Also:
Nein, geplant warst du nicht. Ein Unfall. Mmmmh und das bei einer angehenden Ärztin. Naja... Du wolltest wohl unbedingt zu uns und zwar jetzt. Nun dein Papi und ich sind schon 7 Jahre ein glückliches Paar und waren uns auch einig, dass wir mal Kinder wollten, aber erst nach dem Studium. Eigentlich. Ich war ziemlich schockiert und dein Papi noch mehr. Wir haben viel geredet und uns am Schluss entschieden, dass mein Studium allein kein Grund für einen Abbruch sein kann. Wir freuen uns auf dich! Wir packen das schon. Papi hat einen guten Job, dein Nani und der Rest meiner Familie hilft auch und die Uni scheint unterstützend zu sein.
Nach der Anfangsübelkeit war die SS lange unproblematisch und unbemerkt. Im 7.Monat begann die Uni wieder und viele merkten noch nichts. Immer hiess es, du seist zu leicht, nicht unbedingt zu klein, aber zu leicht... Am Sa. 3. November. vor dem Termin bei einer Hebamme, war ich wie immer auf dem Stepper, dann Blutentnahmekurs und am Abend noch ein Geburtstagsfest (konnte immer noch die gleichen Hosen anziehen, wie vor der SS), das war zu viel. Am Sonntag musste ich mit vorzeitigen Wehen (32+0) ins Spital, sie behielten mich 1 ganze Woche an die Tokolyse gefesselt da - schrecklich! Immerhin hattest du in dieser Woche die Möglichkeit zu wachsen, mein Bauch war danach echt grösser und im US hast du dein Geschlecht gezeigt

Am 21.12. war ich noch an der Uni. Am 23. feierte mein Bruder, dein Götti, seinen 19ten Geburri und er wollte unbedingt, dass du dann kommst, er spazierte sogar mit mir auf den Üetliberg, damit du vielleicht eher kommst. Nützte alles nichts

Um 13 Uhr verliessen wir das Spital, "wenigstens gits sicher kä Natalie, Wiehnachte isch jo verbii", sagte ich zu deinem Papi, kaufte noch Mineralienbrausetablette und wir fuhren zurück zu meinen Eltern. Auf dem Sofa döste ich etwas.
Um 14:30 bat ich deinen Papi mal auf die Uhr zu schauen, mein Bauch ziehe sich immer so zusammen. Wir schauten und es war schön immer in 5-Minuten-Abständen. Nach einer Stunde ging ich mal in die Badewanne. Die Kontraktionen blieben, sie waren da, wirklich schmerzhaft aber nicht. Meine Mami jagte mich dann aus der Wanne, sie wolle nicht, dass ich noch hier gebäre. Also rief ich der Hebamme an und teilte ihr mit, dass ich seit gut einer Stunde alle 5 Minuten Wehen hätte. Sie meinte, das könne noch lange dauern, ich soll vorbeikommen, wenn ich so 1, 2 Stunden alle 3 Minuten Wehen hätte. Ich meinte noch, ich fühle mich nicht so wohl, weil wir noch Besuch hatte und so viele Leute da seien, da meinte sie, ich soll einfach vorbeikommen, wenn mir danach sei. Kaum hatte ich aufgehängt, es war nun 16:00 platzte die Fruchtblase oder eher ging etwas Wasser ab, zum Glück hatte ich davor eine Binde eingelegt. Nun wurden die Wehen schmerzhaft. Ich tiegerte im Haus herum, ertrug niemanden mehr in meiner Nähe und wollte nur noch ins Spital. Dein Papi ass noch seine Spätzli fertig und um 16:15 gingen wir zum Auto. Auf dem Weg ins KSB hatte ich 3 Wehen, die echt weh taten. "Wenn da vier Stund so goht, da halt ich ned us..." sagte ich zu deinem Papi. Dazwischen konnte ich normal reden und hatte Angst vor dem nächsten Schmerz. Wir konnten nicht direkt vor dem Notfall parkieren, musste noch etwas gehen. Wieder eine Wehe. Wollte deinem Papi sagen, er soll mir den Rücken massieren, konnte es aber nicht formulieren. Gleich vor dem Eingang die nächste. Ich musste ganz, ganz dringend aufs WC, autsch, tat das weh. Ich spürte deinen Kopf. Der Sanitäter kam angeeilt, er wollte mich in einen Rollstuhl verfrachten, ich wollte nicht. Muss in angemotzt haben, denn Ph. sagte zu ihm, es sei alles ok, ich bekäme nur ein Baby und wolle gehen. Auf dem Gang begegneten wir dem Dr. vom Morgen. Er traute seinen Augen nicht und meinte zum Glück habe er nichts gemacht, so sei er wenigstens unschuldig... Vor der Türe zur Gebärabteilung wieder eine. Ich sagte zur Hebamme ich spüre den Kopf, es ginge nicht mehr lange. Ich dachte noch, juhui, ein Zimmer mit Badewanne...
Sie hievte mich aus Bett, wo ich nicht hinwollte, zog mir die Kleider aus, was ich auch nicht wollte. Ich jammerte, ich wolle das nicht und es tue alles weh und ich wolle nicht gebären. Sie zwang mich und schaute nach: Muttermund bis auf einen Spalt offen, eine 2. Der Arzt konnte es nicht glauben. Noch 2, 3 solche Wehen, ich schrie und tobte und dazwischen unterhielt ich mich. Die Hebamme hantierte was, ich hatte Angst sie gebe mir einfach was, weil ich mich so benahm. Aber sie zog nur was Wehenförderndes auf und legte die Sachen für dich bereit. Einmal umklammerte ich ihre Hand und sie schimpfte, sie müsse arbeiten, also umklammerte ich den Arm des Arztes. Dann hiess es schon Pressen, natürlich verschrie ich die erste. Ich wurde gemassregelt, dass ich jetzt tun müsse, was sie sagen. Dein Papi feuerte mich an. Ich war froh, war er da. Nach 2 Presswehen hiess es schon, entweder du kämest jetzt die nächsten 2,3 oder sie müssen die Glocke nehmen, du zeigtest Stresssymptome. Es war zu eng, trotz Dammschnitt. Ich verstand die Welt nicht mehr. Wir sind doch erst angekommen. Nach weiteren 2mal Pressen warst du da, rausgeflutscht. Dein 1.Schrei war mickrig, dein Papi schnitt die Nabelschnur durch und du kamst etwas schmutzig und zerknautscht zu mir, hast mich "angebislet" und dann gleich getrunken. Ich war überhaupt nicht kaputt, hatte nur noch Angst vor der Plazenta, aber das schmerzte gar nicht. Danach hiess es warten, darauf genäht zu werden, darauf, dass man die Kleine wog. Der Arzt war ganz gespannt auf das Gewicht, denn du sahst nicht so munzig aus und siehe da 3310g. Schlechter US. 50cm und 3310g, genau Durchschnitt und das nachdem man mir die ganze SS ein schlechtes Gewissen gemacht hat. Du bist perfekt! Leider kann ich mich nicht mehr an meine Gefühle bei der 1.Berührung erinnern, alles ging viel zu schnell. Wir waren knapp 20 Minuten im Spital, 50Minuten nach dem Blasensprung und der 1. schmerzhaften Wehe warst du um 16:50 schon da. Nun begann ich zu zittern und schlottern, war wohl doch etwas viel und ich war auch noch geschwächt, hatte ja die ganze Nacht erbrochen und nichts gegessen. Aber das gebrachte Essen konnte ich dann nicht essen, wurde mir halben übel. Schnell, schnell mussten wir deinen Namen angeben, der erste Namen war klar: Dein Papi hatte schon lang jeden Abend Jaël-Streichelstunden abgehalten, aber über die Schreibweise haben wir nie diskutiert, ich wusste es nicht. Die Hebamme hiess mich, mich zu beeilen. mit Y oder J ich wusste es nicht.Ich dachte J, dein Papi sagte spontan Y, was nun?
Nun heisst du Jaël Natalie - du bist ja wirklich am "Weihnachtstag geboren", da konnte ich gar nicht mehr anders

Mir ging es ganz schnell wieder gut. Meine 10 Kilo waren beinahe weg und der Bauch eigentlich auch fast, schon noch etwas schwabelig. Der Dammschnitt blutete noch etwas und bereitete mir die 1. Nacht noch etwas Schmerzen, aber am nächsten Tag, war alles eigentlich schon wieder gut. Nur meine Brustwarzen machten etwas weh. Schon im Spital konnte ich mit lernen beginnen, schliesslich war meine Prüfung am 24. Januar. Am Samstag gingen wir nach Hause, dein erster Spaziergang im Kinderwagen stand auf dem Programm. Mami spürte ihren Dammschnitt noch etwas, aber sonst ging es uns allen gut. Die Milch war schon eingeschossen, Tags zuvor hatte ich Brüste, wie Volleybälle - fürchterlich...

Die Geburt war ultraschnell. Dein Papi war etwas überfordert und auch noch krank und auch für mich war es etwas sehr schnell, konnte mich weder vom Bauch, noch vom Schwangersein verabschieden, realisierte es gar nicht, dass das das Ende und der Anfang darstellt und du dich nun nur noch von mir entfernst.
Dein Papi lernte schnell und seit er Jaël-Tage mit die alleine hat, ist er noch mehr in dich vernarrt und geniesst die Zeit mir dir!
Dank der schnellen Geburt, dank dem, dass keine Komplikationen auftraten, du super trankst, zunahmst und viel schliefst, konnte ich nach 4 Wochen an die Prüfung und hatte danach noch einen Monat Ferien und Zeit für dich! Danach begann die Uni wieder und das Organisieren. Nun bist du schon fast 4 Monate alt, immer noch ernährst du dich nur von Mamis Milch, am liebsten frisch ab Brust, oder halt mit abgepumpter Milch, wenn Mami an der Uni ist. Bist ein richtiger Wonneproppen. Ende März sind wir gezügelt. Bis da hast du immer bei Mami geschlafen, nun schläfst du im eigenen Zimmer, lachst uns an, plapperst und spielst unter deinem Spielbogen, du entwickelst dich so unglaublich schnell, alles pendelt sich langsam ein, nur schlafen willst du nicht mehr wirklich... war noch nie so müde und erschöpft, wie momentan! Aber wenn du mich anlachst und "gluckst" vor Freude, dann bin ich einfach nur glücklich und dankbar, dass du bei uns bist!
Ich möchte die Welt wieder durch Kinderaugen sehen, das geht nicht mehr, aber du, meine kleine Maus, du schenkst mir einen neuen Blickwinkel! Danke!