Meine geliebte Tochter
Bereits vor deiner Zeugung wusste ich, dass ich dich mit Kaiserschnitt zur Welt bringen würde. Mein Becken ist zu eng für eine natürliche Geburt. Als wir wussten, dass unser kleines Wunder in meinem Bauch am Wachsen war, bereitete mir das Wissen um den geplanten Kaiserschnitt schon Sorgen. Schliesslich las und hörte ich überall, dass eine natürliche Geburt das Beste wäre für das Kind und das leuchtet mir vollkommen ein. Wieso sollte etwas anderes als der vom Schöpfer geplante Weg das Beste sein? Ein zweiter Gynäkologe bestätigte mir aber, dass für uns nur ein Kaiserschnitt in Frage käme. Schliesslich akzeptierte ich diese Tatsache. Dein Papi und ich würden immer unser Bestes für dich geben und im Fall deiner Geburt würde das eben ein geplanter Kaiserschnitt sein.
Der Geburtstermin wurde auf den 15. Juni festgelegt. Wir fanden es schon komisch, deinen Geburtstag mitbestimmen zu können. Ich hoffte immer, ich würde ein wenig vorher Wehen bekommen, damit du dich wenigstens etwas auf deine Geburt vorbereiten könntest. Damit war aber nichts und so gingen Papi und ich plangemäss am 15. Juni um 13 Uhr ins Spital. Wir waren beide nervös, aber auch riesig gespannt auf dich und voll freudiger Erwartung. Ich bekam mein Zimmer zugewiesen, die Infusion wurde gesteckt – und dann begann das Warten, bis der OP-Saal frei war. Papi und ich vertrieben uns die Zeit mit Spiele machen und scherzten, wenn ich gewinnen würde, wärst du ein Mädchen, wenn Papi gewinnen würde, ein Junge. Ich gewann…
Schliesslich war es so weit, die Hebamme brachte mich in den OP-Saal. Ich war so stolz auf deinen Papi, der mit uns kam. Er kann nämlich überhaupt kein Blut sehen und muss sich beim blossen Gedanken an eine Spritze hinsetzen. Trotzdem hat er sich entschieden, bei deiner Geburt dabei zu sein und mich zu unterstützen. Ich war ja so froh darum! Während er mit dem Gynäkologen einen Espresso trank, wurde ich von einem sehr netten und fürsorglichen Anästhesie-Team umsorgt. Ich war ruhig und zuversichtlich und dachte ganz fest an dich, mein Kind, und versuchte, dich darauf vorzubereiten, dass du gleich auf die Welt geholt würdest.
Die Spritze war gesetzt, dein Papi war da, der Arzt hatte getestet, ob die Narkose wirkte und dann fing er mit dem Kaiserschnitt an. Ich spürte ein Rucken, der Anästhesist sagte „Jetzt ist genau 18 Uhr“ und dann hörte ich ein Weinen. Dein Weinen! Das war der schönste Moment meines Lebens. Unser Kind war da, unser kleines Wunder! Ich habe erst in dem Augenblick wirklich begriffen, dass wir tatsächlich Eltern werden. Dein Papi stand wagemutig auf, schaute über das Tuch vor meiner Brust und rief: „Ein Mädchen!“ Liebe Sofie, ich hatte immer das Gefühl, dass da in meinem Bauch ein Mädchen wächst und ich freute mich ganz fest, von deinem Papi zu hören, dass es tatsächlich so war.
Du wurdest mir in ein Tuch gewickelt auf die Brust gelegt und ich konnte dich willkommen heissen und dir sagen, wie sehr wir uns auf dich gefreut hatten. Zum ersten Mal bewunderte ich deine vielen schwarzen Haare und deine wunderschönen blauen Augen. Danach gingst du mit Papi und der Hebamme zum Wägen und Messen und ich wurde genäht. Der Arzt meinte amüsiert, unser Spielorakel habe ja tatsächlich funktioniert… Ich konnte ihm und allen Anwesenden nur danken, dass sie mir geholfen haben, dich auf die Welt zu bringen.
Dann wurde ich auf die Aufwachstation gebracht, wo ich voller Glück und Ungeduld auf meine Familie wartete. Schliesslich kamst du auf Papis Armen zu mir. Wie habe ich es genossen, dich in die Arme zu schliessen, mein geliebtes Kind!
Am nächsten Morgen (nach einer nahezu schlaflosen Nacht) wurde ich von der Infusion befreit und konnte aufstehen. Ich habe die Bauchoperation ohne Komplikationen und grosse Schmerzen überstanden. Dir merkte man am Anfang noch an, dass du ohne Vorwarnung aus meinem Bauch geholt worden bist. Du hast viel geschlafen und kaum einmal die Augen geöffnet. Es war schön, in den nächsten Tagen zu beobachten, wie du immer mehr auf dieser Welt ankamst.
Liebste Sofie, ich habe dich von Anfang an geliebt, du wurdest von deinem ersten Schrei an das Wichtigste für mich. Je besser wir uns kennen, desto inniger wird diese Liebe. Ich kann nur staunen, was für eine wunderbare Tochter Gott uns anvertraut hat.
In Liebe, dein Mami
Kaiserschnitt - nicht gewünscht, aber notwendig
Moderator: Phönix
hallo aravis 
das hast du sehr schön geschrieben - deine Tochter wird dir für diese innigen zeilen sicher sehr dankbar sein... (wenn sie dann mal lesen kann!!!)...eine totale Liebeserklärung - aber mir gehts genau wie dir, denn mein "kleinster" ist mein "grösster"...
doch ich muss aufpassen, dass ich seinen grossen bruder gleich behandle... ich hatte auch kaiserschnitt wie du wegen dem becken und ich empfand es ebenfalls als "komisch", den geburtstag mitbestimmen zu können, aber wie schon gesagt: lieber so statt Risiko!
alles liebe
ramona

das hast du sehr schön geschrieben - deine Tochter wird dir für diese innigen zeilen sicher sehr dankbar sein... (wenn sie dann mal lesen kann!!!)...eine totale Liebeserklärung - aber mir gehts genau wie dir, denn mein "kleinster" ist mein "grösster"...

alles liebe

ramona
Hallo aravis
Du hast wirklich einen sehr schönen Geburtsbericht geschrieben. Was ich so aus deinen Zeilen lesen kann, hast du dich gut mit deiner unabänderlichen Situation arrangiert und bewundere dich dafür, wie gelassen du das alles nehmen konntest. Ein Kaiserschnitt und alles was dazugehört ist ja kein Kinderfasching!
Du hast wirklich einen sehr schönen Geburtsbericht geschrieben. Was ich so aus deinen Zeilen lesen kann, hast du dich gut mit deiner unabänderlichen Situation arrangiert und bewundere dich dafür, wie gelassen du das alles nehmen konntest. Ein Kaiserschnitt und alles was dazugehört ist ja kein Kinderfasching!