Die Geburt von Mateo Alejandro

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Moderator: Phönix

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Isa-züri

Die Geburt von Mateo Alejandro

Beitrag von Isa-züri »

Der errechnete Geburtstermin unseres kleinen Bauchbewohners wäre ja eigentlich der 01.Oktober 2007 gewesen. Dieser Tag verstrich jedoch ohne dass ich eine einzige Regung von unserem Würmli spürte, die mir sagte,dass es bereit auf die Welt zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt der Schwangerschaft war ich schon etwas ungeduldig und auch etwas nervös. Ich wollte, dass es bald los geht und ich meinen kleinen Schatz endlich in die Arme schliessen konnte. Auch Marco hatte den beruflichen Stress mit Umzug soweit hinter sich. Somit war der Zeitpunkt also nicht schlecht. Beim Frauenarzt, bei dem ich an diesem besagten 1. Oktober noch einen Termin hatte, zeigte das CTG Wehentätigkeiten auf, die ich aber nicht im geringsten spürte. Auch der Muttermund war noch vollständig geschlossen. Dem kleinen Würmli ging es aber noch sehr gut bei mir. Es hatte genügend Fruchtwasser und die Plazenta versorgte das Kleine einwandfrei. Ich wurde also entlassen und bekam einen nächsten Kontrolltermin für den drauffolgenden Freitag. Auch in den nächsten Tagen blieb alles ruhig. Auch der letzte Kursabend der Schwangerschaftsgymnastik am Donnerstag brachte nicht die erhoffte wehenauslösende Wirkung. An diesem Abend beschloss ich nicht mehr so verkrampft zu warten und rechnete damit am 10. Oktober zu entbinden. Mehr als 10 Tage Übertragen werden ja nicht mehr abgewartet, so sagte mir mein Frauenarzt. Am Freitgamorgen erwachte ich mit einem komischen Ziehen am Bauch und Rücken. Ich schenkte dem aber wenig Beachtung, da ich diese Symptome nicht als Wehen einstufte, da sie ja nicht kamen und gingen. Am Nachmittag machte ich mich dann auf den Weg von Zürich nach Rapperswil um das letzte Mal zu meinem Frauenarzt zur Kontrolle zu gehen. Am CTG zeigte es wieder Wehen an, die ich diesmal sogar zu spüren glaubte. Der Ultraschall bestätigte auch diesmal, dass genügend Fruchtwasser vorhanden war und auch die Plazenta noch gut arbeitete. Der Frauenarzt stellte bei der Vaginaluntersuchung fest, dass der Muttermund nun fingerbreit offen wäre und es ihn nicht wundern würde, wenn es bald losginge. Na das waren doch mal erfreuliche Nachrichten. Es wurde dann aber doch noch ein Termin für eine wietere Kontrolle im Triemli-Spital vereinbart, falls in den nächsten zwei Tagen nichts auf die Geburt hindeuten sollte. Nach dem Termin beim Frauenarzt, war ich noch mit meiner Mutter zum Kaffee verabredet. Mir war zunehmend unwohler und das Ziehen im Rücken und am Bauch nahm zu. Meine Mutter befürchtete schon ich werde dann auf der Rückfahrt nach Zürich im Zug gebären. Die Zugfahrt überstand ich ohne grössere Probleme. Ich war aber froh, als ich in Zürich aus der S-Bahn aussteigen konnte und dass Marco mich am Bahnhof in Empfang nahm. Auch er merkte, dass ich mich nicht wohl fühlte. Um 17.00 Uhr waren wir dann wieder zu Hause und leichte Wehen kamen nun in ca. 10 min Abständen. Um 18.00 Uhr stieg ich in die Wanne und die Wehen flauten ab. Ich dachte mir, dass es das wohl gewesen ist und legte mich gemütlich aufs Sofa wo ich noch etwas Tv schaute. Marco wusste mich gut aufgehoben und ging wie jeden Freitag in den Ausgang. Ich bestand allerdings darauf, dass er sein Handy mitnahm, was er eh getan hätte. Etwa um 01.00 Uhr begann die Wehentätigkeit wieder. Die Wehen wurden auch immer regelmässiger und stärker. Um 02.00 Uhr rief ich Marco an, dass er nach Hause kommen soll. 10 min später war er da und überwachte die Zeitabstände zwischen den Wehen, die nun alle 7 min kamen. Wie im Schwangerschaft-sgymnastikkurs gelernt veratmete ich die Wehen und entspannte mich in den Pausen. Um 02.45 war es Marco und mir nicht mehr wohl zu Hause und wir riefen in der Maternité im Triemli an. Die Hebamme am Telefon meinte, wenn es mir zu Hause nicht mehr wohl sei, sollen wir kommen. Während Marco ein Taxi organisierte, pakte ich meinen vorbereiteten Rucksack mit allen nötigen Utensilien zusammen und zog mich an. Um 03.10 war auch schon das Taxi da und fuhr uns ins Triemli. Während der Fahrt kamen immer wieder Wehen. Ich versucht so leise wie möglich zu atmen, um den Chauffeur nicht zu schockieren, der uns dann vielleicht noch rausgeworfen hätte weil er keine Sauerei in seinem Auto wollte. Diese Befürchtung war aber umsonst, denn der nette Taximann wünschte uns viel Glück als er uns um 03.30 in der Maternité ablieferte. Vor der Gebärabteilung wurden wir von der Hebamme empfangen, die uns ins Vorbereitungszimmer führte. Dort wurde ich ans CTG angeschlossen. Wie befürchtet, kamen die Wehen nun weniger häufig und weniger heftig. Ich rechnete schon damit, dass wir nochmal nach Hause geschickt werden. Die Hebamme untersuchte dann den Muttermund und meinte nur: „Sie gehen heute nicht mehr nach Hause, der Muttermund ist schon 5cm offen!“ Poah! War ich erleichtert, schon 5cm, schon die Hälfte von den gesamten 10cm die er sich öffnen muss. Nun kamen auch die Wehen wieder regelmässig und heftig. Vom Vorbereitungszimmer wurden wir jetzt ins Gebärzimmer begleitet. Ich konnte sogar noch wählen, ob ich das Gebärzimmer mit Badewanne wollte. Ich wollte, denn mam weiss ja nie. Im Gebärzimmer Nr.2 zog ich mir erst einmal das grosse bequeme T-shirt aus Marcos Kleierschrank an und legte mich aufs Bett. Wie gelernt veratmete ich die nun kurz hintereinander auftretenden Wehen. Um ca 05.30 Uhr untersuchte die Hebamme ein weiteres Mal den Muttermund der nun bereits 7cm offen war. Auch die Fruchtblase fühlte sich laut Hebamme prall an und konnte jeden Moment platzen. Unser Würmli sträubte sich aber noch etwas dagegen auf die Welt gedrängt zu werden.
Es lag noch immer ziemlich weit oben. Auf Empfehlung der Hebamme bekam ich homöopathische Kügelchen die dem Baby etwas Starthilfe leisteten. Um 06.00 Uhr dann eine weiter Untersuchung des Muttermundes, der nun ganz offen war. Kurz darauf sagte die Hebamme, dass sie beim Tasten irgend etwas entdeckt habe, dass nicht ganz stimmte. Ich weiss nicht mehr genau um was es ging irgendwas mit Fruchtblase und Plazenta. Sie werde auf jeden Fall den Arzt rufen, der ein Ultraschall macht um sicher zu gehen. Falls sich aber der Verdacht bewahrheitet könne es Komplikationen geben, die einen Notkaiserschnitt mit Vollnarkose erfordern. Ich war erst einmal geschockt! Notkaiserschnitt wollte ich auf keinen Fall. Kurz vor 06.30 Uhr kam der Arzt mit dem Ultraschallgerät und wollte mich untersuchen. Gerade hatte ich aber eine starke Presswehe und plötzlich macht es plopp und ich spürte eine warme Flüssigkeit aus mir herausströmen. Die Fruchtblase war geplatzt. Die Ultraschall untersuchung ergab dann zum Glück auch nichts aussergewöhnliches und die Geburt konnte ihren natürlichen Lauf nehmen. Welch eine Erleichterung! Ich hatte jetzt ziemlich starke und schmerzhafte Presswehen. Auch hatte ich immer wieder den Krampf im rechten Oberschenkel. Das war echt furchtbar. Marco massierte immer wieder mein Bein und verschaffte mir so Linderung. Ich hatte nun auch permanente Schmerzen im Unnterbauch, so dass ich glaubte zerrissen zu werden. Laut Hebamme lag Würmlis Köpfchen auf einem bestimmten Nerv, was die Schmerzen verusachte. Um 07.00 Uhr war dann Hebammenschichtwechsel. Ich hätte heulen können! Ich wollte nicht dass nun jemand anders kam der mich so hilflos und vor Schmerz schreiend sah. Ich war aber so mit den Wehen beschäftigt und aufs Atmen konzentriert, dass ich schlussendlich gar nicht mehr richtig darüber nachdenken konnte wie ich das nun finden sollte. Und die 2. Hebamme war auch richtig nett und hilfreich mich durch die Presswehen zu begleiten. Ausserdem war da ja noch Marco, der mir nicht von der Seite wich, mich anspornte und sich nichts anmerken liess wenn sich meine Fingernägel in seine Haut gruben. Die nächste Untersuchung der Hebamme um 07.30 ergab, dass Würmli im Geburtskanal festsass. So bakam ich noch einmal ein homöopathisches Mittel, das dem Kleinen helfen sollte runter zu rutschen. Auch musste ich von der Seitenlage in den Vierfüsslerstand wechseln um dem Kleinen etwas zu helfen. Es viel mir echt schwer mich in diese Lage zu bringen. Mir schmerzte der Rücken so dass ich glaubte auseinanderzubrechen. Ich wollte meinem kleinen Würmli aber unbedingt helfen und so nahm ich alle meine Kraft zusammen und wechselte die Lage. Leider funktionierte alles nicht so gut wie wir uns das vorstellten und ich bekam noch ein Wehenförderndes Mittel gesprizt. Das wirkte. Die nächste Wehe war so stark und lang, dass Würmli in Rekordgeschwindigkeit rutschte. Das war des guten zu viel für das Kleine. Sein Puls ging rasant in die Höhe. Um Würmli eine Verschnaufpause zu gönnen spritzen sie mir dann ein Wehenhemmendes Mittel. Von dem ganzen Drama bekam ich nicht wirklich viel mit. Ich war viel zu beschäftigt mit Atmen und Pressen. Marco hat mir dann später alles genau erzählt. In der Wehenpause, die auch mir durch die Medikamnte verschafft wurde, drehte ich mich wieder in die mir bequemere rechte Seitenlage. Nun folgten die Presswehen Schlag auf Schlag und für mich war das Gefühl wie wenn ich auf dem Klo das grosse Geschäft loswerden müsste. Ich glaube zwischendurch kam auch einmal ein Gegeli. So peinlich! Zum Glück hatte ich keine Zeit darüber nachzudenken. Marco schrie plötzlich: „Ich seh schon die Haare! Es hat dunkle Haare!“ Ab dem Augennblick presste ich was das Zeug hielt und versuchte die Wehen gut auszunutzen. Marco und die Hebamme spornten mich an und das verlieh mir gleich noch mehr Kraft und Wille vorwärts zu machen. Die Hebamme fragte mich dann noch ob ich mal das Köpfchen fühlen wolle. Ich wollte nicht und wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden und gebären. Die Hebamme drängte dann auch nicht weiter. Im Nachhinein bereue ich es aber fast ein bisschen, dass ich nicht gefühlt habe.Beim Damm war dann wieder Sendepaus. Er dehnte sich einfach nicht genug und das kleine Köpfchen rutschte nach jeder Wehe wieder zurück. Die Hebamme versucht mit warmen Kompressen den Damm weicher zu machen. Leider nützte alle Mühe nichts. Für klein Würmli wurde es auch langsam Zeit durchzukommmen. Ein Dammschnitt war unumgänglich. Es wurde nach dem Arzt geläutet, der kam und bei der nächsten Wehe schnitt. Das tat verflucht weh und ich schrie vor Schmerz laut auf. An dieser Stelle seien alle diejenigen der Lüge bestraft, die behaupten ein Dammschnitt braucht keine Narkose, weil er nicht schmerze weil beim Höhepunkt einer Wehe geschnitten werde! Das war nämlich der schmerzhafteste Moment der ganzen Geburt! Und dann plötzlich hiess es: „Das Köpfchen ist da! Nicht mehr pressen!“ Da mir der Schnitt aber so eingefahren war, konnte ich gar nicht anders als den Schmerz wegzudrücken und ich presste einfach weiter. Und dann spürte ich wie der Druck von meinem Bauch und Rücken weg ging. Der kleine Mateo war geboren! Marco wurde gefragt ob er die Nabelschnur durchtrennen will. Er hat sich aber bereits Wochen vor der Geburt entschieden diesen Akt professionellen Händen zu überlassen. Es gab auch gar kein Gedränge darum, sondern seine Entscheidung wurde akzeptiert, was Marco sehr erleichterte. Und dann bekam ich mein Baby auf den Bauch gelegt. Mateo sah so süss aus blutverschmiert wie er war. Und ich überquoll vor Glück. Und Marco auch. Wir konnten es kaum fassen, das wir so ein Wunder zustande gebracht haben und es nun tatsächlich in unseren Armen halten durften. Mateo war zwei Stunden bei mir im Arm, bevor er gewaschen, gewogen und gemessen wurde. In diesen zwei Stunden hat er sogar schon das erste Mal an meiner Brust getrunken. Was für ein Glücksmoment!
Leider hat es mir bei der Geburt auch die Vagina gerissen und die Schamlippen verschrammt. So musste der Arzt ziemlich lange an mir herumnähen, was sehr unangenehm war. Natürlich bekam ich für dieses Prozedere eine lokale Betäubung. Und schlussendlich war mir jetzt alles egal denn ich hielt das schönste im Arm was man sich nur vorstellen kann, Marcos und mein Sohn!

Sumsi

Beitrag von Sumsi »

Wunderschön geschrieben und die besten Glückwünsche zur Geburt von Mateo Alejandro.

Wünsche euch eine schöne Kennenlernzeit.

lg sumsi

Wuscheli

Beitrag von Wuscheli »

Sali du!

Hast du wirklich wunderschön geschrieben, musste grad eine Träne wegwischen! Wünsche euch Dreien alles Gute für eure Zukunft!

Grüssli

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cay
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Beitrag von cay »

super geburtsbericht!! :wink: hatte auch die selben eindrücke bei meiner spontangeburt.. du hast die geburt wirklich 1 zu 1 beschrieben, wies sich anfühlt.. mit den wehenhemmer und dem wehenmittel wars bei mir sehr ähnlich.. bei mir ist die übergangsphase zu schnell gegangen, da mussten sie wehenhemmer spritzen und zum schluss gings dann fast wieder zu langsam, da bekam ich wehenmittel.. alles gute und eine wunderschöne zeit wünsche ich euch..
Mini Bandi...wo mich zumene stolze Mami machd!

*Bäbimami 10.2007*
*Bus-Spezialischt 05.2009*
*Zaubermaus 01.2012*

Isa-züri

Beitrag von Isa-züri »

Vielen lieben Dank euch allen für eure Feedbacks :P
Euch auch alles Liebe mit euren Wundern!

@Kugelfischli
Na da bin ich nun aber auch froh, dass ich nicht die einzige bin die, den Dammschnitt so schmerzhaft empfunden hat. HAb schhon Zweifel gehabt, ob ich wohl ne Memme bin :wink:

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