Am 16. August 2007 war der ET von Yven Finn. Da ich schon meinen ersten Sohn übertragen habe, musste ich ja auch diesmal wieder damit rechnen. Am ET-Tag ging ich am Morgen in den Kantonsspital Aarau um ein CTG und SS-Kontrollen zu machen: Am Nachmittag ging ich mit Tim in die Krabbelgruppe und wir hatten einen schönen Nachmittag. Hätte mich nicht ständig jemand nach dem ET-Tag gefragt, ich hätte es wohl vergessen. Aber so habe ich immer schön brav geantwortet: Eigentlich heute

Am 17. August 2007 habe ich wie immer Tim angezogen, mich zurechtgemacht, den Hund versorgt und alles eingepackt, um im Wald spazieren zu gehen. Ich hatte an diesem Morgen ein zaghaftes Ziehen im Rücken und hatte während dem Spaziergang das Gefühl, dass heute der grosse Tag sein könnte.
Wieder zu Hause habe ich gegen Mittag ein regelmässiges mensartiges Ziehen im Bauch bekommen. Aber es war noch ganz schwach und leicht zu übergehen. Trotzdem bin ich dann mit Tim zusammen in die Badewanne gestiegen um zu schauen, ob es „echte“ Wehen sein könnten. Die Wehen gingen nicht weg, taten aber auch nicht wirklich weh bzw. wurden nicht viel stärker. Gegen 14.00 Uhr habe ich dann meinen Mann angerufen und ihm mitgeteilt, dass ich Wehen habe und er heute evt. eher Feierabend machen soll. Er hat nämlich gut 1 Stunde für nach Hause und ich hatte Angst, dass er dann plötzlich im Freitag-Abend-Stau stecken bleibt, wenns dann wirklich losgehen sollte. Mein Mann kam dann gegen 15.00 Uhr nach Hause. Ich hab unterdessen im Spital angerufen, um ihnen mitzuteilen, dass ich evt. heute noch vorbeikomme. So als Vorwarnung

Ich fuhr dann zusammen mit Tim einige Dörfer weiter. Mein Mann musste noch sein Ersatzauto zurück in die Garage bringen. Ich fuhr ein bisschen verkrampft, aber es ging ganz gut. War dann trotzdem froh, als mein Mann einstieg. Man weiss ja nie, ob Wehen stärker werden.
Wir sind so gegen 16.00 Uhr im Kantonsspital eingetroffen. Tim, mein Mann und ich gingen nach oben und ich wurde ans CTG angehängt. Man hat gesehen, dass ich schön regelmässige Wehen hatte, aber immer noch gut aushaltbar. Der Befund: Gebärmutterhals bis auf 1cm verstrichen, Mumu ca. 2 Fingerbreit offen.
Sie haben mich dann mit einem Lavendelbad wieder nach Hause geschickt und gesagt, ich soll wieder kommen, falls die Wehen stärker werden, Abgänge da sind etc.
So gegen 17.30 Uhr sind wir wieder zu Hause angekommen. Da wir Hunger hatten, hat mein Mann den Grill angefeuert und ich habe mich um ein Risotto in der Küche gekümmert und bin ständig ums Haus gelaufen, um die Wehen anzuregen oder zu verarbeiten.
So gegen 18.15 Uhr hatte ich plötzlich ein „ungutes“ Gefühl bzw. die Wehen wurden schlagartig stärker und kamen plötzlich im 2 Minuten – Rhythmus. Ich liess das Risotto stehen und ging nach oben ins Schlafzimmer um zu schauen, wie sich die Wehen entwickeln. Ich wollte nicht unten bleiben, da ich nicht wollte, dass Tim Angst bekommt, wenn Mami mehr atmen muss. So gegen 18.40 Uhr kamen die Wehen massiv stärker und ich konnte sie schlicht nicht mehr veratmen. Mein Mann kam nach oben und fragte wie es geht bzw. ging schnell wieder runter ans Telefon. Er hat meine Tante angerufen, dass sie schnell kommt um auf Tim aufzupassen und ins Spital telefoniert. Er hat den Hebammen gesagt, dass ich plötzlich gekrümmt und schreiend alle 1-2 Minuten Wehen habe. Die Hebammen haben meinen Mann aufgefordert SOFORT mit mir ins Kantonspital zu kommen. Nicht auf die Tante zu warten, sondern sofort abzufahren.
Mein Mann kam nach oben, hat mich gepackt und nach unten gezogen. Als er mich gefragt hat, ob ich noch 15 Minuten aushalten kann, bis meine Tante kommt, habe ich nur gesagt: Ich weiss nicht, ich …..aaaaaahhhhhhhh. Ich hab notfallmässig noch einen Schoppen zusammengeschüttelt für Tim und mein Mann hat mich und Tim gepackt und ins Auto geworfen. Ich wollte nicht ins Auto, ich hatte plötzlich einen solchen Druck nach unten. Ich wollte aber auch nicht zu Hause bleiben…was ich eigentlich wollte, weiss ich auch nicht mehr..

Mein Mann hat dann gehandelt und ist mit uns ins Krankenhaus gefahren. Die Fahrt war der absolute Horror. Ich hatte ca. alle 2 Minuten massive Wehen, die kaum auszuhalten waren, der Druck nach unten wurde immer stärker und ich hab die Beine zusammengepresst und mich auf alle Seiten in dem Auto gegen etwas gestemmt. Mein Mann fuhr am Schluss mit Warnblinkanlage, da meistens kein Überholen etc. möglich war. Mein Sohn hat hinten nur mit grossen Augen das Geschehen beobachtet und zum Glück nicht losgeheult. Er hat gegen Ende sogar ein Nickerchen gehalten

Im Kantonsspital angekommen, stieg ich sofort aus und lief Richtung Lift. Mein Mann hat mich gestützt, da ich kaum mehr laufen konnte. Das Auto stand sperrangelweit offen, Tim war noch im Auto, aber ich musste sofort rauf in den Gebärsaal. 2 nette Damen hielten mir den Lift auf und fragten, ob sie uns helfen konnten. Sie schauten dann zu Tim, während mein Mann mich in den Gebärsaal brachte. Ich wurde gleich von 2 Hebammen in Empfang genommen und auf ein Bett gelegt. Kaum auf dem Bett, bin ich wieder runtergejuckt und stammelte nur: „Ich kann nicht, ich kann nicht“. Nach der Wehe warfen mich die Hebammen schon fast wieder aufs Bett. Ich schaute genau dann auf die Uhr: 19.45 Uhr. Sie untersuchten mich und sagten nur: „Sie dürfen pressen, das Kind will zur Welt kommen“. Ich wollte aber nicht pressen, ich habs mir die ganze Zeit untersagt. Und überhaupt: „Wo ist mein Mann?“ Die Hebamme machte sich sofort davon, um meinen Mann zu holen. Der war mittlerweile wieder bei Tim. Meine Tante war auch eingetroffen und hat Tim übernommen. Die Hebamme sagte zu meinem Mann „ Kommen sie sofort nach oben, oder sie verpassen die Geburt“: Zusammen kamen sie kurz darauf auch wieder ins Gebärzimmer. Als mein Mann mir versicherte, dass Tim gut versorgt und glücklich sei, habe ich dann doch angefangen zu pressen. Nach 4-5 Presswehen war unser 2. Wunder auch schon da: 20.01 Uhr: Yven Finn ist mit einer Grösse von 54 cm und einem Gewicht von 3750 Gramm zur Welt gekommen. Ich konnte ihn gleich in die Armen nehmen und mein Mann hat die Nabelschnur durchgeschnitten. Der Arzt versorgte dann noch ein kleiner Riss und wir konnten unser Glück noch gar nicht fassen. Es ging plötzlich so schnell.
Nach einer Stunde kam dann auch Tim ins Gebärzimmer und wir konnten unser neues Glück zu viert geniessen. Yven hat gleich kräftig an der Brust gezogen, uns ging es allen sehr gut. Ich konnte auch gleich wieder aufstehen und duschen. Deshalb gingen wir dann auch 6 Stunden später alle nach Hause. Willkommen in unserer Familie Yven Finn, willkommen im Leben. Wir lieben dich über alles. Mit Dir wurde unsere Familie und unser Glück komplett.
Ich muss hier auch nochmals ein Kränzchen für meinen Mann winden. Er hat absolut richtig reagiert, als ich gar nicht mehr reagieren konnte. Und er hat mir wie schon bei Tim bei der Geburt die Hand gehalten und mich unterstützt.