Es war der 24.12.2006 und ich war schon vier, für mich laaaaange Tage über dem berechneten Entbindungstermin am Warten. Mein Arzt hatte mir nach der letzten Kontrolle schon den Einleitungstermin im Spital Uster gefixt, am 26.12.2006 um 08:00 Uhr sollte es also spätestens los gehen. Vor dem Einleiten war mir regelrecht bange und so war ich schon am Stunden zählen, als es dann doch zum Glück von alleine los ging. Am 24.12 verspürte ich am Nachmittag plötzlich ein regelmässiges Zusammenziehen der Gebärmutter. Es war anfänglich nur ein Ziehen, wie bei ein bissel stärkeren Mens-Schmerzen halt. Ich hab dann auch fleissig auf die Uhr geguckt, aber die Abstände blieben bei 10 Min. Da wir am Abend zum Weihnachten feiern bei meiner Tante eingeladen waren, wollte ich dann wissen woran ich bin und hab den Wehentest mit einem heissen Bad gemacht. Die Wehen sind weder verschwunden, noch stärker geworden, sie blieben genau gleich wie vor dem Bad. Ich hab mir überlegt zuhause zu bleiben, aber ich dachte mir, wenn ich jetzt absage und mich auf’s Sofa lege, regiert bestimmt Murphy’s Law und die Wehen verschwinden wieder. Also sind wir losgefahren und haben gefeiert. Langsam wurden die Kontraktionen stärker, aber nicht so, dass ich es für unerträglich empfunden hätte, im Gegenteil, ich war während den Kontraktionen am lachen und quatschen. Beim Nachhause fahren hab ich dann wieder auf die Uhr geguckt. Nun kamen sie im 5min Abstand, aber immer noch gut erträglich. Zuhause haben wir dann noch einen Spätfilm geguckt und um 2:30 Uhr hab ich meinen Schatz ins Bett geschickt, er solle mal vorschlafen. Das ich nicht schlafen konnte war mir klar, inzwischen taten die Kontraktionen doch schon ordentlich weh. Mir hat jedoch mal jemand gesagt, richtige Wehen kommen aus dem Rücken und wenn man ned mehr sprechen kann, soll man ins Spital gehen. Weder kamen meine Wehen aus dem Rücken, ich spürte nach wie vor nur die Gebärmutter sich zusammenziehen, noch hätte ich nicht nicht mehr sprechen gekonnt während den Wehen. So hab ich mir die Zeit dann mit Aufräumen und alles bereitstellen für den Aufbruch vertrieben. Um 04:30 tauchten die Wehen im 3-4min Abstand auf und ich hab im Spital angerufen. Die Hebamme meinte dann auch gleich, ich solle doch mal vorbei kommen. Ich hab also meinen Schatz aufgeweckt und wir sind losgedüst ins Spital Uster. Beim Empfang im Spital hat mich der diensthabende Herr an der Zentrale dann ned so ernst genommen, weil ich immer noch am lachen und scherzen war. Er meinte ich soll mal zum Untersuch gehen, so wie ich aussehe, schicken die mich bestimmt wieder heim, dass könne noch lange dauern. Wenn sich da mal ned einer getäuscht hatte…..

Die Hebamme hat mich dann zwei Stockwerke weiter oben in Empfang genommen und gleich mal untersucht, Gewicht, Blutdruck war okay, Muttermund bei 3cm offen. Ich war ein bissel enttäuscht, rechnete ich mir doch mit diesem Befund noch 8-9h aus, die die Geburt dauern würde. Nun, auch ich sollte mich täuschen… Anschliessend musste ich ans CTG. Es war inzwischen knapp 06:00 Uhr und mir ging’s immer noch sehr gut. Nach der dritten oder vierten Wehe die das CTG aufgezeichnet hatte, machte es plötzlich „plopp“ und ich spürte es zwischen meinen Beinen nass werden. Die Fruchtblase war geplatzt und das Fruchtwasser war schön klar rosa. Die nächsten Wehen die dann kamen waren schon viel heftiger und ich bekam nen kleinen Ausblick auf das, was mich noch erwartete. Ich hatte dann das Gefühl nimmer liegen zu können und wollte aufstehen. Mein Schatz holte die Hebamme, die das Fruchtwasser checkte und zufrieden nickte, sie gehe jetzt mal den Gebärsaal vorbereiten. Ich hab mich dann aus den nassen Hosen geschält und bin nochmals auf die Toilette. Die Wehen wurden von da an, immer schmerzhafter und ich war bei 2min Abständen angelangt, die leider ned lange anhalten sollten. Ans Sprechen während den Wehen war nicht mehr zu denken, aber das Lachen zwischen den Wehen war mir noch ned vergangen, wusste ich doch, dass mein kleines Schätzeli sich jetzt auf den Weg macht und mir die Einleitung erspart bliebe.
Im Gebärsaal wurde mir dann als erstes einen Katheter gelegt und nach dem vierten Mal in meinen Arm stechen, sass der dann auch. (mein Arm ist heute 6Tage später noch blau und grün

Von nun an ging es dann ziemlich rassig, auch wenn ich das erst im Nachhinein sehe. Ich hab mir im Voraus gedacht, dass ich wahrscheinlich im Liegen gebären möchte, doch als es dann richtig losging, konnte ich keine andere Position halten, als im Schneidersitz auf dem Bett zu sitzen und mich mit jeder Wehe am Bett festzuklammern. Die Wehen wurden nochmals intensiver und ich hatte schon Mühe mit dem Wehen verschnaufen. Das Problem war, dass sich ab diesem Zeitpunkt die Wehenpausen einstellten. Während ein normales CTG schöne Bergauf und Talfahrten anzeigt, hatte ich zwar tolle Bergauf-Kurven, die dann aber beim Abwärtsgehen in der Hälfte der Talfahrt anhielten für ein paar Sekunden und gleich wieder raufschraubten auf 100%. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren und es musste inzwischen wohl so um die 08:00 Uhr gewesen sein, als ich nur noch am heulen war. Ich wollte nur noch 2min Ruhe von den Wehen haben, aber dieser Wunsch wurde ned erfüllt. Bei einer erneuten Mumu-Kontrolle wurde festgestellt, dass die Wehen wenigstens ihren Zweck erfüllten, ich war schon bei 7-8cm offen, was ja wirklich sehr rasant war. Mir wurde immer wieder nahegelegt, tief und gut einzuatmen und ruhig zu bleiben, die Hebamme beruhigte mich wo sie nur konnte, die Praktikantin redete mir gut zu und mein Schatz hielt meine Hand und massierte meinen Rücken. Da die Wehen immer mehr über mir zusammenschwappten, brüllte ich dann irgendwann nach einer PDA. Ich hatte den Befund von 7-8cm geöffnetem Mumu im Hinterkopf und dachte mir, dass ich das SO keine weiteren 3-4h aushalten würde. Wie gesagt, mein Zeitgefühl war total abhanden gekommen. Da der Anästhesist aber noch in einer OP war, sagt mir die Hebi, dass es noch 30min dauert. Okay dachte ich mir bei jeder Wehe, noch 30min, noch 29min, noch 28min, das schaffst du noch.
Doch dann war die Hebamme nicht mehr wirklich mit den Herztönen von unserem Kleinen zufrieden. Sie sackten immer mehr ab und erholten sich ned mehr. Plötzlich stand da auch die Oberärztin im Raum und studierte mit der Hebi zusammen das CTG. Mir schwante nix Gutes, war ich doch allgemein krankenversichert, und weiss das in dem Falle die Oberärztin erst dann kommt, wenn etwas ned in Ordnung ist. Der Kleine hätte zuviel Stress durch die andauernden Wehen und erhole sich nicht mehr wurde mir gesagt. Darauf hin wurde mir ein Wehen-Hemmmittel gespritzt, damit wir uns erholen könnten, aber dieses wirkte nicht. Also gab man mir die Sauerstoffmaske, um tief durchzuatmen, aber auch dies nützte unserem Kleinen nicht viel. Was man zu diesem Zeitpunkt nicht wusste war, dass mein Mini irgendwann mal während Schwangerschaft ein bissel zu doll Purzelbäume im Bauch geschlagen haben muss, in der Nabelschnur war ein echter Knoten drin. (was absolut selten sei, wie ich mir später erklären liess) Während der Schwangerschaft stellte dieser Knoten kein Problem dar, aber jetzt während der Geburt, wo der Kleine immer weiter in den Geburtskanal rutschte, zog sich der Knoten fest und die Sauerstoffversorgung wurde gestört. Nur von Aussen war dies natürlich nicht ersichtlich und so rätselten alle, wieso sich der Kleine ned erholt. Inzwischen war der Anästhesist eingetroffen, doch nach einem weiteren Untersuch, der zeigte, dass der Mumu jetzt schon bei 9.5cm sei, meinte die Oberärztin, es sei jetzt zu spät. Ehrlich, in dem Moment dachte ich, ich sterbe, ich heulte und brüllte die Ärztin an, dass ich jetzt meine PDA will, jetzt, jetzt, jetzt, dass ich es nicht schaffen würde ohne.
Plötzlich kam dann wieder eine riesige Hektik auf, mir wurden diese runden Heftplaster auf die Brust geklebt und ich dachte erst noch, dass ich jetzt doch die PDA erhalte. Zum Glück war mir ned bewusst, dass das schon die ersten Massnahmen für einen allfälligen Notkaiserschnitt waren. Wieder standen alle um das CTG und ich versuchte zu erhaschen, wie es um die Herztöne meines Kleinen stand, aber die Hebi antwortete mir nicht und sagt stattdessen, der Kleine müsse JETZT SOFORT auf die Welt kommen. Wie ich später erfahren hab, waren die Herztöne des Kleinen zu diesem Zeitpunkt auf 40-60 Schlägen unten, normal wäre 120-160 gewesen.
Sie sagte mir, dass sie jetzt den Muttermund vollständig aufdehnen muss, damit man den Kleinen holen kann, was sie dann auch während dem Erklären tat. Das tat dann nochmals verdammt weh, was ich auch raus schrie, und sie entschuldigte sich fast, dass sie das ja wisse, aber es müsse jetzt sein. Irgendwann wurde noch ein Dammschnitt gemacht, aber das hab ich überhaupt ned mitbekommen. Dann war auch schon die Oberärztin mit der Saugglocke da. Diese einzuführen und am Kopf des Kindes anzudocken war gleich nochmals mörderisch. Die Hebi erklärte mir dann, dass ich bei der nächsten Wehe voll pressen soll. Ich sagte noch, ich hätte doch noch gar keine Presswehen, aber sie meinte nochmals, dass Kind müsse JETZT sofort auf die Welt kommen. Bei der nächsten Wehe presste ich dann voll, die Hebamme drückte sich mit ihrem ganzen Gewicht auf meinen Bauch und die Oberärztin zog. Ich spürte nur noch wie sich der Kopf des Kleinen seinen Weg bahnte und schrie was ich nur konnte. Das hört sich jetzt kitschig an, aber ich dachte echt, es zerreisst mir das Becken und ich sterbe. Es tat verdammt weh und als die zweite Wehe kam, sagte die Hebi noch, ich solle ned schreien, sondern mich voll auf’s Pressen konzentrieren. Ich dachte noch, ja sie hat ja gut reden… Noch zwei weitere Wehen, und dann war der Kopf draussen und der ungeheuere Druck liess nach; und noch eine Wehe und mein kleiner Schatz Léon Marc Dominic war um 09:10 Uhr mit 49cm und 3100gr geboren.
Kaum war er auf der Welt, erholte er sich sofort von den ganzen Strapazen und schloss den APGAR-Test dann auch mit 9-9-10 ab. Auch mir ging es sofort wieder gut, wie man es so schön in den Klischees hört, man spüre keine Schmerzen und vergesse diese sofort. Okay, ich spürte wirklich keine Schmerzen mehr, zu überwältigt war ich von unserem Kleinen, aber ERINNERN kann ich mich sehr wohl noch, wie doll es weh getan hat.

Aber das Gefühl, als man ihn mir auf die Brust gelegt hat, ich könnte gleich wieder losheulen vor Rührung. Das war so ein schöner Moment, das kleine Menschlein endlich in den Armen halten zu dürfen, dass man jetzt 10 Monate im Bauch getragen hat, endlich die Füsschen zu betrachten, die einen immer wieder spüren liessen, dass da jemand heranwuchs und natürlich in diese grossen verwunderten Augen zu blicken, die einen da so fragenden anguckten. Mein Schatz und ich waren einfach nur überwältigt.
Die Hebamme ist dann ein paar Stunden später erneut zu uns gekommen und hat uns die ganze Geburt nochmals erklärt, wie, wo, wann, was passiert ist. Am Schluss ist ja alles so rasant gelaufen, das unter dem Zeitdruck der Dringlichkeit keine Zeit mehr für Erklärungen blieb, sondern einfach gehandelt werden musste. Ich war ihr sehr dankbar für dieses Gespräch, dass sämtliche meiner Fragen beantwortete. Sie war ein echter Engel während der Geburt, und hat es verstanden mich immer wieder neu zu motivieren, wenn ich dachte ich schaffe es nicht.
Hochachtung habe ich auch vor meinem Schatz. Ich stelle es mir sehr schwierig vor, seinen geliebten Partner so mit Schmerzen zu sehen, und das Gefühl der Hilflosigkeit ertragen zu müssen. Er war für mich eine sehr grosse Hilfe, wie er mir moralisch und psychisch beistand, nie von der Seite wich und sich um mich kümmerte.
Inzwischen ist unser Kleiner 6 Tage alt und beschert uns täglich so viele schöne Momente. Ich hab manchmal immer noch das Gefühl ich könnte platzen, nur diesmal vor lauter Liebe zu unserem Sohn, der unser Leben jetzt mit uns teilt und uns immer wieder zum lachen und staunen bringt. Ich bin unendlich dankbar dafür, dass er trotz allen Strapazen gesund und munter auf die Welt kommen durfte und uns jetzt in eine ganz andere Dimension von Liebe einführt. Danke.