
Am 28. Januar, 6 Tage vor dem ET, war mein letzter Termin beim Frauenarzt. Der Muttermund war bereits 1cm geöffnet und ganz weich – die Geburt könnte also jederzeit losgehen. Der FA manipulierte den Mumu noch etwas, was Wehen auslösen sollte, und meinte es dauere sicher keine Woche mehr.
Tatsächlich begleiteten mich am nächsten Tag immer wieder kleinere Wehen, aber nichts wirklich dramatisches. Mein Mann war ziemlich angespannt – irgendwie schien er etwas zu spüren.
Ich wollte die Geburt forcieren, und machte mich daran die ganze Wohnung gründlich zu staubsaugen. Bis in den hintersten Winkel bin ich gekrochen

Zu Hause hatte ich noch ein kleines Fläschchen Rizinus-Öl.. ich trank davon 2 EL mit Schweppes. Nützts nüt so schads nüt, dachte ich.. und mein FA hatte mir tags zuvor versichert, es könne dem Kind nichts passieren.
Prompt bekam ich ca. 2 Stunden später starken Durchfall – und immer wieder erträgliche Wehen, wie Mensbauchweh. Inzwischen war mein Mann von der Arbeit zu Hause und fragte immer wieder, ob die Wehen denn nun stärker seien

Wir schauten zusammen das Fussball-Pokalspiel Dortmund gegen Bremen (GG ist Dortmund-Fan), was Dortmund 3:2 gewann. Praktisch zeitgleich hörte ich ein Knacken in meinem Bauch. Da ich schon davon gehört hatte, ging ich zur Toilette – und hatte was rosafarbenes in der Hose. Mein Herz begann sofort zu rasen! Ich rief nur „Schatz, ich glaube meine Fruchtblase ist geplatzt!“ Das war um ca. 22.30.
Ich lief aufgeregt ins Büro und dort machte es dann PLATSCH und das ganze Fruchtwasser lief in Strömen herunter. Ich zurück auf die Toilette, um keine Schweinerei anzurichten.. nun war auch GG nervös, wir blickten uns an – es ging endlich los!! Ich war sowas von aufgeregt.. so lange hatten wir auf diesen Augenblick gewartet!
Ich rief im Spital an und sagte, dass wir in der nächsten Stunde kommen würden. Wir wollten es gemütlich angehen. Doch wie angerührt bekam ich plötzlich starke Wehen, so dass ich mich jeweils irgendwo festhalten und sie verschnaufen musste. Und sie kamen jetzt schon im 3-Minuten-Takt! Nun hatte ich es eilig.. schnell die letzten Utensilien ins Köfferli und ab ins Auto.
Um 23.15 fuhren wir los.
Im Spital mussten wir noch 10 Minuten warten, da genau zeitgleich ein zweites Päärli mit geplatzter Blase einrückte. Ich war so genervt.. kämpfte mit den Wehen und wollte endlich untersucht werden, stattdessen liess uns die Hebamme im Untersuchungszimmer erneut alleine, es war zuviel los. Eine halbe Ewigkeit verstrich, ehe sie wieder kam und mich endlich ans CTG hängte. „Ja, sie haben tatsächlich Wehen“, meinte sie. Na klar hab ich Wehen! dachte ich nur

Nach einigen Minuten CTG und echt schmerzhaften Wehen (im Liegen waren sie noch stärker) durften wir in einen Gebärsaal umziehen. Die Hebamme liess mir Wasser in die Wanne und ich hoffte, endlich bisschen längere Wehenpausen zu kriegen. Die Wehen kamen nämlich noch immer genau im 3-Minuten-Takt.
Leider passierte genau das Gegenteil – die Wehen wurden stärker und teilweise hatte ich gerade noch eine Minute zum verschnaufen. Wirklich entspannend war das Bad nicht, denn liegend konnte ich die Schmerzen nicht ertragen, es ging nur im Vierfüssler oder im Stehen.
Als ich schliesslich eine 2minütige Dauerwehe hatte, rief mein Mann die Hebamme, ich wollte aus dem Wasser raus. Ich bat um Schmerzmittel und wünschte mir nichts sehnlicher, als eine halbe Stunde schlafen zu dürfen.. eigentlich war mein Wunsch, es ohne PDA zu versuchen, aber meine Meinung änderte sich langsam.. Die Hebamme gab mir per Infusion ein bisschen Wehenhemmer, was aber nicht wirklich was brachte, ausser Herzrasen. Sie verabreichte mir noch irgendwas zum „Weichmachen“ des Mumu, der war nun 3cm offen. Ich war schon völlig erschöpft, fühlte mich als wäre ich schon Stunden dran. Dabei war gerade mal 2.00 Uhr

Die Hebamme wollte mich erneut am CTG. Das hiess erneut hinlegen, was die Wehen drastisch verstärkte.. ich hielt es kaum aus, seit einer guten Stunde ging der Wehenschmerz gar nicht mehr weg. Nichts von Pausen wo man sich erholen könnte..
Schliesslich stand ich auf und verlangte eine PDA. So konnte es nicht weitergehen. Sie rief die Ärztin, es hiess sie kommen so schnell es geht. In der Zeit untersuchte mich die Hebamme nochmals – Mumu schon auf 6cm! 3 cm in einer knappen Stunde.. die starken Wehen brachten immerhin ihre Wirkung.
Um drei Uhr kam die Anästhesie-Arztin mit ihrem Assistenten. Ich fühlte mich plötzlich wie in einem OP, die hatten einen riesigen Wagen mit allerlei Zeugs dabei und trugen einen Mundschutz.
Die Ärztin setzte die örtliche Betäubung, welche aber offensichtlich nichts nützte – ich spürte die grosse Nadel sehr deutlich und schmerzhaft. Dreimal


Doch nichts passierte. Ich hatte noch immer alle 2-3 Minuten starke Wehen, die PDA nützte nichts. Eine gute Stunde haben sie an mir rumgestochen und es hat NIX gebracht. Ich war am Ende und fragte die Ärztin, ob sie das eigentlich zum ersten Mal mache!?

Schliesslich griff die Hebamme wieder ein und untersuchte mich erneut. Ich krümmte mich vor Schmerz auf dem Bett. Dann die erlösende Nachricht: Mumu ist schon 10cm offen! Nur noch ein kleiner Saum bestehe, sagte sie mir. Die PDA war aber offensichtlich falsch gestochen, denn sie wirkte nur links. Mein linkes Bein war komplett eingeschlafen, ebenfalls mein Po. Aber rechts war alles wach und ich spürte die Wehen nun halt nur noch rechts, aber sehr stark.
Ich merkte, wie das Köpfchen des Babys nach unten drückte, und begann mitzuschieben. Nun kam der angenehme Teil, wenn man dem so sagen kann. Ich konnte endlich aktiv was tun. Mit jeder Wehe spürte ich, wie das Baby weiter runter rutschte. Ich freute mich regelrecht auf jede Wehe, dazwischen dämmerte ich halbwegs weg und nahm alles um mich herum nicht mehr recht wahr. Zentimeter um Zentimeter kamen wir weiter und ich fühlte mich wieder voller Energie. Ich wusste instinktiv was zu tun war und die Hebamme stand ruhig neben mir, ich habe diese Phase richtig entspannt in Erinnerung. Nun kam die Ärztin wieder hinzu und ich wusste, bald hab ichs geschafft!
Als die Ärztin plötzlich die Herztöne des Babys nicht mehr fand, und mit dem Messkopf nervös über meinen Bauch fuhr, nahm ich alle Kräfte zusammen und presste einfach weiter, auch ohne Wehen. Ich dachte, das Baby muss jetzt einfach raus. In einem Schub wurde der Kopf geboren und mit der nächsten Wehe war es geschafft! Um 4.44 Uhr. Niemals werde ich dieses Gefühl vergessen, als unser Sohn rausflutschte und schliesslich zwischen meinen Beinen lag, blau und käseverschmiert.. und er schrie! Ich konnte es kaum fassen.. mein Mann nabelte ihn ab und ich bekam ihn auf den Bauch.. endlich war er da, unser Ryan! Er war ganz warm und roch sooo gut..

Wir durften noch ganz lange so liegen bleiben, irgendwann wurde noch die Plazenta geboren (fand ich am mühsamsten, nochmals pressen zu müssen


6 Stunden nach der Geburt durften wir bereits nach Hause, das war die beste Entscheidung, es war wunderschön in den eigenen vier Wänden zu sein.
Ich bin so dankbar für unseren Sohn und dass alles so reibungslos und schnell lief.. und für meinen Mann, der mir so gut beistand während dieser Turbogeburt.
