oben an der Tafel erreicht hat, nach etwas zu "fragen", das ihm gut tun würde. Oder zu merken, he ich bin gar nicht wütend, ich hab Hunger. Langer Weg...
Bei verbalen Attacken sage ich welche Aussage ich nicht dulde, und wieso. Und seit drei Jahren: "Das nächste Mal wenn du xy, dann kannst du blablabla sagen/tun. Das wäre dann eine angemessene Reaktion." Manches habe ich schon tausend Mal gesagt, und manches, kommt nun langsam an und klappt.
Abklärung:
Haben wir beim KJPD gemacht, er war 3.5 und die Diagnose offensichtlich, auch ohne Psychologie- oder Medizinstudium. Die Psychiaterin war und ist betreffend der Ausprägung sehr offen, ja. Würde ich auch nicht anders wollen und erwarte ich so. Die ASS Abklärung bei Kindern stützt sich zu einem Teil auf die Fragebogen die die Eltern ausfüllen. Das ist normal. Dann gibt es noch Tests mit dem Kind zusammen.
Ich verstehe, dass du da nicht noch unbedingt mehr machen willst, bzw. sie nicht noch mehr Tests machen lassen willst. Geht uns mit anderen Tests ähnlich. Die Diagnose ASS hat im Prinzip ja vor allem einen Einfluss auf die Unterstützung in der Schule (die ihr scheinbar nicht braucht) und auf die Anerkennung der IV. Da muss aber ohnehin vor dem fünften Lebensjahr eine Diagnose her, damit Autismus (weil Geburtsgebrechen) anerkannt wird. Wenn es darum geht, dass ihr es wissen müsst, um das Familienleben tragbarer zu machen, reicht die Verdachtsdiagnose ja vorerst um andere Ansätze zu wählen und mal zu sehen, ob die funktionieren.
Du erwähnst das Ämtli, das wäre zum Beispiel etwas, wo du es recht einfach probieren kannst. Alles visualisieren, dann klappt es vielleicht. Wir machen viel mit oder nach TEACCH, visualisieren sehr viel. Übrigens auch, wenn gebrüllt wird und etwas wieder überhaupt nicht ankommt. Dann zeichne ich die Situation oder stelle sie mit Lego nach und im Anschluss die Alternative. Reden tut man ja meist an eine Wand
