Nach sieben Monaten Geduld haben, hielt ich am Samichlaustag endlich einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen. Wir freuten uns gewaltig. Die Freude wurde jedoch schon früh getrübt, weil ich Blutungen bekam. Nach 2 wochen war dann aber alles vorbei und ich immer noch schwanger. Dafür begann die Übelkeit...tja...und die hielt an bis in den 6.Monat. Mit täglichem Erbrechen. Das hät ich nicht gedacht, aber daran kann man sich schon beinahe gewöhnen. Erwachen, aufstehen, kotzen, Frühstück essen...das war mein Rhythmus

Der Rest der Schwangerschaft verlief gut, ich fühlte mich einfach sehr, sehr schwer und kämpfte mit dem zusätzlichen Gewicht.
Termin war am 13.August 05.
In der Woche vor dem Termin hatte ich immer wieder starke Kopfschmerzen und endlich kam ich mal auf die Idee den Blutdruck zu messen. Der war dann prompt 170/100. Das war mir nicht so geheur und ich hab ins Spital angerufen. Die liessen mich einrücken und weil ich schon so nah am Termin war, liessen sie mich gar nicht mehr heim, obwohl eine Gestose nicht wirklich bewiesen war. So verbrachte ich noch einige Tage im Spital.
Am Abend vor Termin schlugen mir die Ärzte vor einzuleiten. (Heute weiss ich es besser und ich bereu es, dass ich da zugestimmt habe) Mir wurde ein Zäpfen gegeben mit dem Kommentar, dass es bestimmt nicht reicht und noch weitere gegeben werden müssen. Mitten in der Nacht bin ich dann aber mit Wehen erwacht und hab mal der Schwerster geklingelt. Sie hat mich dann in den GEBS geschickt. Dort wurde ich untersucht und leider war der Befund noch nicht grad hammermässig. Die Hebamme gab mir ein Zäpfli gegen die Schmerzen, was jedoch nichts brachte. So verbrachte ich noch einige Zeit auf dem Bett, bis ich fand, es sei an der Zeit, dass mein Mann mal aufstehen und zu mir kommen soll. Er kam so gegen 07.00 Uhr ins Spital. Frisch rasiert und schön angezogen. Er wollte an so einem besonderen Tag richtig gut aussehen

Ich durfte dann bald in die Wanne in einem anderen Zimmer. Dort wurden die Wehen stärker und für mich nur noch schwer zu ertragen. Die Hebamme verliess immer wieder das Zimmer und hat uns kaum angeleitet oder informiert. Das empfinde ich im Nachhinein sehr, sehr schad, es hätte mir sicherlich geholfe, zu wissen, wie weit ich war, was ich machen könnte, um es erträglicher zu haben...Von diesem Moment an schloss ich die Augen und öffnete sie eigentlich erst wieder, als alles vorbei war. Die Hebamme zitierte mich dann schon bald aus der Badewanne auf den Boden, auf eine Matte...Da wurde ich wieder untersucht und sie forderte mich auf, aufs Bett zu gehen. (Warum weiss ich natürlich nicht). Das Dumme war, dass das Bett in einem anderen Zimmer war. So musste ich füdliblutt, mit Wehen im Minutenrhytmus über den Gang marschieren, am Büro vorbei, wo mehrere Leute sassen und ins andere Zimmer wechseln. (Wenn ich mir das heute überlege, find ich das etwas vom Erniedrigsten, was geschehen kann- wo bleibt die Intimsphäre?!?!?) Unterdessen war es bereits Nachmittag und für mich war es kaum mehr auszuhalten. Vorallem verlangte die Hebamme, dass ich ständig von einer Seite zur anderen drehen sollte. Dies schaffte ich nur mit ihrer Hilfe, für mich war das die reinste Qual. Ich wurde ständig untersucht, katheterisiert und unterdessen liefen auch Medikamente, um die Wehen mit grösseren Abständen, aber stärker werden zu lassen. Ich weiss noch, dass ich ständig sagte: Scheisse, scheisse, scheisse und als ich wirklich nicht mehr hin und her drehen konnte, "ginggte" ich einem Arzt in den Bauch und ich glaub, da haben sie endlich kapiert, dass ich es NICHT mehr lustig fand. Auf jeden Fall wurde mir innert kürzester Zeit eine PDA gelegt. Das war nach 13 Stunden stärkster Wehen. Die PDA war super und ich konnte mich etwas entspannen. Nach 2 Stunden kamen dann die Presswehen, so sagten es mir auf jeden Fall die Ärzte und die Hebammen. Es waren einige Leute im Zimmer. Und plötzlich hiess es, sie nähmen jetzt die Saugglocke...die wurde angedockt, ich musste noch 2,3 Mal pressen und endlich, endlich war unser kleiner David da. Er wurde mir auf die Brust gelegt und ich konnte es gar nicht fassen. Er war wunderschön und mein Mann und ich konnte nur staunen.
Nun hörte ich den Chefarzt zum Oberarzt sagen: Du hast genau 20 Minuten Zeit um das alles zu Nähen! Hoppla, dachte ich. Es wurde eine Stunde genäht (dank PDA spürte ich nichts) und mein Mann sagte mir, es hätte wie in einer Metzgerei ausgesehen. So viel Blut....
Ich fühlte mich hundslausig. Hab genau gemerkt, dass ich Kreislaufprobleme habe und doch hat mir nie jemand den Blutdruck gemessen. Ich konnte kaum das Bett wechseln ohne Hilfe. Auch hatte ich eine Gesichtsfarbe wie die Bettwäsche- hellgelb! Dies sagte mir der Besuch auch noch nach 2 Wochen!
Nach einiger Zeit wurden wir aufs Zimmer gebracht. Dort verabschiedete sich mein Mann schon bald, da wir alle sehr müde waren. David hat bereits geschlafen, nachdem er einige Schlucke getrunken hat an der Brust. Und mir vielen auch die Augen zu. Doch um Mitternacht wurde ich geweckt, da ich Wasserlösen sollte, 6 Stunden nach der PDA. Die Nachtwache "schleickte" mich wortwörtlich auf den Gang zur Toilette. Dort versuchte ich zu erledigen, was von mir erwartet wurde. Doch ich füllte nur einen Topf voll Blut. Das hat mich etwas schockiert, ich hab geklingelt und ich wurde wieder ins Zimmer gebracht. Dort fasste ich einen Katheter. Das war mir recht, so musste ich nicht mehr aufstehen, denn mein Kreislauf machte dies nicht mit. Die nächsten 5 Tage waren für mich eine Qual. Ich kümmerte mich selbständig um David, aber nur mit Müh und Not. Hilfe wurde mich kaum angeboten, obwohl ich keinen Schritt machen konnte, ohne dass mir schwindlig wurde. Ich merkte genau, dass ich viel zu viel Blut verloren hatte. Doch auch dies wurde erst am 3. Tag routinemässig kontrolliert. Der Wert war auf 70 und normal ist 120-140. Das hat mir so einiges erklärt.
Vorallem erfuhr ich mit einem Blick in den Spiegel auch endlich, was so fest geblutet hat: und zwar hatte ich 5 Risse. 2 Vaginale Risse (die bluten eben saumässig), 2 Schamlippenrisse und 1 Dammriss. (Somit war mir auch klar, wieso der gute Oberarzt eine geschlagene Stunde nähen musste. Ein Rätsel ist mir aber weiterhin, wieso mir das niemand gesagt hat und ich erst im schriftlichen Austrittsbericht genau lesen konnte, was alles gerissen war). Ich fühlte mich einfach völlig geschunden und erniedrigt. Starke Männergewalt riss per Saugglocke mein Kinder aus mir raus und hinterliess mich verwundet, verstümmelt, blutend und...

Mein Kreislauf erlaubte mir erst am 5.Tag duschen zu gehen und bis dahin hat mir niemand auch nur die kleinste Hilfe angeboten bei der Körperpflege und es wurde sogar erwartet, dass ich im Aufenthaltsraum frühstückte, obwohl ich nur einige Minuten auf den Beinen sein konnte, ohne zu kollabieren...am 7.Tag bin ich dann nach Hause, weil ich wusste, dass mein Mann mir eine grosse Hilfe sein wird zu Hause. Doch dort bekam ich bereits in der 1. Nacht 39 Grad Fieber, was ich in meinem geschwächten Zustand einfach nicht aushielt. Am nächsten Tag ging ich mit einer Brustentzündung wieder in den Spital, wo ich Antibiotika i.v. bekam und eine weitere Woche bleiben musste.
So verbrachte ich insgesamt 3 Wochen im Spital. Und zu Hause benötigte ich noch ca.2 weitere Monate bis ich mich wieder einigermassen fit fühlte. Für mich war klar: Nie mehr, lasse ich eine solche Geburt und Behandlung über mich ergehen.
Die Zeit mit David genoss und geniesse ich aber jeden Augenblick und er ist die beste Bereicherung in unserem Leben. Unterdessen haben wir auch noch eine Tochter bekommen. Zu gegebenem Zeitpunkt werde ich über diese, ach so andere Geburt berichten.