Geburt von Emma Mia Maya

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ashu
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Geburt von Emma Mia Maya

Beitrag von ashu »

Geburtsbericht von Emma Mia Maya

Am 10. Dez. spürt Mami endlich so etwas wie Wehen. Sie hat schon über eine Woche darauf gewartet. Allerdings stellt es sich bald heraus, dass dies keine echten Wehen sind, sondern nur klitzekleine Vorboten. Um 4:00 Uhr morgens, am 11. Dezember 05, erwacht Mami mit einem höllischen Schmerz im Bauch. (Es war so schlimm, dass ich geträumt habe, ich werde als Hexe verbrannt.) Der Schmerz wiederholt sich alle fünf Minuten und ist im Wachzustand gut zu veratmen. Gegen fünf Uhr wird die Klinik vorgewarnt, doch Mami und Papi entscheiden sich noch bis um zehn Uhr daheim zu bleiben, da sie um zehn sowieso in der Klinik sein sollten, um die Geburt einzuleiten. Der Schmerz nimmt an Stärke zu und kommt jetzt alle drei Minuten, pünktlich wie ein Wecker. Die Autofahrt zur Klinik ist nicht gerade angenehm, aber fünf Wehen später ist sie erreicht.

Mami und Papi werden von der Hebamme freundlich begrüsst und es wird erst einmal der Wehenschreiber angehängt. Die Wehen sind sehr heftig, aber kommen etwas seltener (ca. alle vier/fünf Minuten). Für Mami ist es sehr unbequem, die Wehen auf dem Bett zu veratmen. Der Mumu ist etwa 2-3cm offen. Nach einem kurzen Ultraschall (Gewicht wird auf 3400g geschätzt) darf Mami endlich mit Papi in der Klinik umherwandern. Der Wehenschreiber ist mühsam, denn er zeichnet immer wieder den Puls von Mami auf, anstatt meinen Puls. Die Wehen lassen sich im Stehen an der Wand gut veratmen. Papi hilft immer mit, indem er gegen das Kreuz drückt. Gegen halb eins wird das Mittagessen aufgetischt, Mami isst wenig und ohne Appetit. Papi kriegt dafür umso mehr. Nach dem Essen gibt es die nächste Untersuchung, Mumu 5-6 cm offen, endlich geht der Schleimpfropf ab. Dann geht es in die Wanne (ca. um halb zwei). Die Wehen werden um einiges heftiger, aber die Pausen sind dafür sehr angenehm im warmen Wasser. Die Fruchtblase wird gestochen und nun geht es schnell voran, bald schon sind 7-8 cm erreicht. Dann gibt es Hebammenschichtwechsel. (Es muss gegen drei Uhr gewesen sein.) Nach einer weiteren Stunde ist die nächste Kontrolle fällig: Mumu immer noch max. 7cm auf. (Oje! Alle schmerzhaften Wehen im Wasser umsonst, also raus aus dem Wasser.) Mami schlottert furchtbar, alle warmen Tücher scheinen nicht zu helfen, sie versucht nochmal aufs Klo zu gehen, (Aua, alles tut weh!). Dann vergehen ein paar Wehen bis eine Stellung gefunden wird, in der sie sich gut veratmen lassen (Vierfüssler). Irgendwann will die Hebamme, dass Mami sich dreht für die nächste Untersuchung, der Mumu ist jetzt 8-9cm offen. Nun kriegt Mami das Tarzanseil, inzwischen schreit sie auch so ähnlich. Ich rutsche schön brav ins Becken und stosse mich mit den Füsschen ab. (Autsch!) Der blöde Wehenschreiber drückt Mami so fest auf den Bauch, dass sie ihn immer wieder mit der Hand wegschlägt. Die Hebamme ist nicht gerade begeistert. Irgendwann verliert Mami jegliches Zeitgefühl. Sie verlangt nach Schmerzmittel und v.a. nach einer Pause. Nichts da, ich will jetzt raus! Die Hebamme erzählt irgendwas von nur noch zwei Millimetern, doch Mami ist das egal, sie will eine Pause. Die Hebamme versucht den Rand noch wegzuschieben, aua sie soll das besser sein lassen, das tut weh. Dann kommt die Pause, die Wehen werden etwas anders und zwischendurch schwätzt Mami schon wieder mit der Hebamme über ihre Ausbildung und ihr Studium. Doch die Pause dauert nicht lange. Es beginnen äusserst schmerzhafte und undefinierbare Übergangswehen. Die ersten paar sind noch nicht ganz so schlimm und werden hauptsächlich dazu verwendet, Mamis Blase zu entleeren (Dass sich der Darm entleeren kann, wusste ich ja, aber die Blase, mein Gott, war mir das peinlich, ich wollte ernsthaft noch aufs Klo). Nachdem die Blase geleert ist, kommen richtig höllische Schmerzen, die überhaupt nicht mehr lokolisierbar sind. Mami hängt am Seil und schreit nur noch. Sie soll in den Schmerz pressen. (Wie das, wenn da kein Pressdrang vorhanden ist.) In der Pause (es tut immer noch alles weh), darf Mami nach meinem Kopf tasten, die Hebamme meint, es wäre nur noch ein kleines Stück, für Mami scheint es noch eine halbe Weltreise zu sein. Irgendwann entleert sich auch der Magen, Papi hält tapfer die Schüssel. Die Hebamme will immer, dass Mami sich nicht so krümmt am Seil (Mein Gott, das geht einfach nicht anders. Irgendwann war da nur noch Schmerz und ich in einer völlig anderen Welt). Plötzlich sind ganz viele Leute im Gebärsaal (ich glaube zwei Ärzte und noch eine Hebamme).Mami hört fern irgendetwas wie: „dem Baby geht es schlecht, Herztöne erholen sich nicht, Sie müssen vorwärts machen...“ (Oje, wie denn!) und dann spürt Mami, was richtige Presswehen sind. Sie presst und schreit und presst und schreit, genau dreimal, (laut Hebamme dauert die Pressphase fünf Minuten) dann ist mein Kopf draussen. Ich werde sofort von der Nabelschnur um den Hals befreit. Nach einem weiteren kurzen Weh sind die Schultern da und ich bin geboren.

Hilfe so klein, das ist das erste und einzige, was Mami noch denken kann. Papi ist so gerührt und hat Tränen in den Augen. Ich bin froh, gelandet zu sein, am 11. Dezember 05 um 18:30 Uhr. (47cm und 2800g)

Erst später habe ich erfahren, dass die Ärzte bereits die Glocke parat gemacht haben, und sie bei der nächsten Wehe angehängt hätten. Gottseidank hat Mami so gut gepresst (Geburtsvorbereitungskurs sei Dank) und mein Kopf ist heil geblieben. Nur geschnitten haben die Ärzte, aber das mussten sie wegen meinen Herztönen, Diese blöde Nabelschnur aber auch!

Mami durfte meine Nabelschnur durchschneiden, sie hat ganz schnell gemacht, da sie Angst hatte, mich zu schneiden. Irgendwie war der Sehsinn wohl etwas eingeschränkt. Die Hebamme und Ärzte lobten Mami, wie toll sie all diese Wehen veratmet hat und wie toll und effektiv sie gepresst hat. Die ganze Geburt hat insgesamt 14.5 Stunden gedauert. Mami konnte die Komplimente gar nicht richtig annehmen, da sie nudelfertig war und überhaupt nicht das Gefühl hatte, irgendetwas toll gemacht zu haben. Danach wurde ich noch abgesaugt und Mami zugenäht, dann wurden wir erstmal allein gelassen. Mami war nur erschöpft und konnte sich noch gar nicht richtig vorstellen, dass ich das Baby bin, das neun Monate in ihrem Bauch drin war. Auch ich musste mich erst an den Blick in diese neue, alte Welt gewöhnen.

Hier endet normalerweise ein Geburtsbericht, doch meiner geht weiter. Nach neunzig Minuten kamen die Hebammen zurück, sie untersuchten mich und klein Emma. Emma war gesund und munter und durfte schon mal versuchen, etwas Milch zu kriegen. Doch dann stellte man fest, dass ich zu viel blute. Es wurden mir mehrere Medikamente gespritzt, um die Blutung (scheinbar aus der Gebärmutter) zu stoppen. Aber alle Medikamente nützten nichts. Also entschied man sich, nachzuschauen woher die Blutung kommt, d.h. ich wurde gegen Mitternacht in Vollnarkose versetzt und operiert. Man musste Risse am Muttermund und an der Scheideninnenwand vernähen. Ich habe währenddessen selig geschlafen, leider nur etwa 30min. Danach begann der Horror. Ich musste aus der Narkose aufwachen, wurde zurück ins mittlerweilen gereinigte (Ich habe ziemlich Blutseen hinterlassen) Gebärzimmer gebracht. Ich wollte nur noch schlafen, habe mir geschworen, nie wieder zu gebären (allerhöchstens mit Wunschkaiserschnitt ohne Vollnarkose). Durch die Aufwachmittel nach der Narkose konnte ich leider überhaupt nicht einschlafen. Irgendwann habe ich nur noch geheult. Mein Mann war inzwischen nach Hause gefahren. Schliesslich brachte man mir die kleine Emma, mein Baby. Noch immer ein völlig fremdes Wesen. Gegen vier Uhr wurde ich endlich zu den Wöchnerinnen verlegt. Leider konnte ich auch da nicht schlafen. Es war so heiss und ich so müde, aber im Kopf wirbelten tausende Gedanken. Da kam ein Augenblick, der war wunderschön: Emma weinte, ich hielt ihr meine Hand hin, sie beruhigte sich und ich war verliebt, frisch verliebt in dieses kleine Geschöpf. Ich war unglaublig fasziniert und überwältigt von diesen Gefühlen.

Während Emma den nächsten Tag fast ununterbrochen schlief, konnte ich erst nach ca. 40/42 Stunden wieder schlafen.

Inzwischen ist Emma schon elf Tage alt und ich bin erstaunt, wie schnell die Schmerzen vergessen sind. Teilweise habe ich richtig Mühe, mich an die Einzelheiten der Geburt zu erinnern. Es gibt ihn wirklich, den hormonellen Filmriss. Ein zweites Kind, klar doch, jederzeit. Emma ist ein Goldschatz und aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken. Nach dem Wochenbettstress erholen wir uns zu Hause richtig gut.

Als letztes noch, aber eigentlich am allerwichtigsten, möchte ich mich ganz herzlich bei meinem Schatz bedanken. Er hat mich in der Schwangerschaft bereits schon tatkräftig unterstützt und meine Gefühlschwankungen tapfer ertragen und er hat die ganze Geburt miterlebt und mitgearbeitet, obwohl er sich das erst gar nicht vorstellen konnte. Er hat mir durch Druck die Wehen erleichtert, mir gut zugesprochen und die Kotzschüssel hingehalten. Er war nicht beleidigt als ich seine Berührungen nicht mehr ertragen konnte und hat mir am Schluss den Kopf gekühlt. Er ist nicht in Ohnmacht gefallen, obwohl es eine sehr blutige Geburt war und hat total übermüdet gewartet, bis die Not-Op vorbei war. Er hat mich im Wochenbett unterstützt und meine Heulanfälle ertragen. Und er ist jetzt schon der beste Papa, den ich mir für unsere Emma vorstellen kann. Ich danke dir ganz herzlich dafür, ich liebe dich!
MIA (Dez 05), FEE (Sept 07) OSCAR (Jun 09) und CASPAR (Jan 12)
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Peekerin

Beitrag von Peekerin »

Hallo ashu

Du hast einen wunderschönen Geburtsbericht geschrieben, war richtig gerührt!

Es tut mir leid hattest du nicht so eine schöne Geburt und dann noch die Operation, du arme du! Ich hatte leider auch keine schöne Geburt, die mit einem Not-KS endete! :(

Auf jeden Fall zählt dass man gesunde wundervolle Kinder hat und dafür bin ich ewig dankbar!!

Ich wünsche dir alles alles Gute mit deiner Kleinen und viel Spass beim weiteren Kennenlernen!!

Liebe Grüsse
Peekerin mit Bohni

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ashu
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Beitrag von ashu »

@peekerin
ja, man vergisst die schmerzen schnell und so ein kleines geschöpf ist wirklich wundervoll. habe den bericht extra schnell nach der geburt geschrieben, weil ich nicht alles vergessen wollte. inzwischen denke ich schon viel lockerer über meine geburt und im vergleich zur ss war sie ja auch schnell vorbei, schnell aber intensiv und eigentlich doch schön.

es liebs griesli
ashu
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Würmli Mami
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Beitrag von Würmli Mami »

Hoi Ashu

Läck, da hesch Du aber es Geburtserläbnis gha :shock: .
Hesch es uh herzig gschribe, vo Dim Töchterli us, bin grad grüehrt gsi. Finds au schön, dass Du trotz dene Schmerze, scho wieder übere Geburt tuesch nachedänke, zum Glück vergisst mer ja schnäll :wink:

Gnüss Die Ziit mit klein Emma

grüessli
s' Würmli Mami mit em Nick
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ashu
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Beitrag von ashu »

ja man vergisst wirklich schnell, jetzt sind schon zweieinhalb monate vergangen. und so hinterher muss ich sagen, war es ja bloss ein tag voller schmerzen und mir geht es blendend und emma ist ein absolut problemloses kind. bin grad richtig glücklich.
ist schon interessant, wieviele leute inzwischen meinen bericht gelesen haben. danke, dass du deine meinung hingeschrieben hast, tut gut.

es liebs griesli
ashu
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MaryLou
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Beitrag von MaryLou »

Hoi ashu

Danke für deinen Geburtsbericht! Bin froh dass du die Schmerzen und die Not Op einigermassen verkraftet hast.
..tönt vielleicht komisch, aber mein Gedanke dazu war, dass es einfach doch nicht allen Frauen so "ring" geht bei der Geburt..(hatte auch Komplikationen). Du hast ja einen super Mann, und das ist ja sehr viel Wert!
Fands übrigens sehr schön, den Moment wo du dich in deine Tochter verliebt hast :)

Wünsche dir alles Gute mit deinem Goldschatz!
MaryLou

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